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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Volles Haus!
Der DHV-Vorsitzende Charlie Jöst eröffnet den Sportlertag
Sportvorstand Klaus Tretter freut sich über die außergewöhnlichen Flüge
Moderatorenteam Regina Glas und Björn Klaassen
DHV-Wetterexperte Volker Schwaniz (li)
Philipp Ott geht gern eigene Wege
423 Kilometer machen Konrad Görg glücklich!
"Angst ist eine fiese Drecksau, wenn sie sich mal eingenistet hat", warnt Markus Ebenfeld
XC-Deutsche Meister GS Standard: vl. Werner Schütz (2), Dietmar Siglbauer (1)
XC-Deutsche Meister GS Sport: vl. Marcel Dürr (3), Simon Wamser (1), Berni Koller (2)
XC-Deutsche Meister GS Performance: vl. Sebastian Barthmes (3), Jörg Remus (1), Uli Straßer (2)
XC-Deutsche Meisterinnen GS: vl. Ramona Eckert (3), Brigitte Kurbel (1), Christin Kirst (2)
XC-Deutsche Meister Flexible Drachen: vl. Markus Ebenfeld (1), Günter Porath (2)
XC-Deutsche Meister Starre Drachen: vl. Reinhard Pöppl (3), Patrick Ruber (1), Dieter Müglich (2)
XC-Deutsche Meisterinnen Drachen: vl. Greetje Janßen (3), Tina Weikard (1), Corinna Schwiegershausen (2)
XC-Deutsche Meister GS Flachland: vl. Georg Rauscher (3), Samuel Blocher (1), Erwin Auer (2)

XC-Sportlertag 2016

Text und Fotos Benedikt Liebermeister

Zur Jahrestagung

Photogallery am Ende des Textes

Siegerehrungen und erstklassige Vorträge in Bild und Ton zur XC-Praxis

Der Sportlertag ist zu einer festen Institution geworden. Die Stimmung war gut, die Experten gaben wertvolle Tipps und der XC-interessierte Pilot nahm gebündeltes Wissen und Motivation mit nach Hause. Björn Klaassen und Regina Glas führten durch das Programm. Gut vorbereitet hatten sie zu jedem Sportler eine kleine Geschichte parat, stellten informative Fragen und gingen auf außergewöhnliche Flüge kenntnisreich und detailliert ein. 

Erstklassige Vorträge

Philipp Ott ist ein hervorragender Streckenflieger. Punkte stehen bei ihm nicht im Vordergrund, sondern das besondere Erlebnis. Mit beeindruckenden Fotos und Videoclips nahm er das Publikum mit auf seine Reisen.
Im Mai war ihm schon ein toller Grente-Flug von 243 km geglückt, im Juni hatte er ein außergewöhnliches Dreieck vom Hochstein in Lienz im Sinn. Der Weg bis Bruneck war bekannt, auch der Beginn des zweiten Schenkels ins Antholzertal und über den Staller Sattel ins Defreggental. Doch dann verließ er die ausgetretenen Pfade, bog über das Virgental und den Felbertauern Richtung Alpenhauptkamm ins Pinzgau ab. Dort drehte er eine Runde über Kaprun und flog am Großglockner vorbei erneut über den Alpenhauptkamm nach Osttirol zurück. Im Mölltal traf er auf heftigen Gegenwind und schaffte es noch ein Stück Richtung Lienz zurück.
Im August verwirklichte er einen Traum. Mit drei Freunden flog und wanderte er im Biwakstil vom Mittelmeer ans Bayerische Meer (Nizza-Chiemsee), siehe auch Info 202. Der Höhepunkt war die Umrundung des Mont Blanc. Abends flogen sie ein Hochtal entlang, die Felswände gaben keine Thermik mehr ab, und landeten kurz vor einem Sattel ein. Hinter dem Grat lag der Mont Blanc. Mit einem trickreichen Start und einer sofortigen 180 Grad Kehre gelangten sie in die noch thermischen Westseiten. Entspannt schraubten sie sich im Licht der Abendsonne bis auf 3.200 m gegenüber des höchsten Massivs Europas. Als besonderes Zuckerl präsentierte Robert Heim, einer der drei Freunde, einen 10minütigen Film zum Träumen über diesen einzigartigen Trip. 

Flymaster arbeitet mit dem DHV im Livetracking zusammen. DHV-XC und Liga werden von Flymaster unterstützt. Konrad Görg von Kontest/Aircross hat den Vertrieb der portugiesischen Varioschmiede; sehr praktisch, da Konrad Portugiesisch spricht. Auf dem Sportlertag gab er eine kurze Einführung in die Funktionalität. So ist beim reinen Tracker ein großer Vorteil, dass Hardware, Software und SIM-Karte aus einer Hand sind. Am 1. November ist er von Quixada/Brasilien mit 423 km den neuen Deutschen Rekord geflogen; mit seinem eigenen Produkt, dem B-Schirm U Cruise seiner Firma Aircross. Hier macht der Chef die PR selbst;-) 

Das Geheimnis seines Erfolges lüftete der siebenmalige Deutsche Meister der flexiblen Drachen Markus Ebenfeld: Fliegen macht ihm einfach Spaß! Und gerade der Amateurstatus garantiert, dass ihm der Spaß nicht vergeht. Denn „ wer seine Passion zum Beruf macht, dem kann es unter Umständen passieren, dass sich die Leidenschaft ganz schnell verabschiedet und nur noch das Geld übrig bleibt“, brachte er es auf den Punkt.
Wie geht er mit Angst um? Beim Drachenfliegen „die Angst vorm Landen, bzw. eben nichts zum Landen zu finden.“ Beim Gleitschirm hingegen vor der „abrupten Verweigerung des fliegenden Stückchen Stoffes, seiner Bestimmung noch weiterhin nachzukommen.“ Sein Fazit: üben, üben, üben plus ein bisschen Selbstbetrug und natürlich das Glück des Tüchtigen.
 „Beim Drachen Tricklanden und die Einbildung, dass man den Flügel auf das kleine Fleckchen hellgrün, das im Augenwinkel aufblitzt, zur Not doch noch irgendwie draufsetzen kann. Und beim Gleitschirmfliegen ein virtuoses Zupfen an den vielen Schnürchen, der unbegründete Glaube an die hundertprozentige Wiederöffnungsfähigkeit des eigenen Flügels und letztendlich die Einsicht, dass ein Abgang mit der Rettung halt irgendwie dazu gehört und mit dem Gleitschirm an sich auch nicht so tragisch ist.“
Wer dabei mittel- und langfristig plant, ist im Vorteil. Denn wer viel riskiert, wir zwar auch schnell besser – doch nur solange alles gut geht. Geht’s in die Hosen, sitzt einem zukünftig die Angst im Nacken – „…eine fiese Drecksau, …die man nur ganz, ganz schwer wieder los wird.“ 

Seit Jahren hat Wetterexperte Volker Schwaniz die DHV-Wetterprognose Zug um Zug ausgebaut und jeden Sportlertag mit einem wertvollen Vortrag bereichert. Sein Thema diesmal: Föhnige Details oder die Nutzbarkeit von föhnigen Lagen. Wobei hier föhnig ganz klar von Föhn unterschieden werden muss. Toppiloten haben bei deutlich föhnigen Lagen erstaunlich große Flüge absolviert. Grundvoraussetzung sei jedoch eine exzellente Kenntnis der Wetterlage und des Fluggebietes. Rein wettertechnisch hätten föhnige Lagen nicht nur Nachteile. So herrscht oftmals trockene Luft und hochbasiges Schönwetter vor, Schauertendenz bei labilen Lagen wird unterdrückt usw.
„Leider ist die Problematik Föhn/föhnig nicht digital, also nicht an oder halt aus, sondern es gibt alle Zwischenzustände von Föhnsturm bis hin zur kaum wahrnehmbaren Südströmung“, warnte Volker. Hier spielt der Gebietsfaktor (Föhnempfindlichkeit) eine maßgebliche Rolle. „In ganz besonders empfindlichen Regionen wie Goms im Wallis, ist die Grenze Südströmung zu Föhn teils ab 2 hPa überschritten. Während der Nordalpenrand auch bei überregional deutlich föhnigen Lagen unkritisch sein kann (teils 4-5 hPa). Und an Extrempunkten (Bassano) können teils überregionale Föhnlagen nutzbar sein.“
Mehr zum Thema im März/April Info.

 The Winner is…..

Jetzt zum Höhepunkt des Sportlertages: Der Ehrung der Deutschen Meister 2016 im Streckenfliegen, der Pilotinnen und Piloten, die ein Jahr unermüdlich um den Sieg gekämpft haben. Der DHV-Vorsitzende Charlie Jöst und Sportvorstand Klaus Tretter gratulierten, die Sportler zollten gebührend Beifall. 

Ein paar Zahlen zu den beeindruckenden Leistungen: 4.507 Piloten reichten 107.704 Flüge ein. Davon erreichten 2.248 Flüge die 100 km Marke und mehr, 265 Piloten flogen über 200 km (146 Gleitschirm– und 119 Drachenflieger). 

Am meisten Punkte erflog Dietmar Siglbauer als Deutscher Meister in der Standardklasse, jetzt hat er alle Klassen durch, in jeder holte er den Meistertitel. Zweiter ist Werner Schütz, übrigens einer der Freunde, die mit Philipp Ott auf Biwaktour unterwegs waren. Platz drei für Timon Weber, zugleich Bester Junior. Erst drei (2014), dann zwei (2015), dann eins: Simon Wamser (1) hat Berni Koller in der Sportklasse auf den zweiten Platz verwiesen, auf drei folgt Marcel Dürr. In den Alpen haben sich drei Hotspots etabliert: für den Deutschlandflug Hochfelln und Osterfelder, die andern beiden meist von der Grente/Südtirol. Berni Koller hingegen startete seinen besten Flug (237 km) in Scoul mit einer beeindruckenden Querung ins Vinschgau am Ortler vorbei und zurück über den Alpenhauptkamm ins Ötztal, Marcel Dürr flog eine interessante Variante des Karwendeldreiecks vom Brauneck. Jörg Remus siegte in der Performanceklasse, gefolgt von Uli Straßer und Sebastian Barthmes. Auch Uli Straßer ging eigene Wege, bei seinem FAI von Fiesch verwirklichte er sich einen Traum und ritt den kompletten Nadelgrat über Dom und Täschhorn bis zum Alphubel ab. 

Frauenpower

Zum vierten Mal in Folge gewann Brigitte Kurbel den Deutschen Meistertitel bei den Damen, ihr bester Flug ist das größte FAI Dreieck (239 km), das jemals von einer Frau geflogen wurde. Auf Platz zwei Christin Kirst, auf drei Ramona Eckert. 

Basti Huber kennt jeder nach seinem sensationellen zweiten Platz bei den Red Bull X-Alps 2015. Jetzt hat er sich die Deutsche Meisterschaft im Tandemfliegen gesichert. Wahrscheinlich ein Kollateral-Erfolg seines Trainings;-). Markus Henninger, der Vorjahressieger auf dem zweiten Platz und auf Platz drei wie schon 2015 Dominik Binner. Deutscher Meister im Flachen ist Samuel Blocher, gleichzeitig zweiter im Deutschlandpokal. Zweiter ist der Auer Erwin, der ist aber erster im Deutschlandpokal. Beide Male dritter ist Georg Rauscher. Samuel startete alle drei Flüge von Oppenau im Schwarzwald, daheim ist halt am schönsten. Eine interessante Entwicklung: Immer mehr geschlossene Aufgaben kommen in die Wertung – das freut die Rückholer. Die Nase vorn bei den Vereinen hatten die Hochries-Samerberger, die 1. Bundesliga gewann der Turnverein Bissingen, die 2. Bundesliga der Drachen- und Gleitschirmclub Friedrichshafen. Der beste Newcomer heißt Daniel Brunner. Mit 125 Stunden flog Danny Obernender am Hausberg am längsten (Fun Cup), gefolgt von Stefan Baumgardt und Dimitry Balabanov, der übrigens erst im März seinen A-Schein bekam.

Flexibel und Starr

Zwei Herren haben den Sieg gepachtet. Markus Ebenfeld bei den Flexis und Patrick Ruber bei den Starren. Dann kommt erstmal länger nichts. Auf zwei Flexibel schließlich Günter Porath und Tom Becher, der sogar mit Turm fliegt und dort auch die Wertung (HG Turm) gewann, dahinter (mit Turm) Timo Andree (Sieger Fun Cup) und Siegfried Zeller. Bei den Starren kommen dann Dieter Müglich (2) und Reinhard Pöppl (3). Reinhard Pöppl gewann auch die Deutsche Meisterschaft im Flachen und den Deutschlandpokal, vor Roland Wöhrle (2) und Jochen Zeyher (3), ebenfalls beide Wertungen gleich. Überraschung bei der Deutschen Meisterschaft der Damen. Tina Weikard (1) verwies Corinna Schwiegershausen auf Platz zwei. Greetje Janßen kam auf drei. Wie immer bester Drachenverein sind die Ruhpoldinger, der Sieg in der 1. Bundesliga geht an die Hammelburger, in der 2. flogen die Immenstädter am besten. Markus Kirchner ist bester Junior, der Papa Norbert Mitglied der Nationalmannschaft Starr. Bester Newcomer Wolfgang Seuling.

Spannend, informativ und unterhaltsam waren die Vorträge. Die Deutschen Meister persönlich zu treffen und mit ihnen zu feiern, war auf jeden Fall eine Reise wert.

 

 

 

 

 

Der Sportlertag in Bildern

XC-Deutsche Meister GS Tandem: vl. Dominik Binner (3), Basti Huber (1), Markus Henninger (2)
XC-Deutsche Meister Drachen Flachland + Sieger Deutschlandpokal: vl. Jochen Zeyher (3), Reinhard Pöppl (1), Roland Wöhrle (2)
Biwakfliegen
Föhn oder föhnig?
XC-Deutsche Meister Turm Drachen: vl. Siegfried Zeller (3), Timo Andree (2), auch Sieger Fun Cup
Newcomer Drachen: Wolfgang Seuling
Bester Junior HG Markus Kirchner
Bester Verein HG: Delta Club Bavaria Ruhpolding
Sieger 1. Bundesliga HG: DFC Hammelburg
Sieger 2. Bundesliga HG: Drachenflugverein mittag team Immenstadt
Robert Heim macht Filme zum Träumen
Konrad Görg vertreibt Flymaster
Sieger GS Deutschlandpokal: vl. Georg Rauscher (3), Erwin Auer (1), Samuel Blocher (2)
Bester Newcomer GS: Daniel Brunner
Bester Verein GS: Gleitschirmclub Hochries Samerberg
Sieger 1. Bundesliga: Turnverein Bissingen
Sieger 2. Bundesliga GS: Drachen- und Gleitschirmfliegerclub Friedrichshafen
Sieger Funcup GS: vl. Dimitry Balabanov (3), Danny Oberneder (1)
Sieger Funcup HG: vl. Winfried Oswald (3), Timo Andree (1)
Markus Ebenfeld vor vielen Jahren