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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Open de Cádiz 2023 (6..-9. April 2023)

Offizielle Webseite mit Ergebnissen

Manfred Vaupel berichtet aus Cadiz:

Bonas dias,
Jörg und Semo waren schon im letzten Jahr in Cadiz. Sie hatten hier eine so schöne Zeit, dass ich im Dezember, als die Idee aufkam, das zu wiederholen, mich spontan angeschlossen habe. Noch auf Lanzarote haben wir klären können, dass wir Drachen bekommen können. Bis Weihnachten haben wir dann alles organisiert. Am 01. April sind wir gestartet, gleich mit einem Schock, die Nachricht, Semo und seine Freundin Carmen haben verschlafen und können ihren Flieger in München nicht rechtzeitig erreichen. 2 Minuten später, April, April.
Am Flughafen Malaga angekommen, haben wir gleich das Auto geholt und mit Dachträger ausgestattet. Meine Erfindung, ein zerlegbarer Dachträger, hat uns dann sehr gute Dienste über die 10 Tage geleistet. Als der Flieger aus München da war, konnten wir unsere Reise fortsetzen. Es ging direkt nach Teba, einem kleinen Fluggebiet, wo wir die Drachen übernehmen und gleich testen konnten. Zumindest Semo, Jörg und ich konnten dann bei zu starkem Wind nicht mehr starten. So ging die Anreise ohne weitere Aktivitäten zu Ende.
Am zweiten Tag, bei kräftigem Nordwind sind wir nach Montellano, einem Fluggebiet im Nordwesten von Aldogonales gefahren. Mit vielen Schirmen und doch schon einigen Drachen war der 250 Meter Hang schnell überfüllt. Zwar waren immer wieder Piloten in einer guten Thermik aufgedeht und konnten dann Richtung Süden den Hang verlassen, ich musste mich erstmal mit dem neuen Moyes Gecko anfreunden. Während Semo und Jörg auf dem Weg Richtung Süden unterwegs waren, habe ich mir eine schöne Wiese zur Landung ausgesucht. Die kommenden drei Tage haben wir dann mit Sightseeing verbracht. Es standen Ronda, Cadiz und Sevilla auf dem Programm.
Gruß Manfred

Semo (Georg Schweier) berichtet:
Nachdem die Landschaften mit den grünen Feldern, und den weißen Dörfern um Algodonales, Grazalema, Ronda und El Bosque im letzten Jahr schon Jörg und mich so nachhaltig beeindruckt hatten, sind wir in diesem Jahr zu viert angereist.
Manni Vaupel, Jörg Bajewski, Carmen und ich. Komfortabel hat uns Manni und Jörg mit dem Mietauto und bereits montiertem Dachständer am Flughafen in Malaga abgeholt.  

Tag 1- Teba
Wir wussten, dass die Spanier heute in Teba zum Fliegen gehen. Auf dem Weg dahin kaufen wir uns am Straßenrand superleckere Orangen und frische Tomaten. So kann der Urlaub beginnen. Am Start angekommen, denke ich mir, das ist fast so einfach wie bei mir zuhause in Schrattenbach. Ein tolles Plateau, direkt abladen vom Auto und 15 m weiter ist der Startplatz, von dem Juaki sagt, dass seine Flugschüler schon beim zweiten Flug entlang soaren. Die schöne weiße Dorf Teba ist oberndrein ein optischer Leckerbissen. Die Begrüßung ist herzlich, wie bei langjährigen Freunden. Schnell laden wir die Drachen ab und bauen auf. Der Wind soll stärker werden…
Leider komme nur noch ich in den Genuss hier zu fliegen, danach frischt der Wind auf, dass Manni und Jörg sich sinnvollerweise entscheiden, ihre Geräte auf dem Dachträger zum Landeplatz zu bringen.
Ein kleiner Wermutstropfen… Danach ist es so wie immer bei den Spaniern, man geht zusammen Tapas essen und freut sich über den Tag und tauscht sich aus. Das macht einen riesigen sozialen Unterschied zu unserer Lebensart aus, man spürt die Freude und den Zusammenhalt- und nimmt sich Zeit zum geniessen. Die mindestens 3 Jahre alten Serrano Schinken über der Glastheke, in der darunter riesige T-Bone Steak liegen, unterstreichen diese Lebenskultur und lassen einem beim Vorbeigehen das Wasser im Mund zusammenlaufen. In Algodonales angekommen gehen wir mit dem obligatorischen „Jerbas“ schon am ersten Tag spät zu Bett.

Tag 2 Montellano
Heute treffen sich nach der Wind- und Wettervorhersage alle am Startplatz in Monellano, einem ca. 300 hm hohen Vorhügel.  Alle Locals meinen, es hat tolle Bedingungen, heute fliegen wir knapp 100 km an den Strand nach Tarifa. Vom letzten Jahr weiß ich, dass viele Piloten dieses Ziel vor Augen haben, dass es aber nicht einfach umzusetzen ist. Heute erreicht nur Roberto Medem mit dem Atos den Strand in Tarifa, einige stehen kurz davor. Für Jörgi und mich ist leider nach ca. 34 km Schluss und wir sind glücklich, dass Carmen für uns als Retrieve unterwegs ist. Wir beschließen den Tag mit einer Besichtigung des Felsendorfes Arcos del Rey. Auch hier ist Semana Santa mit den aufwändigen Prozessionen in jeder Ecke des Ortes erlebbar.

Tag 3 Cadiz

Die Vorhersage spricht von schwachen Bedingungen für Montellano mit wenig Wind. Wir entscheiden gemeinsam, die schöne Stadt am Meer, Cadiz zu besichtigen. Wir können direkt am Meer in der Nähe der Altstadt parken. Auf dem Weg in die Altstadt setzen uns auf die Wurzeln eines Gummibaums, der einen unglaublichen Stammumfang in 1,30 m Höhe von 12 m hat und tauchen danach in die übervollen Altstadtgassen der Stadt ein. An jeder Ecke sind Hocker und kleine Sitzgelegenheiten aufgestellt, auf denen die Sevillianos auf die Umzüge der Semana Santa warten. Jörg findet eine estilista (Friseuerin), die ihm den gewünschten praktischen Kurzharschnitt in ca. 10 min verpasst…. Auf dem Rückweg an den Strand geraten wir in drei verschiedene Umzüge, echt beeindruckend aber auch bedrückend zugleich.
Wir beschließen den Tag mit Eintauchen im Mittelmeer und guten spanischen Tapas in Algodonales.

Tag 4 Ronda
Die Wind- und Thermikvorhersage ist für heute leider zu schwach. Wir besichtigen Ronda. Ich erinnere mich an die Geschichte von Guido (Gehrmann), der bei der WM ... ganz entspannt aus ca. 50 m über der Brücke einen Funkspruch abgesetzt hat, dass er gerade wieder Steigen gefunden hat… Wer das Gebiet kennt, weiß warum das eher nicht ganz gewöhnlich ist. Der tiefe Graben, der hier die Stadt teilt und durch die zusammenführende Brücke doch wieder vereint, ist einfach super eindrucksvoll. Wir steigen die vielen Treppen in die Schlucht hinab und bestaunen die Bauten, die hier in die Felsen eingebunden und wie angeklebt wirken. Aus jeder Biegung ergibt sich eine neue eindrucksvolle Ansicht, Aus der mir bekannten Drachenperspektive in 2000 m sieht das ganze eher unspektakulär aus, hier sticht die Stierkampfarea mit dem roten Sand heraus. Der Rückweg über die Hügel östlich von El Gastor, dem Geierfelsen ist landschaftlich unglaublich schön. Wir entdecken ein traumhaftes Weingut wie in der Toskana und biegen kurzentschlossen ab. Die englische Eigentümerin begrüßt uns und erklärt, dass nach Terminvereinbarung auch Verkostungen angeboten werden. Leider lehnt Sie unsere Anfrage zur Verkostung freundlich ab, da ihre Schwester aus Brasilien gerade zu Besuch ist. Wieder mal entdecke ich, dass es speziell in Spanien viele verschiedene Lebensentwürfe gibt. Beim nächsten Mal werden wir sicher einen Termin zur Verkostung vereinbaren….Wir beschließen den Tag mit Austesten der vielfältigen leckeren Tapas, die hier überall angeboten werden.

Tag 5 Sevillia
Heute wird zu viel Wind vorhergesagt, also Alternativprogramm. Wir starten mit kleinen Augen um halb sieben, weil speziell in der Osterwoche die Stadt übervoll ist. Semana Santa (Heilige Woche). Die Besichtigung des Königspalastes „Alcázares de Sevilla“ verschieben wir aufgrund des Andrangs und schauen uns als Alternative den superschönen Plaza de españa mit den tausenden Mosaiken aller Regionen aus Spanien an. Manni ist als Maschinenbauingenieur aus dem im Platz integrierten Kriegsmuseum interessiert. Hier ist wirklich der gesamte Wahnsinn der Menschheit seit tausenden von Jahren ausgestellt. Beeindruckende technische Entwicklungen, aber auch sehr bedrückend, weil die Grausamkeiten und das Elend des Krieges spürbar sind. Nach diesem düsteren Eindruck widmen wir unsere Aufmerksamkeit einem anderen technischen Meisterwerk, den „Las Setas“ von Sevilla“ (*ein aus Holz Beton und Stahl nachgebauter Parasol Pilz, entworfen durch den deutschen Architekten Jürgen Mayer H.) Das neue Wahrzeichen von Sevilla hat eine Länge von 150 Metern, eine Breite von 70 Metern und eine Höhe von 26 Metern und gilt als größtes Holzbauwerk der Welt. (*aus Wikipedia). Wir genießen bei 32°Grad die Altstadt und fahren anschließend zur Einschreibung nach El Bosque. Nach der herzlichen Begrüßung vieler alter bekannter Piloten sitzen wir in großer Runde beim Abendessen, „ruckzuck“ ist der Tag schon wieder vorbei. Für morgen und die kommenden Tage ist endlich gutes Flugwetter vorhergesagt.

Tag 6 Algodonales Süd/Südoststart
Wie immer treffen sich alle Piloten zuerst im El Cortijo. Die Vorhersage ist gut, Basis nicht allzu hoch (1700 bis 1900 m, Thermik 2,5 bis 3,0 m Steigen) Als Aufgabe wird eine Route über Coronil, Coripe zum Landeplatz in Utrera über 89 km gestellt. Ich erwische mit ca.1900 m einen guten Abflug und bin im vorderen Feld mit dabei. Danach werden die Bedingungen schlechter, die Luft diesiger, wir hangeln uns zusammen bei 0,5 bis 1,0 m Steigen im Flachen über östlich von Montellano bis zur ersten Wende nach El Coronil. Auf dem Weg zur zweiten Wende wird der Wind stärker und holt die meisten auf den Boden. Ich lande westlich von Montellano, Jörg steigt mit viel Geduld noch einmal auf ca. 2000m, kommt aber leider nur 2-3 km weiter.
Wir sind trotzdem zufrieden, ist zuhause aktuell noch Wintereinbruch und wir fliegen hier bei 28° bis 35° Grad. Ein mediterranes Abendessen mit einem „Jerbas“ als Abschluss versöhnt uns mit dem relativ frühen Flug-Ende. Neuer Tag- Neues Glück….

Tag 7 wieder Algodonales Süd/ Südoststart
Die Ansage für den Tag ist gut. Superwenig Wind mit 1km bis 9 km/h aus Süd bis West, Basis ohne Wolken von 1800m bis 2200 m, Steigen 2,5 bis 3m/sec. Wir freuen uns am Start auf einen guten Tag. Die Aufgabe geht knapp 73 km über 3 Wenden von Algodonales nach Montellano, zurück Richtung SW nach Puerto Serano und weiter ins Goal nach Marchena. Vor dem Startfenster wird die Luft leider wieder diesiger, alle Piloten kämpfen in der stumpfen Luft um jeden Höhenmeter. Kurz vor Öffnung des Startfensters fliege ich mit ca. 15 Piloten mit ca. 1500 m in die Vor-Hügel Richtung Montellano. Es steigt zwar überall schwach mit 0,50 bis 1 m/s, die Piloten fächern auf 2 bis 3 km auf und tasten uns mit viel Geduld weiter. Bei Los Sandialos steigen wir endlich in 2,0m bis 5 m/s auf 2150 m und geben Gas Richtung Wende in Montelllano.
Ich treffe immer wieder auf Ataulfo, Manni Gomez, meinen Wingman aus Ager Alberto Requez und den französischen Piloten Christian Pollet, wir bilden langsam zusammen den Führungspulk. Nach der zweiten Wende ist noch einmal kurz Geduld angesagt, ab Venta Potaje haben wir gute Luft und starkes Steigen. Ich kreise mit Ataulfo und Manni Gomez Flügel an Flügel bis auf knapp 2100m auf. Wir fliegen Wettbewerb aber ergänzen uns perfekt. In der Ferne sehe ich einen Hügel aus dem Flachland herausstechen, ein schneeweiser Steinbruch leuchtet über ca. 20 km bis hierher.
Bei Cigarrón steigen wir zusammen über dem Marmorsteinbruch auf 1900 m, ein eindrucksvolles Bild der weißen Fels-Terrassen prägt sich als Erinnerung ein. Ab hier geht es komplett ins Flachland, Manni Gomes fliegt als erster los und findet bei El Hidalgo einen Konvergenzbart. Der bringt uns alle mit 3-4 m Steigen auf 2200m, was für den Wettbewerb absolut unsinnig ist, weil wir alle 3 mittlerweile ca. 1000m über dem Goal ankommen. Trotzdem kosten wir alle drei diesen Traumbart ohne den Gedanken an die Platzierung aus. Manni fliegt dann als erster los und gewinnt den Tag. Ataulfo und folgen mit 1 Minute Abstand. Leider bemerke ich nicht, dass Ataulfo nach Erreichen des Goals wieder ca. 35 m bis zur zweiten Wende zurück fliegt und in Puerto Serrano landet. Das nenne ich wahren Flieger Spirit, der ist einfach ein Tausendsassa und in der Luft zuhause. Gerne hätte ich den Rückflug mit „ATA„ geteilt. Jörgi trifft mit einem späteren Abflug schwächere Flugbedingungen, landet etwas später, aber überglücklich im Goal.
Carmen hat Manni aufgesammelt, der heute den ersten Platz in der Sportklasse erfolgreich verteidigt und eine starke Hanglandung in einer Stierfarm hingelegt hat. Das Navi führt Carmen dann auch mit einer „Privatführung“ durch den Eigentümer durch die Stierfarm, bis Sie feststellt, dass Google mit dem Standort rund 500 m daneben liegt. An der Hauptstraße trifft sie dann endlich auf Manni und sammelt Jörg und mich im Nachgang auf. Unsere knurrenden Mägen besänftigen wir dann in Algo im Restaurant El Asturiano mit Weißwein, Papas Bravas, Ensaladas, Crocetas, Solomillo, Cippirones und weiteren superleckeren Tapas. Müde und zufrieden fallen wir ins Bett.

Bericht von Jörg Bajewski:
Tag 8  Algodonales Weststart, Premiere

Die morgendliche Startplatzlotterie – Algodonales oder El Bosque - nahm um 7 Uhr Fahrt auf und Meetdirektor Juaki hatte ein Einsehen mit meinem angehäuften Schlafdefizit hier in Andalucia.
Eine Premiere für uns, der Startplatz West vor unserer Hoteltür in Algodonales soll es sein.
Wie immer sind wir die Ersten am Berg, um die Lage zu sondieren. Hmmm, wieder so ein Startplatz, wo man selbst bei mäßigem Wind den letzten Beinmuskel bis zum Abheben zum glühen bringen muss.
Viele – ca. 80  - Gleitis der heimischen Flugschulen beehren uns und präsentieren uns, dass Starts „irgendwie“ auch bei Null-Wind funktionieren können. Sie zeigen uns auch die weit vorm Hang stehenden Thermiken an. Ein 80er FAI-Dreieck soll es heute sein. Erst in den Osten in Richtung Canete de Real (ein wunderschönes Fluggebiet), dann links ab in den Norden zu einer Hochebene bei
Osuna und zurück nach Algodonales. Basishöhen werden heute regional bis 3.000 vorhergesagt, mal schauen. Bisher waren bei Juaki´s  Prognosen kaum wirkliche Treffer dabei.
Die Startphasen wurden deutlich besser und Semo und ich konnten uns stufenweise die Abflughöhe für den ersten längeren Gleiter erkurbeln - mit 2.700 recht komfortabel.
Glasklare Luft zum nebenbei-fotografieren, hatte ich doch Semo auch eine Gopro ans Kiel angebappt.
Wir nahmen bis zum ersten Wendepunkt wirklich jede Thermik mit, da es einige Piloten schon recht früh gefressen hatte und in der Sonne Andalusien unter Bäumen Schatten suchten.
Leton mit seinem Aeros gesellte sich zu uns. Semo und er erwischten die enge ruppige Thermik deutlich besser und ich musste sie zum 2. Wendepunkt ziehen lassen. Eine mittelhohe Bergflanke erweckte mein Interesse und ich beobachtete meine gefiederten Kollegen, was sie denn hier in meiner Nähe so treiben. Zwei drei Suchkreise und dann ein Heuler! Es katapultierte mich auf knapp 2.900 m NN und die Erdkrümmung schien sichtbar. Der Gleiter zur 2. Wende im Norden war lang. Ich hatte Gegenwind und ich konnte noch nicht wirklich die Wende ausmachen. Eine große Windparkanlage auf einer Hochebene schien es zu sein, wo ich auch sogleich mit einem Gleitschirmkollegen in eine zarte Thermik einstieg. Tief unter mir sah ich dann wieder Semo und Leton, ich hatte sie wohl überholt. Endlich auch wieder Funkkontakt zu Semo, der sich durch das Weinanbau-Gemüse gekämpft hatte. 1 Starrer und 3 Flexis versuchten dann das Glück für den Rückweg. Hatten uns sogar in einer schwachen anmutenden Thermik deutlich nach unten gearbeitet. Ich hätte einfach wieder zurück zu meiner Bergflanke und meinen gefiederten Kollegen fliegen sollen. Außerdem rannte uns die Zeit davon. Kein Hochkommen mehr aus der niedrigen Gleithöhe möglich und vor uns nur hügeliges Gemüse mit nur wenigen Landemöglichkeiten. Die tiefstehende Sonne erschwerte zudem die Landeplatzanalyse. Also ausgleiten und eine sichere Wiese ansteuern, die frei von Weinreben-Spießen und Stierhörnern sind. Perfekt, ich stehe sicher an einer asphaltierten Straße und der Bauer schließt mir sogleich das Gatter auf. Später erkennt Carmen in der Ferne des Feldes doch noch die Stierfamilie, die wohl keine Lust auf meinen roten Drachen hatte. Semo und Leton gleiten mit ihrer erkämpften Höhe noch 1 km weiter. Nur 2 Flex-Piloten erreichten tatsächlich heut das Goal, sie waren eine halbe Stunde eher als wir gestartet. Respekt!
In der Sportklasse erkämpfte sich Manni erneut den 1. Rang, machte es aber wieder spannend mit seiner Auswahl seiner Landewiesen. Mit seinem Leih-Gecko landet er wirklich auf einer Briefmarke, fantastico!

Heute ist das Cadiz-Open Abschlussdinner – und das sogar in unserer Unterkunft – mehr Komfort geht nicht. Hat Spaß gemacht heute
Hasta la proxima, Jorge 

Tag 9 - Letzer Tag- El Bosque und Siegerehrung
Wir können es kaum glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist… Der letzte Flugtag vor dem Rückflug.
Wir sind alle drei hoch motiviert. Es geht zum Startplatz in El Bosque. Schöne Erinnerungen kommen Jörg und mir hoch. Vor hier aus sind wir vergangenes Jahr nach Ronda geflogen und haben um 19°° Uhr auf 2800m aufgedreht. Ein toller Startplatz, an dem im Schatten unter schönen Kiefern aufgebaut werden kann. Der einzige Wermutstropfen an dem Start ist nur, dass hier die Startbedingungen oft sehr heikel sind, oder dass man nach dem Start den Einstieg verpasst und ruckzuck am Boden steht. Ging im vergangenen Jahr den beiden besten spanischen Toppiloten Ataulfo und sogar Carlos Punet mit dem Atos so. Beide waren in Rekordzeit wieder am Start. Trotz allem haben die vergangenen Tage gezeigt, dass es wichtig ist, früh zu starten.
Die Vorhersage ist gut bis sehr gut. Wieder super schwacher Wind in allen Höhen (3-10 Km SE/W-NW) 3,0 bis 4,0 m Steigen, Basis von 1800 auf 2200 m ansteigend, im Bereich der von uns geflogenen Route entlang Grazalema- Ronda bis 3000 m. wow... Einzig die sehr diesige Luft lässt einen leicht zweifeln. Die Aufgabe geht fast identisch wie letztes Jahr über 3 Wenden  mit Start in Sierra Margarita- zum 1. WP Montejaque bei Ronda-3 WP am Westart in Algodionales und von hier aus ins Goal nach El Bosque. Das Startfenster ist ab 14:30 geöffnet, das Race beginnt mit 4 verschiedenen Startzeiten ab 15:30 Uhr
Dieses Jahr setzt der thermische Startwind schon früher als vergangenes Jahr ein. Trotzdem startet noch keiner, zu stabil ist die Luft. Ab 15°° Uhr kommt Bewegung in das Starterfeld, die ersten steigen vor dem Start. Ich hebe gegen 15:15 Uhr ab, und kann trotz relativ schwachen und undefinierten Steigens mit ca. 1400 m die erste Startzeit nehmen. Die diesige Luft hat nicht getäuscht, es ist erst mal Geduld angesagt. Ein paar Starrflügel sind ein Stockwerk höher, aber alle Piloten um mich herum suchen überall nach besserem Steigen um hochzukommen...
Selbst meine verlässlichen Begleiter und „Flügelmänner“ Alberto und Manni suchen weiträumig das Gelände ab und finden keinen brauchbaren Lift.  Am Funk höre ich, kurz und undeutlich, Jörg und Manni haben keine Thermik erwischt und stehen am Landeplatz. Super schade! In Rekordzeit bauen beide Ihre Drachen zusammen. Carmen war in Grazalema, holt die beiden und Manuel Sanchez ab und fährt alle hoch zum Startplatz für den Restart. Währenddessen kämpfe mich mit viel Geduld im Gemüse auf ca.1700 m und fliege an die eindrucksvolle Grazalema Ridge. Hier ist die Kette am höchsten, wenn dann sollte es hier endlich besser steigen. Aber in der trüben Luft wird es auch hier nicht wirklich besser. Mit knapp2050 m flieg ich Richtung 2. Wende in total ruhiger Luft. Erst kurz vor der Wende, ich hab mich schon nach einem Landeplatz umgeschaut, steigt es über dem Plateau Richtung Staumauer. Endlich treffe ich auf meine Freunde, die gefiederten Kollegen. Mit 10 bis 15 Gänsegeiern steige ich aus 1100 m 2200m. Hier muss die Konvergenzlinie ganz in der Nähe verlaufen, südwestlich ist es blau und eine traumhafte Cumuli mit dunkler Unterseite bildet sich bei Benaojan.
Die schneeweisen Dörfer Montejaque und Benaojan schmiegen sich wie Adlernester ich die Felsen der Umgebung, ein unglaublicher Anblick, der sich bei mir im Kopf einprägt. Leider ist der Stausee aufgrund des geringen Niederschlags komplett ausgetrocknet. Weiter im Südosten ist Ronda zu sehen. Nun mach ich einen Fehler. Da sich die großartige Cumuli immer weiter von meiner Flugroute entfernt, entscheide ich mir, auf direktem Weg an Montecorto und dem Geierfelsen El Gastor nach Algodonales zum 3. WP loszufliegen. Später habe ich erfahren, dass die Wolke fast bis zu den angesagten 3000 m gezogen hat. Auf meine Route wird die Luft immer diesiger, Sahara Staub in Verbindung mit Feuchtigkeit. An dem Hügel bei Cortijo de Moral kann ich wie von Ata vorhergesagt noch mal Höhe machen, die stumpfe Luft lässt aber nur 1900 m zu. Damit versuche ich die Wende in Algodonales zu erreichen, der auffrischende Westwind macht mir einen Strich durch die Rechnung. Ich erreiche die Bergkette im unteren Drittel, muss aber leider mit 3 Starrflüglern und einem Flexi aus dem Nationalteampiloten am Landeplatz in Algo landen. In der Zeit sind Manni und Jörg noch mal in El Bosque gestartet. Leider hat der Thermikgott kein Einsehen, beide saufen ein zweites Mal ab und finden sich am Landeplatz wieder. EGAL, wir sind alle gesund und hatten geniale Flüge.
Mein Fazit:  Aufgrund der Vorhersage hatte ich zu viel vom Tag erwartet, habe die Bedingungen nicht neutral eingeschätzt. Dann der Fehler, den Umweg über die traumhafte Wolke nicht zu nehmen und nicht die Bedingungen vor Ort wahrzunehmen und optimal umzusetzen. Trotzdem war es für mich wieder ein unglaublicher Flug mit vielen intensiver Eindrücken und Erlebnissen. Generell war es klug, früh zu starten, weil sich die Bedingungen später oft verschlechterten. Bei der Siegerehrung wird Manni für seinen 1. Platz frenetisch gefeiert.  Jörgi ist noch etwas geknickt, weil er sich von dem heutigen Tag einfach mehr erwartet hat, als zwei Absaufer. Trotz dem heutigen Nuller kommt er auf Platz 9, wäre er heute mitgeflogen, hätte er mindestens Platz 6  erreicht. Ich komme ich mit meinem 3. Platz aufs Podium. In Erinnerung bleibt mir der zustimmende Applaus als ich aufgerufen werde. Als ich mich anschließend mit meinem „minimalistischen Spanisch“ bei dem Veranstalter, meinem Drachensponsor Ataulfo, beim Teamleader und Freund Juaki für die Organisation, für die überragende Hilfsbereitschaft aller Piloten und dem damit verbundenen freundschaftlichen Ambiente bedanke, könnte man eine Stecknadel auf den Boden fallen hören. Diese Aufmerksamkeit ist für mich die größte Anerkennung. Wir hatten zusammen ausgefüllte 10 Tage mit vielen schönen Erlebnissen und intensiven Eindrücken. Darum ist der Aufwand das für mich immer wieder wert. Einen riesigen Dank an alle, die uns geholfen haben, dies zu ermöglichen. An alle spanischen Amigos (Freunde) ein muchas gracias y un Abrazzo fuerte.
Semo

Ergebnisse:

Sportklasse/Turmdrachen
1. Manfred Vaupel (GER)
2. Timo Friedrichs (GER)
3. Rafael Agramunt (ESP)

Class 1 -Flexible- Turmlose Drachen
1. Ataulfo J. Fernandez Montera (ESP)      
2. Christain Pollet (FRA)
3. Georg Schweier (GER)
7. Jörg Bajewski (GER)

Class  5 Starrflügel
1. Carlos Punet (ESP)
2. Benito Rodríguez González (ESP)
3. Alberto Moreno Fernandez  (ESP)