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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Untersuchung Bahnsackflug <br>Swing Mistral 4

DHV-Tests zum Sackflugverhalten bei Regen

Ein Pilot hatte dem DHV davon berichtet, dass er nach einem Flug durch einen Regenschauer, mit seinem Mistral 4/26 in einen Bahnsackflug (Sinken ca. 4m/s, Gleitzahl ca. 1-1,5 lt. GPS-Auswertung) geraten war, den er über 300 Höhenmeter bis zum Boden nicht mehr ausleiten konnte. Nach Angaben des Piloten hatte er beim Flug durch den Schauer die Ohren angelegt und den Schirm beschleunigt. Beim Öffnen der angelegten Ohren ist der Schirm in den Sackflug übergegangen.
Der DHV hat sich den Unfallschirm (neuwertig ca. 10-15 Flugstunden) umgehend zusenden lassen. DHV-Testpilot Mike Küng führte damit Flugtests bei starkem Regen durch. Der Schirm zeigte markante Sackflugtendenzen, die teilweise nur durch massives Eingreifen (Sackflug war nur durch voll beschleunigtes Fliegen vermeidbar bzw. ausleitbar) des Testpiloten kontrolliert werden konnten.
Die Vermessung des Gerätes ergab, dass die Trimmung dem beim DHV eingelagerten Muster entsprach, die Hauptbremsleinen jedoch um fast 9 cm verkürzt worden waren, so dass der Schirm bei gelösten Bremsen leicht angebremst war.

Mike Küng nahm daraufhin Testflüge, ebenfalls im starken Regen, mit einem Schirm des gleichen Musters (Zustand ebenfalls neuwertig) aber korrekter Bremsleineneinstellung gemäß Betriebsanleitung vor. Mit diesem Gerät konnte er kein auffälliges Sackflugverhalten feststellen. Ein Dauersackflug war nicht über die Bremsen, über langsames Ausleiten eines B-Stall oder durch Anlegen der Ohren zu provozieren. Der Schirm ging in jedem Fall nach Beendigung der Manöver selbständig in den Normalflug über. Festgestellt wurde lediglich ein verzögertes Füll- und Steigverhalten beim Starten sowie eine leichte Verkürzung des zur Verfügung stehenden Steuerwegs. Dies ist jedoch bei Flügen im Regen, wegen der Erhöhung des Kappengewichts und der dadurch verursachten Anstellwinkelvergrößerung, nicht ungewöhnlich.

Die Untersuchung hat damit ergeben, dass die auffällige Sackfluganfälligkeit des Unfallgerätes durch die starke Verkürzung der Bremsen verursacht worden ist, und dass das korrekt eingestellte Seriengerät kein auffälliges Sackflugverhalten zeigte.

Der DHV bedankt sich bei Mike Küng, der zur Klärung dieser wichtigen Sicherheitsproblematik nicht gezögert hat, riskante Testflüge im strömenden Regen durchzuführen. Vielen Dank auch an den Piloten des Unfallgerätes, der dem DHV seinen Schirm sofort bereitwillig zur Verfügung gestellt hat.

Karl Slezak
DHV-Ausbildung/Sicherheit