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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
28.04.2011

Sicherheitsstart beim HG-Windenschlepp (Refresher)

Diese NEWS wurde im Mai 2007 mit leicht geändertem Text schon einmal hier veröffentlicht. Verschiedene Windenschleppseminare und andere Fortbildungen im Windenschlepp wurden zwischenzeitlich vom DHV-Schleppbüro angeboten und durchgeführt mit dem Ziel, die Sicherheit im Schlepp zu verbessern. Dieser Bericht über den Sicherheitsstart mit Hängegleitern soll dazu dienen, dass Piloten und Windenführer sich erneut mit dieser Thematik befassen, um künftig Unfälle zu verhindern, die durch falsche Start- und Schlepptechnik entstehen können.

Drachenflieger werden von ihren Windenführern buchstäblich in den Himmel „geschossen“. Die Folgen sind Beinahe-Unfälle, aber auch Unfälle mit tödlichem Ausgang, wenn der Pilot mit zu hoher Zugkraft vom Boden weggerissen wird und in den Lock out gerät...So begann der Text im Jahr 2007.

Bei dem vorgenannten Kavalierstart hat der Pilot keine Chance zu einem Startlauf. Er wird in der Startphase derart schnell angeschleppt, dass er kaum Zeit zum Umgreifen auf die Steuerbügelbasis hat, geschweige denn in der Lage ist, in der ersten Steigflugphase flach abzufliegen. Wird  der Drachen nicht richtig an den Oberarmen/Schultern geführt, kann der Pilot mit dem Oberkörper sogar durch das Trapez gezogen werden und den Anstellwinkel nicht mehr korrigieren.

Frühes Umklinken in Bodennähe kann bei turbulenten Windbedingungen oder bei Seitenwind in dieser Startsituation die Lock out Gefahr erhöhen, ebenso der Abflug mit einem leicht hängenden Flügel, der den „Lock out“ sofort nach dem Abheben einleiten kann.

Besorgte Drachenflieger haben auch in diesem Jahr wieder dem DHV-Schleppbuero mitgeteilt , dass in ihren Vereinen der Sicherheitsstart nicht oder nicht richtig durchgeführt wird. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Windenführer kaum noch Drachen, sondern fast nur noch Gleitsegelpiloten schleppen. Ihnen fehlt deshalb häufig die Inübunghaltung im Drachen-Windenschlepp. Entweder schleppen sie die Drachenpiloten wie Gleitschirmpiloten an, nämlich zu langsam (wie beim Kommando „Fertig“ bei GS) oder sie ziehen die Drachenpiloten gnadenlos heftig an.

Hier sollten die erfahrenen und sicherheitsbewussten Windenführer im Drachenschlepp ihre GS-Windenführerkollegen fachlich beim Sicherheitsstart unterstützen und ihnen zeigen, worauf es beim wesentlich dynamischeren Drachen-Windenschlepp wirklich ankommt.

Den Drachenpiloten ist sehr zu empfehlen, dass sie in der Startphase wirklich laufbereit bleiben, mit dem richtigen Anstellwinkel ihren Drachen führen und bis zum Abheben passiv mitlaufen und sich nicht schon nach wenigen Schritten in ihr Gurtzeug legen. Bei wenig Wind können da schon mal 10 Schritte und mehr zusammen kommen. Der letzte Schritt erfolgt in der Luft und umgeklinkt wird erst, wenn das obere Gabelseil auf der Basis anliegt.

Sicheres Umklinken erfolgt in ca. 40-50m Höhe über Grund, in dem der Pilot möglichst kurz vor dem Umklinken mit beiden Händen in Richtung Basismitte greift, um das Drehmoment nach links zu vermeiden, das entsteht, wenn der Pilot in Normalflughaltung die rechte Hand zum Umklinken von der Basis nehmen würde. Geringfügige Fahrtaufnahme vor dem Umklinken kann den Umklinkruck reduzieren. 

Der Windenführer sollte erst nach dem Umklinken mit der voreingestellten maximalen Zugkraft den Piloten mit dem unteren Gabelseil bis zum Ausklinken weiterschleppen.

Hier noch einiges Wissenswertes aus dem Lehrplan „Windenschlepp“ zum Thema: „Hängegleiter-Windenschlepp“:

Sicherheitsstart für Hängegleiter:
Das kontrollierte, flache Abheben vom Boden unter Berücksichtigung aller notwendigen Sicherheitsvorkehrungen bezeichnet man als "Sicherheitsstart".
Die größtmögliche Steigfluglage darf nur allmählich eingenommen werden.

Jeder Schlepp beginnt mit einem flachen Sicherheitsstart, der gefühlvoll durchgeführt und in einer flachen Steigflugphase bis über die „kritische Höhe“ fortgesetzt wird. Erst nach Erreichen von ca. 20m GND wird die Zugkraft weiter erhöht bis zu einer Flughöhe von etwa 50m GND. Ab dieser Höhe wird mit der voreingestellten maximalen Zugkraft bis kurz vor den Ausklinkvorgang geschleppt.

Der Windenführer wird windabhängig den Seilzug innerhalb von ca. 3 Sekunden kontinuierlich bis zur voreingestellten maximalen Zugkraft steigern, um so dem Piloten den Startlauf und den anschließenden Sicherheitsstart zu ermöglichen.

Direkt nach dem Abheben des Hängegleiters lässt der Windenführer die Zugkraft etwas nach und verhindert so ein steiles Wegsteigen des Hängegleiters während der Startphase. Mit weniger als der voreingestellten maximalen Zugkraft schleppt er den Piloten bis zur Sicherheitshöhe von ca. 50 m GND. Erst dann schleppt er mit der voreingestellten Zugkraft (= Pilotengewicht + 10kg) bis zum Ausklinken weiter.

Anmerkung:  die erste Steigflugphase endet mit dem Umklinken

Der Steigflug
Die erste Phase des Steigflugs:
Als erste Phase des Steigflugs bezeichnet man die Flugphase nach dem Start bis zum Erreichen der Sicherheitshöhe. Sie wird auch als Anfangsteigflug bezeichnet. Sie ist gleichzeitig auch die Mindesthöhe für den Umklinkvorgang beim Hängegleiterschlepp.

Anzustreben ist ein sanfter Übergang vom Sicherheitsstart zum Anfangssteigflug.

Bevor, bzw. wenn das obere Gabelseil auf der Steuerbügelbasis anliegt und nach Erreichen der Sicherheitshöhe klinkt der Hängegleiterpilot in einer ruhigen, stabilen Phase des Steigflugs dieses Seil aus. Den Vorgang bezeichnet man "Umklinken“.

Er wird jetzt nur noch mit dem unteren Gabelseil unterhalb der Basis geschleppt. Dadurch vergrößert sich auch der Anstellwinkel des Hängegleiters und das Steigen wird größer.

Anmerkung:  Bei einigen Speedbars liegt das Gabelseils schon relativ früh an der Basis an. Auch hier gilt: erst umklinken, wenn der Drachen stabil im Schlepp fliegt und nach Möglichkeit mind. 20-25 m GND und mehr erreicht sind. Lenkerband, Kunststoffummantelung o.ä. in der Mitte der Speedbar behindern die Steuerung bei an- bzw. aufliegendem Gabelseil!

Für Hängegleiterpiloten gilt:
Bis zum Erreichen der Sicherheitshöhe (50m GND) sollte  der Pilot minimal schneller fliegen als in der zweiten Phase des Steigflugs, um Böen und bodennahe Turbulenzen wirksam ausgleichen zu können und um Fahrtreserven bei einem möglichen Seilriss zu haben. Als Faustformel gilt:
Geschwindigkeit des besten Gleitens plus Böenzuschlag.

Verhalten bei einem Seilriss
Mit einem Seilriss oder Sollbruchstellenriss während des Schleppvorgangs muss der Pilot in jeder Phase des Schlepps rechnen und seinen Steigflug so durchführen, dass er jederzeit mit ausreichend hoher Eigengeschwindigkeit fliegt. Ein Seilriss kündigt sich nicht vorher durch erkennbare Zeichen an. Aus diesem Grunde sollte jeder Schlepppilot seinen Steigflug immer so gestalten, dass er im Falle eines Seilrisses sofort die richtige Maßnahme für die momentane Flugsituation einleiten kann (Sicherheitsstart).

Pilotenverhalten:
Der HG-Pilot, der sich in ca. 2-10 m über Grund in dieser Situation befindet, wird bei einem Sicherheitsstart genügend Geschwindigkeit haben, um sein Gerät durch sofortige zusätzliche Fahrtaufnahme mit anschließendem, rechtzeitigen Abfangen sicher, notfalls auch auf den Rädern, zu landen.

Der "Kavalierstart"
ist eine gefährliche und unerwünschte Startmethode, bei welcher der Pilot vor Beginn seines eigentlichen Startlaufes schon ungewollt fliegt. Bei dieser Art des Startens, wird der Pilot mit voller Zugkraft katapultartig beschleunigt und in der Startphase gewaltsam nach vorne gerissen.

Der Kavalierstart ist meist auf ein Fehlverhalten des Windenführers zurück zu führen. Aber auch (lauffaule) Piloten können durch einen zu großen Anstellwinkel direkt nach dem Abheben in einen steilen Steigflug kommen, wenn der Windenführer die Zugkraft nicht richtig einsetzt, d. h., den Sicherheitsstart nicht korrekt durchführt und mit großer Zugkraft weiterschleppt.

Ein weiterer Grund kann ein zu kurzes unteres Gabelseil sein, das beim „Seil anziehen“ bereits den Steuerbügel nach vorne zieht und so ungewollt einen großen Anstellwinkel beim Anschleppen erzeugt.

Reißt in dieser Situation das Schleppseil oder die Sollbruchstelle, kann es zu einem Strömungsabriss oder „Lock out“ mit all seinen Folgen kommen. Die Abfanghöhe eines Hängegleiters liegt z.B. bei ca. 20 - 50 m und mehr!

 

WICHTIG:

*Führe immer den Sicherheitsstart durch! Dazu ist es u.a. erforderlich, dass der Windenführer die Windverhältnisse am Startplatz kennt: bei stärkerem Wind wird mit weniger Zugkraft angeschleppt, - bei Windstille situationsbedingt mit mehr Zugkraft.

*Fliege mit der richtigen Geschwindigkeit im Schlepp! Bei einem gut ausgetrimmten Hängegleiter befindet sich der Steuerbügel während des Steigflugs beim Windenschlepp etwa in Kinnhöhe. Geschleppt wird mit der Geschwindigkeit des besten Gleitens.

*Klinke rechtzeitig das Schleppseil aus, bevor der Lock out einsetzt! Die Kräfte im Lock out sind beim Wegdrehen sehr hoch.

*Windenführer kappe rechtzeitig, wenn der Pilot nicht ausklinkt!
Ein Lock out bei Drachen kann schon bei 15° seitlicher Abweichung zum Schleppseil entstehen. Für GS-Windenführer ist dies kaum nachvollziehbar!


Horst Barthelmes
DHV-Schleppbuero