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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Reißverschluss frisst Leinen-Rettung versagt!

Fluglehrer Karl-Heinz Paul berichtet über einen ernsten Zwischenfall, der mit viel Glück für den Piloten ohne Verletzungen ausging.

Ein Pilot geriet durch Unachtsamkeit in den Leebereich des Flugberges, die Versuche den Luvbereich wieder zu erreichen blieben erfolglos. Er entschied abzudrehen und sich leeseitig des Flugberges eine Landemöglichkeit zu suchen. Heftige Leeturbulenzen ließen seinen Perchè Vector M immer wieder  seitlich und frontal einklappen. 500m über GND entschied er sich die Rettung  zu werfen. Die Auslösung funktionierte einwandfrei aber die Rettung öffnete sich nicht.
Zweimal holte der Pilot die Rettung an den Fangleinen wieder ein, um diese erneut  zu werfen. Erfolglos! Öffnung ca. 1m² .
Mit einem teilweise flugfähigem Schirm, einer 1m² großen Rettung und einer Sinkgeschwindigkeit von 8 m/s rauschte er in einen Baum, wurde sanft abgebremst und stand absolut unverletzt am Boden.

Warum hatte sich die Rettung nicht geöffnet? Beim Begutachten der Ausrüstung war die Ursache schnell gefunden. Drei Fangleinen sowie die Mittelleine des Rettungsgerätes hatten sich in den Schlitten von zwei Reißverschlüssen, im Bereich der rechten Seitentasche und an der Unterseite (Öffnung für Protektor), am Gurtzeug " Firebird Bodyguard I Bj. 2000" eingefädelt (siehe Bilder und Video) und verhinderten somit eine Öffnung. Die Reißverschluss-Schlitten haben einen auffallend großen Spalt, eine Fangleine kann sich hier ohne Weiteres einfädeln.

Bei einer Überprüfung von eingelagerten Mustergurtzeugen hat der DHV festgestellt, dass Reißverschluss-Schlitten mit auffallend großem Spalt bei mehreren Modellen verwendet werden. Problematisch kann es vor allem dann sein:
Wenn sich ein derartiger Reißverschluss-Schlitten in dem Bereich befindet, der beim Auslösen der Rettung Kontakt mit deren Leinen haben kann.
Wenn der Reißverschluss nicht abgedeckt ist z.B. durch eine Stoffklappe oder ein Schutzband.

Im Rahmen der Detailprüfung werden neu mustergeprüfte Gurtzeuge vom DHV künftig gezielt auf Verhängungsmöglichkeiten von Leinen überprüft.



 

 

 

 

 

 

In den auffallend großen Spalt des Schlittens.....
....können sich Fangleinen mühelos einfädeln.

Wie leicht Leinen in den Spalt des Schlittens geraten können zeigt dieses Video.

Abhilfe:
Als geeignetes Werkzeug um den Spalt am Zipp-Schlitten soweit zu schließen, dass ein Einfädeln von Leinen erschwert wird, hat sich eine kleine Schraubzwinge erwiesen. Damit wird gleichmäßiger und länger anhaltender Druck auf den Schlitten ausgeübt. Bei Verwendung von Zangen oder Ausübung zu hohen Drucks besteht Bruchgefahr.

 

 

Schlitten im Originalzustand mit breitem Spalt
Schraubzwinge sorgfältig ausrichten und zudrehen bis Spalt geschlossen ist.
Schlitten nach der "Behandlung", Spalt deutlich kleiner, Verhängergefahr geringer.


Ganz ohne Werkzeug und ohne die Gefahr, den Schlitten abzubrechen, kann der Spalt mit einigen Tropfen Epoxidharz-Zweikomponentenkleber verschlossen werden.

Einige Tropfen Zweikomponentenkleber verschließen der Spalt sicher und dauerhaft



Karl Slezak
DHV-Ausbildung/Sicherheit

Fotos: Karl-Heinz Paul, Ben Liebermeister
Video: Karl-Heinz Paul