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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Briefing am Paddock
Forbes Airfield
Airborne
Startaufstellung
Startgate-Waiting
Headquarter "Vandenberg Hotel"
Goal, beim härtesten Task (Day 8)
alles ist größer hier
Fliegen bis zur Dunkelheit
nette Forbes-Begleitung
Pilot eingesammelt
Lukas erneut im Goal
Zielankünfte
idyllische Farmen
Team Turkey (GER, AUS, JAP)
die Schlepppiloten
gleich vor der Haustür
TOP TEN Forbes 2010
die Germanen
Sunset
weitestes Ziel: knapp 200 km
Goal-Plausch
hoch über Forbes
Farm-Empfangskomitee
langwierige Abholung
Aufstellung zum Start
Swiss-Nic
Clock-Waiting
endlich heimfahren
Sprung in die TOP TEN

27.01.2010

Forbes Flatlands (3. - 12. Januar 2010)

„The hardest comp ever“, so lautete die Quintessenz der für erstmals 10 Tage angesetzten Forbes Flatlands in Australien, im Bundesstaat New South Wales.
Die Firma Moyes Gliders, vertreten durch Vicki Cain und Chefkonstrukteur Gerolf Heinrichs kreierten diesmal ein besonderes Schmankerl in der HG-Compgeschichte und verlängerte das traditionelle erste Meeting der Saison auf 10 Tage plus einem Trainingstag, ohne die Einbeziehung eines Restdays. Letztere Regelung zunächst heroisch vom Teilnehmerfeld belächelt, später jedoch bitterlich herbeigesehnt, als die gute Wetterperiode nicht zu schwächeln vermochte … ganz im Gegenteil!

Dabei sah es zu Beginn des am 3. Januar startenden Comps vorhersagemäßig erst gar nicht gut aus. Wie aus Funk und Fernsehen bekannt, erhielten die Australier ihr Weihnachtsgeschenk aus der quer über den Kontinent erstreckten Monsterregengebietes. Sehr gut für die Farmer, leider auch mit unzähligen Überflutungen verbunden. Ergo, das Forbes-Wettkampfareal erstrahlte in einem saftigen, bisher nie gekannten Grün-Rot mit einer Blumenwiese als Airfield, anstatt eines sonst staubig verdörrten Paddocks.
Der Nachteil, Dustdevils waren nicht mehr frühzeitig zu lokalisieren… aber man kann nicht alles haben.

Eines ist sicher, tourimäßig würde man um nichts in der Welt das 300 km westlich von Sydney gelegene Forbes als Reiseziel auswählen. Den besonderen Flair erhält diese Location wohl nur durch diverse Musikhappenings und nicht zuletzt durch die jährlich hochklassig international besetzte Forbes Flats.
Rund 70 Piloten starteten beim Marathonevent und am Ende verzeichneten die sechs Dragonflypiloten mehr als 1000 Schlepps. Die gute Nachricht vorweg; die Schlepppiloten attestierten allen Teilnehmern eine excellent sichere Schlepptechnik. „Bis auf eine Ellenbogenauskugelung bei einer Rückenwind-Landung blieb der Comp unfallfrei“, resümierte Vicki als Meetdirektorin. Bei einem 10-Tage-Comp nicht ganz selbstverständlich, da die stets ansteigende Hitze bis zu 42 C Grad auf dem Airfield und die sehr langwierig anspruchsvollen Tasks nach bereits vier Tagen ihren Tribut zollten.
Nach dem 6. Task sah man nur noch in müde und in Trance verfallende Gesichter. Eine Restdayabstimmung ergab erstaunlicherweise eine hauchdünne Mehrheit für die Fortsetzung der Spiele, sah sich wohl der ein oder andere motiviert erfolgsverheißend bei der Aufholjagd.
Normalerweise schlägt nach mehreren Tagen Dauerfliegen meine Sternstunde und ich kann meine „Reserven“ gegenüber den fliegenden Hungerhaken mit ihren 60 bis 70 Kilogramm mit einem Lächeln als Trumpf setzen. Nein, auch ich war nach 6 Tagen zugegebenermaßen völlig platt und stimmte für einen Restday … „But no restday!“, und es sollte noch die härteste Tagesaufgabe anstehen …

Ein weiteres Novum, das alle 2 Tage wechselnde Taskkomitee, bespickt mit Lokals und den int. Toppiloten dieses Erdballs. Bei Starkwind wählte man meistens einen Dogleg-Task. Um das Niveau weiter anzuheben, setzte man bei Ziel-Rück auf endlose Gegenwindschenkel; der härteste bei einem 28er Gegenwind für gleich 95km. Kaum zu glauben, aber Weltmeister Attila Bertok und ich trudelten nach 6 ½ h an diesem Tag als Letzte gemeinsam – aber völlig fertig - über die Ziellinie.

Da das Wettkampfterrain unterschiedliche Luftmassen hergab, wechselte fast jeder Task abrupt zwischen Race- und Survivalmode. Der letzte Tag (Day 9) gab dazu das beste Beispiel. Zu Beginn riss es uns mit 6 bis 7 Meter ruppigster Thermik in den Orbit. Als wir jedoch die östlich gelegenen Bergketten passierten, schwappten wir in einer frischen und völlig thermiklosen Luftmassensuppe dahin. 30 cm Steigwerte erwiesen sich fortan als Topwerte. Der Held des Tages hieß wieder einmal Zac Mayors, der charismatische Amerikaner, der sich bis 2 km vor das Ziel kämpfte und seine Anstrengung so noch mit dem 3. Podiumsplatz krönen durfte.
Überhaupt war die Konkurrenz um die Spitzenplätze dieser Flatlands groß. Erwartungsgemäß ergaben sich zwar keine Überraschungen, doch der tägliche Wechsel der Podiumsplätze sorgte in jedem 10 Uhr-Briefing für erfrischend spitzfindige Bemerkungen unter den  „Zaungästen“.

Day 10 – dann doch ein wetterbedingter und durch das Safety-Komitee letztendlich abgesegneter Restday. 43 Grad und gegen Mittag deutlich ansteigende Windwerte ließen beim 9-Tage-gebeutelten Teilnehmerfeld keine sicheren Starts mehr vermuten. Aus meiner Sicht eine höchst weise Entscheidung, da bereits der Vortag entsprechende Anzeichen für Unkonzentriertheiten während der Startphase bei den Piloten erkennen ließen.

Und man sollte Recht behalten. Am Forbes Airfield riss zur Mittagszeit ein monströser Dustdevil ein Dragonfly aus der normal sicheren Bodenverankerung und zerstörte es beim Aufprall enorm. Geplante Fotoflüge wurden bei den unberechenbaren Bedingungen sogleich gecancelt. Abends bei der Siegerehrung sammelte man eine beträchtliche Summe für die Reparaturarbeiten an der Schleppmaschine, eine sehr feine Geste!

Für den Rest des Tages 10 lockte der „Forbes Olympic Pool“ mit einem spontan einberufenen Kunstsprung-Wettkampf, den Team Russland klar dominierte.

Nach 9 Tage Dauerflug, fast 1365 km Gesamtstrecke  bei durchschnittlich 40 Flugstunden auf der Uhr, feierte man im Headquarter „Vandenburg Hotel“ eine wunderschöne Siegerehrung mit den drei Erstplatzierten, dem Weltranglisten Führenden  Jonny Duran (Australien) auf Eins, Weltmeister Attila Bertok (Ungarn) auf Zwei und Shootingstar bzw.Vierter der WM Zac Majors (USA) auf  Drei. Dicht gefolgt von Gerolf Heinrichs (4.) sowie Balazs Ujhelyi (5.), die sich in den letzten Tagen wirklich nichts schenkten. Und Lukas behielt trotz zweier „Ausrutscher“ seine TOP TEN-Platzierung,  bei dieser Konkurrenz grandios!

Für mich waren diese Forbes Flatlands 2010 die härtesten und zugleich auch der schönsten, die einem alles abverlangten. Prädikat: eindrucksvoll, gigantisch!
Gefehlt hat lediglich eine Art „Halbzeit-Barbecue“, traf man sich doch erst zur Siegerehrung zum üblichen Smalltalk und Bierchen mit seinen Fliegerkollegen. Lange Rückholsuchaktionen und Rückfahrten ließen uns abends nur noch in die Federn sinken. Ich habe in diesen Tagen die Service-Güte unzähliger Farmen testen dürfen. Bier und Sandwiches erreichten mich nach der Außenlandung in Windeseile. Super freundliche und hilfsbereite Farmer. Auch hier das Prädikat: Daumen hoch!!

Bis zum europäischen Saisonstart werde ich noch eine Weile von den tollen Erinnerungen zehren können :o)

LG Jörg