Deutscher Hängegleiterverband e.V.

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PHI Tenor 23

Sicherheitsklasse 4
PHI Tenor 23

Bewertung Extremflugverhalten

Sicherheitsklasse 1 Sicherheitsklasse 2 Sicherheitsklasse 3 Sicherheitsklasse 4 Sicherheitsklasse 5
Seitliche Einklapper
Wegdrehen
Vorschießen
Höhenverlust
Sinkgeschwindigkeit
Gegenklapper
Verhänger
G-Last
Frontale Einklapper
Drehung
Geschwindigkeit (Öffnungsverhalten)
Piloteneingriff (Öffnungsverhalten)
Verhänger
Höhenverlust
Sinkgeschwindigkeit
Steilspirale
G-Last
Vsink nach 720°
Vsink maximal
Verhalten nach Freigeben der Bremsen
Nachdrehen
Höhenverlust für Ausleitung
Sicherheitsklasse 4
Pilotenanforderung:
Fähigkeit, Störungen im Ansatz zu erkennen, durch gezielte Reaktionen zu verhindern, bzw. deren Auswirkungen zu minimieren.
Fortgeschrittene Flugerfahrung.

Beschreibung Geräteverhalten

Startvorbereitungen: durchschnittlich
Startverhalten: ausgewogen, gleichmäßiges Steigen, kein Führen erforderlich, gutes Feedback in der Aufziehphase, geringes Abfangen erforderlich, verlangsamt vor dem Scheitelpunkt, einfache Kontrollphase, geringe Geschwindigkeit
Seitliche Einklapper: Gerät klappt flächentief, moderate Dynamik, Wegdrehen insgesamt 90°-180°, (1), moderates Wegdrehen, mäßiges Vorschießen 45°-60° (2), mäßiger Höhenverlust 30-39 m, (2), geringe Sinkgeschwindigkeit 10-14 m/s, (1), , , G-Last < 2,5 G, (1)
Frontale Einklapper: Gerät klappt flächentief, deutliches Abkippen 45-60°, mäßiges Vornicken 30-45°, geringe Dynamik, keine Drehung, (1), Indifferentes Verhalten, teils rasche, teils stark verzögerte, selbständige Wiederöffnung, (3), symmetrische Wiederöffnung, , , verzögertes Anfahren, kurze Sackflugphase, , sehr großer Höhenverlust > 50 m, (4), mäßige Sinkgeschwindigkeit 15-19 m/s, (2)
Steilspirale: moderate Steigerung von Vsink, mäßige G-Last 3,5- 4 G, (2), Vsink nach 720° < 14 m/s, (1), Vsink max. sehr hohe Sinkgeschwindigkeit < 25 m/s, (4), Nach Freigeben der Bremsen, Erhöhung Vsink < 6 m/s, (2), Nachdrehen insgesamt 180°-360°, (2), Höhenverlust für Ausleitung mäßig 30-60 m, (2)
B-Leinen-Stall: hoher Kraftaufwand, mäßiges Abkippen 15°-30°, mäßiges Vornicken 15°-30°, stabile Sinkphase, leichte Deformationstendenz, , sofortiges Anfahren, 6-8 m/s, Höhenverlust bei Ausleitung < 20 m
Ohren anlegen: Einleitung einfach, ruhige Flugphase, Ohren schlagen leicht, Übergang in den Sackflug, Ausleitung selbständig verzögert, Vsink unbeschleunigt 3,5-4 m/s, Vsink beschleunigt 4-4,5 m/s, Vunbeschleunigt 3-5 km/h geringer als Vtrimm, Vbeschleunigt 3-5 km/h höher als Vtrimm
Steuerverhalten: ausgewogen bis wendig, Steuerweg 75 cm, Steuerdruckzunahme sehr deutlich spürbar, Abriss erfolgt nach längerer, deutlich spürbarer Ankündigung

Bemerkung

Startvorbereitung:

Die Startvorbereitungen des PHI Tenor 23 waren einfach bis durchschnittlich. Die wenigen Leinen (2 Stammleinen pro Seite) waren einfach zu sortieren und farblich gut getrennt. Die dünnen, unummantelten Galerieleinen erforderten etwas mehr Aufmerksamkeit. Der weiche, breite Tragegurt war sehr übersichtlich und einfach aufgebaut. Der lange, weiche C-Gurt neigte zum Verdrehen und sorgte für ein etwas anspruchsvolleres Vorbereitungsverhalten.

Start:

Das Startverhalten war einfach. Die leichte Kappe benötigte nur wenig Impuls, um spurtreu und selbstständig ohne Verzögerung über den Piloten zu steigen. Zum Zenit hin verlangsamte die Kappe selbstständig, musste dort aber leicht abgefangen werden. Die Abhebegeschwindigkeit war auffallend gering. Die Beschleunigungsstrecke auffallend kurz.

Flug und Handling:

Dieser B-Schirm besaß einen schön definierten, eher geringen Steuerdruck, wodurch er sich für ermüdungsfreie lange Thermik- und Streckenflüge auszeichnet. Er ließ sich präzise mit geringen Steuerausschlägen pilotieren. Die Steuerung war ausgewogen bis wendig. Eine gute Roll- und Nickdämpfung hielt den Schirm dabei im Zaum. Das Handling ist somit spaßig genug, für Freestyle-Freunde ist jedoch die Dämpfung etwas zu hoch. Thermik und Turbulenzen zeigte der Schirm über die Steuerleinen durch Druckänderungen sowie über die Tragegurte an. Der Schirm zeigte ein aktives Hineinziehen in Aufwinde und kein ausgeprägtes hebelndes Aufstellen. Der Beschleuniger war leichtgängig und effektiv. Der Schirm ließ sich gut über die hintere Ebene aktiv fliegen. Der Knick im Segel beim Zug an der hintersten Ebene entstand auf der Höhe des in der Mitte liegenden Spannbandes.

Seitliches Einklappen:

Das Einklappverhalten des Phi Tenor 23 war sehr weich. Der Schirm ließ sich bei 95 kg Startgewicht unbeschleunigt nur schwer an die Messfeldobergrenze klappen. Bei 105 kg Startgewicht war dies möglich. Der Schirm hatte seine Knicklinie beschleunigt sowie unbeschleunigt markant auf der Höhe des in der Mitte liegenden Spannbandes. Dies dämpfte die Dynamik der seitlichen Einklapper. Große, steile Einklapper waren möglich. Die Reaktionen blieben auch hier gutmütig.
Unbeschleunigt nickte der Schirm nach simulierten Einklappern maximal 55° mit geringer Dynamik vor. Der Schirm war nach 90° Wegdrehen komplett geöffnet. Insgesamt drehte der Schirm maximal 180° weg. Der Höhenverlust lag maximal bei 30 m.
Beschleunigt nickte der Schirm nach simulierten Einklappern maximal -60° zu Beginn sehr zügig vor. Verlangsamte aber sofort. Bei 105 kg war die Vornickgeschwindigkeit höher als bei 95 kg. Der Schirm war nach 90°, bei 105 kg Startgewicht nach maximal 180° Wegdrehen komplett geöffnet. Der Höhenverlust lag bei 95 kg Startgewicht knapp über 30 m, bei 105 kg knapp unter 40 m. Hier zeigt sich, dass durch das Zurücknehmen des Beschleunigers nach dem Einklappen die Kappe stark gebremst wird und somit das Wegdrehverhalten deutlich entschärft wird.
Die Öffnung erfolgte selbst bei kraftvoll eingeleiteten Einklappern stets sanft Zelle für Zelle.
Der Schirm ließ sich nach Einklappern einfach mit der Steuerleine auf Kurs halten. Um mit einem 60 % gehaltenen Einklapper geradeaus zu fliegen war nur zu Beginn ein kurzer Abfangimpuls nötig. Danach flog der Schirm selbst mit gelöster Steuerleine auf der offenen Seite geradeaus. Obwohl sich am hintersten Tragegurt keine extra Griffe oder Schlaufen befanden, ließ er sich gut über diesen Tragegurt steuern sowie nach Einklappern auf Kurs halten.

Frontales Einklappen:

Unbeschleunigte Frontklapper öffneten bis zu einer Einklapptiefe von 50 % (so wie es in der Musterprüfung getestet wird) problemlos und zügig. Bei großen Frontklappern kam es zu erhöhtem Höhenverlust, da der Schirm über die gesamte Spannweite etwas länger (>1 sec) geschlossen blieb. Ab einer Einklapptiefe von etwa 70 % kam es bei 95 kg Startgewicht zu leicht verzögerten Öffnungen.
Beschleunigte Frontklapper öffneten von der Mitte aus zuerst. Die Ohren blieben länger eingeklappt. Dies hinderte den Schirm am Anfahren und ließ ihn noch einmal während des Öffnungsvorganges nachsacken. Dieses Verhalten zeigte der Schirm bei beiden getesteten Abfluggewichten. Während des Nachsackens müssen die Steuerleinen ganz nach oben geführt werden und dort bis zum Anfahren des Schirmes bleiben.
Allgemein war das Frontklapperverhalten gutmütig. Das Öffnungsverhalten sorgte jedoch für einen erhöhten Höhenverlust. Aktives Öffnen über die Steuerleinen sorgt für eine sofortige Öffnung. Dieser aktive Piloteneingriff muss unbedingt unter Anweisung und in einem sicheren Umfeld trainiert werden (Sicherheitstraining).


Strömungsabriss:

Der Schirm besaß einen Leerweg von 15 cm und einen effektiven Steuerweg von 70 cm.
Beidseitig zeigte der Schirm einen beginnenden Strömungsabriss durch moderate Steuerdruckzunahme zum Abriss hin an. Kurz vor dem Abriss nahm der Steuerdruck nicht zusätzlich zu. Der Abriss erfolgte mit leichter Verzögerung. Des Weiteren zeigte der Schirm einen Strömungsabriss visuell durch Abknicken der Außenflügel und somit durch ein Verbiegen an.
Sackflug leitete der Schirm selbstständig und durch einen geringen Nachlassimpuls der Steuerleinen aus.
Die Strömungsabrisstoleranz war beidseitig gut. Einseitig kündigte sich der Strömungsabriss moderater an. Der Schirm verschafft dem Piloten aufgrund des Verbiegens des Außenflügels viel Zeit, bevor er ins Trudeln übergeht. Die Steuerdruckzunahme ist weniger stark ausgeprägt.

Steilspirale:

Der Phi Tenor 23 ließ sich gut in die Spirale pilotieren. Er erreicht relativ schnell eine hohe Sinkgeschwindigkeit. Die Ausleitung erfolgte bei passivem Pilotenverhalten selbstständig und schnell. Wie immer sollte die Spirale unter fachkundiger Anleitung erlernt und korrekt aktiv ein- und ausgeleitet werden

Ohrenanlegen:

Die Einklapptiefe war groß und die Sinkwerte effektiv. Da der Schirm nur über 2 A-Stammleinen verfügt, wird die Einklappgröße beim Greifen der A-Leinen über dem Leinenschloss sehr groß. Diese Größe sollte nur mit Einsatz des Beschleunigers geflogen werden. Bei maximal großen Ohren (ohne Spezialtechniken) waren die Einklapptiefen grenzwertig groß. Hier kam es im Kurvenflug durch Gewichtsverlagerung zum Strömungsabriss. Diesen leitete der Schirm selbstständig aus. Ein sofortiges Freigeben der A-Leinen unterstützte das Anfahren. Bei angelegten Ohren in dieser Größe muss zwingend der Beschleuniger verwendet werden. Mit Beschleunigereinsatz kam es zu keinem Strömungsabriss. Standard- Deformationsgrößen zeigten ohne Beschleunigereinsatz keine Probleme.

B-Stall:

Hoher Einleitewiderstand. Bei Zug der B-Ebene bis zur mechanischen Grenze kam es nach kurzer Zeit zum Ausbilden einer Frontrosette, die einfach durch kontrolliertes Freigeben der B-Leinen ausleitete. Hier sollte die B-Ebene nicht maximal gezogen werden.

Fullstall:

Der Schirm begann zuerst am Außenflügel mit dem Strömungsabriss. Dies führte zu einem leichten Verbiegen beim Abriss. Mit dem Schirm konnte ein Einsteigerstall problemlos geflogen werden. Der Flyback war einfach zu finden und gut zu halten. Ein leichter Freigabeimpuls der Steuerleinen ließ den Schirm wieder in den Normalflug übergehen, ohne dabei die Steuerleinen vollständig freigeben zu müssen.



Bewertung

Sicherheitsklasse 4

Gleitschirme dieser Klasse zeigen ein anspruchsvolles Verhalten bei einem oder mehreren der getesteten Flugmanöver: seitliche Einklapper, frontale Einklapper, Steilspirale.
Anspruchsvoll heißt, dass die Reaktionen des Gerätes bei den betreffenden Manövern mit großer Dynamik erfolgen und/oder einen großen Höhenverlust verursachen.

Es werden erhöhte Anforderungen an Geübtheit und Reaktionsschnelligkeit des Piloten gestellt. Die Grundtechniken zur richtigen Reaktion sind bei den betreffenden Manövern nicht mehr ausreichend um die Kontrolle zu behalten und größeren Höhenverlust oder kritische Folgereaktionen zu vermeiden. Der Pilot sollte über ausreichende Fähigkeiten verfügen, Störungen im Ansatz zu erkennen und diese durch schnelle und gezielte Reaktionen zu verhindern, bzw. deren Auswirkungen zu minimieren.

Die sichere Handhabung des Gleitschirms verlangt fortgeschrittene Flugerfahrung und regelmäßiges, zusätzliches Training, wie Groundhandling und Sicherheitstraining. Die Abstiegshilfen können teilweise Fähigkeiten verlangen, die über das Beherrschen der Standardtechniken hinaus gehen und spezielles Training erfordern. Gleitschirme dieser Klasse sind für Einsteiger und Wenigflieger nicht geeignet.