Jahrestagung 2022 – wieder in Präsenz
Text Benedikt Liebermeister, Fotos Ewa Korneluk
Photogallery am Ende des Textes
Konstruktive, harmonische Tagung im Schwarzwald
Nach zwei digitalen Ausgaben findet die Jahrestagung 2022 wieder in Präsenz statt. Eingeladen haben die Schwarzwälder Borkies nach Sasbachwalden. Der Schwarzwald ist ein Hotspot des XC-Fliegens. Drachen und Gleitschirme fliegen hier beeindruckende FAI-Dreiecke. Schon 2011 legte Jochen Zeyher 295 Kilometer mit dem Drachen vor. In den nächsten Jahren gelang ihm noch ein FAI mit 298 km, die 300 stehen noch aus. Samuel Blocher schaffte 2022 ein 243 Kilometer Dreieck mit dem Gleitschirm. Besondere Faszination übt der Wechsel aus zwischen dem Schwarzwald mit seinen Mittelgebirgen und dem hügeligen Thermikofen Schwäbische Alb. Dazwischen thermisch unergiebiges Flachland als besondere Herausforderung. Tannenzapfen zählen nennt der Deutsche Meister im Starrflügel Jochen Zeyher das Schrubben entlang der Waldkanten.
Die Bürgermeisterin Sasbachwaldens Sonja Schuchter und der Vorsitzende Bernd Böing eröffnen die Veranstaltung. Fliegen ist ein Tourismusfaktor und vermittelt ein junges, frisches und dynamisches Image betont die Bürgermeisterin.
Sportlicher Rückblick zur Europameisterschaft der Gleitschirme in einem Film von Yves Jonczyk. Teamchef Harry Buntz und Sportvorstand Jonas Böttcher, auch Mitglied der Nationalmannschaft, sehen gute Chancen für die WM 2023 in Frankreich.
Die Ehrung der Drachenflieger übernimmt Charlie Jöst mit einem beeindruckenden Beitrag zur Europameisterschaft am Monte Cucco in Italien. Neun Tage Fliegen am Stück mit Strecken über 200 Kilometern. Gekrönt von Silber im Team und Bronze in der Einzelwertung von Primoz Gricar. Gewonnen hat DHV-Testpilot Alex Ploner aus Italien.
Anschließend eröffnet der Vorsitzende Bernd Böing den offiziellen Teil der DHV-Jahrestagung.
Feststellung der Regularien. Die Versammlung ist beschlussfähig, die Tagesordnung wird angenommen, das Protokoll 2021 genehmigt und Petra Aichele zur Protokollführerin gewählt. Da die Delegierten im Vorfeld schriftliche Tätigkeitsberichte erhalten haben, heben die Vorstände, die ihre Tätigkeit rein ehrenamtlich ausüben, nur die Besonderheiten hervor.
Der Vorsitzende Bernd Böing macht den Anfang. Etwas seltsam war der Beginn seiner Amtszeit durch seine Wahl in einer digitalen Sitzung. Vorausgegangen war ein Strategieworkshop, um den aktuellen Problemen wie Drohnen im Luftraum, Einschränkung durch Naturschutz sowie Pandemie und weiteren Themen angemessen zu begegnen. Mit der Schaffung des EHPU-Airspace Officers in der Person von Helmut Bach hat der DHV eine Position erhalten, um die wichtigsten Themen im Luftraum übergeordnet zu bearbeiten. Ziel ist, die größtmögliche Freiheit im Sport zu erhalten.
In die 80iger Jahre entführt Geschäftsführer Robin Frieß. Im orangenen Overall mit weißem DHV-Pilot-Sticker zeigt er den letzten Schrei der damaligen Mode. Nicht nur die Kleidung hat sich geändert, sondern auch Equipment und Flugtechnik haben sich verbessert. Aber an der eigenen Einstellung müssen wir noch arbeiten. Erfolge sind ein Aushängeschild, aber gesund wieder nach Hause kommen, ist das Wichtigste für uns Flieger. Deshalb plädiert er für fortlaufendes Training und eine angemessene Risikobeurteilung von Material und Flugbedingungen.
Aron Rodewald hat das Amt des Vertreters der Jugend-Kommission von Jonas Böttcher übernommen. Er referiert über die zahlreichen Aktionen und gibt einen Ausblick auf 2023. Im Vordergrund steht: verbandsinterne Abläufe verbessern und mehr junge Leute zur Mitarbeit zu animieren.
Neu im Amt ist auch die stellvertretende Vorsitzende Dr. Nadine Gasda. Unerwartet umfangreich war und ist die Einarbeitung in die Strukturen des Luftsports in Deutschland. Tatkräftig unterstützt haben sie ihre Vorstandskollegen und die Geschäftsstelle. Den Verband vertreten hat sie beim 50jährigen Jubiläum der Modellflieger und beim Frauenfliegerfest in Lenk. Außerdem hat sie schon einen ersten Einblick in den Aufbau der neuen DHV-Homepage erhalten, die in absehbarer Zeit online gehen soll.
Die Zahl der tödlichen Unfälle der letzten 20 Jahren ist annährend gleich geblieben, zieht Sicherheits- und Geländevorstand Roland Börschel Bilanz. Doch die Zahl der Piloten ist um ein Drittel gestiegen. Also sind deutliche Fortschritte in Bezug auf die Sicherheit zu erkennen. Trotzdem ist jeder Unfall einer zu viel. Ein sicherer Pilot ist ein gute Pilot.
Technikvorstand Manfred Vaupel erinnert an Frank Ferber, einen französischen Flugpionier (1862-1909), der feststellte: „Ein Flugzeug zu erfinden, ist nichts. Es zu bauen, ein Anfang. Fliegen, das ist alles.“
Die Musterprüfstelle stellt die gesamte Arbeit in den Dienst der Gerätesicherheit. Es geht nicht darum, den Herstellern Hindernisse in den Weg zu legen, sondern dass wir alle mit größtmöglichem Vertrauen in unsere Fluggeräte jeden Flug genießen können.
Einen möglichen Nachfolger präsentiert Ausbildungsvorstand Peter Cröniger zu Anfang. Zwei lange Amtszeiten hält er für ausreichend, möchte aber nicht abtreten, ohne einen Generationenwechsel vorzubereiten. Simon Winkler würde sich zur Wahl stellen.
„Viel wollen und wenig können, muss endlich in unserem Flugsport ein Ende haben“, betont er eindrücklich. Der Schlüssel ist die Aus- und Weiterbildung. Flugbedingungen müssen kritisch hinterfragt werden.
Sportliche Erfolge hat Sportvorstand Jonas Böttcher aufzuweisen. Vor allem Drachen Silber und Bronze sind Grund für Freude. Nach einigen Anpassungen wird auch der Relaunch des DHV-XCs sehr gut angenommen. Dank an Marc Wensauer für jahrelange Arbeit als Ligachef. Übernehmen wird das Amt Ferdinand Vogel.
2021 war ein am Plan orientiertes erfolgreiches Jahr, zieht Finanzvorstand Dr. Dirk Aue Bilanz und führt dafür einen Jahresüberschuss von 27.501 € sowie 250.000 € als freie Rücklage und 57.000 € als Zweckrücklage an.
Die Kassenprüfer Willi Schaeper und Engelbert Kohler geben einen ausführlichen Prüfbericht ab. Uneingeschränkt empfehlen sie die Entlastung des Vorstands. Die Delegierten folgen einstimmig.
Zu den Verabschiedungen
Bernd Böing dankt Gerhard Peter für die jahrelange Arbeit als Regionalbeirat. 2020 legte Dieter Münchmeyer sein Amt als Technikvorstand nieder, 2022 Klaus Tretter als Sportvorstand. Beiden gebührt Dank und Anerkennung.
Fliegen bestimmt sein Leben. 42 Jahre davon widmete er dem DHV, 25 Jahre führte er dessen Vorsitz. Im Januar 2022 gab Charlie Jöst sein Amt an Bernd Böing weiter.
Der ehemalige Geschäftsführer Klaus Tänzler erinnert sich in einer Videobotschaft. Charlies großer Verdienst war das Verbindende und Zusammenführende der unterschiedlichen Interessen. Nach den Versammlungen saßen vermeintliche Kontrahenten friedlich beim Bier zusammen.
Launig gibt SHV-Ehrenpräsident Dr. Daniel Riner einige Anekdoten zum Besten. DHV und SHV arbeiten seit Jahrzehnten eng zusammen. Er schließt mit den Worten Heiner Geißlers: "Fußball ist Arbeit, aber Fliegen, Fliegen ist Kunst, hohe Kunst!" Das Publikum applaudiert.
Charlie ist sichtlich gerührt. Er hat jetzt wieder mehr Zeit. Und die weiß er zu nutzen. Er hat sich einen UL-Flieger gekauft, Roland Webers Rebell. Denn, der Moment, wo die Füße den Boden verlassen, ist für ihn der schönste Moment beim Fliegen. Jetzt düst er mit Halbgas über die Graspiste, lässt den Rebell kurz abheben und wieder zurückfallen, um den Moment voll auszukosten.
Einstimmig wählt die Versammlung Charlie Jöst zum Ehrenvorsitzenden.
Die Wahlen
Im Amt einstimmig bestätigt wird Dirk Aue als Finanzvorstand. Simon Winkler wird einstimmig zum Ausbildungsvorstand gewählt. Roland Börschel und Markus Baisch bewerben sich um den Sicherheits- und Flugbetriebsvorstand. 64 Stimmen entfallen auf Markus, 66 auf Roland, der damit im Amt bleibt.
Die Kasse 2023 prüft erneut Engelbert Kohler, unterstützt von Liza Zimmer.
Einstimmig genehmigen die Delegierten den Wirtschaftsplan 2023.
Nächste Jahrestagung ist am 25.11.2023 in Gomaringen.