X
Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

 
Foto: Eberhard Dengler

volles Haus, Vortrag Björn Klaassen, DHV-Geländereferent
DHV-Vorsitzender Charlie Jöst
Moderator Ralph Schöffel, hatte am Sportlertag Geburtstag - Alles Gute!
XC-Deutsche Meister Standard: vl. Stefan Lauth (2), Christoph Bessei (1), Hans Walcher (3)
XC-Deutsche Meister Performance: vl. Daniel Fischer (2), Raphael Wolter (1), Hagen Walter (3)
XC-Deutsche Meister Sportklasse: vl. Simon Wamser (2), Dietmar Siglbauer (1), Tim Huber (3)
XC-Deutsche Meisterinnen: vl. Nicole Zink (2), Brigitte Kurbel (1), Christin Kirst (3)
XC-Deutsche Meister Flexible Drachen: vl. Roland Wöhrle (2), Markus Ebenfeld (1), Tom Becher (3)
XC-Deutsche Meister Starrflügler: vl. Patrick Ruber (1), Dirk Ripkens (2)
XC-Deutsche Meisterin Flexible Drachen: Corinna Schwiegershausen (1)
Flachlandexperte Armin Harich
Vortrag Wetter, Alptherm für Thermikprognose
charmanter Beifall
DHV-Wetterexperte Volker Schwaniz
XC-Deutsche Meister GS Flachland: vl. Ralf Kopp (2), Hagen Walter (1), Armin Harich (3),
XC-Deutsche Meister HG Flachland: vl. Roland Wöhrle (1), Dirk Ripkens (3)

XC-Sportlertag 2015

Text und Fotos Benedikt Liebermeister

Zur Jahrestagung

Photogallery am Ende des Textes

Siegerehrungen und erstklassige Vorträge in Bild und Ton zur XC-Praxis

Der Sportlertag ist zu einer festen Institution geworden. Die Stimmung war gut, die Experten gaben wertvolle Tipps und der XC-interessierte Pilot nahm gebündeltes Wissen und Motivation mit nach Hause. Moderator Ralph Schlöffel geht in seiner Rolle auf, deshalb waren auch die Siegerehrungen sehr kurzweilig. Zu jedem Sportler bietet er eine kleine Geschichte, stellt informative Fragen und bereitet außergewöhnliche Flüge kenntnisreich und detailliert auf.

Erstklassige Vorträge

Jeder Streckenflieger kennt das Problem. Dort, wo es nach grauer Theorie raufgehen müsste, rührt sich kein Lüftlein. Ist der Pilot hoch genug, hat er mehrere Optionen, doch irgendwann ist es soweit. Er befindet sich praktisch im Landeanflug. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen. Profis wie Armin Harich geben nicht auf, zentrieren einen Nullschieber. Ein zartes Piepsen, ein halber Kreis im Steigen. Sie beißen sich fest, stellen den Schirm auf den Stabilo und arbeiten sich kontinuierlich wieder nach oben. „Die meisten Piloten machen zu große Kreise“, stellte er fest.
Low Safes – der Weg zurück an die Basis – war Schwerpunkt des Vortrags des Flachlandexperten, den er anhand von Videobeispielen ( z.B. vimeo.com/136869368) lebendig veranschaulichte. Sein Credo: Der Schlüssel gegen Low Safes ist Low Safes zu vermeiden. „Das Problem entsteht schon vorher. Je besser der Pilot, desto früher erkennt er, dass er gleich absaufen wird. Früher habe ich das erkannt, kurz bevor ich am Boden stand. Inzwischen sehe ich bereits an der Basis, dass ich auf ein Problem zusteuere“ (Tipps und Tricks zum Flachlandfliegen von Armin Harich auf skywalk.info/flachlandfliegen).
Im Dezember geht er auf Expediton nach Namibia. Zusammen mit Burkhard Martens, Ralph Schlöffel, Oliver Teubert, und Markus Henninger will er dort große FAI-Dreiecke versuchen. Sonja Zeyfang fährt die Winde und – was in diesem Areal sicher super spannend wird – macht die Rückholerin. Dazu gibt es eine aktuelle Website xcexpedition.skywalk.info.

Björn Klaassen ist beim DHV für Luftraum zuständig. Drachen- und Gleitschirmflieger hüpfen schon lange nicht mehr nur den Berg hinunter, sondern sind gleichberechtigte Partner im Luftraum. Das bedeutet jedoch auch ein gehöriges Maß an Verantwortung, denn sie teilen sich den Luftraum mit allen anderen Fluggeräten, vom Segelflieger bis zum Verkehrsflugzeug. Im Luftraum G und E gilt See and Avoid. Interessant dazu der Blickwinkel aus dem Cockpit eines Kampfjets, Björn Klaassen zeigte ein konkretes Beispiel einer Phantom am Brauneck in Augenhöhe des Idealhangs. Auch der Verkehrspilot genießt nicht wirklich einen Panoramablick. Generell ist die Luftraumstruktur in Deutschland sportfliegerfreundlich im Gegensatz zu manch anderen Ländern. Bei Luftraumplanung der DFS ist der DHV zusammen mit dem DAeC beteiligt. Vor allem im Flachland ist eine sorgfältige Flugvorbereitung der Garant für weite Strecken, wie Armin Harich bei seinem 300 Kilometer Rekordflug 2014 bewiesen hat. Austrocontrol lobt die Disziplin der Streckenflieger. Dass man dort ein Herz für XC hat, beweist die Einrichtung der TRA Holzleitensattel, die, wenn aktiv, Querungen mit 2.700 m und sogar 3.200 m zulässt. Mehr Infos zum Luftraum auf der DHV-Geländeseite.

The Winner is…..

Jetzt zum Höhepunkt des Sportlertages: Der Ehrung der Deutschen Meister 2015 im Streckenfliegen, der Pilotinnen und Piloten, die ein Jahr unermüdlich um den Sieg gekämpft haben. Der DHV-Vorsitzende Charlie Jöst und der frisch gewählte Sportvorstand Klaus Tretter gratulierten, die Sportler zollten gebührend Beifall. 

Ein paar Zahlen zu den beeindruckenden Leistungen: 4.358 Piloten reichten 106.000 Flüge ein. Davon erreichten 2.303 Flüge die 100 km-Marke und mehr, 288 Piloten flogen über 200 km (175 Gleitschirm – und 113 Drachenflieger). 

Das größte FAI-Dreieck bei den Gleitschirmen gelang Raphael Wolter mit 269,3 km von der Grente, der sich damit den Deutschen Meistertitel in der Performance-Klasse sicherte. Platz 2 für Daniel Fischer, ein junges frisches Gesicht. Auf 3 kam Hagen Walter, von dem wir noch mehr hören werden. Dietmar Siglbauer wechselt die Klassen nach Belieben und holt sich schnell mal den Meistertitel ab. Dieses Jahr in der Sportklasse, 2014 gewann er die Performancewertung. Simon Wamser ist 2ter, gleichzeitig hat er Christoph Bessei die Juniorwertung abgejagt. Letztes Jahr war er noch 3ter, 2016 wird’s Zeit für die Wachablösung! Tim Huber ist 3ter, gelernt hat er es bei Dietmar Siglbauer und Torsten Hahne im gemeinsamen Club. Den Hattrick als Deutscher Meister schaffte Christoph Bessei in der Standardklasse, Stefan Lauth hat sich auf 2 hochgearbeitet. Der dritte Hans Walcher flog sogar nur mit einem Lowend B, dem Bergsteigerschirm Arriba, hatte dafür aber deutliche Vorteile an der Grente, dem Hotspot 2015. Denn die Grente lässt sich nur zu Fuß erreichen. 

Frauenpower

Gegen den B-, C-Trend schwammen die Deutsche Meisterin und Vizemeisterin, Brigitte Kurbel – auch ihr gelang der Hattrick - und Nicole Zink. Beide fliegen Hochleister und belegten die beeindruckenden Plätze 5 und 6 in der Overallwertung der Performanceklasse. Auf 3 bei den Damen Christin Kirst, auch eine alte Bekannte, Deutsche Meisterin 2012 und 2010. Schön öfter auf dem Treppchen stand der Deutsche Meister im Tandemfliegen Markus Henninger, nächstes Jahr kommt ihm der Passagier abhanden, sein Sohn will selbst fliegen. Auf 2 Hartmut Anding, auf 3 Dominik Binner. Da ist er wieder, Hagen Walter, Deutscher Meister im Flachlandfliegen, der sich abwechselte mit dem 2ten Ralf Kopp im Deutschlandpokal (6 Wertungsflüge). Dort ist der Ralf 1ter und der Hagen 2ter. Hagen flog die weiteste Strecke in eine Richtung mit 296,1 km. Armin Harich holte den dritten Platz in der Deutschen Flachlandmeisterschaft, dritter im Deutschlandpokal wurde Matthias Kothe. Der beste Newcomer heißt Christoph Bolz, der beste Verein sind die Hochfelln-Flieger wie schon im Jahr zuvor. Die erste Bundesliga gewann der Drachen- und Gleitschirmclub Bayerwald vor dem Turnverein Bissingen und dem DGCW Neidingen. In der 2ten Bundesliga spielten die Oppenauer Gleitschirmflieger am besten, vor dem GS- und HG Drei-Kaiser-Berge Waldstetten und dem Oberfränkischen Hängegleiter Verein Coburg. Am längsten flog Josef Wurzer gefolgt von Danny Oberender und Carsten Stahl im Fun Cup.

Flexibel und Starr

Noch ein Mal und Markus Ebenfeld könnte mit dem ehemaligen Formel 1 Pilot Michael Schumacher gleichziehen. 2015 errang er den 6ten Meistertitel in Folge bei den flexiblen Drachen, alle Flüge startete Markus vom Hochfelln. Auf Platz 2 kam Roland Wöhrle, der fliegt nur vom Kandel. Der Schwarzwald zählt als Flachland, deshalb hat er mit seinem 239 km FAI auch den Meistertitel im Flachland erflogen. Dritter bei den Flexiblen ist Tom Becher. Auf 2 und 3 im Flachland folgen Reinhard Pöppl und Dirk Ripkens, die die gleiche Platzierung auch im Deutschlandpokal belegen. Jochen Zeyer belegte Platz 1. Im Flachland und im Deutschland Pokal gibt es keine Unterscheidung zwischen Flexibel und Starr. In der Deutschen Meisterschaft der Starren gelang Patrick Ruber der Hattrick, drei Siege in Folge. Früher flog er Gleitschirm Wettbewerbe, doch auf Grund seines geringen Gewichtes war er mit den kleinen Flächen deutlich im Nachteil. Bei den Starren hat er das perfekt angepasste Gerät gefunden, ein Wechsel käme für ihn nicht mehr in Frage. Auf Platz 2 und 3 die Kollegen aus dem Flachland Reinhard Pöppl und Dirk Ripkens. Seit Jahren Deutsche Meisterin ist Corinna Schwiegershausen vor Caroline Greiser und Manuela Braun.

Mit Turm gewann Tom Becher, wie schon 2014. Dahinter Timo Andree und Willi Schmitt, Timo holte sich auch den Fun Cup, da wurde Tom Becher 2ter, Winfried Oswald auf 3. Die Vereinswertung gepachtet hat der Delta Club Bavaria Ruhpolding, ebenso die 1. Bundesliga; in der liegen der Drachen- und Gleitschirmfliegerclub Südschwarzwald auf 2 und der Drachenfliegerclub Wasserkuppe auf 3. In der 2ten lag der Drachenfliegerclub Hammelburg an der Spitze, gefolgt von dem Drachenfliegerclub Niederrhein und dem TSV Seissen Drachenflieger. Auf den Spuren seines Vaters, dem Vizeweltmeister Starr Norbert Kirchner, wandelt sein Sohn Markus und gewann die Juniorenwertung. Bester Newcomer ist Ulrich Schneider.

Wetter und Kilometer

Der DHV bewies vor Jahren eine glückliche Hand, er setzte auf Volker Schwaniz als Wetterexperten. Seit dieser Zeit hat Volker die Wetterprognose Zug um Zug ausgebaut und jeden Sportlertag mit einem wertvollen Vortrag bereichert. Sein Thema diesmal: Potentielle Flugdistanz (PFD) oder Wie aus Gradienten Kilometer werden. PDF-Infos bieten Seiten wie Alptherm (kostenlos), Topmeteo und z.B. Pc_Met/TopTask. Auch wenn die Werte mit Vorsicht zu genießen sind, geben sie eine tendenzielle Güteaussage zwischen Tagen und Regionen. Im Flachland und in den Mittelgebirgen ist die Trefferquote größer, da Thermik, Basishöhe und Wind von den Wettermodellen gut erfasst werden. In den Alpen müssen unbedingt Erfahrungswerte in Gebietswahl und Thermikzeiten einfließen. Dazu kommt eine wichtige Größe, die Piloten-Geräte-Effizienz. Hier sind die persönlichen Erfahrungswerte maßgebend, d.h. der Speedwert aus der DHV-XC Flugauswertung. Damit ergibt sich folgende Faustformel: Alpen Thermikstunden x Speed, für Flachland/Mittelgebirge Thermikstunden x (Höhenwind + Speed). Mehr zum Thema im März/April Info. 

Spannend, informativ und unterhaltsam waren die Vorträge. Die Deutschen Meister persönlich zu treffen und mit ihnen zu feiern, war auf jeden Fall eine Reise wert.

 

 

Der Sportlertag in Bildern

Sieger Deutschlandpokal: vl. Hagen Walter (2), Ralf Kopp (1), Matthias Kothe (3)
Bester Junior: Simon Wamser
erstklassige Vorträge
Björn Klaassen, DHV-Geländereferent
Sieger Turmdrachen: vl. Timo Andree (2), Tom Becher (1), Willi Schmitt (3)
Sieger Deutschlandpokal HG: vl. Jochen Zeyher (1), Dirk Ripkens (3)
Bester Verein HG: Delta Club Bavaria Ruhpolding
Sieger 1. Bundesliga HG
Bester Verein GS: Hochfelln Flieger Bergen
Sieger Fun Cup: vl. Tom Becher (2), Timo Andree (1), Winfried Oswald (3)
Sieger 2. Bundesliga GS
Sieger 1. Bundesliga GS
Sieger 1. Bundesliga HG
Newcomer HG: Markus Kirchner
Newcomer GS: Christoph Bolz
Newcomer HG: Ulrich Schneider
Armin Harich geht in Namibia auf Rekordjagd
Fun Cup GS: 2. Platz Danny Oberender, re. Sportvorstand Klaus Tretter