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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

DHV-Gütesiegeltest - Kompetenz, Unabhängigkeit und High-Tech

Die DHV-Technik plant ab 2008 bei den Testflugprotokollen im Internet die Veröffentlichung der Videos für die wichtigsten Testflugmanöver bei jedem geprüften Schirm, vorbehaltlich der Zustimmung des Herstellers. Dank einer neuen Profi-Kameraausrüstung mit 22-fach Teleobjektiv und integriertem Verdoppler ist die Video-Testflugdokumentation nun auf höchstem Niveau möglich. Die Qualitätsverbesserung gegenüber semiprofessioneller Ausrüstung ist so deutlich, dass selbst die für das Internet bearbeiteten Streaming-Videos noch eine brauchbare Qualität haben. Um einen ersten Eindruck von dem künftigen Service zu erhalten, gibt es hier ein Beispiel-Testflugprotokoll mit Videos all der Manöver, die filmisch aussagekräftig dargestellt werden können.

Die als Video veröffentlichten Testflugmanöver sollen die von den DHV-Testpiloten erteilte Bewertung eines Manövers dem Betrachter verdeutlichen. Leider kann auch die beste Videodokumentation nicht sicherstellen, dass der Testpilot korrekt getestet hat. Denn ein Testpilot kann das Testergebnis durch Maßnahmen beeinflussen, die auch die genaueste Videoauswertung nicht wiedergeben kann, insbesondere durch Gewichtsverlagerung im Gurtzeug direkt vor und während dem Testflugmanöver.

Ein Beispiel aus jüngster Zeit: Ein als DHV 2 geplanter Schirm war bei beschleunigten seitlichen Einklappern von einem DHV-Testpiloten als negativ bewertet worden:Kaskadeneffekt mit Verhänger und Spiralsturz. Der Herstellertestpilot war mit diesem Ergebnis nicht einverstanden. Die DHV-Testpiloten baten ihn daraufhin das Manöver selbst zu fliegen. Bei der Beobachtung dieses Fluges und anschließender Befragung des Firmentestpiloten zeigte sich, dass dieser, Sekundenbruchteile vor dem Herunterziehen des A-Gurtes, aus dem Beschleuniger ging. Als Folge der abrupten Geschwindigkeitsreduzierung erhöht sich der Anstellwinkel (Pilot pendelt vor den Schirm), ein in diesem Moment eingeleiteter Einklapper bleibt harmlos (und wäre im vorliegenden Fall mit 1 bewertet worden).

Die DHV-Testpiloten entlasten den Beschleuniger erst, nachdem der Einklapper eingeleitet ist. Dieses Beispiel zeigt, dass jenseits aller Dokumentationsmöglichkeiten ein Graubereich existiert, den allein der Testpilot kontrolliert.

Unsere DHV-Testpiloten, ihre Erfahrung und Unabhängigkeit sind die Garanten für einen korrekten Prüfbetrieb. Da die Testpiloten einer Prüfstelle mit ihrer Bewertung oft über Wohl und Wehe eines Herstellers entscheiden, sind Versuche der Einflussnahme keine Einzelfälle. Die Möglichkeit des Testpiloten ein Testergebnis zu beeinflussen, ist eine real existierende Sicherheitslücke. Sie kann nur gemeistert werden, wenn die Testpiloten der Prüfstelle in einem dauerhaft von Herstellern unabhängigen Verhältnis stehen.

Nicht fest an die Prüfstelle gebundene Testpiloten, die sich vielleicht künftig  wieder an einen Hersteller binden müssen, werden per se „herstellerfreundlich“ testen. Auch das Modell "Herstellertestpiloten testen für eine Prüfstelle die Geräte anderer Hersteller" ist anfällig für Manipulation und wird vom DHV entschieden abgelehnt. 

Der DHV hat mit Christian Ammon, Reiner Brunn, Harry Buntz, Mike Küng, Ines Sattler und Beni Stocker sechs außergewöhnlich erfahrene Testpiloten/innen, die in der Flugsportbranche ausschließlich dem DHV als Arbeitgeber verpflichtet sind. Es gibt zudem keinerlei Sponsoring-Vereinbarungen von Seiten dieser Testpiloten mit Herstellern musterprüfpflichtiger Ausrüstung. Jedes Muster muss stets von zwei DHV-Testpiloten geflogen werden. Im Zweifel kann ein dritter Testpilot hinzu gezogen werden.

Die Dokumentation der Testflüge auf Video ist in erster Linie Hilfsmittel für die Testpiloten zur endgültigen Klassifizierung der Geräte, besonders in Grenzfällen. Die Bewertung des Schirmverhaltens allein aufgrund von Videoaufnahmen ist problematisch. So kann z.B. der Roll-/Nickwinkel (Vorschießen) der Kappe nach Einklappern abhängig vom Winkel, in dem sich der Schirm zur Kamera befindet, optisch schwer zu bewerten sein.

Der DHV arbeitet mit Hochdruck an einer zusätzlichen digitalen Dokumentation (integrale G-Force,- Sinkgeschwindigkeit und GPS-Aufzeichnung) der Testflüge. Das ist eine außergewöhnlich anspruchsvolle Aufgabe, da sich Last- und Geschwindigkeitswerte beim Testen in Sekundenbruchteilen ändern und die Zuordnung der einzelnen Messwerte hochkomplex ist. Ziel ist auch hier, die Testpiloten zu unterstützen und mittelfristig die latenten Lücken zu minimieren, die sowohl bei der Testpilotenbewertung als auch bei der Filmdokumentation bestehen.