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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
24.05.2015

Warnung vor möglichen Problemen bei der Rettungsgeräte-Auslösung beim Gleitschirm-Doppelsitzer-Pilotengurtzeug SUP AIR EVASION 2

Ende April war es zu einem schweren Unfall bei einem Gleitschirm-Doppelsitzerflug gekommen. Der Gleitschirm war ca. 120 m über dem Landeplatz durch einen Verhänger in einen Spiralsturz geraten, den der Pilot nicht mehr ausleiten konnte. An den Folgen des Unfalls verstarb die Passagierin, der Pilot wird mit schweren Verletzungen in einer Klinik behandelt. Der DHV hat die Unfall-Ausrüstung von der Polizei erhalten und eine erste technische Untersuchung durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit einen erfolglosen Versuch des Piloten gegeben hatte, den Rettungsschirm auszulösen. Die Klett-Abdeckung des Auslösegriffes war in einer Weise zusammengeschoben, die nur durch Anwendung großer Zugkraft erklärbar ist. Mit einem baugleichen Gurtzeug (das Unfall-Gurtzeug war bei der Bergung zerschnitten worden) führten Mitarbeiter des DHV Auslöseproben durch. Bei Zugrichtung nach vorne konnte der Rettungsschirm, auch bei Anwendung maximaler Kraft, nicht ausgelöst werden, weil sich der Griff nicht vom Klett löste. Der Innensteg des Griffes schob sich dabei zunächst in Zugrichtung nach vorne und löste den hinteren Teil des Kletts ab. Gleichzeitig wurde der vordere Teil des Kletts ziehharmonikaförmig zusammengeschoben. Die dabei entstandenen Falten blockierten das weitere Aufreißen des Kletts.

Keinerlei Auslöseprobleme gab es, wenn der Griff zur Seite abgezogen wurde. Der Klett löste sich bei Zugkräften um die 5 kg, Splint und Container öffneten problemlos.

Bei dem betroffenen Gurtzeug handelt es sich um das EVASION 2 des Herstellers SUP AIR.

Wegen der üblicherweise flug-intensiven Feiertage und Ferien um Pfingsten, möchte der  DHV die Halter dieser Gurtzeuge vorsorglich auf die bestehende Problematik aufmerksam machen, obwohl die Unfalluntersuchung noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Die Probleme von Klett am Rettungsgeräte-Auslösemechanismus sind bekannt und wurden mehrfach thematisiert, zuletzt hier (Link).
Bei dem betroffenen Gurtzeug sollten die Halter besonders darauf achten, dass die Klett-Abdeckung des Rettungsgeräte-Auslösegriffes nur so fest fixiert ist, dass ein Abziehen in alle Zugrichtungen möglich ist.

23.5.2015

Karl Slezak
Referat Sicherheit und Technik