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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
25.01.2007

Vorsicht beim Nachrüsten von Beinstreckern

Nachträglich montierte Beinstrecker (nicht Fußbeschleuniger, wenn korrekt eingestellt) beinhalten ein hohes „Konfliktpotential“ mit Bottom- oder Tubecontainern.

Einem Gurtzeug mit Beinstrecker und Bottom- oder Tube-Rettungsgerätecontainer wird eine positive Musterprüfung vom DHV nur dann bescheinigt, wenn der Strecker bei einer Rettungsgeräteauslösung automatisch abgetrennt wird. Bei diesen Systemen (z.B. von UP, Independence, Skywalk, AVA) löst sich beim Zug am Griff des Rettungsgerätes einseitig die Verbindung des Beinstreckers zum Gurtzeug. Dadurch besteht keine Gefahr, dass der Innencontainer bei der Auslösung des Rettungsschirmes durch den Beinstrecker fällt.


Abb.1: Automatisch trennender Beinstrecker. Bei Zug am Griff des Rettungsgeräte-Containers trennt der lange gelbe Kunststoffsplint den Beinstrecker einseitig ab und gewährleistet eine einwandfreie Auslösung.

Diese Gefahr besteht jedoch bei fix montierten Beinstreckern ohne Trennvorrichtung. In erster Linie bei Bottom-Containern (Rettungsgerät unter dem Sitzbrett, Öffnung nach unten) aber auch bei Tube-Containern (Rettungsgerät unter dem Sitzbrett, Öffnung seitlich).
Befindet sich der Beinstrecker bei einer Rettungsgeräteauslösung im Bereich des Containers, kann es dazu kommen, dass die Verbindungsleine nach der Auslösung durch den Strecker läuft. Nach der Öffnung der Rettung würde der Pilot im schlechtesten Fall in eine Kopfunter-Position gezwungen werden; keine allzu erfreuliche Vorstellung. Auch die Gefahr einer Durchtrennung der Rettungsgeräte-Verbindungsleine durch den Fußbeschleuniger ist nicht auszuschließen.


Abbildung 2: Wird der Beinstrecker durch den Fahrtwind oder in einer Rotationsbewegung nach hinten oder seitlich/hinten geweht, befindet er sich voll im Bereich des Rettungsgerätecontainers.

 


Abb.3: Beim Auslösen des Rettungsgerätes kann der Innencontainer durch den Beinstrecker fallen oder es kann sich der Griff verhängen.

Gurtzeuge mit Bottom- oder Tube-Rettungsgerätecontainer ohne Beinstrecker-Trennvorrichtung erhalten keine positive Musterprüfbescheinigung, bzw. dem Hersteller wird die Auflage gemacht, die Serienmodelle ohne Beinstrecker auszuliefern. Leider wird dies aber nicht immer so genau genommen wird. Manche Piloten sind sich er Problematik wohl auch nicht bewußt. Bei Rettungsgeräte-Turnhallentrainings wurde die geschilderte Situation bereits mehrfach festgestellt.

Piloten, die bei ihrem Gurtzeug mit Bottom- oder Tubecontainer einen Beinstrecker nachgerüstet haben, sollten sehr genau prüfen, ob es zu einer Beeinträchtigung der Rettungsgeräteauslösung kommen kann. Im Zweifelsfall, weg mit dem Ding!

Die erste Generation der Gurtzeuge mit Bottom-Container kommt allmählich in die Jahre. Das kann dazu führen, dass die Rückholgummis für den Fußbeschleuniger ermüden oder reißen. Wenn das Rückholsystem nicht mehr funktioniert, hängt der Beschleuniger meist genau unter der Öffnung des Bottom-Containers. Damit besteht die gleiche Gefahr wie die oben beschriebene bei den Beinstreckern. Die Rückholgummis gibt es bei den Herstellern als Ersatzteil, meist mit Einbauanleitung.

Karl Slezak
DHV-Ausbildung/Sicherheit