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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Open de Cádiz 2022

„Open de Cádiz“, Andalusia, ein Ziel, das ich schon lange im Hinterkopf habe. 
Ein Bericht von Jörg Bajewski und Georg Schweier (Semo)

Erste Eindrücke - primeras impresiones

Bekannte Fluggebiete wie Algodonales, El Bosque, die vielen unterschiedlichen Sierras, Geschichten von Guido (Gehrmann), wie er bei der WM entspannt ein paar Meter über der Schlucht von Ronda aufkurbelte und den Task gewann. Die Gegend wollte ich schon lange einmal entdecken. 

„Juaki“, der spanische Teamchef hatte Jörg und mich schon öfter in Lanzarote eingeladen. 2021 fiel dies leider Corona-Vorschriften zum Opfer. Nach ein paar kurzen Telefonaten war klar, jetzt zu Ostern 2022 - das ist perfekt. Da wir die Drachen von Juaki gestellt bekommen, können Jörg und ich mit Gurtzeug u. „leichtem Gepäck“ anreisen. Jörg hat ein Mietauto organisiert und holt mich am Flughafen in Malaga ab.

Aufgrund der Osterferien hatten wir den Luxus, die Gegend und Fluggebiete, um Algodonales mit persönlicher Einweisung kennenzulernen. Juaki, (Jose Manuel Garcia) hat uns nicht nur uneigennützig die Drachen besorgt, sondern uns auf die wichtigsten Startplätze mitgenommen und uns detailliert die lokalen Besonderheiten bei verschiedenen Wetterlagen erklärt. Schnell merken wir, dass die Bedingungen zum Starten, Fliegen und Landen nicht einfach einzuschätzen sind.

Umso mehr freuen wir uns über die ersten Flüge in Algodonales und Canete de Real. Unser erster Flug in Algodonales mit Mönchs- und Gänsegeiern über dem türkiesblauen Stausee bei Zahara ist schon eindrucksvoll.

Der zweite Start in Caneta de Real ist vom Friedhof aus mit ca. 100 hm Tragen durchaus sportlich. Ein Flug über die schroffen Felsen und sanften „Toskana“-ähnlichen Hügel entschädigt für die Mühen. Leider ziehen nach ca. 2 Stunden Abschirmungen rein und beenden den Flug frühzeitig.

Auch hier treffen wir auf diese unglaubliche Hilfsbereitschaft der Spanier.  Carlos Punet läuft vom Start runter und bietet seine Tragehilfe an … Das ist ein Punkt von vielen, warum wir beide uns hier soo wohlfühlen.

Nach einer Rundfahrt um Zahara, Grazalema und El Bosque (bei 50-60 km/ Wind möchte man nicht wirklich in der Luft zu sein) freuen wir uns auf den bevorstehenden Wettbewerb.

Erster Wettkampftag – competencia Manga 1

Am ersten Wettbewerbstag fahren wir wegen NE-Wind nach Montellano, ein kleiner Hügel im Flachland, westlich der Sierra. Bei dem prognostizierten Wind wird traditionell ein Flug über 100 km zum Meer als Highlight ausgeschrieben - von Montellano 103 km zum Beach nach Tarifa. Die Aufgabe ist nicht einfach, nur Ataulfo – der Lokalmatador -  schafft mit herausragenden Ortskenntnissen als bester Pilot die Aufgabe und landet nach 05:15 Std in Tarifa am Strand.  Da der Strand an Ostern mit Einheimischen etwas überlaufen ist, soart Ataulfo an einem Minihügel noch mal 20 min auf und landet am Nachbarstrand, um niemand zu gefährden. Unglaublich der Bursche…

Jörg kann leider nur einmal am Start richtig Höhe machen und landet mit 3 spanischen Lokals nach knapp 14 km auf Platz 18. Ich stolpere wegen eines blöden Steines in einen Fehlstart und schau mit tränenden Augen nach oben, wie alle abfliegen.

Zweiter Task – competencia Manga 2

Am nächsten Tag wird zuerst für Algodonales vorhergesagt, dann aber wegen NO-Startwind wieder auf Montellano verlegt. Aufgrund der Stabilität wird ein Zielflug über knapp 50 km nach El Bosque angesetzt – und wieder fliegt Altaulfo als einziger Flexi ins Ziel. (Un Piloto fuerte)

Der Rest des Feldes verteilt sich zwischen 5 bis 17 km, was die Schwierigkeit der Bedingungen unterstreicht. Jörg und ich können in der stabilen Suppe nicht genug Höhe machen. Wir geben nach ca. 2 Std Ritsch Ratsch am Berg auf und ergattern Platz 18/13. Beide hatten wir uns mehr vom Tag erwartet… Das superleckere Essen im El Cortijo entschädigt uns dann aber enorm. Iosu bringt zudem noch 3 kg frischen Spargel aus Pamplona mit, redet kurz mit dem Wirt und kurz danach schälen wir die drei Kilo alle zusammen für die Küchenmädels. 

Im Restaurant wird der Spargel fast unentgeltlich lecker zubereitet, mit lokal hergestelltem Olivenöl serviert - und ein Tisch mit 15 Piloten ist versorgt - wo wäre das in Deutschland vorstellbar?!

Dritter Task - competencia Manga 3

Tag 3 ist super vorhergesagt, 2,5 bis 4 m Steigen, wenig Wind, Basis 2200 bis 2700m NN

Wir fahren nach El Bosque, begrüßen unseren von Ataulfo neu organisierten Fahrer (Gasparo Parapente) und fahren erwartungsvoll zum Startplatz, den wir von unserer Kennenlerntour mit Juaki und Manuel schon kannten. Der ist erst mal wunderschön, die Pinienbäume spenden Schatten bei 25-28 Grad. Jedoch ist der Start durchaus tricki. Alle Piloten raten uns, bis zum Ende durchzulaufen, weil der Wind oft seitlich kommt.

Die Aufgabe wird gestellt - 98 km über 4 Wenden über die berühmte hostorische Stierkampfarena von Ronda nach Algodonales und zurück zum Landeplatz in El Bosque.

Wir warten, 13°°, warten 14°°, kein Hauch an Startwind. Einfach bockstabil.

Unser Fahrer Gasparo nutzt die Zeit besser als wir und sammelt delikaten Wildspargel.

Die besten Piloten starten gegen 15°° bei den ersten Ablösungen - nur Christan Voiblet kann die Startbedingungen optimal nutzen, alle anderen saufen nach hartem Kampf trotzdem ab. Schnell zusammenbauen, fast alle Piloten setzen auf einen Restart…  Christan Voiblet fliegt zusammen mit Alberto Moreno als einziger bei den Starren ins Ziel und gewinnt den Tag. Landung um 19:51 Uhr - Glückwunsch!

16:30 und 17:00 Uhr starten auch Jörg und ich bei guten Bedingungen. Beide haben wir Zweifel, ob die Aufgabe noch zu fliegen ist. Ab der zweiten Wende bei Las Reinas fliegen Jörg und ich zusammen über die wilde Grazalema Kette Richtung Rondo. Je näher wir dem Wendepunkt kommen, umso höher steigt die Basis. Von 1400m am Start auf 2200m bei Grazalema auf 2600m kurz vor Ronda.

Der letzte Bart um halb sieben ist auch der beste, mit 3 bis 4 m Steigen hebt er uns wieder auf 2660 m.  Vor der Wolke können wir dann noch bis auf knapp 2800m aufsteigen und habe einen unglaublichen Blick über die grandiose Landschaft. Wir gleiten die nächsten 20 km zusammen zum Landeplatz in Algodonales ab, trotz Wolken über dem Stausee bei Zahara können wir keine Thermik mehr finden und gehen landen. David Ederra belehrt uns eines Besseren, er nimmt eine Route weiter östlich über den El Gastor und landet um halb acht eine halbe Stunde nach uns. 

Jörg kann sich mit Platz 5 nach einem großartigen Flug in der Gesamtwertung auf Platz 8 vorarbeiten. Ich habe leider eigenverschuldet die zweite Wende verpasst und komme nur auf Platz 17. Ich lass mir dadurch trotzdem nicht die Stimmung verderben, der gemeinsame Flug mit Jörg und den spanischen Piloten und den allgegenwärtigen Gänsegeiern entschädigt die entgangenen Punkte.

Der Rückholer steht schon bereit. Nach Abgabe der Tracker genießen wir mit den Spaniern die spanische Küche - mit dieser grandiosen Auswahl an leckeren Speisen.  Um 2 Uhr nachts fallen wir müde und zufrieden ins Bett.

Vierter Task - competencia Manga 4 – cancelado

Tag 4 ist ähnlich wie der Vortag sehr gut angesagt, 2,5 bis 4 m Steigen, wenig Wind, Basis 1800 bis 2600m NN. Aber schon bei der Anfahrt nach El Bosque fällt uns im Talkessel eine dicke Inversion auf, die erst durchgeheizt werden will. Der Wind hat etwas mehr auf Nordost gedreht, das bedeutet Seitenwind am Start. Leider bewahrheiten sich die Zweifel - die Startbedingungen lassen keinen Durchgang zu. Gegen 16°° Uhr wird der Tag abgesagt und wir fahren zur Siegerehrung.  Bei ausgelassener Stimmung werden leckere Tapas und Getränke serviert. Wir geben unsere Leihdrachen zurück und verabschieden uns von unseren spanischen Freunden.

Fazit – conclusion positiva

Auch wenn die Flugausbeute etwas geringer ausgefallen ist, hatten wir eine superinteressante Woche und auch Zeit, Andalusien etwas anders zu entdecken. Selbst ein Beach-Soaring mit Juakis Malibu wurde zum „Back-to-the-roots-Highlight“. Eine Woche mit viel Impressionen und vielen intensiven Eindrücken. Die unglaubliche Gastfreundschaft der spanischen Piloten gibt einem von Anfang an das Gefühl, wie zu Hause willkommen zu sein. Vielen Dank an Juaki, der immer alles möglich machte und wieder einen perfekten Wettbewerb organisiert hat. Vielen Dank an alle Piloten für die vielen freundlichen Aufmerksamkeiten, die schönen Gespräche und die selbstlose Hilfsbereitschaft in allen Situationen. Muchas Gracias amigos!!

Wir kommen gerne wieder… hasta luego!

Jörg und Semo

Wertung Hang Gliding, Class 1 (Drachen)

Platz 1:                    Ataulfo J. Fernandez Montero, ESP

Platz 2:                    Antonio Jose Leton Carrasco, ESP

Platz 3:                    Manuel Gomez de Pablos Moya, ESP

Platz 8:                    Jörg Bajewski, GER 

Wertung Klasse 5 Starrflügel 

Platz 1                     Alberto Moreno Fernandez, ESP

Platz 2:                    Christian Voiblet, CHE

Platz 3:                    Benito Rodriguez Gonzalez, ESP

Wertung Hang Gliding, Klasse 1 Sport

Platz 1                    Serge Mainente, FRA

Platz 2:                    Angel Rentero Vargas, EPS

Platz 3:                    Pedro Enrique Cifres, ESP

Fotos von Jörg und Semo