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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Bericht eines Augenzeugen, der von einem weiteren Augenzeugen bestätigt wurde.
 
Ich bin nach dem Start den Nord-Süd-Grat entlang geflogen, der in zerrissener Thermik einigermaßen trug. Als ich nach ca. fünf Minuten knapp über Gipfelhöhe an der Bahn-Stütze wendete, um den Grat ein erneutes Mal Richtung Süden entlang zu fliegen, sah ich einen anderen Drachen ca. 50 bis 100 Meter unter mir den Grat in entgegengesetzter Richtung - also Richtung Bergstation -  entlang fliegen. Er war leicht östlich des Grats versetzt und wollte mit einer Linkskurve den Grat auf die Vorderseite queren. Er touchierte dabei mit der linken Flügelspitze einen der Bäume direkt auf der Spitze des Grates. Dies hatte zur Folge, dass der Flügel sich scharf links in den Hang eindrehte. Ich kann nicht mehr genau sagen, ob daraufhin überhaupt eine weitere Berührung mit der Spitze stattgefunden hat; der Drachen kippte jedoch auf den Rücken und begann, in stabiler Lage parallel zum Hang zu sinken. Das Sinken sah aus meiner Perspektive beinahe sanft aus und dauerte mehrere Sekunden, in der keine weitere Hangberührung stattfand. Aufgrund der völlig stabilen Fluglage keimte in mir die (wahrscheinlich irrationale) Hoffnung, dass der Drachen trotz seiner invertierten Lage etwas Fahrt vom Hang weg aufnehmen würde, da der Pilot genau mittig auf dem intakten Kielrohr lag und das Fluggerät anscheinend unbeschädigt war. Diese Hoffnung wurde jäh zerstört, als der Drachen endlose Sekunden später und ca. 200 m weiter unten in die Felswand einschlug und sich mehrmals überschlagend die Wand ca. 50 m weit entlang herab schlitterte. Der Drachen kam schließlich in völlig zerstörtem Zustand im Felsabgang zwischen großen Felsvorsprüngen zum erliegen. Ich überflog die Unglücksstelle und schrie dem Piloten zu, konnte aber keine Regung erkennen. Ich flog daraufhin die Aussichtsplattform der Bergstation an und rief den Zuschauern zu, die Rettung zu verständigen. Da ich aus ihren Reaktionen nicht erschließen konnte, ob sie mich verstanden hatten, und da ich aufgrund der wenigen Flieger an diesem Tag befürchtete, dass ich evtl. der einzige Zeuge gewesen sein könnte, ging ich so schnell wie möglich landen. Ein Gleitschirmflieger hatte jedoch ebenfalls den Einschlag gehört und das Ende des Unfalls aus anderer Perspektive beobachtet, so dass er vor mir abspiralte. Die Rettung war zum Zeitpunkt meiner Landung bereits verständigt, benötigte jedoch aufgrund des schwer zugänglichen Terrains trotz Hubschrauber-Einsatzes fast einundhalb Stunden, um zur Unfallstelle vorzudringen. Wie mir die Kriminalbeamten später bei der Aufnahme des Unfallprotokolls mitteilten, konnte der Notarzt nur noch den Tod feststellen, der aufgrund eines schweren Schädel-Hirn-Traumas vermutlich sofort eingetreten war.
 
Der Verunglückte war ein 57-jähriger Mann gewesen, der von seinen Freunden am Landeplatz als erfahrener aber wenig fliegender Pilot beschrieben wurde.  Es war sein zweiter Flug mit einem neuen Seedwings Spyder gewesen.
Die Wetterverhältnisse waren zum Unfallzeitpunkt gut gewesen. Trotz der schlechten Prognosen herrschte zum Unfallzeitpunkt (13:45 Uhr) Sonnenschein mit geringer Bewölkung, sehr leichter Wind aus nördlicher Richtung. Die Thermik am Grat war zerrissen und bockig - das ist sie dort jedoch meistens.

Zur Illustration der Geländebeschreibung habe ich einen Screenshot aus Google Earth angehängt. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.