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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Ganz am Anfang muss ich Dir sagen dass ich noch fast Anfänger bin und wenig Ahnung vom alpinen Wetter habe. Ich fliege einen Merlin (DHV 1) am unteren Gewichtslimit.
Aus mangelnder Erfahrung gehe ich öfter mit einem viel erfahreneren Kollegen fliegen.

Wir wollten am 14.06. am Tegelberg starten, da aber dort eine große Warteschlange war, haben wir uns dann doch entschieden 150m tiefer am Schneisen-Startplatz zu starten.
Am Himmel konnte man die Lentis sehen, die noch weit weg waren und die Castelanus. Es könnte später gewittrig werden. In der Luft habe ich kaum noch Vorwärtsgeschwindigkeit gehabt, aber nach 10 min ging es dann gut und ich konnte schön soaren bei ca. 370m über unserem Startplatz. Die Windgeschwindigkeit war schon etwas grenzwertig und ich bin aus diesem Grund weit vor dem Berg geflogen. Die Lentis und Castelanus sind auch verschwunden und zu sehen waren nur noch Schleierwolken.

Nach 2 Std. sehr schönen Flug ging es auf einmal nach oben und bei 500m war mir unwohl. Da wollte ich zum Landeplatz, aber auch etwas weiter vorne ging nur noch hoch und jetzt auch rückwärts! 700m! Ohren + Beschleuniger gezogen, aber hat mir nichts genutzt. Kein Problem habe ich gedacht, ich habe vor kurzem ein B-Stall ausprobiert und konnte damals ein Sinken von fast 7m/s erzeugen, aber diesmal hatte ich viel geringeres Sinken und es war sehr anstrengend. Länger als 10 sec. konnte ich B-Stall nicht halten. Wo ich mich eher als sportlicher Typ einstufe. B-Stall losgelassen und abrupt wieder nach oben, piep,piep,...!!!Was machen?!
Grosse Ohren + Beschleuniger gezogen und das war schon zu halten, aber kaum Sinken. Bisschen zu Kräften gekommen und wieder B-Stall und weiter so abwechselnd. Ich weiß nicht wie oft und wie lang. Irgendwann war ich mit meinen Kräfte am Ende und habe ich nur noch große Ohren halten können und das ging kaum noch. Der Wind hat gedroht mich gegen dem Berg zu schlagen oder hinter dem Berg ins Lee zu tragen um dort abzustürzen. Ich dachte das war`s jetzt...Ich kämpfte um mein Leben!


Irgendwann befand ich mich zwischen zwei Bergen (Hennenkopf und Schönleitenschrofen) wo ich hinten im Lee dichte und hohe Bäume gesehen habe. In diese Bäume wollte ich, unbedingt! Also sofort irgendwie mit Gewichtsverlagerung um 180 Grad gedreht und mit dem Wind zwischen zwei Berge vorbei ins Lee. Dann noch paar Sekunden schnell mit dem Wind geflogen und dann kam ich ins Lee. Wildpferdereiten ist nichts dagegen. Trotz großer Ohren war es schlimm. Die Kappe hat die ganze Zeit geraschelt und ich hatte starke Pendelbewegungen. Die Kappe mehrmals sogar schräg unter mir...
Ich hatte Angst in die etwas tiefer liegende Waldlichtung zu landen (Lee) oder in dem ein Stück weiter entfernten Bach (Halblech). Sinken war aber doch schneller als ich vermutet habe und ich konnte endlich eine Baumlandung machen. Die Baumlandung war sanft und erlösend. „Mann, ich habe das alles überlebt“. Nun saß ich in meinem Baum, ich schätzte die Höhe auf 20 m. 
Dann kam ein Hubschrauber aber die haben mich nicht gesehen. Irgendwann konnte ich einen MTB-Fahrer mit meinen Zurufen auf mich aufmerksam machen und dann kam endlich ein Hubschrauber. Die Jungs haben einen Retter zu mir per Winde runter gelassen und dann sind wir beide nach oben in den Hubi gezogen worden. Der Pilot hat mir später gesagt, ich war nicht nur 20m sondern gut über 40m hoch und die Rettung ginge nur mit Helikopter. Das war doch ein schöner Abschluss, wie in einem Bond Film. Habe ich auch verdient.


Dieses Horrorerlebnis hat mich auch positiv überrascht, ich hätte nicht gedacht dass ich in so eine Situation wo es um Kopf und Kragen geht, so klar und durchdacht handeln würde. Nach dem Erlebnis habe ich noch mehr Respekt bei Fliegerei und gleichzeitig fühle ich mich etwas sicherer und natürlich erfahrener.