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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Foto: Red Bull
Foto: Red Bull
Foto: Red Bull
Endlich! Das erste richtige Bett und die erste Dusche seit dem Start...
da schläft es sich besonders gut

20.7.03 Die Aufholjagd geht weiter

Schon beim Aufstehen grummelt mein Magen mehr, als sonst üblich. Das Frühstück fällt dementsprechend mager aus, und das, obwohl gute 1500 hm vor uns liegen. Hans packt seinen Rucksack ohne an Material zu sparen. Es sollte wieder ein guter Thermiktag werden und deshalb packt er alle meine warmen Klamotten mit in seinen Rucksack samt seiner Flugausrüstung. Es scheint mir zweifelhaft, dass er diesen Morgenspaziergang mit ca. 25kg durchstehen wird. Umso erfreulicher, dass just nach einer halben Stunde Fußmarsch ein Bergbauer mit dem Auto die Strasse heraufkommt. Er macht nicht den Eindruck, anhalten zu wollen und so müssen wir uns gemeinsam vors Auto werfen um unsere Lage klarzustellen. Der Bauer lässt sich überzeugen und ich bin froh für Hans, dass er mitgenommen wird.

Erst zwei Stunden später sehen wir uns am Startplatz wieder. Hans hat inzwischen ausgeschlafen und ich habe von Thomas Friedrich erfahren, dass er heute nicht starten wird, da er gestern nach einem Klapper eine harte Landung hingelegt hat. Wir bereiten uns gegen 11 Uhr auf den Start vor.

Der Tipp von Dani, die Steinbrüche gingen in der Früh super, stellt sich als nicht allzu zu

sicher heraus und so landet Hans unmittelbar wieder in Chur. Ich lass mir viel Zeit und quere gegen 12 Uhr den Kunkelpass und fliege weiter nach Flims, wo ich Will Gadd in der Luft treffe. Wir rufen uns freudig und wild gestikulierend zu, allerdings verlieren wir uns anschließend gleich wieder, da es mir pressiert...

Der Oberalppass sieht optisch einladend aus und ich verschenke keinen Gedanken, dort Schwierigkeiten zu erwarten. Trotzdem pfeift gerade über der Passhöhe der Wind stramm von vorne und ich habe Mühe dagegen anzukommen. Weiter vorne sehe ich David Dagault aufdrehen und ich quäle mich weiter vor bis Andermatt. Kurz vor dem Furkapass sehe ich David, wie er Richtung Passhöhe fliegt. Von hier aus scheint es, als ob er es nicht über den Pass schaffen würde und tatsächlich glaube ich von diesem Moment an, dass er dort gelandet sei. Ich selber kann vor dem Pass nicht mehr richtig aufdrehen, und so murkse ich mit eingezogenen Füssen über die Passhöhe, um danach in einem wilden Ritt ins Goms hinabzutauchen. Erst ganz unten bei Oberwald spüre ich wieder Gegenwind, und ich drehe rechts wieder in Richtung Rhonegletscher. Weit unterhalb des bekannten Gletscherwasserfalls kann ich unter Anspannung Thermik finden und es geht weiter ins Wallis, allerdings ist es hier inzwischen ziemlich abgeschattet, und so entschließe ich mich, die Talseite zu wechseln. Dort kann ich auch wieder zur Basis aufdrehen, komme aber gegen den Wind nicht recht vorwärts und wechsle abermals die Talseite. Leider muss ich daraufhin auf Höhe Bellwald kurz vor Fiesch landen. Mein Plan für den heutigen Abend stand bereits fest: ein Hotelzimmer auf dem Kühboden wollte ich mir gönnen. So passt es mir eigentlich gar nicht, als Hans angebraust kommt und mich überreden will noch einmal auf den Bellwald hochzugehen. "Vielleicht kannst du da nochmal aufdrehen und ein paar Meter weiter fliegen"...ich finde es ja gut, dass er offensichtlich richtig Spaß bekommt an dem Wettbewerb, aber mein Magen rebelliert immer noch ein wenig und Lust jetzt noch auf den Bellwald hochzugehen habe ich wirklich keine. Trotzdem lasse ich mich überreden, bin aber dann schon fast sauer, weil alle Zeichen gegen einen Start sprechen: der Gletscherwind setzt bereits ein und die Sonne wird von den Wolken verdeckt und überhaupt ist es schon nach 6 Uhr.

Hans ruft vom Startplatz an und meldet Rückenwind, Grund genug für mich, direkt von der Strasse in die Wiese abzuzweigen und den Schirm jetzt und hier auszulegen. Der Notschirm wird im Rucksack verstaut, genauso wie Handschuhe und Vario- nur schnell weg hier, bevor ich hier auch noch runter marschieren muss. Kurz nach dem Start über den Bäumen reißt es den Schirm etwas ruppig nach oben, mir ist es recht, kann ich doch mit den 50 Metern mehr voraussichtlich bis zum Landeplatz Fieschertal gleiten. Über dem Waldstück vor der Landewiese wird es doch noch einmal knapp, riskier ich den Überflug über die Bäume, muss ich doch wieder abdrehen?… gerade noch geschafft, mit 50 Meter über Grund komme ich über der Flugschule an, doch was verbiegt sich hier die Kappe so? Mit einem Schwenk nach rechts reißt es ruppig und bockig nach oben und das aus dieser Höhe? Ich erwache wie aus einem Koma - shit, do gehts nuamoi auffi!!! Die Füße schon um 90 Grad weiter als die Kappe und so eiere ich aus dem Nichts kommend in die Freiheit. Es wird bereits kalt unterm T-Shirt und überhaupt- mit der Reserve im Rucksack fühle ich mich nicht wirklich wohl. Doch die Höhe reicht auch schon um oben am Kühboden einzulanden, geile Sache das! "Host des gseng?!", jubel ich übers Handy dem Hans zu, "ich reservier uns gleich ein fesches Zimmer!" Nach der verdienten Dusche versorgt mich noch der Wirt aus dem Hotel mit Älpler Macaroni, Bier und einem Notebook mit Internetanschluss, wo ich endlich auch einmal die Gelegenheit habe, in Ruhe auf der Redbullxalps-Seite zu stöbern. Um halb zehn kommt der Hans mit der letzten Gondel herauf und wir genießen den Abend in vollen Zügen.

Hans:

Nach einem kurzen Flug treffe ich auf der Fahrt Markus Haupt und später auch Thomas Friedrich. Wir telefonieren mit Jana (Physiotherapeutin und Boxis Frau), um die richtigen Mittelchen aus unserer Reiseapotheke dem Tom zu schenken, damit die durch den "Absturz " verursachten Prellungen und inneren Blutergüsse schneller heilen.

In Fiesch darf ich den Umzug aus dem Bus ins Hotel machen. Aber immerhin seit dem Start am Dachstein wiedereinmal eine Dusche!!!