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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

World Cup Indien/Bir vom 24. bis 31.10.2015

Samstag 31.10.2015

Was für ein Tag! Der Dunst vom Vortag hatte sich verzogen und wir konnten noch einmal das Frühstück auf der Terrasse genießen, bevor es wie gewohnt um 8:30 Richtung Startplatz ging. Dort tüftelte Pepe schon eine Aufgabe aus, die am Ende alles bot, was man sich als Wettkampfpilot wünscht. Nach einem ziemlich schwachen Start kamen wir mühsam zu den bereits wartenden Piloten auf 3.600m an und dann ging das Spiel los: etwas taktieren bei der Flachlandboje, ein paar Bärte sauber und eng im Zentrum nehmen, vor dem Rückweg etwas höher and die hintere Ridge fliegen und schon hatte sich der Führungspulk gebildet mit allen Top 10 Piloten. Und jeder puschte was das Zeug hergab. Es folgte ein extrem schnelles Rennen entlang der Ridge, super Steigwerte bis zur hintersten Boje, bever die Abschattung den Flugstil schlagartig änderte und wir zielstrebig aber konzentriert die schwachen Bärte zentrierten. Plötzlich sah es danach aus, als würden wir nur noch abgleiten aber dann kam die Sonne über Bir noch mal hervor und in 50 Meter Höhe fanden wir den rettenden Bart. Nach der letzten Boje gab es noch einen Vollgas Endanflug bevor wir im Ziel von tausenden Zuschauern frenetisch bejubelt wurden. Das I-Tüpfelchen ist der Sieg des Gin Teams in dem Aaron, Idris und ich fleißig gepunktet habe. Auf die Overall listen müssen wir noch etwas warten, aber da alle Top 10 Piloten mit einer Minute Abstand ins Ziel gekommen sind, wird sich kaum was ändern.

Wir machen uns heute Nacht auf die Rückreise und hoffen, dass wir die 14 Stunden Taxifahrt nach Dehli heil überstehen. Der Verkehr ist hier irrwitzig und der Spruch, dass die Fahrt zum Startplatz das gefährlichste beim Fliegen ist, trifft hier zu 100% zu.

Für mich geht es noch nach Korea und der Rest der Jungs macht Winterpause, bis es im Januar dann mit dem Superfinale in Mexiko weitergeht.
Gruß Torsten

Freitag, den 30-10.2015

„Do you need medical help?“ Den Helm noch in der Hand und 50 Kinder um mich herum bin ich etwas verdutzt, als einer der indischen Ärzte direkt nach der Landung die Frage an mich richtet. Ich weiß ja, dass die Jahre deutlich Spuren hinterlassen haben, aber sehe ich so schlecht aus? Ich versichere ihm, dass es mir bestens geht und schon wendet er sich Aaron und Guy zu, die ebenfalls mit mir 4 km vor dem Landeplatz niedergingen. Kurz zuvor hatten wir über unsere Livetracker die Info bekommen, dass der Task gestoppt war. Allerdings schon vor 2 Stunden. Mit knapp zehn Piloten sind wir in der Zeit noch fleißig weiter geflogen, haben den Dalia Lama einen weiteren Besuch abgestattet und einmal mehr haben uns unzählige Greifvögel in der Thermik begleitet. Was das angeht ist Bir einmalig.

Einmalig war auch die schlechte Sicht. Wir sind uns immer noch nicht sicher, ob es Smog war oder einfach nur Nebel. Wahrscheinlich beides. Nach dem Start war es noch ganz okay, aber dann klappte ich immer öfter das Visier hoch um zumindest die Landschaft schemenhaft wahrzunehmen. Das half aber auch nicht viel und daher flogen wir meistens nach Instrumenten. Die Bedingungen waren eigentlich okay. Kaum Wind, die Thermik gut und nichts weiter gefährliches. Nur das wir halt irgendwie im Dunst rumstocherten. Einigen Piloten war das dann nicht ganz geheuer und so kamen mehr und mehr Level 3 Meldungen rein, die die Organisatoren dann zu veranlasste, den Task zu stoppen.

Mit 200 Punkten wurde der Task dann auch ziemlich abgewertet, so dass die Ranglisten mehr oder weniger gleich bleiben. Wir hoffen, dass sich der Dunst morgen verzieht und wir einen netten Lauf zum Abschluss haben. Apropos Abschluss: etwas geschockt haben wir die Nachricht aufgenommen, dass für morgen eine 4-stündig (!) Abschlussfeier angesagt ist. Dafür wurde eine gewaltige Tribüne auf der Landewiese errichtet. Wir sind natürlich alle begeistert mit welchem unglaublchen Aufwand hier der World Cup durchgeführt wird. Aber 4 Stunden?! Wir harren der Dinge aus und lassen uns überraschen, was der morgige Tag so alles bringt.
Gruß Torsten

Donnerstag, den 29.10.2015

Wenn Pepe im Tasksetting ist, muss man ihn immer im Auge behalten! Und das war heute am Start genau richtig. 20 Minuten bevor das Race losging waren wir knapp 3 km vom Startzylinder entfernt als Pepe schnurstracks die Ridge weiter flog, um den Start und die anschließende Wende im Tal auf einer kürzeren Route zu nehmen. Allerdings war die Thermik noch schwach und außer mir folgten nur ein Dutzend Piloten, während der Rest in der sicheren und höheren Startthermik wartete. Der Start war für uns ziemlich spannend, da wir 100 Piloten beobachten konnten, während wir versetzt unsere Linie zogen. Und die ging super auf! Bis zum „Big Face“ lagen wir vorne und dann mischte es dort wieder alles durch. Der Weg direkt an den Bergen war nicht ideal, zwei Bärte die ihre Puste verloren und schon war man am hinteren Ende.

Enttäuscht von der Ungerechtigkeit der Welt und mit Wut im Bauch ging es weiter. Da die Strecke bestens markiert war und das Rennen nach einer Boje im Flachland nur noch an der Ridge geflogen wurde, konnte man sich zumindest die besten Bärte aussuchen und weite Teile einfach im Geradeausflug und ¾ Gas fliegen. Das machten die Führenden natürlich auch und am Ende war Schadensbegrenzung angesagt: Fünf Minuten verloren wir auf den Tagessieger Julien Wirtz.

Bei der ganzen Hetzerei war es unmöglich etwas von der Landschaft zu sehen. Dabei sind wir über das Kloster des Dalia Lama geflogen und haben wohl auch sonst noch beeindruckende Landschaften und Täler überquert, ohne etwas davon wahrzunehmen. Erst als einer der wirklich großen Geier im Endanflug direkt neben mir fliegt, interessiert die Kappe begutachtete (für meinen Geschmack deutlich zu nah) und dann zu mir rüber schaut (und sich sicher denkt: „Alter, was machst du da eigentlich?“), wird mir bewusst, wie außergewöhnlich unser Sport ist und das 5 Minuten Rückstand ein verkraftbares Luxusproblem bedeuten.

Uns bleiben jetzt noch zwei Tage und ich werde auch morgen wieder ein Auge auf Pepe werfen. Er tüftelt heute Nacht bestimmt schon an der nächsten Aufgabe!
Gruß Torsten

Mittwoch, den 28.10.2015
Nachdem gestern fast alle das Ziel schafften, wurde eine etwas schwierigere Aufgabe für den heutigen Tag gestellt. 77 Kilometer mit drei Wenden im Flachland sollten gemeistert werden. Dass dann aber an Turnpoint 3 die Basis so tief war, damit konnte keiner rechnen. Schwierig war der Anschluss nach dieser Schlüsselstelle und das Feld wurde auseinander gezogen. Mir gelang es zusammen mit Michael Küffer, diesen schwierigen Abschnitt ganz gut zu meistern. Wir flogen etwas voraus und mussten uns entscheiden, die letzte Wende direkt oder sicher über die Hügel zu nehmen. Ich entschied mich für die sichere Variante und Michael und Xevi, der sich noch dazu gesellte, nahmen die direkte Linie zu der End of Speed. Ich verlor zwar etwas Zeit, kam aber durch den Umweg wirklich hoch ins Ziel. Michael und Xevi schafften das Ziel ca. 9 min vor mir. Nun ja, das Risiko zu stehen war mir zu hoch. Aber evtl. gehört das dazu, um einen Lauf zu gewinnen. Mit Platz 3 bin ich aber auch zufrieden bei diesem nicht so einfachen Lauf, in dem nur 32 das Ziel schafften. Schauen wir mal was uns der morgige Tag so an Wetter beschert.
Cheers Pepe

Dienstag, den 27.10.2015
Heute gab es zur Abwechslung einmal einen Lauf :-)
Der erste Task den wir setzten, war 97,7 Kilometer lang und führte hauptsächlich an der vorderen Ridge entlang. Zu Anfang war der Nordost-Wind sehr kräftig und bereitete den meisten Kopfzerbrechen, wie kommen wir gegen den Wind die 40 Kilometer zurück Richtung Osten!? Doch es klappte dank hoher Basis von knapp 3.800 m eigentlich ganz gut. Am Big Face hatten wir noch einmal starken Gegenwind, doch danach ging es ganz gut voran. Ca. 95 Piloten schafften die einfach gesetzte Aufgabe. Es war aber mit Steigwerten um die 7 m/s und dem etwas stärkeren Wind an manchen Stellen ein sportlicher Cocktail den wir antrafen.
Auf den letzten 30 Kilometern verlor ich etwas an Zeit, da ich nicht ganz so das Gaspedal bediente, wie die ersten 10 Piloten, aber insgesamt bin ich mit Platz 17 ganz Happy. Zusammen mit Clement Latour, Julien Wirts schaffte ich aber Platz 1 mit dem Air´G Products Team, das ich aufgestellt hatte. Da wird sich Richi Gallon zu Hause freuen und uns bestimmt bei einem Sieg ein paar Free Glider für das nächste Jahr sponsern :-)
Für morgen und die nächsten Tage hoffen wir mal, dass der etwas stärkere Wind verschwindet und wir ruhigere Bedingungen haben werden.

Gruß Pepe

Montag, den 26.10.2015

Nachdem Thor hier letzte Nacht mächtig zugeschlagen hatte und uns und den indischen Göttern wenig Schlaf gönnte, war es am Morgen mehr als fraglich, ob die geplante Auffahrt um 8:30 Uhr stattfindet. Regen und Sturmböen begleiteten noch unser Frühstück aber am Horizont zeigte sich ein blaues Band, was rasch näher kam. Der Wind legte sich, wir zogen um auf die Terrasse und waren auf einmal guter Dinge, heute den ersten Lauf zu fliegen, als just die Nachricht eintraf: „The Day is Cancelled – Transport to seightseeing in Dharamsala will leave HQ at 10:00“
Seightseeing war für unser Team nicht drin, erst recht wenn der Chef mit von der Partie ist. Die Zeit wurde genutzt, um an einem neuen Schirm zu arbeiten und während wir noch fleißig Leinen umknüpften schraubte sich der erste Drachen am Startplatz in die Höhe. Zwei Stunden später taten wir das gleiche, flogen bei besten Bedingungen 60km und nutzen die verbleibende Höhe für eine Reihe von Flugtests. Zufrieden mit dem Ergebnis und den Eindrücken des Tages geht es jetzt, bei sternenklarem Himmel ins Bett. Die nächsten fünf Tage versprechen beste Bedingungen und wir haben uns mit zusätzlichen Seidenhandschuhen und Angora-Wäsche eingedeckt, um den eiskalten Temperaturen in der Höhe zu trotzen. Wir sind gespannt, was die Tage bringen werden.

Grüße Torsten

10:00 Uhr: Wegen Schlechtwetter geht es heute zum Sightseeing!;-)

Sonntag, den 25.10.2015
Tja, die Wettervorhersage für den ersten Tag war alles andere als gut.
Regnen sollte es, doch wider Erwarten hatten wir null Regen aber schon 99 % Wolken, die uns auch nicht richtig positiv für einen Lauf stimmten :-)
Wir fuhren dann aber doch um 10 Uhr an den Startplatz, an dem wir etwas warteten und zuschauten wie es immer mehr zuzog und die Wolkenbasis vom Himmel fiel. So wurde der Tag um 13 Uhr abgesagt und wir machten einen kurzen Flug ins Tal. Zum Landeplatz schaffte ich es aber nicht ganz und so landete ich zwischen vielen Kindern auf den Reis-Terrassen nahe Bir. Viele Stromleitungen hatte ich beim Landen und ich kam knapp in ein kleines Feld.
Die Kinder freuten sich total und nach einem Fotoshooting der Kleinen, wurde ich auch in das schon wartende Taxi entlassen.
Ist super schön hier zu sein und die Bevölkerung ist nach wie vor total begeistert, wenn wir irgendwo drüber fliegen oder auf den Feldern einlanden. Es ist in den letzten 7 Jahren etwas aufgeräumter geworden hier in Indien und da die erste Sprache hier Hindi ist und die zweite Englisch, kann man sich mit jedem hier unterhalten. Selbst die Kinder verstehen fast alles und man findet immer irgendjemanden der einem weiter hilft.
Es ist im Vergleich zu vor 7 Jahren etwas teurer geworden, doch das Leben hier für uns nach wie vor recht günstig. Ein gutes Essen bekommt man zwischen 2,- bis 4,- Euro.
Und da zieht es mich nun auch hin… eine Kleinigkeit in einem netten Restaurant :-)

Bis später Pepe

Samstag, den 24.10.2015

Indien Bir Billing

Nachdem ich dieses mal schon etwas früher anreiste, hatte ich endlich einmal die Zeit, mich ordentlich einzufliegen. Der Schirm wurde frisch vermessen und bestens eingestellt von der Paraclinic und so konnte es dann frisch ans Werk gehen, die Gegend aus der Vogelperspektive zu erkunden.
Am Mittwoch gelang mir, trotz etwas längerer Eingewöhnungszeit an den frisch getrimmten Schirm, bei endlich wieder guten Steigwerten ein ganz guter Flug von 160 km. Für das Dreieck brauchte ich bei tollen Flugbedingungen etwas weniger als 5 Stunden.
Am nächsten Tag ging es dann etwas schlechter und mit deutlich niedriger Basis (meist bei 2.600 m liegend), aber ich schaffte dennoch einen 207 Kilometer Flug in knapp 7 Stunden. :-)
So langsam wurde es anstrengend und so erkundete ich am Freitag die hintere Gebirgskette. Doch da ich meine Sommerhandschuhe an hatte, traute ich mich nicht tiefer hinein in die Berge. Zu kalt war es schon bei 4.500 m, wie sollte es erst bei Basen um 6.000 m werden. Ich drehte um und flog vorne an der ersten Bergkette weiter, um mich erst einmal aufzuwärmen. Dort ging es nicht über 2.500 m und meine Hände dankten es mir.
Heute am Samstag machte ich eine Flugpause und sprach mit der Organisation und dem Meetdirector über das Gebiet und die Tasks, die Sinn machen bei möglichst größter Sicherheit. Später geht es gleich noch zur Einschreibung und zum Safetybriefing am Abend.
Morgen zum ersten Tag sieht es erst einmal nach Regen aus, aber warten wir erst einmal ab, was passieren wird.

Bis später Gruß Pepe