Geschichte des DHV - Vom tollkühnen Abenteuer zum professionellen Verband
1973 - Geburt des Drachenfliegens in Deutschland
Der Amerikaner Mike Harker fliegt im April mit seinem abenteuerlichen Fluggerät von der Zugspitze, eine wahre Sensation. Der Drachen wog etwa 11 kg und das Gleitverhältnis betrug etwa 1 zu 4, das war viel schlechter als bei heutigen Schulungsschirmen. Der Sport zieht wagemutige Abenteurer an, junge Flugpioniere gründen die ersten Drachenflugschulen.
1976 - Weitere Verbreitung des Sports
Das Echo der Medien zur 1. Weltmeisterschaft in Kössen war gewaltig. Die Fangemeinde wuchs unaufhörlich weiter, auch in Deutschland. Zeitgleich machte sich in der lebendigen Szene zunehmend Unzufriedenheit breit. Die Pilotenausbildung war ungeregelt und manche Drachen zeigten kritisches Flugverhalten und die ersten Opfer waren zu beklagen. Es waren meist junge Burschen, wie Peter Janssen, die versuchten den Sport in sichere Bahnen zu lenken. Zudem war das Fliegen gesetzlich stark reglementiert. Bei 150 Metern Höhe über Grund hatte die Freiheit ein Ende.
1977 - Der Flattersturz
Die Jahre 1977 und 1978 zählten international zu den schwärzesten der Drachenfliegerei. Der Flattersturz (bei dem der Drachen heftig flatterte und dadurch die Kontrolle verloren ging, was letztlich zu einem Absturz führte) war ein großes Problem. In Deutschland wollte man diese Entwicklung stoppen und bereitete Testungen vor.
1978 - Drachenfliegen wird legalisiert
Das Drachenfliegen wurde in Deutschland 1978 offiziell ins Luftrecht aufgenommen. Seitdem gelten Drachenflieger als Luftsportgeräte, und es wurden spezifische Regeln und Vorschriften für deren Betrieb und Nutzung festgelegt. Diese Aufnahme ins Luftrecht war ein bedeutender Schritt zur Anerkennung und Regulierung des Sports, um Sicherheit und klare Rahmenbedingungen für Piloten und Fluggeräte zu gewährleisten.
1979 - Gründung des DHV
Im Frühjahr 1979 wurde vom Kran eine Abwurfserie von Geräten gemacht und damit stand der Einführung des Gütesiegels nichts mehr im Weg. Das Ereignis ging als Abwurfschlacht am Tegelberg in die Geschichte ein. Der Flattersturz wurde besiegt. Engagierte Drachenpiloten gründen am 24.11.1979 in Donzdorf den Deutschen Hängegleiterverband (DHV). Ziel war eine stärkere Vertretung und bessere Richtlinien, eine günstige Haftpflichtversicherung sowie die Mitgliederzeitschrift DHV-info (heute DHVmagazin), um den Flugsport zu fördern. Neue Fluggeräte werden bezüglich Flugverhalten und Sicherheit getestet und Richtlinien für die Pilotenausbildung bestimmt.
1980 - Streckenfliegen wird legalisiert (Allgemeinverfügung)
Der DHV-Vorsitzende Peter Janssen wurde immer wieder in Bonn vorstellig, um die rechtlichen Barrieren gegen das Streckenfliegen beiseite zu räumen. Mit einer Allgemeinverfügung schafft es der DHV, die Höhenbeschränkung aufzuheben und Streckenfliegen zu legalisieren. Als DHV-Sportreferent hat Charlie Jöst die Chance bekommen Streckenflug-Wettbewerbe einzuführen. Der Deutsche Streckenflugpokal wurde erstmals ausgeschrieben.
1981 - Weltrekord
Im Frühjahr 1981 flog Helmut Denz aus Stuttgart mit 192 km einen Weltrekord.
1986 - Gleitschirmfliegen hält Einzug
Die verwandten Sportarten nutzen die gleichen Fluggelände und teilen darüber hinaus wesentliche Gemeinsamkeiten. Die gemeinsame Vertretung dieser Sportart durch den DHV kommt kommt allen Beteiligten zugute. In Deutschland konnte nur über einen Erprobungsantrag beim Bundesminister für Verkehr (BMV) im Januar 1986 die Weichen fürs Gleitschirmfliegen gestellt werden.
1987 - Gleitschirmfliegen offiziell in Deutschland zugelassen
Am 15. April 1987 wurde das Gleitschirmfliegen endlich auch in Deutschland offiziell zugelassen, nachdem der DHV dem Bundesministerium für Verkehr eine Ausbildungs- und Prüfungsordnung, die ersten Gütesiegelforderungen und die Gleitsegelbetriebsordnung vergelegt hatte. Gleichzeitig erweiterte das BMV die Beauftragung des DHV um den Bereich Gleitschirmfliegen. Damit waren die Weichen für ein hohes Sicherheitsniveau gestellt. Es gab sofort eine geregelte Ausbildung in Deutschland und auch das DHV-Technikreferat ging gut vorbereitet an die ersten Gleitsegel-Gütesicherheitsprüfungen. In Deutschland, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, ist die Greäteprüfung gesetzliche Pflicht.
Während der 1. Weltmeisterschaft im Gleitschirmfliegen in Verbier hat das deutsche Team den Vizeweltmeistertitel errungen. Auf unserer 8. Hängegleitertagung am 31. Oktober 1987 stimmten die anwesenden Mitglieder mit großer Mehrheit für die Aufnahme des Gleitschirmfliegens in die Verbandssatzung.
1991 - Rettungsgerät wird Pflicht
Zum Schutz der Piloten wird es am 01.01.1991 Pflicht bei jedem Gleitschirmflug, mit einem Bodenabstand von mehr als 50 Metern, ein Rettungsgerät mitzuführen.
1993 - Das Bundesministerium beauftragt den DHV
In diesem Jahr wurde die Zulassungspflicht im Luftrecht verankert. Die Prüfstelle wurde zunächst als Technikreferat innerhalb des DHV betrieben. Später wurde sie vom Bundesministerium für Verkehr als unabhängige Prüf- und Zulassungsstelle beauftragt. Durch die Beauftragungsverordnung des Bundesverkehrsministeriums vom 16.12.1993 ist der Deutsche Hängegleiterverband e. V. (DHV) zuständig für die Erteilung der Erlaubnisse zum Starten und Landen mit Hängegleitern und Gleitsegeln außerhalb der genehmigten Flugplätze (§ 25 Abs. 1 LuftVG).
In diesem Jahr war die Gesamtzahl der Inhaber der Luftfahrerscheine für Gleitschirme höher als für Drachen.
1995 - Die EN 926-1 Norm wurde erstmals veröffentlicht
Die Lufttüchtigkeitsforderungen (LTF) und die EN-Norm 926-1 sind europäische Standards für die Zertifizierung und Sicherheit von Gleitschirmen. Die EN 926-1 spezifisch bezieht sich auf die Anforderungen und Prüfverfahren zur Feststellung der strukturellen Festigkeit und Festigkeitseigenschaften von Gleitschirmen.
1996 - Neuer Vorsitzender
Charlie Jöst löst den langjährigen Vorsitzenden Peter Janssen ab. Dieser berät den DHV fortan als Justiziar. Außerdem vertritt er den DHV bis heute im Vorstand des Kuratoriums Sport & Natur.
1998 - Die LTF wurde um die EN 926-2 Norm erweitert
Die EN 926-2 ist eine ergänzende Norm zur EN 926-1, die sich auf die Prüfverfahren zur Bestimmung der Flug- und Sicherheitseigenschaften von Gleitschirmen konzentriert. Während EN 926-1 die strukturelle Festigkeit und Belastbarkeit behandelt, befasst sich EN 926-2 mit dynamischen Tests und der Beurteilung des Verhaltens der Gleitschirme während des Flugs, einschließlich Manövern und Notfallreaktionen.
2000 - Rückenprotektor-Pflicht
Am 01. Januar 2000 ist die Pflicht für normgeprüfte Rückenprotektoren in Kraft getreten. Rückenprotektoren können bei einem Unfall, besonders bei einer harten Landung oder einem Absturz, vor schweren Rückenverletzungen schützen.
2001 - Gründung der DHV-Jugend
Die DHV-Jugend ist die Jugendorganisation des Deutschen Hängegleiterverbandes (DHV), die sich an junge Gleitschirm- und Drachenflieger richtet. Nach der Gründung startete die DHV-Jugend damit ein jährliches Event für junge Piloten und Pilotinnen zu organisieren, der FUN-Cup war geboren.
2002 - Der 1.000ste Gleitschirm in der Musterprüfung
Mit dem Wegfall der Musterzulassungspflicht ist die DHV-Musterprüfstelle seit Januar 2002 vom LBA für die Musterprüfung von Luftsportgeräten (Hängegleiter und Gleitsegeln) anerkannt. In diesem Jahr testen wir den 1.000ste Gleitschirm nach geltenden Normen.
2002 - Deutsche Streckenflugmeisterschaft erstmals digital
Die Teilnahme an der Deutschen Streckenflugmeisterschaft wurde durch vereinfachte Dokumentation mittels GPS-Daten und online-Einreichung erleichtert. Vorher musste vor dem Start eine Startmeldung inklusive Wendepunkte und nach der Landung eine Landemeldung auf einem Papierformular ausgefüllt werden. Von den Wendepunkten mussten Fotos gemacht werden, eine Höhenaufzeichnung war damals schon Pflicht.
2007 - DHV-XC geht online
Der OLC-Server war längere Zeit außer Betrieb. Deshalb fiel die Entscheidung, dass der DHV einen eigenen XC-Server betreibt. Dies konnte konnte durch Nutzung der frei verfügbaren Software Leonardo und der Arbeit engagierter DHV-Mitarbeiter rasch ungesetzt werden.
2009 - 50.000ste Luftfahrerschein
Der DHV stellt am 02.09.2009 den 50.000sten Luftfahrerschein aus
2014 - Akkreditierung der Musterprüfstelle
Am 19.08.2014 wurde die Musterprüfstelle offiziell akkreditiert. Die Zulassung bzw. Musterprüfung der Luftsportgeräte führt die von der DAkkS (Deutsche AkkreditierungsStelle GmbH) akkreditierte DHV Musterprüfstelle durch.
2019 - Der 2.500ste Gleitschirm wird getestet
Die Musterprüfstelle untersucht den 2.500ste Gleitschirm auf die Sicherheit und Betriebstüchtigkeit.
2021 - Das 40.000ste Mitglied tritt ein und der 500ste Drachen wird mustergeprüft
Wir freuen uns, das 40.000ste Mitglied im Verband begrüßen zu dürfen. Der 500ste Drachen wurde mustergeprüft.
2022 - Der Vorsitzende wechselt
Bernd Boeing löst Charlie Jöst nach 26 Jahren im Vorsitz ab. Charlie Jöst unterstützt den Flugsport im weiteren Verlauf als Vizepräsident des Luftsportverband Deutschland LUVD.
2023 - Eine neue Ära im deutschen Luftsport
Um den Luftsportverbänden in Deutschland eine gemeinsame Stimme zu geben, hat sich der Luftsportverband Deutschland (LUVD) gegründet. Auf der Mitgliederversammlung am 8. November 2023 wurde der neue Weg beschlossen und dazu eine neue Satzung verabschiedet. Mit Dr. Dirk Aue und Charlie Jöst als Vizepräsidenten ist der DHV gut vertreten. Der LUVD vertritt bereits 162.000 Luftsportlerinnen und Luftsportler aus mehreren Luftsportarten.
2024 - Rekorde und Verbesserungen für Mitglieder
Am 11.04.2024 wird im Referat Ausbildung der 80.000ste Luftfahrerschein ausgestellt. Im Mai 2024 erteilt der DHV die Zulassung für das 1.000ste Fluggelände in Deutschland.
Überraschend wurden die geforderten Versicherungssummen in Italien auf 1.6 Mio hinaufgeschraubt. Wir konnten bei unserem Gruppenversicherer HDI erreichen, dass die Versicherungssumme für unsere Mitglieder ohne Aufpreis angepasst wurde.
Der Relaunch der Website war eine echte Mammutaufgabe und das gesamte DHV-Team arbeitete daran. Die vielen Informationen sind nun übersichtlicher und intuitiv zu finden. Wir freuen uns, dass die neue Homepage im Juli online ging.