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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Volles Haus
Der alte und neue Sportvorstand, Axel Stuckenberger und Ralph Schöffel (v.l.)
Impressionen vom Fliegen
Super Preise
Auswerter DHV-XC, Ritch Brandl, Peter Wild, Ralph Schlöffel, Georg Rauscher
Viel Applaus
Aufmerksames Publikum
Reiner Rose
Dr. Jörg Zitzmann
Daniel Tyrkas, Deutscher Meister (XC-GS offen)
Daniel Tyrkas und Uli Wiesmeier (2. GS offen)
Hans Walcher, Deutscher Meister (XC-GS Sport)
Jörg Zitzmann (3), Hans Walcher (1), Torsten Hahne (2), (XC-GS Sport)
Gratuliere! Peter Achmüller, Deutscher Meister (XC-HG flexibel)

Sportlertreffen 2009

Text und Fotos Benedikt Liebermeister

Zur Jahrestagung

Fotogallery am Ende des Textes

Siegerehrung der Deutschen Meister im Streckenfliegen, der Drachenliga und erstklassige Vorträge zur XC-Praxis

Das Sportlertreffen war Sepp Gschwendtners Idee. Fünf Jahre lang organisierte er im Vorfeld die Veranstaltung und führte gekonnt launig durchs Programm. Doch auch der Sepp wird nicht jünger. Gearbeitet hat er genug. Jetzt will er sich ausschließlich auf das konzentrieren, was er immer schon am liebsten tut. Unbeschwert Streckenfliegen. Deshalb wurde dringend nach Ersatz gesucht. Sepps Fußstapfen sind groß, nicht jeder passt da rein.
Der Ralph Schlöffel hat nicht nur die passenden Füße, er ist vom Fach, fliegt DHV-XC, Wettbewerbe und ist frisch-gewählter Sportvorstand. Authentisch und mit urwüchsigem fränkischem Charme moderierte er die Vorträge an und bereitete detailliert die Siegerflüge der Deutschen Meister auf. Als letzte Amtshandlung ging ihm der scheidende Sportvorstand Axel Stuckenberger bei den Siegerehrungen zur Hand. Über 300 Sportler waren in der Halle versammelt.

Zum Einstand präsentierte der DHV-Vorsitzende Charlie Jöst Impressionen vom Fliegen 2009. Der Filmemacher versteht es, den Piloten in gestochen scharfen Filmaufnahmen vor Augen zu führen, warum sie diesen Sport so lieben.

Mentales Training verbessert die Leistung. „Neurologisch gesehen, ist es egal, ob ich selbst fliege oder es mir vorstelle“, erklärt Reiner Rose. „Mental fliegen heißt gedanklich fliegen.“ Durch konsequentes Praxistraining lässt sich Stress verhindern. Der Pilot lernt während des „Probehandelns“ fehlerhafte Reaktionen systematisch zu erfassen, um sie in Zukunft zu vermeiden. Seit Jahren veranstaltet Reiner Rose mit Erfolg mentales Segelflug-Training (MST).

Die drei Säulen erfolgreichen Sports bestehen aus Psyche, Training und Ernährung. Psyche war grad dran, deshalb stellt Dr. Jörg Zitzmann die Frage in den Raum: Wie wichtig sind Fitness und Ernährung beim Streckenfliegen?
Von wegen Sitz/Liegesportler. Die mittlere Herzfrequenz beträgt beim Fliegen 128/min. HWS-, Schulter-, Rumpf- und Bauchmuskulatur sind erheblichen Belastungen ausgesetzt. Beim Beschleunigen wird der Oberschenkel gefordert. Ohne Ausdauertraining mindestens 2 mal die Woche 30 min und gezieltes Krafttraining sind auf Dauer keine 6-8 Stunden Flüge durchzuhalten.
Dazu kommt die richtige Sportlernahrung. Überwiegend basisch, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, eine ausgewogene Mischung der Kohlenhydrate, ungesättigten Fette und Vitalstoffe. Das heißt, Nahrung bevorzugen, die weniger säureproduzierende und mehr basisch wirkende Anteile enthält. Mineralbasen liefern reifes Obst und Gemüse, im Notfall hilft Basenpulver als Nahrungsergänzung. Saurer ph-Wert zwingt den Körper zur Mehrarbeit. Viel trinken. Auf hypotone und isotone Getränke achten. Merke: nicht hyperton = Cola, Limonade etc. Entsorgung mittels Urinalkondom und Windel. Mit kurz- , mittel- und langkettigen Kohlenhydraten den Blutzuckerspiegel kontinuierlich aufrecht halten. Das sind Dextrose, Fructose und Oligofructose. Ungesättigte Fettsäuren (Omega 3 und 6) bieten z.B. kaltgepresstes Olivenöl und Kaltwasserfische, Obst und Gemüse beinhalten Vitalstoffe.
Eine Umfrage ergab, dass die meisten erfolgreichen XC-Piloten auf Ausdauertraining und ausgewogene Ernährung großen Wert legen.

Mit lauten Fanfaren begrüßte der Saal die Deutschen Meister im Streckenfliegen 2009.
Ein spannendes Rennen lieferten sich die drei Erstplatzierten in der offenen Klasse Gleitschirm um die Deutsche Meisterschaft (XC). Am Schluss hatte Daniel Tyrkas die Nase vorn. Platz zwei ging an keinen Unbekannten. Uli Wiesmeier gewann 1992 als erster Deutscher den Gesamtworld-Cup. Dritter wurde Christoph Kirsch. Deutscher Meister (XC-GS) in der Sportklasse ist Hans Walcher, er holte sich am Speikboden mit einem 198-FAI den Sieg. Auf Platz zwei Seriensieger Torsten Hahne, auf Platz drei kam Jörg Zitzmann. Der Hochfellln als Sprungbrett für den Deutschlandflug und der Speikboden als Dolomitentor im Juli/August waren die Hotpots 2009 für die Gleitschimwertung.
Zum fünften Mal Deutsche Meisterin ist Monika Mack (XC-GS), dahinter Renate Brümmer und Christine Miller. Zu Zweit am weitesten flog Karl Ruland, ihm gelang mit 168 km der Deutsche Rekord. Auf zwei und drei flogen Hartmut Anding und Stefan Wiebel. Bester Junior ist Rolf Wagner. Rolf hat kein Auto mehr, deshalb fliegt er hauptsächlich von daheim, der Zwiesel Alm. Die Vereinswertung gewannen die Werdenfelser. Von daheim fliegt auch Robert Bernat. Vier Mal über 200 km gelangen ihm vom Alten Lager. Zum Gewinn des Deutschland-Pokals reichte ihm die Strecke jeweils bis zur Grenze. Der Auer Erwin war ihm im Bayerischen Wald knapp auf den Fersen. „Nicht zuviel nachdenken. Einfach fliegen und genießen“, ist die Devise des urigen Oberfpfälzers. Platz drei errang Victor Milzin, auch er ausschließlich vom Alten Lager. Das Alte Lager läuft den alpinen Fluggebieten langsam aber sicher den Rang ab.
In der Bundesliga spielten die Bayerwälder am besten. Die Newcomerwertung gewann Bernd Weitzel. Am längsten Spaß (Fun-Cup) hatten Christoph Bessei (1), Max Conrad (2) und Harald Müller (3), am weitesten flogen dabei erneut Christoph Bessei, dann Jürgen Voß und Peter Weil.

Deutscher Meister (XC) bereits zum zweiten Mal in Folge ist Peter Achmüller bei den flexiblen Drachen. Vize Peter Wilming, Dritter Markus Ebenfeld. Drachenflieger haben’s nicht leicht. Peters Kommentar zum 225 FAI vom Rauschberg: „Warum turn ich da den ganzen Tag völlig allein zwischen Tüten und weißen Plastikteilen rum? Bin ich wirklich das letzte lebende Exemplar meiner Art?“.
Seit Jahren vorn dabei ist der Dieter Kamml. Jetzt hat’s gereicht. Verdient Deutscher Meister (XC) bei den Starren. Reinhard Pöppl auf Platz zwei, Dirk Ripkens auf drei.
Die ewige Zweite ist durchgestartet. Ute Hoffmann holt den Titel (XC) vor Corinna Schwiegershausen und Nicola Demmeler. Bester Junior ist Tim Grabowski. Beste in der Vereinswertung sind die Ruhpoldinger, sie gewannen auch die Bundesliga. Im Deutschlandpokal triumphierte Michael Schmidt vor Bernd Otterpohl und Reinhard Pöppl. Bester Newcomer in der Drachenwertung ist Stefan Traut. Stefan wurde siebenmaliger Deutscher Meister in der Offenen Klasse Gleitschirm.

In der Drachenliga siegte Konrad Schwab vor Thomas Schreck und Andreas Beeker. Bei den Starren gewann Peter Friedemann vor Ulf Neumann und Bernd Weist. Mit viel Engagement steht Konrad Lüders der Drachenliga vor.

Deutscher Meister werden lohnt sich. Großzügige Sponsoren bedachten die Sportler mit Preisen vom Compeo+, über exquisite Sportuhren bis zu Fliegerstiefeln und vieles mehr.

Risikomanagement im alpinen Gelände. Mit einem lachenden und weinenden Auge begann Peter Achmüller seinen Vortrag. „Da habt Ihr den Bock zum Gärtner gemacht!“ Im Juli hatte er seine guten Vorsätze außer Acht gelassen und war beim Starten gecrasht. Umso mehr möchte er den Streckenfliegern seine Erkenntnisse ans Herz legen. Letztes Mal Konfuzius, heute Schopenhauer. Peter liebt schwere Kost: „Das Schicksal mischt die Karten, und wir spielen.“ Folgende Akteure tanzen im Risiko-Ballett, der Mensch, die Technik und die Natur. Der Fokus liegt heute auf der Natur, dem System alpines Gelände. Oberfläche und Neigung sowie die aerdynamische Bewertung – Südwind, Nordwind, turbulent, laminar - sind für Peter die entscheidenden Parameter für die Beurteilung eines Geländes. Nach der Katastrophencheckliste teilt er mögliche Landeplätze ein. „80% Handlungsspielraum und 20% Risiko haben sich als Optimum bei vergleichbaren Studien im Alpinismus ergeben“, zieht Peter Bilanz. „Wer beim geringsten Zweifel umdreht, wird kein Streckenflieger werden. Wer aber trotz massiver Zweifel weiterfliegt, wird in Kürze …. Auch keiner mehr sein“, schließt er mit deutlichen Worten seine Ausführungen.

Jedes Jahr ein Genuss. Volker Schwaniz meteorologische Vorträge. Wo geht’s wann am besten, ist nach wie vor die Kardinalfrage beim Streckenfliegen. Für die Alpen kurz umrissen: Saison beginnt Mitte Februar am Südalpenrand, arbeitet sich bis Ostern zum Hauptkamm vor. .Ab April kommen in den Nordalpen die inneralpinen Gebiete mit Südhängen dazu, gefolgt vom Nordalpenrand, der meist ab Mai gute Bedingungen liefert. Ab August sind die meisten Spitzenflüge in den südlich ausgerichteten Hochtälern zu finden.
In manchem Jahr war der April im Mittelgebirge und Flachland schon richtig gut. Vorausgesetzt eine für Deutschland günstige Großwetterlage. Schwächer wird die Thermik erst Mitte/Ende August. Genauere Eingrenzung der guten Monate ist leider schwer machbar. Das Flachland und die Mittelgebirge liegen deutlich näher an der wetteraktiven Frontalzone, d.h. sie bekommen mehr „übles“ Wetter ab als die südlicheren Alpen.
Die weitere entscheidende Größe für beide Regionen ist der Luftmassencharakter. Hier heißt das Zauberwort: trockene Kaltluft. Und die lässt sich über Karten der „Potentiellen Äquivalent-Temperatur“ (Theta-E)“ ausmachen. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. Vereinfacht gesagt, ist die Theta-E Karte farblich markiert. Grünlich- bläulich geht in Richtung trocken-kalt, gelb-orange Bereiche zeigen feucht-warme (schwüle) Luftmassen an. Die Karten lassen sich z.b. in der Wetterzentrale.de unter Topkarten/GFS-Wettermodel/Europa bzw. Mitteleuropa runterladen.

Spannend, informativ und kurzweilig waren die Vorträge. Die Deutschen Meister persönlich zu treffen und mit ihnen zu feiern, war auf jeden Fall eine Reise wert. Im Februar Info kommen die Vorträge als Artikel.

Der Sportlertag in Bildern

Markus Ebenfeld (3), Peter Achmüller (1), Peter Wilming (2) (DHV-XC HG)
Da freut sich die Moni Mack, Deutsche Meisterin (XC-GS), li Christine Miller (2), re Renate Brümmer (2)
Deutsche Meisterin (XC-HG) Ute Hoffmann
"Papa, Du bist super!"
Deutscher Meister Dieter Kamml (XC-HG Starr) li, Reinhard Pöppl (2)
Deutscher Meister Tandem Karl Ruland re, Hartmut Anding (2)
1. Vereinswertung GS, Drachen- und Gleitschirmflieger Werdenfels
1. Vereinswertung HG und Bundesliga, Delta Club Bavaria Ruhpolding, "Wir haben alle gewonnen!"
"Nicht zuviel nachdenken, fliegen und genießen", rät Erwin Auer
Sieger Deutschlandpokal, v.l. Viktor Milzin (3), Robert Bernat (1), Erwin Auer (2)
Sieger Bundesliga, Drachen- und Gleitschirmclub Bayerwald
Sieger Funcup, v.l. Christoph Bessei (1), Max Conrad (2), Harald Müller (3)
Es gab viel zu hören
Bester Junior Drachen, Tim Grabowski
Konrad Lüder, Liga-Boss
Sieger Liga flexibel
Sieger Liga starr v.l. Bernd Weist (3), Peter Friedemann (1), Ulf Neumann(2)
Torsten Hahne präsentierte beeindruckende Fotos vom Fliegen
Optimierung von Spielraum und Risiko
Peter Achmüller
Volker Schwaniz
Wo geht's am besten?
Ritch Brandl (Organisation), Ralph Schlöffel (Moderation), Charlie Jöst DHV-Vorsitzender und Medien)
Danke an die großzügigen Sponsoren!