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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Marco auf Rang 1 vor Robert Kulhanek (CZE) und Gordon Rigg (GBR)
Marco im Endanflug
Christian Kamm mit seinem Starren fliegt auf Rang 4 in der Gesamtwertung
Weltranglisten-Dritter Olav Opsanger im Ziel
Tasksetting
Die Gleitschirm-Weltelite dreht in der Thermik
Marco startet zu seinem ersten Wettkampfsieg
Abheben und los gehts
Sasha Serrebrennikovo als einzige Frau am Start

Montegrappa Trophy 2023 (5. - 10. April 2023)

Offizielle Webseite mit Ergebnissen

Marco Gröbner gewinnt Trofeo Montegrappa (HG)

Über Ostern findet in Bassano der legendäre Wettbewerb „Trofeo Montegrappa“ statt. Nationalteampilot Marco Gröbner fliegt mit dem Drachen zu seinem ersten Sieg und berichtet uns von spannenden Tasks, Gleitschirmtrauben als Thermikanzeiger und unverhofften Glücksgefühlen.  

Gründonnerstag – Erster Wettkampftag. Nach 104 Kilometern komme ich im Ziel an und kann mein Glück kaum fassen. Nicht ein einziger Drachen ist zu sehen. Ich bin Erster – Wahnsinn! Dabei bin ich heute morgen völlig übermüdet und gestresst in den Wettkampf gestartet. Doch kaum in der Luft sind die Kopfschmerzen wie weggeblasen. Es ist kalt und die Thermik knackig. Ich erwische einen super Start und fliege ab der ersten Wende komplett allein voraus. Im Flachen stoße ich auf eine Traube von 150 Gleitschirmpiloten, die sich über der Stadt Bassano wie ein Korkenzieher nach oben schrauben. Ein imposantes Bild. Es handelt sich um die Crème de la Crème der Gleitschirm-Szene und wir dürfen parallel mit ihnen im Wettbewerb fliegen.
Ich weiß gar nicht, wie mir ab da geschieht. Die besten Bärte scheinen mich heute magisch anzuziehen und so komme ich mit einem Vorsprung von sage und schreibe 30 Minuten ins Ziel. Die Belohnung: 1.000 Punkte und eine wahre Flut an WhatsApp-Nachrichten von Freunden, die das Rennen per Livetracking verfolgen und sich mit mir freuen.

Karfreitag. Mit der Gewissheit, schon jetzt mehr erreicht zu haben als erhofft, rennt der Hase. Ich komme wieder als schnellster Flexi ins Ziel – 30 Sekunden vor der Nummer drei in der Weltrangliste Olav Opsanger aus Norwegen. Starrflügelpilot Christian Kamm wird Tagessieger und freut sich zu Recht wie ein Schnitzel. Gratulation!
Es ist ein familiärer Bewerb. Viele haben sich von dem hohen Startgeld abschrecken lassen. Ein Fehler, denn vom Tasksetting bis hin zum Rahmenprogramm ist alles top organisiert und jeden Cent wert. Sogar das Essen am Startplatz ist hervorragend.

Karsamstag. Es könnte Regenschauer geben. Die Veranstalter entscheiden sich daher für eine höchst ungewöhnliche Aufgabe mit zylindrischen Kreisen. Der Vorteil: Man kann quasi in jede Himmelsrichtung fliegen und dennoch den Task beenden. Das Wetter hält. Viele schaffen es ins Ziel und damit rechtzeitig zur Party mit Pasta und Bier.  

Ostersonntag. Die Wettermodelle verheißen nichts Gutes. Am Monte Grappa regnet es bereits. Doch die Organisatoren bauen darauf, dass es in Bassano irgendwie immer geht. Sie setzen einen Task an, der uns wieder mehrere taktische Optionen lässt. Gordon Rigg, Christian und ich setzen uns schnell vom Rest des Feldes ab. Christian ist ein wenig zu optimistisch und muss im Flachen bald landen. Gordon und ich arbeiten in der Not als Team, fächern uns auf und finden zaghaftes Steigen, das uns wieder an die sichere Basis bringt. Ich erinnere mich an den Tipp von meinem Vater: Zur Not musst du auch in einem Nullschieber parken, bis es wieder steigt. Es folgt ein Krimi für die eigenen Nerven. Regenschauer, Schnee und ausbreitender Schatten wollen uns immer zu Boden zwingen. Letztlich schaffe ich es um den Kurs, doch der Task wird gestoppt.

Ostermontag. Letzter Wettbewerbstag. Ich bin früh ins Bett gegangen, doch die Aufregung hat mich lange wachgehalten. Wenn ich heute halbwegs schnell ins Ziel komme, stehe ich ganz oben am Podest. Bloß nicht Absaufen! Trotz feinster Wolkenthermik erwische ich den schlechtesten Start von allen. Sauer und angespannt jage ich dem Feld hinterher. Bei der ersten Wende habe ich sie wieder eingeholt und bin trotz der Kälte nassgeschwitzt.
Knackpunkt ist erneut Wende Nummer zwei über Bassano. Sie bremst die Führenden ein. Gordon und ich arbeiten wieder als Team, kämpfen uns zurück zur Ridge und übernehmen die Führung. Bei Schio muss ich Gordon ziehen lassen. Ich gehe aus dem Gas und will das Ding nur noch nach Hause bringen. Eine Stunde später ist es so weit. Nach aufregenden 110 Kilometern komme ich mit 200 Metern über dem Ziel an und freue mich, dass meine gesamte Familie dort auf mich wartet.
Die Siegerehrung ist der Wahnsinn. Durch die vielen Gleitschirmflieger bebt der Saal und der italienische Moderator geht ab wie einem Champions-League-Finale. In jeder Klasse werden die ersten zehn Piloten geehrt. Robert Kulhanek aus Tschechien wird Zweiter bei den Drachen, gefolgt von Gordon Rigg aus England auf Platz drei. Christian Kamm landet auf Platz vier. Ich fliege in meinem sechsten Wettkampf auf Platz eins und kann es heute noch kaum glauben – komplett verrückt!  

1.    Marco Gröbner (GER)
2.    Robert Kulhanek (CZE)
3.    Gordon Rigg (GBR)
4.    Christian Kamm (GER)

Fotos: Karolína Lietavcová und Kathleen Rigg