Jahrestagung 2011 in Bamberg
Text und Fotos Benedikt Liebermeister
Photogallery am Ende des Textes
Konstruktive Tagung in der Oberfrankenmetropole
Bamberg, Kultur-, Barock-, Bistums- und Bierstadt, viele Namen für einen Ort, der es zum Unesco-Weltkulturerbe geschafft hat. Die Altstadt ist ein Schmuckstück, die ehemalige Fischersiedlung wird liebevoll „Klein-Venedig“ genannt. Mittelalterliche Fachwerkhäuser mit winzigen Gärten säumen die Ufer der Regnitz. Stolz thront der Kaiserdom über der City. Und nicht zuletzt Bierstadt. Zehn Privatbrauereien sorgen für stetig „guten Stoff“. Ein würdiger Rahmen für die Jahrestagung 2011 des DHV (Fachverband der Deutschen Gleitschirm- und Drachenflieger).
Zur Einstimmung afrikanische Rhythmen, die Band „Africa Fusion“ begeisterte mit außergewöhnlich professioneller Welt- und Popmusic. Die drei afrikanischen Musiker sowie ihr deutscher Schlagzeuger gelten in vielen Staaten Afrikas und den USA als Top-Stars.
Eröffnet hat den geselligen Teil der Veranstaltung das „BambAIRger Trio“, Stephan Albert, Vorsitzender des 1. Bamberger Gleitschirmclubs, und seine Clubkameraden Uli Schmottermeyer sowie Ralph Schlöffel. Bamberg hat auch im Segelflug Geschichte geschrieben, 1910 fanden die ersten Flüge statt. Seit 1989 gehen die „BambAIRger“ Gleitschirmflieger in die Luft. Die Winden- und Hangfluggelände haben Streckenflug-Rekorde aufzuweisen. Eine launige Einlage bot Kabarettist Helmut Vorndran, Auszüge aus seinem Buch „Tod durch Franken“ erheiterten das Publikum.
Der offizielle Teil der JHV begann mit der Feststellung der Regularien. Die Versammlung war beschlussfähig, die Tagesordnung wurde angenommen, das Protokoll 2010 genehmigt und Björn Klaassen zum Protokollführer gewählt. Da die Delegierten im Vorfeld schriftliche Tätigkeitsberichte erhalten hatten, hoben die Vorstände nur die Besonderheiten hervor. Sorge machte dem Vorsitzenden Charlie Jöst die zunehmende Anonymisierung des Gleitschirm- und Drachensports. Immer mehr Piloten sind alleine unterwegs. Gäbe es mehr Miteinander, könnten Unfälle besser vermieden werden.
Über 35.000 Mitglieder und ein gutes Geschäftsjahr vermeldete DHV-Geschäftsführer Klaus Tänzler. Für die Zukunft wünschte er sich einen Visionär des Flugsports, so wie es der kürzlich verstorbene Steve Jobs Visionär für die Computerwelt war. Jobs Credo: hochkomplexe Technik, einfach zu bedienen. Übersetzt auf das Gleitschirm- und Drachenfliegen. Leistung, die nicht auf Kosten der Sicherheit geht.
Der zweite Vorstand Frank Herr stellte den Relaunch der Homepage www.dhv.de vor. Übersichtlich, grafisch ansprechend mit einer schnellen Suchfunktion ist sie im Oktober 2011 ohne Probleme online gegangen. Das Feedback der Mitglieder war positiv. Eine Menge erfolgreicher Events hat die DHV-Jugend zu verzeichnen. Nikolaus Kurcz koordiniert die wertvolle Arbeit und wies auf Projekte 2012 hin.
„Hinschauen und ansprechen auf Sicherheitsmängel“, mahnte DHV-Sicherheits/Gelände-Vorstand Uli Schmottermeyer und schloss sich damit den Ausführungen des Vorsitzenden Charlie Jöst an. „Ein gesundes Maß an richtig verstandener Kameradschaft“ wäre das Ziel. Ein Erfolg war die Erprobung der elektrischen Aufstiegshilfe für Drachen. Keine Unfälle und keine negative Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Grundsätzlich solle eine 4. Startart in der LuftPersV verankert werden.
„Drei Prüfstellen teilen sich den Markt und konkurrieren miteinander“, sagte DHV-Technik-Vorstand Jürgen Rüdinger. „Kommt der Hersteller mit einem Schirm bei der einen Prüfstelle nicht durch, geht er einfach zur nächsten.“ Damit setzten die Hersteller die Prüfstelle unter Druck. Dieses Problem hätten alle Prüfstellen, doch die „DHV-Testpiloten sind darauf eingeschworen hart zu prüfen und keine Zugeständnisse zu machen.“ Aus beruflichen Gründen kandierte Jürgen Rüdinger nicht mehr für das Amt als Technik-Vorstand. Charlie Jöst dankte ihm herzlich für neun Jahre ehrenamtliches Engagement im DHV-Vorstand.
Das DHV-Technikreferat wurde restrukturiert und in die Bereiche LBA-anerkannte Prüfstelle und das Referat Sicherheit und Technik aufgeteilt. Zentrale Aufgabe des neuen Referats ist unter anderem der Verbraucherschutz. DHV-Sicherheitsreferent Karl Slezak stellte erfolgreiche Aktionen wie „Wendegurtzeuge im Test“ und „Retterauslösung im G-Force-Trainer“ vor. Aktuell werden 16 A- und B-kategorisierte Gleitschirme umfassenden Tests unterzogen. „Wir verstehen uns als Stiftung Warentest und wollen damit Einsteiger und Wenigflieger vor Fehlkäufen bewahren“, sagte Karl.
1526 Fußgänger lernten 2011 Gleitschirmfliegen und 89 das Drachenfliegen. Eine Steigerung bei Gleitschirm um ca. 3%, bei den Drachen um 25% gegenüber dem Jahr 2010, berichtete DHV-Ausbildungsvorstand Peter Cröniger. Trotzdem seien die absoluten Zahlen beim Drachenfliegen viel zu gering. Abhilfe soll das Label „Garantiert Drachenfliegen“ schaffen, eine Auflistung aller aktiven Schulen in jedem DHV-Info und auf der Website. Starrflügel Fliegen Lernen gehe jetzt direkt, ohne vorher die Ausbildung auf einem flexiblen Drachen zu machen.
Wieder Rekorde beim DHV-XC. 2011 flogen 3.500 Piloten in 70.765 Flügen 1.179.295 Kilometer weit, stellte DHV-Sportvorstand Ralph Schlöffel mit Freude fest. Ein Plus von 10.000 Flügen gegenüber 2010. Zwei Deutsche unter den Top Ten bei der Drachen-Weltmeisterschaft am Monte Cucco. Bei der Gleitschirm-WM in Piedrahita trübten zwei Tote die Freude über Pepes Maleckis dritten Platz gewaltig. Die WM wurde vorzeitig abgebrochen, die Offene Klasse in Wettbewerben nahezu weltweit gegroundet.
Die DHV-Geschäftstelle hat ein positives Wirtschaftsergebnis für 2010 vorzuweisen. Dank wirksamen Controllings von Buchhaltung und Geschäftsführer wird auch das Jahr 2011 positv abschließen. DHV-Finanzvorstand Dirk Aue ist mehr als zufrieden. „Wir bleiben finanziell stabil!"
Kassenprüfer Lothar Schweizer gab seinen Prüfbericht ab und stellte in Frage, ob die Vorteile der Mitgliedschaft des DHV im DAeC die Höhe des DAeC-Beitrags rechtfertigen. Eine lebhafte Diskussion schloss sich an. Uneingeschränkt empfahl er die Entlastung des Vorstands. Die Delegierten leisteten einstimmig Folge. Die Kasse 2011 prüft erneut Lothar Schweizer zusammen mit Fluglehrerin Andrea Vogel. Vorstand Frank Herr wurde einstimmig im Amt bestätigt, Dieter Münchmeyer mit einer Gegenstimme zum Technikvorstand gewählt. Klaus Kienzles Antrag auf „Satzungsänderung zum Ausschluss von Dringlichkeitsanträgen bei der Bewerbung um die Ausrichtung einer Jahreshaupt- und Regionalversammlung“ unterlag deutlich. Hingegen fand der Antrag der Vorstandschaft auf „Änderung der Geschäftsordnung bei der Einschreibefrist für Regionalversammlung von 2 auf 1,5 Stunden“ mit nur einer Gegenstimme Zustimmung.
Ohne Gegenstimme genehmigten die Delegierten den Wirtschaftplan 2011. Kein Club bewarb sich um Ausrichtung der Jahrestagung 2012, also wird der DHV den Ort festlegen und die Versammlung organisieren. Konstruktiv und intensiv tagten der Vorstand und die Delegierten, verdient war der Sturm aufs reichhaltige Buffet. Gestärkt waren sie bereit für die DHV-Party mit Open End.