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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Canarian Open - Lanzarote 2019

Lanzarote 01. – 7. Dezember 2019
XXIII Open de Canarias 2019

offizielle Webseite

Samstag, 7. Dezember 2019 - Finaltask 3 - mit Goal am „Complecho“ UL-Flugplatz

Gestern noch wehrte sich der halbe Vulkan El Cuchillo gegen einen erneuten Task mit kräftigen nördlichen Windböen von bis zu 65 km/h. Zudem sollte die Comp-Gemeinde gegen Nachmittag Zeuge eines hier selten vorkommenden Gewitters werden. Es sollte einfach nicht sein. Glücklich diejenigen Freiflieger, die schon vor dem Eintreffen des Comp-Convoys bei etwas gemäßigten Windverhältnissen gemütlich ihre Kreise drehen konnten. Also … Tag abhaken und hoffen auf den letzten möglichen Durchgang am Samstag bei prognostiziertem Nordostwind. Startplatz Mala mit dem malerischen Blick auf das Küstendörfchen Arrieta. Juaki sendete wieder pünktlich um 8 seine auf ein Mindestmaß beschränkte spanische Ausführung der Wetter- und Windprognose, die die Übersetzungs-App aufs Neue glühen ließ. Ich entziffere: Kein Regen also, kein Risiko auf Sturm und ein 20er bis 25er NO-Wind. Manfred und ich hatten einen Plan - mit Fliegen schon VOR dem offiziellen Briefing um 11:30 Uhr und brachen früh Richtung Mala auf. Vom Hangwaiting hatten wir einfach die Nase voll. Zusammen mit Henry startete Manfred in die ersten zaghaften Ablösungen und beobachteten aus luftiger Höhe den hastigen Aufbau der 60 Piloten, bis der 80-Meter-Hügel nach einer guten halben Stunde ein Päuschen einlegte und alle Freiflieger gnadenlos absoffen. Hatte Manfred fix vom Bombout eingesammelt und trugen pünktlich zum Briefing seinen Drachen über die Staumauer mit dem völlig verrosteten Geländer. Ein ähnlich gesetzter Flipperautomaten-Task aus den vergangenen Jahren mit zahlreichen Wenden vor dem Starthügel wird uns angeboten, bevor es final mit thermischer Unterstützung zum 18km entfernten „Complecho“, dem UL-Flugplatz mitten auf der Insel führen sollte. Vorab noch ein Gruppenfoto der Canarian Open-Piloten und dann wurde es hektisch. 3 Startzeiten im 10 Minuten-Takt. War der Hügel vorher noch im Dornröschenschlaf, fanden die ausgeschwärmten Flieger schnell die richtigen Lifte bis an die Wolken. Der ein oder andere verschwand - leider - auch mal in den Passatwolken, um einen günstigen Start zu erwischen. Erstaunlicherweise verteilte sich das wuselige Feld schnell mit der sich anhebenden Wolkenbasis. Ein paar Wenden erwiesen sich sogar als technische Knackpunkte, hatte man vorab nicht genügend Extrameter getankt. Manfred funkte mir schon nach kurzer Zeit seinen schnellen Goal-Überflug in der Sportklassen-Konkurrenz. Er vermutete den Task als Erster oder Zweiter absolviert zu haben und strahlte förmlich durchs Walkie Talkie. Das motivierte mich, jetzt auch noch mit den letzten Thermikblasen das Complecho-Goal anzuvisieren. Sah mich aber ersteinmal unterhalb Startniveaus wieder und musste mühsam mit zig anderen Turmdrachen die rettenden Höhenmeter herauskitzeln. Eine Thermik war mir dann doch noch vergönnt, um endlich die Inselreise antreten zu können. Unterwegs traf ich gleich auf Blay, der sich an einem Vulkankegel mühte. 900 Meter, dann war Schluss. Das Wolkenbild suggerierte uns ein Easygoing ins Goal. Denkste! Das war ein Grottengleiter in miesester Luftmasse. Das Ziel stieg vor mir immer höher, ein kurzes Düdellüt beim Erreichen der Speedsection bei 1km und dann auch schon gleich hastig die Nase zur Landung in den Wind gedreht. Puuh, letzte Landung bei den Canarias Open 2019 und alles heil geblieben. Roland steht gleich auf der anderen Straßenseite, das Ziel um 150m verfehlt, ich lese bei mir knapp 250 Meter ab. Egal! Hat saumäßig Spaß gemacht. Zum guten Schluss auch noch ein Regenguss, der meinen Zeitplan zum Verstauen meiner Schwalbe im Hotelkeller leicht durcheinander bringen sollte. Nur wenige Piloten im Ziel. Roland rechnet bereits, ob es aufs Treppchen gereicht haben könnte. Wir zweifeln später gemeinsam an der Punkteberechnung, sie erscheint uns nicht logisch. Mit leichter spanischer Unpünktlichkeit werden die jeweils drei Erstplatzierten im Theatro Teguise vor einem jubelnden Publikum gekührt. Roland ist leider nicht dabei und gwinnt als Vierter die goldene Ananas. Meetdirektor Joaki wird noch vor dem Abschlussessen zu Recht mit Standing Ovation gewürdigt. In der Sportklasse freut sich Team D auf den 2. Platz von Hans! Gratulation!!

Der Wind stellte uns in diesem Jahr gehörig ein Beinchen, so dass wir uns mit 2 1/2 Tasks von 7 zufrieden geben mussten. Hoffen wir auf eine bessere Ausbeute beim nächsten Saisonabschluss-Event hier auf Lanzarote!
Hasta luego, Joerg

Freitag, 6. Dezember 2019 - zuviel Wind

Donnerstag, 5. Dezember 2019 - kein Durchgang wegen starkem Wind

Mittwoch, 4. Dezember 2019 - Famara!
Nach zwei Tagen Zwangspause wegen zu viel Wind ist heute wieder Fliegen angesagt. Und zwar Famara Ridge Racing, das Fliegen entlang dieser über 600 m hohen Steilküste im Nordosten der Insel.
Die Aufgabe mit 62 km Distanz zum Ziel in St. Bartolomé ist somit für Lanzarote Verhältnisse auch etwas grösser gelegt. Der angesagte Nordwestwind mit 30 km/h sollte ideal passen, teilweise mittelhohe Bewölkung die Thermik etwas einbremsen und Schauer sich auch frühestens zum Abend hin zeigen.
Unser Startplatz in knapp 300 m Höhe ist am Auslauf des Bergzuges gelegen und der Aufbauplatz ist wie eigentlich die komplette Insel recht steinig. Vermutlich gab es auch hier ein wenig niederschlagreiches Jahr, die Landschaft wirkt wüstenähnlich. Juaki, der Wettbewerbsleiter, gibt die Tagesaufgabe bekannt. Wir fliegen auf Umwegen bis ans Ende der Insel im Nordosten, kommen danach zum zweiten mal wieder am Startplatz vorbei, um dann die vermeintliche Schlüsselstelle nach Famara-Stadt hinaus ins Flache an die Atlantikküste anzugehen. Von dort führt der letzte Schenkel ins Ziel.
Ich starte früh und sehe mich alsbald tief. Nur mühsam und nach gefühlt nicht enden wollender Zeit schaffe ich es in sichere Höhe über die Kante. Eben noch alleine, zeigt sich jetzt doch deutlich Verkehr. Mit Jörg und Semo geht´s Richtung Startgate. Während die beiden die erste Zeit nehmen, scheinen mir die fehlenden 250 m zur Basis ein zu großes Handicap. Außerdem möchte ich gerne etwas weiter draußen im Luv starten und dann mit mehr Rückenwindkomponente zur ersten Wende gleiten. Zur zweiten Zeit bin ich dann zwar an der Basis, aber leider nicht weiter gegen den Wind angekommen. Mit verhaltener Geschwindigkeit geht´s Richtung Norden. In Höhe der Famara Bucht wird die Ridge höher und steigt bis über 600 m über Meer an. Spätestens ab hier ist kein Kreisen mehr nötig. Nahezu senkrecht fällt die Felswand ins Meer ab. Die sechzehn Jahre alte Aerodynamik des Litespeed S4 oder die mir abhanden gekommene, weil aufgrund der Weiterentwicklung der Fluggeräte nicht mehr nötigen filigranen Steuerkunst in diesem Geschwindigkeitsbereich, lassen mich diese wundersam schöne Steilküste aus gänzlich allen Perspektiven betrachten. Der Drachen bockt und wir vollführen ein Rodeo, das sich gewaschen hat.
Zurück Richtung Startplatz wird die Bergkette wieder niederer und damit glücklicherweise die Fluggeschwindigkeit geringer, die Thermik zur Basis will gefunden werden für den Ausflug zum Atlantik. Die Sache mit der Basis klappt leider nicht, dafür treibt die Ungeduld wie gewohnt und ich fliege los. Glücklicherweise immer wieder in leicht steigende Luftmassen. Der extrem trockene und dunkle Untergrund produziert hier offensichtlich ab dem Übergang vom Wasser zum Land Thermik. Somit reicht die Höhe komfortabel zurück ins Aufwindband, wo ich wieder meine zwei Bronze Kollegen treffe.
Inzwischen hat eine Abschirmung das Gelände vollkommen in Schatten gehüllt, das Aufwindband gibt nicht die Höhe für einen sicheren Endanflug ins Ziel nach St. Bartolomé preis. Semo macht sich trotzdem mangels besserer Perspektiven auf den Weg, ich folge ihm. Doch schon bald kommen mir Bedenken, ich möchte nicht knapp vor dem Ziel stehen und die Wetterprognosen für die nächsten Tage versprechen auch nicht viele Flugstunden. Ich drehe um, fliege zurück zur Ridge und erreiche diese gerade noch ausreichend hoch um wieder aufzusoaren. Weil jetzt Zeit keine Rolle mehr spielt genieße ich das Küstensoaring erst richtig, fliege die ganze Kante in die hohe Region zurück, mache maximale Höhe und starte von dort eine Stunde später den Endanflug. Leider reicht es trotzdem nicht, ich stehe exakt ein Kilometer vor dem Ziel. Tatsächlich hat es heute nur der Franzose Christian Pollet geschafft, alle anderen stehen wie an der Perlenkette aufgereiht auf dem Weg dorthin. Auch Semo und Jörg stehen kurz. In der Sportklasse ein ähnliches Bild: keiner im Ziel, Hans wird zweiter und Manni ist auch nur einen Kilometer weniger geflogen.
Fazit: ein sehr schöner Flug für alle und leider ein zu optimistisch gelegtes Goal.
Viele Grüße aus Lanzarote
Roland      

Samstag 30. November 2019 - Anreise und Einschreibung

Fünf Deutsche Piloten sind zur 23. Open de Canarias angemeldet. Jörg Bajewski, Manfred Vaupel, Hans Kiefinger, Roland Wöhrle und Semo (Georg Schweier). Manni und Jörg sind schon früher angereist, ich komme auch am Freitag um Auto, Mietdrachen etc. zu organisieren. Schon die Einschreibung und das Pilotenessen sind legendär. Das Briefing endet „spanisch“ ca. 45 Min später, dann sind alle in das Restaurant Al Jaibe in Teguise eingeladen. Von Salat, Gazpacho, Papas arrugadas, Fleisch, Fisch, Paella werden die besten kanarischen Leckereien im Überfluss aufgetischt. Ein großes Lob an den Veranstalter für die tolle Organisation und den gastfreundlichen, kanarischen Willkommensgruß. Roland wählt die harte Variante der Anreise, das Pilotenessen entgeht ihm leider.

Aber Hut ab, er lässt das WM-Team nicht hängen, die Teilnahme an der Sportlerehrung für die WM Bronzemedaille ist ihm jeden Aufwand wert. Meinen Respekt hat er dafür auf jeden Fall. Samstagvormittag-Anfahrt, ab 13 Uhr Sportlerehrung auf der DHV Jahrestagung, um 19 Uhr zuhause, Sonntag früh gegen 3 Uhr ab zum Flughafen Zürich (Flug knapp erreicht) ich hol ihn um 10:10 Uhr Ortszeit von Flughafen ACE ab. Wir fahren direkt zum Startplatz in Mala.

Dort angekommen erfahren wir, dass der Take Off gewechselt wurde und wir in El Cucillo (das Messer) fliegen. Eine Hangkante über eine Länge von ca. 1 km und einer Höhe von ca. 300 m über Meer. 

In El Cucillo angekommen wird noch heftig diskutiert, ob hier ein Task mit über 50 Piloten möglich ist? Wie sich immer wieder heraus stellt, kennen die Veranstalter um Benito, Gustavo und Juaki die Möglichkeiten der Insel sehr gut. Für die Sportklasse wird eine Aufgabe über 13 km und zwei Wendepunkte gestellt, der weiteste Schweizer Pilot Nick muss nach 9,5 km landen. Für die Klasse 1 und Kl. 5 stellen die Organisatoren eine Aufgabe über 18 km mit 1 WP westl. von San Bartholome ins Goal La Asomada. Hört sich erst mal läppisch an, aber erst mal an der Kante, an der man sich dynamisch halten kann, den Einstieg in die Thermik finden, um an die Basis zu kommen, stellt sich als Herausforderung heraus.

Am besten gelingt das Tximo Irarte aus Pamplona, er braucht gerade mal zwei Bärte, 24 Minuten, um mit einem Schnitt von 48 km\h ins Goal zu zischen. Roland stellt beim Aufbauen fest, dass er leider seine Halterung fürs Vario vergessen hat… und bastelt eine Notlösung mit Tape an den Mietdrachen von Jonny. Wir starten gemeinsam und schaffen es nach langem hin und her in eine Thermik einzusteigen, die uns zusammen mit einem weiteren spanischen Piloten auf ca. 800 m Höhe bringt. Aber... was machen die beiden???... die fliegen gegen den Wind zurück Richtung Start, wo doch die 1. Wende in greifbarer Nähe am Montaña Blanca liegt. Wie sich später herausstellt, hat Roland übersehen die Route zu aktivieren und wusste demnach auch nicht die Route zum Zylinder des 1. WP´s. 

Aufgrund der „professionellen Tape Halterung“ konnte er die Route auch nicht aktiveren, ohne Gefahr zu laufen, dass sein Vario den Abgang macht. Ich dachte mir, ok, alleine weiter geflogen bist du schon oft, also zusammenbleiben. Nachdem beide Piloten aber weiter direkte Linie ins Flach gegen den Wind versuchen, biege ich rechts ab an die nächste Caldera, um gerade noch hoch genug anzukommen, dass es reicht um an der Nordseite aufzusoaren. Mit viel Geduld etwas Höhe machen und weiter zur nächsten Caldera, an der auch verlässlich der Nordwind nach oben schiebt. An der Wende am Montaña Blanca treffe ich auf den Brasilianer Konrad Heilmann und wir basteln uns durch diese wunderschöne Landschaft weiter von Vulkan zu Vulkan. Am Schluss steigt Konrad etwas besser und kann den Endanflug eine Rippe früher ansetzen.

So komm ich kurz nach Konrad glücklich und zufrieden ins Ziel, die „läppischen 18 Km“  waren viel Arbeit. Nachdem mich meine Freundin Carmen abgeholt hat, fahren wir zur Auswertung in das legendäre Café Lolita in San Bartholome. Überrascht stelle ich fest, dass Roland noch nicht hier ist und ruf ihn an. Oh, sch…… unseren spanischen Freunde Iosu und David, die Roland mitgenommen haben sind mit dem Bus im Sand steckengeblieben. Oweeehh- Unserm Pechvogel bleib heute auch gar nichts erspart….

Letztendlich treffen Roland und die Spanier etwas zeitversetzt im Lolita ein und wir lassen den Abend bei einem superleckeren gemeinsamen Abendessen in Nazareth mit Bier, Wein und kanarischen Köstlichkeiten ausklingen.

Morgen ist ein neuer Tag……

Gruß aus Lanzarote, Semo