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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Tödlicher Unfall; Kollision am Startplatz

Tödlicher Unfall eines deutschen Gleitschirmfliegers in Frankreich

Am 13.08.03 ereignete sich am Startplatz Col de la Forclaz bei Annecy in Frankreich ein tödlicher Gleitschirmunfall.

Der sehr erfahrene 59-jährige B-Schein-Pilot hatte gerade vom Startplatz abgehoben, als in diesem Moment ein weiter unterhalb befindlicher englischer Gleitschirmflieger seinen Schirm rückwärts aufzog. Der Engländer war anwesenden Fluglehrern bereits durch mehrere Startabbrüche und ungeschicktes Schirmhandling aufgefallen. Allen Augenzeugen war es unverständlich, warum er gerade in diesem Augenblick seinen Schirm aufzog. Rückwärts zur Startrichtung stehend musste er den gerade gestarteten Piloten gesehen haben.

In ca. 6 Metern Höhe flog der deutsche Pilot direkt in das vor ihm aufsteigende Segel, verfing sich darin und schleifte den Engländer etwa 30 Meter mit.

Schließlich gelang es dem Deutschen, sich aus dem Segel zu befreien. Durch das Verhängen in Tuch und Leinen hatte er sich allerdings in seine Tragegurte vertwistet.

Dadurch war es ihm zunächst nicht möglich, den Gleitschirm zu steuern und er wurde ins Lee, seitlich des Startplatzes abgetrieben. Nach aktivem Austwisten versuchte der Pilot seinen Schirm aus dem Leebreich herauszufliegen. Kurz bevor ihm dies gelang, klappte sein Epsilon 4 jedoch großflächig (85%) seitlich ein und schoss extrem weit nach vorne. Die geringe Höhe von ca. 20 Meter über Grund reichte dem Piloten nicht für eine Korrektur. Er schlug mit großer Wucht auf dem Boden auf und zog sich dabei tödliche Verletzungen zu.

Skandalös war das Verhalten des Unfallverursachers nach dem tragischen Ereignissen. Ohne sich um das Geschehen zu kümmern verschwand er zunächst und war unauffindbar. Französische Piloten konnten ihn später ausfindig machen und erreichen, dass er sich bei der Polizei meldete.

Bereits mehrfach haben sich schwere Unfälle ereignet, weil ein im Abflug befindlicher Pilot mit einem gerade aufgezogenen Gleitschirm eines anderen Fliegers kollidierte. Der geschilderte Unfall mahnt eindringlich daran, wie wichtig die Kontrolle des Luftraumes (Luftraum frei ?) vor dem Start, bzw. vor dem Aufziehen des Gleitschirmes ist. Als Gastpilot in ausländischen Fluggebieten sollte man zudem immer davon ausgehen, dass die Kontrolle des Luftraumes nicht zwingend Standard beim Startcheck aller Flieger am Startplatz ist und ein entsprechendes Fehlverhalten einkalkulieren. Sind mehrere Piloten startbereit, ist die Kommunikation zwischen ihnen unerlässlich. Ein lautes und deutliches "Start now" des startenden Piloten sollte nie fehlen.

Karl Slezak

Sicherheitsreferent