Klapper im Abflug-Leesituation
Pilot: 34 Jahre, Flugerfahrung 210 Flugstunden/120 Flüge in 3 Jahren, davon 100 Stunden auf dem Unfallgerät
Gerät: Ozone Buzz M, DHV 1-2, Baujahr 2005
Gelände: Alpines Gelände, anspruchsvoller Startplatz
Wetter: Ausgeprägte Ostlage, stark thermisch
Nordstart Brauneck, sehr turbulent und stark thermisch. Überregionale Ostlage. Unbeständiger Wind am Start aus wechselnden Richtungen mit starken Böen. Windgeschwindigkeiten von 0 bis 15 km/h. Der Ostnordost ausgerichtete Startplatz Garland wäre die bessere Wahl gewesen. Mein erster Fehler war die Entscheidung für den Nordstartplatz. Wohl auch aufgrund dessen, dass sich die anderen Piloten (4-5 Starts zwischen 12.30 und 14:30) auch alle für den Nordstart am Gipfel entschieden hatten. Zunächst wollte ich aufgrund der schwierigen Bedingungen nicht starten. Half 4 Piloten vor mir beim Start, die allesamt Schwierigkeiten aufgrund der Windsituation und ausnahmslos alle Startabbrüche hatten.
Dann entschied ich mich doch für den Start. Zunächst erfolgreicher Rückwärtsstart in einer windschwachen Phase. Bereits unmittelbar nach dem Abheben war sehr starkes Sinken festzustellen. Vermutlich Leesituation aufgrund der überregionalen Windrichtung, die ich aufgrund der starken vom Tal kommenden Thermik so nicht gleich erkannt habe (thermischer Aufwind wird duch die Form des Startplatzes kanalisiert und überdeckt teilweise den Höhenwind). Unmittelbar hinter einer Felskante im Abflugbereich ergriff eine starke Böe den Schirm und riss ihn empor. In der Folge klappte der Schirm großflächig ein mit Verhänger. Schirm drehte weg und war für mich nicht mehr steuerbar. Kurz darauf streifte ich bereits mit den Füßen die ersten Baumwipfel unterhalb des Brauneck-Gipfels. Starker Aufprall mit dem rechten Bein gegen einen Baum, an dem ich hängen blieb. Schirm in den Wipfeln, ich ca. 10 m über dem Boden.
Interessanter Weise zeigten die am Startplatz verbleibenden Piloten, die den Unfall genau verfolgt hatten, kein großes Interesse und leisteten keinerlei Hilfe. Ein Pilot wurde dann doch nach kurzer Zeit auf mich aufmerksam und informierte die Bergwacht, die mich nach 40-60 Minuten aus dem Baum befreite und mit dem Hubschrauber per Seilwind bergen ließ.
Weil der Unterschenkel sehr stark geprellt war, musste ich eine Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.
Die Verletzungen waren dennoch nicht ganz harmlos, die Heilung zieht sich nun seit Wochen hin, teilweise immer noch mit starken Schmerzen.
Ich gewinne dem Vorfall jedoch auch etwas Positives ab und bin der Überzeugung, dass sich meine Risikobereitschaft dadurch völlig geändert hat. Überlegungen in Richtung leistungsfähigerer Schirm habe ich verworfen und werde die nächsten Jahre definitiv innerhalb der Kategorie 1-2 bleiben. Desweiteren wird es in Zukunft öfter Mal auch die Entscheidung geben, mit der Bahn oder zu Fuß, anstatt mit dem Schirm wieder vom Berg zu kommen.