X
Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

British Open in Laragne/FRA vom 26. August - 1. September 2018

British Nationals/ Chabre Open - 26.08. bis 01.09.2018

offizielle Webseite

Laragne-Monteglin Frankreich

Ergebnisse

German-Team „JJJ“ on Tour
Unabhängig voneinander hatten wir - Jörg, Jürgen und ich – die Idee, nach Laragne Montéglin zu fahren, um an den UK Nationals teilzunehmen. Motiviert, die lange Fahrt auf uns zu nehmen, hat uns der Gedanke an das nahe Ende der Flugsaison und die guten Erinnerungen die jeder von uns an dieses Fluggebiet hatte. Wir erinnerten uns auch gut an die German Open 2003 die am Chabre stattgefunden hatte.

1. Tag
Wegen dem zu starken Nordwind (Mistral) wurde der Tag gleich zu Beginn am HQ abgesagt.

2. Tag / Task 1
Am zweiten Tag fiel die Entscheidung, nach Saint-André-les-Alpes zu fahren, um dort den 1.Task durchzuführen. Das bedeutete ca. 2 Std. einfache Fahrt. Um 14:55 Uhr war Start der 78.4 km-Aufgabe mit 3 Wendepunkten und Ziel in La Mure, in der Nähe von St. André. Die Basis von ca. 2000 m war für die geplante Aufgabe sehr niedrig. Blauthermik machte das Fliegen auch nicht einfacher. Kritisch war gleich der erste Wendepunkt. Dieser lag im Bereich des Cheval Blanc in einem, soweit ich von oben beurteilen konnte, unlandbaren Gelände. Aus Sicherheitsgründen habe ich den Task, nach zwei Versuchen an den Zylinder zu fliegen, abgebrochen. Dafür hatte ich einen wunderschönen Flug zurück zum Landeplatz und Zeit, mich mit der Gegend und der Thermik vertraut zu machen. Am Tag danach hat sich die Wettbewerbsleitung für das Setzen des 1. Wegpunktes entschuldigt.

3. Tag / Task 2 
Südwind war angesagt und somit ging es heute zum Südstartplatz des Montagne de Chabre. Ein Race to Goal über 90,8 km mit zwei Startzeiten und 4 Wendepunkten wurde ausgeschrieben. Die erste Startzeit war um 14:00 Uhr. Ich nahm die zweite Startzeit um 14:20 Uhr, da ich etwas spät raus ging und dazu noch relativ viel Zeit benötigte, um an die Basis zu kommen. Die Strecke führze über den Beaumont zur nördlich gelegenen ersten Wende. Der zweite Wendepunkt lag im Osten und führte uns über die schöne Ridge von Aspres-sur-Buëch (ebenfalls ein Fluggelände) bis zum zweiten Wendepunkt nach Roche des Arnauds. Bisher lief alles gut. Jetzt aber war ich mir unsicher, ob ich die dritte Wende auf direkten Weg anfliegen sollte oder den letzten Schenkel wieder zurückfliegen und von Aspres aus die Wende nehmen sollte. Ich entschloss mich für letztere Variante und flog die bekannte Strecke zurück. Die Thermik fand ich dort wo erwartet und ich nahm die dritte Wende. Nun lag ein langer Schenkel in südöstlicher Richtung über flaches Gebiet zur letzten Wende vor mir. Ich spürte, dass der Tag schon weit fortgeschritten war, da die Luft ruhiger wurde. Nach knapp 72 km war dann der Flug zu Ende. Jörg hat versucht über den Beaumont nach Süden zu fliegen und musste nach knapp 74 km landen. Jürgen stand nach knapp 67 km am Boden.    

Joachim Waibel

4. Tag / Task 3
Wetterapps sind großer Mist und „Trick 17“ klappt auch nicht immer 

Also eines beherrschen die Briten wie keine andere Fliegernation, sie motivieren zum Fliegen selbst in wetteraussichtslosesten Situationen. Sämtliche Wetterapps von Teletubby bis zu RASP und Floppmeteo priesen düstere Wolkenentwicklungen an. Lorenzo – unser Wetterfrosch im Morgenbriefing am Campingplatz war da gänzlich anderer Ansicht und sprach Meetdirektorin Jenny Bucks die Empfehlung aus, unseren Start diesmal in Aspres, dem gestern überflogenen Fluggebiet, zu versuchen. Westwind, später auf stärkeren Nordwest drehend waren die Parameter, mit denen das Taskkomitee eine feine Aufgabe stricken möge. Die 25 km Anfahrt zum ausgemachten Treffpunkt Aspres am Fuße des Berges hatten mit Blick in den düsteren Himmel schon das Flair einer Klassenfahrt mit anschließender fröhlich ausklingender Weinprobe. Wenn da nicht Lorenzo mit seiner hellseherischen Prognose gewesen wäre. Nach kurzer Rast kam das Auffahrtsignal für den langen Tross. Eine elendig lange und teilweise abenteuerlich zu meisternde Auffahrt folgte, da hier kein einziges Asphaltkorn den Weg zierte. Doch wir wurden entschädigt mit einer wunderbaren Sicht von einem breitgestreckten Grasbuckel, der hunderte Startplätze zu haben schien. Während des Aufbaus zwischen Termitenhügeln fing ich die Wolkenentwicklung mit meiner Timelaps-Kamera ein und zeigte sie dem beratenden Safetykomitee. Lorenzo blieb dennoch bei seiner Wettereinschätzung, „No more wind, no rain, no thunderstorms up to 6 PM“ – it is taskable!“

Eine kleine Aufgabe gen Süden zu einem Segelflugplatz als bekanntem Wendepunkt „Hungry“, dann ein paar km gegen den Wind in den Norden und ab ins Goal Richtung Südwesten nach Laragne. Knapp um die 60 km, da der Tag bereits fortgeschritten war und man viele im Ziel begrüßen wollte. So der Plan.

Sportlich mit dem am Hang parallel entlangstreichenden Westwind ging es an die Wolke. So stark und bockig hatte ich in diesen Tagen selten eine Thermik geritten.

Mein Plan: die westlichen Hangkanten bis nach Laragne zu nutzen, um dann mit dem Westwind über das Flachland die südliche Wende „Hungry“ anzufliegen.

Per Funk teilte mir Jürgen seine östliche Kursvariante mit, doch dazu war es für mich nun zu spät und so blieb ich einsam auf meiner Taktikspur. Erst lief es prima, dann der erste Dämpfer, als ich den Aufwindschlauch unter der Wolkenstraße nicht fand und an der „Badewanne“ (ein ovaler Kraterberg nördlich von Laragne) von tief unten raus wieder aufsoaren musste. Der Sportklassen-Spitzenreiter gesellte sich zu mir, bis wir nach über 40 minütigem Kampf wieder an der Basis klebten. „An der Hungry-Wende tröpfelt es und wir kommen hier nicht mehr hoch“, so der Funkspruch. Ich war noch 11km von dieser Segelflugplatz-Wende entfernt und würde nun in ein großes blaues Loch fliegen, wo heut doch nur Wolken Thermik versicherten. Also, Trick 17, rechts ab vom Kurs Richtung Landeplatz und Goal, wo ein vielversprechendes Wolkenbild mich magisch anzog. Und so begann ich den ersten Suchkreis... und gleich den nächsten und so weiter und so weiter, hin und her und kreuz und quer über Laragne. Kein einziger wohlklingender Piep aus meinem Vario und schwupps..., dann stand ich plötzlich nach einem 1300m Abgleiter „als Erster“ im Goal, HURRA! Was für ein toller Trick, ich Held! Es dauerte nicht lange, da zischte Olli Chitty ins Goal, dann lange nichts, bis 3 weitere Briten mir am Abbauplatz Gesellschaft leisteten. Das war´s, alle anderen standen entweder an der ersten Wende oder wie an der Perlenschnur aufgereiht zur 2. Wende, so auch Jürgen. Unser Tagesbester des German-Teams „JJJ“ war heute Joachim, der es bis 4km vor´s Ziel schaffte, Genial! 7. Platz heut für ihn!!

Der 3. Task war also allen Wetter-Unkenrufen zum Trotze im Sack. Wolkentürme bauten sich lediglich im Nordosten über Gap und der Dormillouse-Kette auf. Lorenzo wird mir so langsam unheimlich, freue mich dennoch wieder auf seinen morgigen erfrischenden Vortrag.
Salut et au revoir, Joerg

5. Tag / Task 4 „ A Bimble down the river“
Und ein Gefummel sollte der Tag auch für mich werden. Wettermann Lorenzo sagte für diesen Tag mäßigen N/NW voraus mit Basishöhen um 2.200m und zunehmender Abschattung durch hohe Bewölkung. So wurde für diesen Task entschieden, am Chabre zu starten, und zwar Nordstartplatz. Die Aufgabe ging über 3 Wenden ins Ziel bei Oraison mit 2 Startzeiten für Klasse 1 um 14.45 und 15.05 und nur einer, 15.05, für Klasse 5. Nach dem Start ging es für mich mit moderatem Steigen nach oben. Da der Tag thermisch nicht ergiebig gemeldet war, versuchte ich möglichst mit guter Höhe das Race zu starten und so kam es auch, dass mir beim Anflug zum ersten WP (Col Saint Jean) das lead gaggle schon wieder entgegenkam. Zurück am Chabre konnte ich wieder gut Höhe machen. Die Führungsgruppe war da jedoch schon weiter geflogen (Richtung Segelflugplatz nördlich Laragne). Unter den kurbelnden Piloten hatte ich mit 2.100 m die größte Höhe. Da das Steigen schwächer wurde und ich keine Höhe verbummeln wollte, machte ich mich auf den Weg zum WP 2 Gache. Ich flog Richtung Süden und wollte die Ridge Richtung Sisteron nehmen. Schnell zählte mein Vario das Höhenpolster nach unten und bei Antonaves ging es für mich mit nur noch 1.040m schon ans Eingemachte. Ich musste lange arbeiten, bis ich wieder eine Abflughöhe von 2.000m hatte. Ich folgte der Bergkette nach Sisteron, überflog den Ort in Richtung Osten. An der nächsten Ridge angekommen zeigte mein GPS nun nach Norden und eine Distanz von 2 km zum WP 2 (Gache). Normalerweise wohl einfach zu bewerkstelligen, entwickelte sich, aufgrund der zunehmenden Abschattung, der Anflug zum WP2 abermals zur Bastelei. Nach ca. 30-minütiger Arbeit und einer angezeigten Ankunftshöhe von 100m über dem WP flog ich los. Über Mézien nach Norden. Der Nordwind war stärker als gedacht und ich wurde ordentlich nach unten gespült. Die anvisierte Kante, die es zu überfliegen galt, kam zwar näher, wurde aber auch immer höher, was mich ganz schön ins Schwitzen brachte. Erst 200 – 300 m vor dem Überflug auf die Nordseite ging das Sinken in einen Nullschieber über, dann in leichtes Steigen und ich schlich mich über den Grat. Nachdem ich die Nordseite des Gache erreicht hatte, war das Hochsoaren kein Problem mehr. Mit ca. 1.500 m flog ich dann weiter in Richtung WP 3, Entrevenne. Ohne weiteres Steigen unter dem abgeschatten Himmel, glitt ich die Höhe ab und musste bei Plan de Volonne, nach 44 km landen. An diesem Tag erreichte kein Pilot das Ziel. Tagessieger wurde Wayne Thompson mit 57 km.
Au revoir, Jürgen

6. und 7. Tag - gleich am Morgen gecancelt
Eine Art Mini-Mistral weckte uns schon frühmorgens rappelnd an unseren Zelten. Zudem das Geräusch eines Motors an einer Riesenorchidee vom benachbarten Segelflugplatz - ein gesichertes Indiz dafür, dass hier der Einstieg in die Mistralwelle in aller Herrgottsfrühe geplant ist. Pünktlich um 9:30 Uhr ließ Jenny uns sogleich wissen, „Day is cancelled!“ - Am Chabre wäre ein Start einfach zu riskant, will man denn das positive Image dieses Comps nicht unnötig strapazieren.

Überhaupt beobachte ich hier eine Comp-Organisation, die ihre Hausaufgaben so richtig gut gemacht hat. Jenny Bucks führt ein bestimmendes und unmissverständliches Regiment in dieser Männerdomäne,  ohne jedoch den Witz und den Spaß aus den Augen zu verlieren. Die Piloten fühlen sich auf jeden Fall gut aufgehoben, sollte der britische Humor auch noch so heftig ausfallen.

Zumindest haben wir heut unseren 2. Restday - für den ein oder anderen die Gelegenheit, mit Familie die Gegend touristisch vom

Boden aus zu erkunden. Vom Kletterpark, einer Radel- oder Bootstour bis hin zum Stadtbummel in Sisteron. Trotz Mistral scheint hier stets die Sonne und man schlendert mit Eiswaffel durch die idyllischen historischen Gässchen. Jürgen und mir hat es heut die Sisteron Festungsanlage angetan und waren schlichtweg begeistert. 

Hinter vorgehaltener Anströmkante erzählte man sich am Abend bereits, dass der Mistral auch am letzten Tag wohl kein Päuschen einlegen würde. Ein leichter Freibrief für das ein oder andere Gläschen Wein in unserer Lieblingsgastronomie in den Gassen von Laragne. Köstlich! Was für ein gelungener Saisonabschluss des Compzirkus 2018!
Au revoir und bis bald, Jörg