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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

PWC Brasilien vom 07.-14. September in Pico do Gaviao/ Andradas

Top Ten Overall Wertung
Team-Wertung
Stefan Bernhard
Peter Nägele bei Auswerter Ulrich J.

News of the Day

Open Wertung
1    Baptiste LAMBERT FRA
2    Yoshiaki HIROKAWA JPN
3    Maxime PINOT    FRA
4    Chigwon WON    KOR
5    Michele BOSCHI    ITA
5    Stefan BERNHARD    DEU
7    Rafael BARROS    BRA
8    Christoph EDER    AUT
9    Daniel TYRKAS    DEU
27    Andreas MALECKI    DEU

Teamwertung

Kortel Design
Woody Valley
Vetor


Teamresult
Brasilien
Frankreich
Österreich

Ladies
1    Marcella UCHOA    BRA   
2    Yael MARGELISCH    CHE       
3    Emma CASANOVA    GBR

14.09.2019   Task 7, 94,4 km

Der Task bei erneut tollen Bedingungen, ging über 94 Kilometer und brachte das Feld erst einmal auf den ersten 10 Kilometern durcheinander. Wir flogen gegen den Nordost Wind und sobald keine Thermik vorhanden war ging es in den Keller. Und das schneller als man dachte.
Danach galt es, den Kleinen Radius von 200 m zu nehmen, dann wieder 15 Kilometer hinaus und erneut zum 200 m Radius an den selben Turnpoint.
Die letzten 15 Kilometer waren mit dem Rückenwind schnell erledigt und die Siegerzeit lag bei 2 std 22 min. Leider regnete es im Ziel aus einer fetten Wolke und so wurde nach der Ankunft der ersten Piloten, 15 min später der Task gestoppt. Etwa 50 Piloten waren zu diesem Zeitpunkt im Ziel. Ich kam als 21 ter ins Ziel und flog direkt weiter nach Andradas um einigermaßen trocken anzukommen. Daniel und Stefan kamen kurz vor mir ins Ziel und sind mit ihrem Ergebnis nun beide Top Ten. Für mich reichte es nur auf Platz 27 in der Overall Wertung.
Mit dem Kortel Team kamen wir mit deutlich Punkte Vorsprung auf den ersten Platz. So gab es dann doch noch etwas zu feiern für mich :-)
Baptist Lambert gewinnt diesen Wettkampf souverän.
Der nächste Wettkampf für mich ist im Dezember in Südafrika und bis dahin wünsche ich euch erst mal eine schöne Zeit.

Bis dahin Gruß Pepe

13.09.2019

So, meine lieben Freunde des Wettkampfsports. Tag 6 und es sieht zum Fliegen schon wieder extrem gut aus. Wir haben wirklich eine Hammerwoche erwischt. Es ist schon bemerkenswert, dass es eine der grössten Schwierigkeiten dieses Wettbewerbes ist, die 3-5 Meterbärte rechtzeitig zu verlassen um nicht über die 3.048m hinauszuschiessen (Luftraum). Eine Situation mit der viele im Feld nicht gut zurechtkommen. Wer verlässt auch schon gerne einen Bart, der einen mit 5 m/s und mehr nach oben beamt? Vor allem wenn die Basis noch 1.000m höher ist. 

Der heutige Task ging anfangs durchs Flache, dann über die Berge nach Süden und zurück nach Andradas. Der Start war wieder einmal spannend, da wie die letzten Tage, der Wind sein Späßchen mit uns treibt und just zum Window Open einschläft oder die Richtung ändert. Pico do Gavaio hat Startplätze für alle Himmelsrichtungen, der Wechsel ist aber eine schweisstreibende Angelegenheit. Zum Glück haben die 15 bestplatzierten Piloten im Wettbewerb Startpriorität und so kann ich mir Zeit lassen und in aller Ruhe Startplatz und Zeitpunkt aussuchen. 

Bei null Wind und 5 Meter Anlaufstrecke muss alles passen um den Enzo sauber und sicher in die Luft zu bekommen. Ich bin fokussiert und im Moment. Aufziehen, kurz korrigieren, ausdrehen, Sprint, abheben und mit einer Bewegung in den Beinsack - alles passt. Die Bedingungen sind noch schwach und ich konzentriere mich voll und ganz auf diese erste wichtige Phase des Rennens. Absaufen und landen wäre jetzt der GAU. Da ich mir direkt vor dem Start schon genau die Luft anschaue und nach Zeichen von Thermik scanne weiss ich genau wo ich hinfliege sobald mein Beinsack geschlossen ist. Kleiner Schlenker nach rechts in die nächste Kuhle wo 2 Vögel langsam aufdrehen. Passt. Mit einigen Piloten zentrieren wir den noch schwachen Bart und schrauben uns langsam nach oben. 

Als das Rennen dann losgeht bin ich gut positioniert. Gestern hatte ich meinen Streicher, ich darf also heute keinen grossen Fehler machen, wenn ich weiter vorne mit dabei sein will. Mein Gameplan: Von Anfang an in der Führungsgruppe fliegen (leading points), keine Einzelaktionen starten (zu hohes Risiko eingeholt und überholt zu werden, wenn ich irgendwo eine Baustelle bekomme) und am Ende schauen, dass ich ganz vorne - max 1 Minute hinter dem Ersten - ins Ziel komme. Soweit so gut. Beim Start passt alles aber nach der ersten Wende wird schon das erste mal selektiert. Die Bärte schwächeln im unteren Stockwerk etwas und ich muss höllisch aufpassen, dass ich mit den richtigen Leuten die richtigen Thermiken drehe. Ich bin hochkonzentriert um ja nicht abzuplatzen und schaffe es mich mit der Führungsgruppe zum ersten mal abzusetzen. Vor uns liegt ein Bergrücken, den wir überqueren müssen um ins nächste grosse Tal zu gelangen. Es ist ein weiter Weg bis zur nächsten Wende und das Feld fächert auf. Es gibt verschiedene Ideen welche wohl die beste Route ist. Wir entscheiden uns für den direkten Weg, aber meine Gruppe ist etwas zögerlich. Jeder schwache Bart wird gedreht, keiner will tief über die Berge fliegen um eventuell vom Wind verblasen zu werden, der teilweise recht stark mit 20 km/h aus Nordwestlicher Richtung weht. Ich sitze ganz oben auf meiner Gruppe und zähme meine Ungeduld alleine loszufliegen. Es ist noch ein weiter Weg. Zusammen sind wir stärker und schneller. Also esse ich erst mal eine Banane und mache ein paar Fotos bevor es weitergeht.

Als wir endlich im Nachbartal sind drücken wir auf die Tube. Vorbei an Jacutinga geht es zur südlichen Wende. Am Rande der Stadt steht nochmal ein fetter Bart, der mich auf Höhe bringt um sicher nach Süden ins Hügelland zu fliegen. Bis zur Wende dann auch kein Steigen mehr. Die 8 km zurück zur Stadt werden dann spannend. Wir haben jetzt etwas Gegenwind, der tiefer von den Tälern noch kanalisiert wird und die Thermiksuche schwierig macht. Wir retten uns bis zur Stadt zurück wo wir wieder Aufwind finden. Aber der Tag is schwierig, Es sind Thermiken von 3-4 m/s dabei, aber auch welche mit nur 0,5 m/s. Viele der Bärte sind nicht homogen und die Zyklen sind kurz. Wenn man nicht zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle ist verpasst man den Anschluss und schaut den anderen beim Steigen hinterher. Ich erwische einen guten Bart und als dieser schwächelt finde ich eine gute Linie entlang der Stadt Richtung Andradas. Erneut muss der Bergrücken gequert werden aber wir sind jetzt alle recht tief. Der Wind bläst mit 20 km/h von links vorne. Einige verlieren die Nerven und retten sich über die Stadt, ich pushe weiter mit den Führenden Richtung End of Speed Section, die noch in weiter Ferne am Startplatz liegt. 

Wir schalten in den Survivalmodus. Noch fehlt uns die Höhe für die Querung. Die Bärte sind schwach und extrem windversetzt. Doch auch heute arbeiten wir extrem gut zusammen. In der Spitzengruppe zu fliegen bedeutet mit den besten des Feldes zu fliegen. Die Zusammenarbeit ist extrem gut, man behindert sich nicht beim Kreisen sondern denkt mit. Das ist extrem wichtig in schwachen Bedingungen, da es jetzt auf jeden Meter ankommt. Wir formieren uns gut. Mittlerweile ist auch Pepe zu uns aufgeschlossen, der es am besten erwischt und die Richtung vorgibt. Stück für Stück arbeiten wir uns höher und weiter Richtung Ziel. Am Ende des nächsten Tales fliegen wir gezielt die vielversprechendste Abrisskante an und werden belohnt. Hier steht nochmal ein richtig fetter Bart, der uns hochkatapultiert. Damit können wir uns vom Rest des Feldes absetzten und fliegen erst noch etwas verhalten dann aber bald im Vollgas Richtung End of Speed Section. Top 5! Ich bin ganz vorne zusammen mit Pepe im Ziel - was für ein Flug. Wirklich schwierig, taktisch und technisch anspruchsvoll und voller Gangwechsel. Nur einer war noch besser und hat uns heute die Haare gemacht. G. Couto der Local aus Andradas hat uns mit 9 Minuten Vorsprung auf die Plätze verwiesen. Die Hälfte des Rennens im Alleingang geflogen hat er sich diesen Tagessieg redlich verdient. Am Ende bin ich in der Tageswertung auf dem 2. Platz und in der Gesamtwertung damit auf Platz 6 - Happy :) 

Die Wettervorhersage ist für morgen wieder ähnlich gut, wir werden also wohl tatsächlich 7 Tasks in diesem Weltcup fliegen. Mehr geht nicht.

Gruss,

- BURN -

Stefan Bernhard.

Daniel als Dritter im Goal - Task 4
Im Goal Task 4
Daniel Tyrkas im Ziel
Stefan Bernhard

12.09.2019

Task 5, 108 Kilometer

Heute schätze ich mal, war die Basis auf 4500 Meter.
Ein Hammertag und wir dürfen nicht höher als 3048 m. Und bitte glaubt mir, es ist an solchen Tagen nicht ganz so einfach, dieses Höhenlimit einzuhalten. Man fliegt bei 2600 – 2700 Meter raus aus der Thermik, oder man versucht es, bei 4 bis 5 m/s den Bart zu verlassen… und das Vario hört nicht auf zu piepsen… :-)
Es steigt und steigt und man freut sich, wenn es endlich mit 4 bis 5 m/s nach unten geht.
Es waren dann auch wieder 8 Piloten im Luftraum, die in mega steigen die Spirale zogen und trotzdem noch in den Luftraum gezogen wurden. Leider auch den Task-Winner Manuel Quintanillo, der trotz Spirale 30 m in den Luftraum gezogen wurde. Schade für ihn er ist so gut geflogen heute.
Ich hatte einen extrem schlechten Start, ich befand mich 2 Minuten vor beginn des Races auf 1200 m knapp über dem Talboden, 2 Kilometer entfernt vom Startradius und ca. 1700 m unterhalb der anderen Piloten. Nun denn dachte ich, Ärmel hochkrempeln, erst mal steigen…. und hinterher.
Das die führende Gruppe an den ersten Hügeln ca. nach 10 Kilometern erst einmal herum dümpelte und sich schwer tat die erforderliche Höhe zu machen, half mir etwas näher heran zu kommen. So war der Abstand deutlich kleiner geworden und nach etwas mehr als der hälfte des Rennens befand ich mich sogar in der Führenden Gruppe, die aus insgesamt 6 Piloten bestand. Leider wurde ich nun etwas ungeduldig und flog am letzten brauchbaren 3 Meter Schlauch vorbei. Die 5 drehten auf und machten die letzten 35 Kilometern keinen Kreis mehr.
Mit Gleitzahl 20 glitten sie einfach nur noch ins Ziel.
Ich ging inzwischen ins Kellergeschoß, versuchte 30 Minuten bei mittlerweile schwächsten Bedingungen wieder Höhe zu machen und erst nach 30 Minuten kamen die Verfolger vorbei und nahmen mich mit 40 Minuten Verspätung ins Ziel.
Insgesamt kamen 50 Piloten ins Ziel.
Und von den Deutschen hatte keiner ein gutes Ergebnis.

Bis Morgen Gruß Pepe

11.09.2019

Heute war wieder ein super Flugtag hier in Brasilien. Die Wettervorhersage wieder super. Die Basis wieder hoch. D.h. wenn mal Wolken da waren, denn meistens ist es hier bisher "blau" gewesen. Damit meine ich natürlich den Himmel und nicht uns.

So hat das Task-Komitee wieder ein 100km Aufgabe ausgeschrieben.

Der Wind war schwach, was schön ist zum fliegen, aber nicht so schön zum Starten. So habe ich mich, wie immer zügig bereit gemacht, um als einer der ersten zu starten und die Warterei in der Schlange in der Hitze zu vermeiden.

Anfangs war es dann aber doch eher zäh mit einigen Inversionen und gar nicht so einfach hochzukommen. Dennoch finde ich es immer wieder schön mir die Warte-Schlange am Startplatz von oben anzuschauen. Außerdem bin ich ja zum Fliegen da und Flugstunden habe ich auch immer zu wenig.

So konnte ich mich gemütlich hocharbeiten und war pünktlich zum Airstart gut positioniert.

Da wir hier trotz NOTAM nur bis auf 3048m aufdrehen dürfen, die Thermik aber meistens höher riecht,  wurden auch sogleich die Beschleuniger voll durchgedrückt, da uns direkt nach dem Zylinder ordentlich Steigen erwartete.

Heute konnte ich die mit Johannes im Bus diskutierte Taktik von mehr "attack" ohne zuviel Risko gut umsetzten und war den ganzen Tag top in der Führungsgruppe, die wieder ziemlich groß war, positioniert. Macht schon Spaß wenn man von obern auf den Rest der Feldes runterschauen kann, beim kurbeln.

Die Steigwerte waren im Tagesverlauf wieder ordentlich und so wurde außer beim Kurbeln eigentlich immer Vollgas geflogen. Ab und zu war ich auch mal ein bischen voraus, was immer gut für die Leadingpoints ist. Stefan und Johannes waren auch immer gut dabei.

Immer wieder musste man auch echt auf den Airspace bzw. die max Höhe aufpassen und so sind wir auch durch gutes steigen nur im Vollgas durchgebrettert.

2 mal wurde es bei mir recht knapp und trotz maximalem "Limiterdehnen" standen immer noch 3m/s Steigen auf dem Vario. Aber zum Glück ließ das Steigen dann auch wieder nach und ich habe nie mehr als 3000m erreicht. Airspace Infringement = 0 Punkte.

Zum Schluß wurde es nochmal richtig spannend. Ich habe ziemlich früh versucht in Endanflug zu gehen, aber dann kam nur ordentliches saufen und so mussten wir dann doch nochmal Höhe tanken.

Die Thermiken haben hier oft mehrere Steigkerne und so artet die Kurbelei manchmal in ordentliches "Kuddelmuddel" aus, da jeder versucht am schnellsten zu steigen.

Das gelang mir ganz gut. Noch ca 10km waren zu fliegen. Der Gleitwinkel to Goal war recht knapp, aber vor uns lagen gut sonnenbeschienene Hügel und ich dachte mir jetzt Attacke und bin ins Vollgas in den Endanflug. Maxime Pinot und ein paar andere sahen es auch so und gingen mit.

Ich hab gedrückt was ging, aber die anderen auch. Anscheinend fehlt mir ein Quäntchen Top Speed und so musste ich zusehen wie mir Maxime und ein paar andere insgesamt 10 Sekunden abnahmen. So bin ich als 5. über die end of Speed Section gebrettert und hatte dann noch ca. 150 m über der Zielline. Top Endanflug. Mit Leading Points bin ich sogar 3. geworden. Daniel happy!

Wir sind die 100km in 2h 30min geflogen, was einem 40km/h Schnitt entspricht.

Morgen grüßt wieder das Murmeltier bzw. die Geier, die hier die beste Thermik anzeigen.
Dann heißt es wieder: "Limiter Dehnen" :-). Drückt uns die Daumen!

Liebe Grüße nach Deutschland. Insbesondere an meine Frau und meine Kinder.

10.09.2019

Meist mit an der Spitze flogen alle fünf Deutschen mit dem dicht gepackten Feld über den Kurs, wobei nur der Oldstar Pepe ab und an sein eigenes Süppchen kochte, was ihm aber fast nie zum Nachteil wurde.

Bei der zweiten und letzten Wende geriet der Führungspulk nochmal in beängstigende Bodennähe, was die Nachflieger nutzten, um aus der Stratosphäre aufzuschließen.

So wurde es vor dem Endanflug nochmal richtig eng, und die Wahl der letzten Thermik und der Linie ins Ziel Entscheidend.

Pepe konnte mit etwas mehr konservierter Höhe als zweiter ins Ziel fliegen, die vielen Ausflüge haben ihn aber leider etwas mehr Leadingpoints gekostet.

Für mich und einige andere war eine Route über leichtes Hügelland ins Ziel die bessere, wodurch wir etwas gegen die hinteren, höher fliegenden Piloten gewinnen konnten.

Allein die Tatsache dass 50 Piloten in den ersten 4 Minuten ins Goal kamen, zeigt aber wie hoch das Niveau auch hier in Brasilien ist.

Nach einem leckeren frittierten Abendessen freuen wir uns schon auf den nächsten Task, bei hoffentlich gleich guten Bedingungen.

Viele Grüße ins kalte Deutschland!
Johannes Baumgarten

Task 3

Heute bislang der schönste Flugtag der Woche. Wenig Wind und mit 3500 m wurde auch eine hohe Basis vorhergesagt. Nur dürfen wir ja leider nicht ganz so Hoch. Die Strafe für das einfliegen in den Luftraum über 3048 Meter bedeutet schnell einen Nuller zu bekommen.
Der Task, ein 104 Kilometer Dreieck, sollte dann auch etwas schwieriger werden. Dachten wir…
Der erste Turnpoint Richtung Süden war dann auch der schwierigste. Die 40 Kilometer gegen den leichten Wind zogen sich und gleich zu Anfang kam das ganze Feld auch etwas tiefer. Eine Ortschaft am Hang gab uns dann aber die nötige Höhe für den Weiterflug.
Auf dem Weg zur ersten Wende überflogen wir auch eine Rennstrecke, schön waren die Kurven im Hang und der Zieleinlauf von oben zu erkennen :-)
Bis wir die erste Wende hatten, vergingen auch fast 80 Minuten und so dachte ich noch, halt, die Zeit geht uns evtl aus. Denn meist schwächelt hier ab 16 Uhr die Thermik, da der Tag dann schon fast vorbei ist, die Sonne steht schon recht tief um diese Uhrzeit…
Aber der leichte Rückenwind zur zweiten Wende half uns nun, etwas Zeit wieder auf zu holen. Hier konnte ich mich auch etwas absetzen, doch dieser Alleingang kostete wertvolle Höhenmeter, da ich die Ideallinie knapp verpasste. So kam ich tief und musste einen Thermikschlauch aus den Kellergewölben nehmen :-)
Der brachte mich zwar wieder ins Rennen, doch musste ich erst einmal die 6 Kilometer Rückstand wieder egalisieren :-) denn fast das ganze Feld hatte mich zwischenzeitlich überflogen. Doch mit der neugewonnenen Höhe, konnte ich wiederrum nun die erste Gruppe überfliegen…. :-)
Es ging also hin und her mit der Führung. Nun setzte ich mich aber auf dem letzten Schenkel immer ober drauf und ließ nur einen Piloten ziehen, der versuchte, den Taskgewinn im niedrigen Alleingang zu besiegeln. Dieses gelang ihm dann auch … und ich konnte den zweiten Platz mit einer Sekunde Vorsprung vor dem dritten ins Ziel retten.
Mit den fehlenden Leading-Punkten im Mittelteil, werde ich aber bestimmt noch von dem einen oder anderen in der Liste überholt. Denn nach mir, kam das Feld sehr dicht gefolgt über die Ziellinie.
Aber es gab wiederum viele happy Gesichter, denn fast 90 Piloten schafften die nicht ganz so einfache Aufgabe. Johannes, der knapp hinter mir ins Ziel kam, sagte dann auch (er hätte gedacht, dass er ein deutlich schlechteres Niveau erwartet hätte hier…). Doch weit gefehlt, es wird auch hier in Südamerika mittlerweile deutlich schneller geflogen… :-)

Für die nächsten Tage, sieht es nun auch erheblich besser aus…also wird es weitere schöne Task geben.

Bis morgen Gruß Pepe

09.09.2019

Neuer Tag, neues Spiel. Heute hab ich meine Hausaufgaben aber gemacht. Alle Geräte sind aufgeladen und mit am Start. Na ja, bis auf meinen PWC Live Tracker. Den hatte ich gestern im Goal noch in der Hand und dann war er weg. Alle gefragt, keiner was gesehen. Im HQ gestern Abend konnten wir ihn dann dank des noch aktiven Live Trackings lokalisieren. Er bewegte sich langsam auf Andradas zu. Anscheinend hatte ihn jemand gefunden und mitgenommen. Als der Blip auf Google Maps kurz vorm HQ erscheint mussten wir los zum Abendessen und ich dachte: Alles ok. Heute morgen dann die Hiobsbotschaft: Der Tracker war kurz im Hotel und bewegte sich dann wieder weg. Letzte Position irgendwo ausserhalb der Stadt in the middle of nowhere (der aufmerksame Leser des gestrigen Tagesberichts wird jetzt aufhorchen). In the middle of nowhere? Da wohnen wir doch mit unserer Dreier-WG! Kann doch nicht sein. Ich durchwühle nochmals meine komplette Ausrüstung. Nichts. Also Ersatztracker empfangen, Grosssuche über den Meet Director einleiten und zum Fliegen fertigmachen. Als ich ganz am Ende meiner Flugvorbereitung dann meinen Helm aufnehme fällt mir doch tatsächlich mein Live Tracker in die Hände. Den hatte ich wohl in der Hektik am Landeplatz dort sicher verstaut. Mann, Mann, Mann, einmal mit Profis arbeiten! Der gestrige Tag war wirklich ein einziges Desaster - bis auf die Tagesplatzierung ;-)

Die heutige Aufgabe soll knapp 90km durchs Flachland gehen. Der Wind ist das Problem. In der Vorhersage gute 30 km/h in 2.500m. Der schwierigste Teil wird wohl der Start und der Schenkel bis zur ersten Wende werden. Seitenwind und wer tiefer kommt wird wahrscheinlich mit zerrissener Thermik in den Leebereichen der vorgelagerten Hügelkette zu kämpfen haben. Zum Glück fächert das komplette Feld breit aus. Jeder hat eine andere Idee wo die beste Linie verlaufen könnte. Ich habe eine guten Start und halte mich in zweiter Reihe etwas zurück um möglichst viele Piloten im Auge behalten zu können. Das funktioniert recht gut und ich kann mir immer die Rosinen herauspicken um schliesslich im vorderen Teil des Feldes und oben die erste Wende anzufliegen. Es geht danach scharf nach links zurück nach Andradas, dann aber mit etwas mehr Rückenwind. Ich lasse mich an den linken Rand des Feldes treiben und verstehe nicht warum sehr viele Piloten so weit rechts fliegen. Die Luft ist dort nicht besser und bei dem anstehenden Turn an der Wende werden sie allein der Geometrie wegen gut eine Kilometer verlieren. Das passiert mir nicht. Mit meinem Move nach links bin ich nach der Wende ganz vorne. Nur Pepe fliegt alleine und unerschrocken voraus. Schon auf dem ersten Schenkel hat er seinen eigenen Weg gesucht und das komplette Feld überhöht. Chapeau!

Der schwierige Teil scheint nun hinter uns zu liegen. Das Rennen wird jetzt richtig schnell. Unsere Führungsgruppe ist gut aufgestellt. Auch Daniel ist mit dabei. Wir arbeiten gut zusammen. In der Thermik zentrieren wir schnell und effizient, beim Gleiten fächern wir aus um möglichst viel Raum abzudecken und gute Linien zu finden. So macht Wettkampf Spass. Vor uns ist alles Blau, aber der Wind schiebt uns jetzt gut an. Nach der nächsten Wende kurz vor Andradas geht es rechts ab nach Süden - dann mit vollem Rückenwind. Es sind noch 30 km bis ins Ziel, aber die könnten sehr schnell geflogen werden. Jetzt heisst es also wieder aufpassen, umschalten und keinen Fehler machen. Ich esse noch schnell meine Semmel und mach ein paar GoPro-Aufnahmen von der Führungsgruppe bevor wir in die nächste Thermik einfliegen. Pepe immer noch voraus zeigt eine Bart an, aber der ist mir nicht gut genug. Weiter nördlich sieht das Gelände besser aus und ich fliege mit den meisten meiner Gruppe in diese Richtung. Das zahlt sich aus. Wir finden den besten Bart das Tages der uns nochmal richtig nach oben beamt. Bang!

Während des Aufdrehens nehmen wir die Wende und jetzt geht es mit guter Höhe Richtung Süden. Anfangs bin ich noch etwas konservativ drehe aber keinen Kreis mehr. Steigen nehm ich nur noch im Geradeausflug. Jetzt noch 20 km bis zum Ziel mit einer benötigten Gleitzahl von 1:15. Ich gebe Vollgas. Leider etwas später als einige meiner Weggefährten. Das GPS zeigt jetzt immer um die 80 km/h ground speed an. In Spitzen über 90 km/h! Ich stehe mit beiden Füssen in der letzten Beschleunigerstufe. Auch durch starke Thermik fliege ich vollbeschleunigt, stabilisiere den Schirm nur über die B-Leinen. Wer schwach wird und eindreht oder auch nur aus dem Gas geht wird nach hinten durchgereicht. So eine langen Endanflug im Vollgas hatte ich noch nie. Bis zum Ziel drehen wir kein einzigen Kreis mehr. Am Ende bin ich knapp ein Minute hinter dem Ersten im Ziel. Das ist heute Platz 17 und in der Gesamtwertung steh ich damit auf Platz 7. So kann’s weitergehen :)

Aber die Woche ist noch lang. Ihr wisst ja: It ain’t over till the fat Lady sings (Insider ;-)). Das Wetter soll im Laufe der Woche immer besser werden. Ich hoffe wir fliegen noch einige gute und anspruchsvolle Tasks bis Samstag. Drückt uns die Daumen!

Gruss aus dem sonnigen Brasilien,

- BURN -
(Stefan Bernhard).

08.09.2019

Auch von mir ein herzliches „bom dia a todos“ aus Andradas/Brasilien.

Was für ein Tag - im wahrsten Sinne des Wortes. Noch etwas jetlagged heute morgen habe ich im Halbdunkel des Zimmers meine Sachen gepackt, bin dann mit Daniel und Johannes nach einem deftigen Frühstück in unserer Dreier-WG am Ende der Welt  zum HQ gefahren, Schirm eingesammelt, 1:20 mit dem langsamsten Bus Südamerikas zum Startplatz getuckert, nur um festzustellen, dass meine Instrumente nicht im Packsack sind. Das gibt’s doch nicht! Und das mir als Vollprofi Berufspilot. Wie lautete doch gleich eine der vielen Grundregeln aus meiner Luftwaffenzeit? Ach ja, die sieben Ps:

Proper
Preflight
Planning
Prevents
Piss
Poor
Performance

Nun ja. Mittlerweile retired und nicht mehr Im Jagdflugzeug sitzend wird mir schlagartig klar wie universal diese Grundregel für jegliche Art der Fliegerei gültig ist.

Was nun? Es ist 10:00 Uhr die Fahrt hat 1:20 Stunden gedauert. Ohne mein Cockpit kann ich nicht fliegen da es integraler Bestandteil meines Gurtzeugs ist. Briefing in etwa einer Stunde. Start des Tasks wahrscheinlich gegen 13:00 Uhr. Ich brauch ein Auto. Und zwar jetzt sofort. Leider sprechen nur ein paar handverlesene Brasilianer Englisch, auch die vom Organisationsteam. Nach einigem Hin und Her kann ich einen der „General Manager“ überzeugen mir den Geländewagen des PWC-Teams anzuvertrauen. Ich werde bis zum HQ gefahren, wo man mir den Wagen auftankt und den Schlüssel übergibt. Nach einem „good luck“ packe ich dann den Walter Röhrl aus (wer den nicht mehr kennt: Deutsche Rally Legende“ ;-)) und speede durch den Stadtverkehr zur Unterkunft in the middle of nowhere. Cockpit eingepackt, durch den Stadtverkehr zurück, Vollgas über Asphalt bis zur Schotterpiste und dann 13km driftend und staubend bis zum Startplatz hoch. Rekordzeit: 45 Minuten!

Alle schon fertig, wiegen, Ballast auffüllen, Aufgabe eintippen, Tracker abholen, Pipischlauch anlegen,… als ich endlich meinen Packsack öffne um mich fertig zu machen gehen die letzten gerade zum Start. Kurzer time check, ich kann es noch schaffen. Noch 25 Minuten bis das Rennen in der Luft losgeht. Starten, 1.500m aufdrehen und bei race start vorne mit dabei sein, Knapp aber machbar. Da alle weg sind hab ich viel Platz auf der Startwiese, doch beim Auslegen stelle ich fest, dass ich mir gestern beim Packen wohl die Tragegurte durch die Leinen geschlauft haben. Zwei nette Helfer wollen das wieder in Ordnung bringen aber nach 5 Minuten Ballet und Seilspringen sieht alles nur noch schlimmer aus. Oh Mann. Jetzt kommt die wichtigste Grundregel aus meiner Luftwaffenzeit zur Anwendung: „Wenn’s brenzlig wird: Ruhe bewahren und Sicherheit ausstrahlen.“ Also erst mal alles auf Stopp. Die Helfer beruhigen, abschnallen und Leinen sortieren, wieder anschnallen und startfertig machen.

Jetzt sind es nur noch 15 Minuten bis zum Start. Der Wind hat auch gedreht und kommt jetzt von schräg hinten. Am Ende des Starthangs links steht eine Windfahne auf einer Geländenase. Alle Zeichen zeigen für mich dort Thermik an. Ich warte kurz auf eine schwache Phase und zieh dann meinen Enzo auf. Nicht viel Druck im Schirm also sprinten (3. Regel: „Speed is Life!“). Ich komm grade so raus, sofort 90° nach links, um ja über die besagte Geländenase zu kommen, Vario springt an, 1 m/s, 1,5 m/s, 2 m/s. Bei 2,5 m/s dreh ich ein und lass nicht mehr los. 10 Minuten später bin ich 1.300m höher und hab noch 4 Minuten zum Start den ich dann in erster Reihe nur wenig tiefer als der Rest der Führungsgruppe nehme. Kann man nicht lernen, oder besser gesagt: Einfach mal Glück gehabt ;-)
Paragliding World Cup Portugal vom 29. Juni bis 6. Juli 2019
Vom 29. Juni bis 6. Juli 2019 fand in Portugal, Manteigas in der Serra da Estrela der Paragliding World Cup statt. Im deutschen Team waren Ulrich Prinz, Stefan Bernhard, Andreas Malecki, Jonas Böttcher, Reiner Braun und Heinrich Bretz. Infos auf der Live-Bericht Seite.



Der Rest des Fluges war im Vergleich zum Vorspiel sehr entspannend. Die Aufgabe ging nach dem Start über zwei Wenden fast ausschliesslich über flaches Land ins Ziel. 69km, zum Teil recht tricky, da viel Blauthermik und kaum verlässliche Wolken vorhanden waren. Es war ein Tag des Taktierens und der Gangwechsel. Welchen Bart nehme ich? Steht weiter vorne noch ein besserer? Wo verläuft die beste Linie? Wen lass ich ziehen? Wann muss ich mit?

Ich lerne jedesmal aufs Neue, dass gerade im Flachland gute Linien das A und O sind, um sich letztendlich einen Vorteil zu erfliegen. Mann kommt höher an und muss nicht Thermik drehen, wie die die tiefer sind. Das kann man nutzen um sich auf eine Gruppe zu setzen um sie zu kontrollieren, oder um am Ende Richtung Ziel abzufliegen wenn andere noch Höhe machen müssen. Natürlich muss man auch gut kurbeln können. Gerade hier auf World Cup Niveau ist der Raum für Fehler sehr klein. Es ist ein ständiges Abwägen. Drehen oder weiterfliegen? Wo ist die beste Luft, der beste Bart? Wann geb ich Gas, wann zieh ich die Handbremse?

Bei der Zweiten Wende bin ich dann ganz vorne mit dabei. Ich hatte eine gute Linie und war sehr wählerisch welche Thermik ich drehe und durch welche ich nur im Geradeausflug durchfliege. Wir nehmen die Wende - es sind noch knapp 30km bis zum Ziel - und die Ersten fliegen direkt weiter Richtung end of speed section. Aber für mich sieht das nicht gut aus. Alles Blau, keine Zeichen von Thermik und im obersten Stock sind wir mittlerweile auch nicht mehr unterwegs. Ich geh auf die Bremse und drehe eine schwache Thermik, die immer besser wird. Bei jedem Kreis schau ich auf die Gruppe die weiter fliegt. Der Abstand darf nicht zu gross werden, sonst komme ich nicht mehr ran falls sie eine gute Thermik finden. Aber sie sinken immer tiefer. Also Kreise ich weiter bis meine Schmerzgrenze erreicht ist. Dann im Vollgas hinterher. Wieder nur auf Linien schauen. Das ist ein ständiges abscannen der Umgebung. Wer steigt, wer sinkt, Vögel, Wolken (am besten welche die gerade geboren werden, d.h. kondensieren), Gleitzahl, und und und. Mit ein paar wenigen anderen können wir uns einen Vorteil erarbeiten und die Führenden überfliegen, die mittlerweile so tief sind, dass sie aufdrehen müssen um weiter zu kommen. Der grosse Pulk sitzt uns im Nacken etwas höher hinter uns. Jetzt keine Fehler mehr machen.

Langsam kommen wir in die Phase des Rennens, wo es spannend wird. Der Endanflug. Wenn man vorher zusammen geflogen ist und sich gegenseitig hilft muss man jetzt umschalten. Wann gehe ich in den final glide? Welches Risiko gehe ich ein? Fliege ich zu früh ab steh ich eventuell kurz vorm Ziel, fliege ich zu spät ab dann bin ich nicht top 10 sondern nur top 30. Eine Minute sind Welten beim World Cup. Und eine Minute sind 3 Kreise. Diese 3 Kreise brauch ich aber eventuell um nicht kurz zu stehen. Sehr spannend - man muss schnelle Entscheidungen treffen. Wer hier einen Fehler macht wird durchgereicht. Sind erst mal alle im Vollgas Richtung Ziel unterwegs tut sich nicht mehr viel, da alle Schirme mehr oder weniger dieselbe Geschwindigkeit fliegen.

Zweimal versuche im mich abzusetzen, bin mir aber nicht sicher ob es ins Ziel reiche wird. Dann zögere ich kurz und will noch mal den Bart wechseln bevor ich das dritte mal los fliege aber das war ein Fehler (1 Kreis!). Ich erkenne das und biege scharf rechts Richtung Goal ab. Vollgas. Am Ende wird es nochmal spannend, da wir kurz vorm Ziel in massives Sinken einfliegen. Gleitzahl 1:3,5 - nicht gut. Es reicht aber doch und ich überquere die Ziellinie 24 Sekunden hinter dem Ersten. Das reicht am Ende für Platz 7 in der Tageswertung. Ein tolles Rennen, spannend bis zum Schluss.

Jede Regel hat wie allgemein bekannt ihre Ausnahmen. Ich denke heute war dies die Ausnahme für die 7 Ps :) Aber ein zweites Mal möchte ich solch eine Vorflugphase nicht mehr erleben. Morgen bin ich wieder gut vorbereitet am Start. Mal sehen was uns diese Woche noch beschert. Der Einstand war schon mal fulminant.

Hals und Beinbruch,

- BURN -

(Stefan Bernhard)

 

07.09.2019

Die Anreise nach Andradas war lang und so war ich dann auch am Freitagabend schon um 20 Uhr im Bett.
Die Auffahrt heute zu dem wunderschönen Startplatz, der eher einem Golfplatz gleicht als einem Gleitschirmstartplatz, war auch schon um 8.30 Uhr angesetzt. Früh, aber die 30 Kilometer ziehen sich. Oben angekommen wurde eine 50 Kilometer Aufgabe zum Einfliegen gesetzt. Schwierig und wegen des Hochplateaus und der Inversion bei ca. 1800 m, kam nicht unbedingt Freude auf.
Ich hoffe, dass Wetter gibt uns nächste Tage zum Wettkampf bessere Bedingungen.
Morgen gibt es den ersten Task und gleich geht es erst einmal zum Safety Meeting.

Hier sind an Deutschen Piloten, Peter Nägele, Stefan Bernhard, Daniel Tyrkas, Johannes Baumgarten und meine Person.

Bis morgen Gruß Pepe