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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Start am Col de L`Iserah
Zwischenlandung
Foto: Red Bull
Die Routen

24.7.03 Die beste Entscheidung

Schon morgens ist der Himmel bedeckt und die Chancen auf frühe Thermik schwinden. Trotzdem scheint ein Abgleiten vom Pass möglich. Gegen 9 Uhr stehe ich mit Nordwind am Pass und will nach Süden- also von einer erhöhten Rippe den Schirm nach Norden aufziehen und dann über die Passhöhe nach Süden fliegen. Weiter unten komme ich gerade nicht über einen Grassbuckel rüber und so lande ich kurz ein, trage den Schirm geschultert 500 Meter weiter und starte wiederum und komme auf diese Weise über 10 km nach Bessans. Während ich weiter Richtung Modane gehe, frage ich mich wo und wann die angekündigte Kaltfront eigentlich sein soll. Die ist genau über euch, heißt es von der Organisation, nur - ich sehe nichts! Am Col de la Madeleine entschließe ich mich für einen Start parallel zum üblichen Talwind und werde nach einigen Startversuchen aus der Macia prompt ziemlich grob ins Tal geblasen. Auch auf der gegenüberliegenden Talseite verbläst der starke Wind sämtliche Thermik. So fliege ich gelangweilt eine halbe Stunde über dem Landeplatz und es geht weder rauf noch runter. Nach der Landung gibt ein Einheimischer noch schlaue Ratschläge und will mich nach Chambery schicken, das liegt immerhin 50 km völlig abseits meiner bisherigen Route. Ich verabschiede mich dankend, und gehe meinem Plan folgend direkt nach Süden auf den Col du Mont Cenis, der Franzose nimmt es kopfschüttelnd zur Kenntnis. Oben am Pass angekommen sieht es gar nicht so schlecht aus, der Wind steht gut an und immer wieder sorgen Wolkenlücken für längere Sonneneinstrahlungen. Allerdings bin ich noch zu tief um aufzudrehen ,und so muss ich jeweils zweimal wieder einlanden und zu Fuß ein paar Meter höher gehen. Beim nächsten Versuch über den Grashalmen aufzusoaren verabschiedet sich das Helmvario bei einem Purzelbaum. Der Hans kommt mir zu Hilfe und nimmt mir wenigstens den Wassersack ab. Und jetzt scheint doch noch die angekündigte Kaltfront von Norden herüberzuschwappen, da die Basis dort schon deutlich absinkt. Ich starte etwas hektischer als gewohnt und drehe mit der Thermik vom letzten Sonnenfleck über den Pass bis kurz unterhalb der Basis auf, dann drehe ich konsequent ab, da mir die Sache etwas ungeheuerlich wird. Über den See fegen bereits starke Böen und mein GPS meldet zwischen 70 und 80 km/h Groundspeed, während ich über die italienische Grenze fliege. Vor Susa biege ich rechts ins Tal ab und freue mich, dass der erwartete Ostwind aus der Poebene bei Turin tatsächlich für einen Rückweg fast ins Französische reicht. Vorsichtig taste ich mich durch ein fast unlandbares Tal bis Oulx vor und bin mit meiner Entscheidung mehr als zufrieden.  In einer Trattoria schmecken Paninis und ein kleines Bier, während Hans grinsend angebraust kommt. Da müssen wir wohl heute noch auf den Col de Montgenevre, um morgen früh bei gutem Wetter einen geeigneten Startberg zu finden.

Wir befinden uns jetzt etwa auf gleicher Höhe wie Urs Lötscher