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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV


Foto: Christan Müller

Wertvolle Preise
Ralph Schlöffel war in Höchstform
Boxi sucht die letzten Abenteuer
On my way
Pamir, ich komme! (Foto: Stefan Bocks)
Ich hab's geschafft! (Foto: Stefan Bocks)
Volker Schwaniz, DHV-Wetterexperte
Volles Haus (Foto: Christian Müller)
Der DHV-Vorsitzende Charlie Jöst und Sportvorständin Yvonne Dathe gratulierten den XC-Deutschen Meistern in der Standardklasse, Oliver Teubert (2) und Dietmar Siglbauer (3)
XC-Deutsche Meister Performance: vl. Daniel Tyrkas (2), Robert Blum (1), Ferdinand Vogel (3)
XC-Deutsche Meister in der Sportklasse: vl. Burkhard Martens (2), Dietmar Siglbauer (3)
XC-Deutsche Meisterinnen: vl. Angela Dachs (2), Brigitte Kurbel(2), Mirjam Hempel (3)
XC-Deutsche Meister Tandem: vl. Horst Altmann (2), Markus Henninger (1), Claus Mißbichler (3)
XC-Deutsche Meister Flexible Drachen: vl. Wolfgang Aumer (2), Markus Ebenfeld (1), Peter Waldmann (3)
XC-Deutsche Meister Starrflügler: vl. Jochen Zeyher (2), Patrick Ruber (1), Reinhard Pöppel (3)
XC-Deutsche Meisterin Flexible Drachen: Corinna Schwiegershausen
Armin Harich, Flachlandexperte
Wo geht's hier zur Basis? (Foto: Armin Harich)

XC-Sportlertag 2013

Text und Fotos Benedikt Liebermeister

Zur Jahrestagung

Photogallery am Ende des Textes

Siegerehrungen und erstklassige Vorträge in Bild und Ton zur XC-Praxis

Der Sportlertag ist zu einer festen Institution geworden. Die Stimmung war überwältigend, die Profis gaben ihre Geheimnisse preis und der XC-interessierte Pilot nahm geballtes Wissen und Motivation mit nach Hause. Mit urwüchsigem fränkischem Charme moderierte Ralph Schlöffel die Vorträge an und bereitete detailliert die Siegerflüge der Deutschen Meister auf.

Diesmal hatte die Organisation eine besondere Überraschung für die Piloten. Stefan Bocks, in der XC-Szene bekannter als Boxi, hielt die Premiere seines Multimedia-Vortrags „Durch’s wilde Kirgistan“. Boxi ist, was Abenteuer betrifft, ziemlich schmerzfrei – soll heißen, sein Leistungslevel reicht hoch hinauf. Er ist mehrfacher Deutscher Streckenflugmeister, hat einen 3. und 5. Platz bei den Red Bull X-Alps vorzuweisen sowie mehrere spektakuläre Biwaktouren mit Urs Lötscher. Doch diese Aktion kommentierte Ralph Schlöffel nur mit: „Boxi, Du bist einfach nicht normal.“
Ohne Supporter und jegliche technische Hilfe 1.000 Kilometer von Dushanbe (Tadschikistan) zum Yssykköl See (Kirgistan) per „Walk and Fly" - in den unwirtlichsten Fels- und Gletscherregionen der Welt durch das Tian Shan und Pamir Gebirge. Geplant mit Partner Urs, der sprang wegen diverser Probleme nach einem Tag ab und nahm nahezu alle Karten mit. Boxi saß allein auf einem Hügel mit Blick auf das Lichtermeer von Dushanbe und dachte: „Jetzt bin ich schon mal da, eine Karte für die Schlüsselstelle hab ich noch, den Rest einigermaßen im Kopf, losfliegen kann ich ja mal.“
Und das tat er dann. Bereits am 2. Tag über 100 Kilometer bei traumhaften Bedingungen bis vor die Grenze zu Kirgistan. Jetzt lag das wilde Pamir-Gebirge vor ihm, mit der Schlüsselstelle, einem Pass auf 5.000 Metern.
Er berichtete: „Am dritten Tag startete ich ausgeruht bei optimalen Flugbedingungen und bester Laune. Der Flug über die schier endlose Fels-und Gletscherlandschaft sollte zu einem meiner großartigsten Flugerlebnisse werden. Immer höher wurden die Berge, die Wolkenbasis stieg immer weiter, und ich erreichte eine Flughöhe von über 6.500 m. Insgesamt 230 km weit trug mich die Thermik an diesem Tag. Kurz vor dem Kokuibel-Pass hatte ich schon zweimal die Füße aus dem Gurtzeug herausgenommen, doch es ging immer noch weiter! Bis über die Schlüsselstelle hinüber und noch weit ins Hochtal am Kara-Kul-See.“
Doch so einfach war’s nicht immer. Er verbrachte einsame Tage bei Sturm und Regen, die sein Material und Gemüt strapazierten. Doch das Wetter besserte sich wieder, es gelangen ihm weitere imposante Flüge, die unglaubliche Gastfreundschaft der Einheimischen ließen ihn die Einsamkeit vergessen. Letztendlich absolvierte er die Strecke in der Rekordzeit von zwei Wochen und landete verdient am Strand des türkisblauen Yssykköl See. Doch Boxi ist nicht nur ein Ausnahmepilot, sondern auch ein exzellenter Filmemacher. Mit 2 GoPro-Kameras hielt er das Abenteuer in überwältigenden Bildern und Originaltönen fest.

Seit Jahren ein Garant für erstklassige meteorologische Vorträge. DHV-Wetterexperte Volker Schwaniz beantwortete die Frage: „ Was bedeutet es für den Flugtag, wenn sich das Wetter nicht an die Prognosen hält?“ Dabei warnt er eindringlich davor, Prognose und Beobachtung vor Ort gegeneinander auszuspielen. Beide haben ihre Berechtigung und ihre Stärken, der gute Pilot nutzt sie gemeinsam, um dem aktuellen Flugwetter möglichst nahe zu kommen. Bei Föhn muss die Prognose im Gegensatz zur Beobachtung vor Ort deutlich übergewichtet werden. Ebenso bei Gewittervorboten, den Altocumulus Castellanus. Sind sie am Morgen zu sehen, knallt es mit hoher Wahrscheinlichkeit; doch die meisten Gewitter werden nicht durch sie angezeigt. Sehe ich jedoch eine Wolke in kurzer Zeit extrem vertikal aufquellen, ist meine Beobachtung maßgebend. Denn Wettermodelle/Prognosen erfassen kleinräumiges Geschehen kaum. Doch bei Abschätzungen über 2 Stunden hinaus gewinnt die Prognose wieder zunehmend an Bedeutung. Volker stellte klar: „Das Wetter ist komplex, das richtige Zusammenspiel von Prognose und Beobachtung ist entscheidend. Augenscheinlich ähnliche Situationen können je nach Großwetterlage sehr unterschiedlich in Bezug auf Nutzbarkeit oder Gefahr beurteilt werden.“

Jetzt zum Herzstück des Sportlertages: Der Ehrung der Deutschen Meister 2013 im Streckenfliegen, der Pilotinnen und Piloten, die ein Jahr unermüdlich um den Sieg gekämpft haben. Der DHV-Vorsitzende Charlie Jöst und Sportvorständin Yvonne Dathe gratulierten.

Das Wetter bis Mai war bescheiden, doch dann herrschten mediterrane Bedingungen. Der DHV-XC startete durch und erzielte wieder ein Rekordergebnis. 4.000 Piloten reichten 82.500 Flüge ein, flogen mit 1.385.173 Kilometern fast 35 Mal um die Erde und umrundeten dabei 10.160 FAI-Dreiecke.
Das größte bei den Gleitschirmen gelang mit 274 km Ferdinand Vogel vom Wank/Garmisch, damit pulverisierte er den Deutschen Rekord vom Vorjahr. Leider hatte er Mitte der Saison einen Autounfall und konnte nicht mehr mitmischen. So blieb der 3. Platz in der Performance-Klasse, hinter Daniel Tyrkas auf dem zweiten und Robert Blum auf Eins. Robert legte eine beeindruckende Serie hin und erzielte das beste Ergebnis seit Bestehen des DHV-XCs. In der Sportklasse bekannte Namen. Uli Wiesmeier, der schon mal Performance gewann, ist Deutscher Meister. Gefolgt von Burkhard Martens, Platz 2, mit nur 2 Punkten Abstand, das ist weniger als ein Kilometer Strecke. Doch Burki schob keinen Frust, düste nach Quixada/Brasilien, und flog mit 391 Kilometern Deutschen Rekord „freie Strecke“. Dritter ist Dietmar Siglbauer, 2011 Meister in der Sportklasse, der jetzt eigentlich die Standardklasse gewinnen wollte und in beiden Klassen mit seinem B-Schirm auf Rang 3 flog. Gewonnen hat Christoph Bessei vor Oliver Teubert, Vorjahressieger Sportklasse.
 Frischer Wind bei den Damen. Brigitte Kurbel holte sich mit sattem Abstand den Titel, dahinter Angela Dachs, schon 4 Jahre unter den ersten Drei, und Mirjam Hempel. Brigitte scheint Spaß zu haben, ihre Statistik für 2013 weist 171 Flugstunden und 2.513 Kilometer auf. Mit Passagier am besten zeigte sich Markus Henninger, der Deutsche Meister im Tandem vor Horst Altmann und Claus Mißbichler.
Das Flachland ist im Kommen, deshalb gibt es gleich 2 Wertungen mit beinahe identischen Ergebnissen. In der Deutschen Meisterschaft (3 Flüge) und im Deutschlandpokal (6 Flüge) siegte Erwin Auer, wie schon in den letzten Jahren. „Ich komm‘ mir richtig dumm vor, wenn ich sehe, mit welcher Vorbereitung und Technik die anderen fliegen.“ Platz 2 in beiden Wertungen ist das Comeback des Jahres. Armin Harich ist nach über 10 Jahren auf Anhieb wieder aufs Treppchen geflogen. Erstaunlich auch deshalb, weil unter den ersten Zehn fast ausschließlich High-End D-Schirme zu finden sind, Armin jedoch mit einem B-Schirm unterwegs war. Platz 3 der Deutschen Flachlandmeisterschaft errang Klaus Loderer. Im Deutschlandpokal geht der dritte Rang an Sepp Gschwendtner, einem Urgestein des Gleitschirmfliegens, der übrigens auch vor Jahren als damaliger Mitarbeiter des DHV die Idee zum Sportlertag hatte und ihn organisierte.
In der Bundesliga „spielte“ der Turnverein Bissingen am besten, bester Verein sind die Flieger vom Tegernsee. Erster Junior ist Christoph Bessei, zum ersten Mal erfolgreich dabei Stefan Bahn. Am längsten hielt sich Werner Röhrmann beim Fun Cup in der Luft, gefolgt von Danny Oberender und Stefan Tauber.

Richtig bequem gemacht, hat es sich Markus Ebenfeld auf dem Thron der Flexiblen Drachen in der Deutschen Streckenflugmeisterschaft. Doch die Jugend sägt am Stuhlbein, der beste Junior Wolfgang Aumer flog auf den zweiten Platz, drei für Peter Waldmann. Frisches Blut auch bei den Starren. Patrick Ruber hängte den Gleitschirm an den Nagel und raste auf den ersten Platz in der Deutschen Meisterschaft, dahinter Jochen Zeyher, der wiederum die Deutsche Flachlandwertung gewann. Dritter ist der Pöppl Reinhard, der ist in der Flachlandwertung zweiter. Dirk Ripkens ist dort dritter. Im Deutschlandpokal hingegen wurden die Karten mit den gleichen Akteuren neu gemischt. Den holte sich der Pöppl vor Zeyher und Ripkens.
Nicht Neues bei den Damen, Corinna Schwiegershausen ist Deutsche Meisterin. Bester Verein wie immer die Ruhpoldinger, erster in der Bundesliga die Drachenflieger aus dem Schwarzwald. Bei den Turmdrachen siegte Franz Forster, zweiter Jürgen Nagel, dritter Thomas Kirchdörfer. In der Newcomerwertung schafften zwei das nahezu Unmögliche. Jonas Willemeit und Markus Baisch teilen sich den ersten Platz mit jeweils 431,56 Punkten. Im Fun Cup hatte Timo Andree vor Winfried Oswald und Peter Pfab die Nase vorn.

Leistung lohnt sich. Großzügige Sponsoren und der DHV bedachten die Sportler mit wertvollen Preisen von Hi-Tech-Varios über schnittige Helme bis zu hochwertigen Fliegerstiefeln und vieles mehr.

Dass er fliegen kann, hat er mit 2 zweiten Plätzen in den Flachlandmeisterschaften hinreichend bewiesen. Dass er seine Erfahrung auch hervorragend weitergeben kann, demonstrierte Armin Harich in einem ausgezeichneten Multimedia-Fachvortrag.
Die GoPro läuft, Blick aus der Pilotenperspektive: Armin im Landeanflug denkt der Pilot aus den Alpen. Schade, der Himmel sieht großartig aus, wenigstens ein größerer Ort für die Rückfahrt in Reichweite.
Ganz falsch - Alltag für den Flachlandpiloten! Wie lauten die Regeln? 1. Der Flug endet erst, wenn beide Füße fest am Boden stehen. 2. Beinahe Absaufer sind die Regel, nicht die Ausnahme. 3. Sag Dir, es gibt immer eine Lösung, Du musst sie nur finden!
Das Vario rülpst kurz, setzt wieder aus, rülpst erneut, setzt wieder aus. Armin schwankt, als würde er auf einem großen Ball sitzen. Das Steigen ist in dieser geringen Höhe unzuverlässig, äußerst mühsam gelingt es ihm, ein paar Meter gut zu machen. Doch kann er sich jetzt mit dem Wind versetzen lassen und findet etwas besseres Steigen.
1,5 Stunden später hatte er wieder eine komfortable Arbeitshöhe, die nutzte er, um wieder an die Basis zu kommen und den Flug wie geplant fortzusetzen. Ein Beispiel von vielen, in denen Armin seine Theorie vorstellt und in einem kleinen Film den Praxisbeweis antritt. Die Grundessenz aller Theorie fasste er in diesem Satz zusammen: „Wer fliegen will, muss fliegen gehen!“

Spannend, informativ und unterhaltsam waren die Vorträge. Die Deutschen Meister persönlich zu treffen und mit ihnen zu feiern, war auf jeden Fall eine Reise wert. Im März kommen die Vorträge ausführlich als Artikel im DHV-Info.



Der Sportlertag in Bildern

XC-Deutsche Meister GS Flachland: vl. Armin Harich (2), Erwin Auer (1)
Sieger GS Deutschland-Pokal: vl. Armin Harich (2), Erwin Auer (1), Sepp Gschwendtner (3)
Sepp dankt seiner Frau Zenta für die jahrzehntelange Unterstützung (Foto: Markus Henninger)
Viel Applaus
Sieger GS Bundesliga: Turnverein Bissingen
Sieger GS Vereinswertung: Drachen- und Gleitschirmclub Tegernseer Tal
Bester GS Newcomer: Stefan Bahn
Sieger GS Funcup : vl. Danny Oberender (2), Werner Röhrmann (1), Stefan Tauber (3)
Einsam in Kirgistan (Foto: Stefan Bocks)
Herzliche Gastfreundschaft (Foto: Stefan Bocks)
XC-Deutsche Meister HG Flachland und Sieger HG Deutschland-Pokal: vl. Jochen Zeyher, Reinhard Pöppl
Bester Junior: Wolfgang Aumer
Die Sportler ehren die Sieger
Beste Newcomer punktgleich: Jonas Willemeit und Markus Baisch
Sieger HG Funcup: vl. Timo Andree (1), Thomas Kirchdörfer (3)
Sieger Turmdrachen: Jürgen Nagel (2)
Sieger HG Bundesliga: Drachen- und Gleitschirmfliegerclub Südschwarzwald
Sieger Vereinswertung: Delta Club Bavaria Ruhpolding
Armin Harich zeigt Beispiele aus der Praxis (Foto: Christian Müller)
Zwei Abrisskanten (rote Linie), markiert durch Pollenflug
DHV-Vorsitzender Charlie Jöst bedankt sich bei Rupert Kellnhofer vom Gleitschirmverein Bayerwald für die Gastfreundschaft
Peter Wild, Programmierung DHV-XC, zeigt Neues für 2014