Retterauslösung durch verhängte Fangleine

Jeder hat`s schon mal gesehen: Bei einem startbereiten Gleitschirmflieger hängt eine Fangleine am Griff des Rettungsschirmes fest. Meistens wird der Flieger durch einen aufmerksamen Kollegen darauf hingewiesen oder bemerkt die Verhängung noch selbst.

Bleibt der Fehler unerkannt, kann die unter Zug kommende Fangleine sich an der Griffkonstruktion verklemmen oder den Griff aus seiner Verankerung lösen. Im schlechtesten Fall ist es möglich, dass dabei der Aussencontainer öffnet und der Rettungsschirm herausfällt. In der geringen Höhe nach dem Abheben ist eine Rettungsschirmöffnung sehr kritisch.

In diesem Video ist ein derartiger Vorfall gut zu sehen. Eine Leine des Gleitschirms hatte sich hier während des Aufziehens kurzzeitig an einer hervorstehenden Ecke des Rettungsgeräteauslösegriffs verhängt und den Außencontainer geöffnet.

Der erfahrene Doppelsitzerpilot reagiert perfekt. Er steuert den Gleitschirm, stark angebremst, seitlich zum Hang bevor der Retter sich voll entfaltet. Dadurch verhindert er die Scherenstellung zwischen Gleitschirm und Rettungsschirm, die sich unmittelbar an die tragenden Öffnung des Retter anschließt und kurzzeitig erhöhtes Sinken verursacht.
Bei diesem Vorfall blieben Passagier und Pilot unverletzt.

Um solche potentiell gefährlichen Unfallsituationen zu vermeiden:

• Sollte beim Startcheck der Freilauf der Leinen auch im Bereich des Rettungsgerätegriffs überprüft werden,
• ist beim Vorflugcheck eine Kontrolle des Auslösemechanismus (Griff, Splinte, Klett) auf ordnungsgemäßen Verschluss empfehlenswert.
• Sollten allzuweit abstehende Griffe näher am Gurtzeug fixiert werden, damit die Gefahr minimiert wird, dass sich während des Aufziehens des Gleitschirms eine Leine am Griff verhängt.
  
  Die folgende Bildreihe verdeutlicht die Problematik.
  
  

Karl Slezak
DHV-Sicherheit

Fotos und Video: Rainer Bürger