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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
28.11.2014

Sicherheit beim Schlepp

Verhalten nach Seilriss beim Drachen-Windenschlepp

In der jüngeren Vergangenheit ist es zu zwei sehr schweren Unfällen mit ähnlichem Verlauf beim Drachen-Windenschlepp gekommen. Obwohl die Unfälle nicht direkt dem Schlepp zuzurechnen sind, resultierten sie aus den Gefahren, die mit dem Windenschleppen im Zusammenhang stehen. Augenzeugen vermuten bei beiden Unfällen, dass die Piloten nach einer Störung beim Umklinken (Seilriss, Fehlklinkung) aus niedriger Höhe sofort zurück zur Startstelle fliegen wollten, um dort wieder zu landen. Es geht an dieser Stelle nicht um eine Aufklärung der Unfallursachen, in der Praxis des Windenschlepps ist das oben genannte Verhalten tatsächlich immer wieder zu beobachten. Insbesondere Schlepppiloten mit der Erfahrung einiger Seilrisse und Fehlklinkungen scheinen hier gefährdet, da ihre erworbene Routine gravierende Restrisiken möglicherweise harmlos erscheinen lässt.

Fehlerkette…
Wie allgemein in der Fliegerei bekannt, können Kombinationen geringer Fehler zu einem ernsten Problem werden. Wenn in der Situation der Fehlklinkung oder des Seilrisses andere scheinbar unbedenkliche Veränderungen (neues Gurtzeug, neue Klinke, Funktionsstörung der Klinke, neuer Drachen mit noch ungewohnten Flugeigenschaften etc.) hinzukommen, können diese zum Glied in einer zum Unfall führenden Kette mutieren. Der Pilot ist durch die Änderungen länger als üblich z.B. mit dem Ausklinken des Restseiles beschäftigt. Trotzdem wird er wie gewohnt unmittelbar zum Start zurück fliegen, wenn er sich  in der Vergangenheit diese falsche Verfahrensweise angeeignet hat und wertvolle Sekunden für eine sichere Landung verlieren.

Automatisiertes Handeln
In der Situation des Seilrisses können manchmal aus Zeitgründen unterschiedliche Reaktionsmöglichkeiten nicht mehr abgewägt werden. Unter Stress laufen Handlungen oft automatisiert und z.T. unbewusst ab. Aus diesem Grund wird der betroffene Pilot so fliegen, wie er es „falsch eingeübt“ hat.  Die Ursache für den akuten „Pilotenfehler“ beim Seilriss finden wir in seinem in der Vergangenheit praktizierten Flug-Verhalten.
Doch wie soll man das verhindern, hinterher ist man immer klüger…? Die Lösung ist, dass man Basics der Ausbildung nicht verlassen soll. Und welche waren das nochmal?

Basics bei Seilriss/Sollbruchstellenriss/Fehlklinkung
Zunächst: Vor jedem Start muss ich alle machbaren sicherheitsrelevanten Aspekte checken. Dazu gehört beim Windenschlepp definitiv auch die gedankliche Vorwegnahme der Störungen, die jederzeit auftreten können. Z.B.:

„Was mache ich, wenn das Seil reißt oder eine Fehlklinkung erfolgt?“

Die Antwort lautet auch in der Reihenfolge immer:

„Sofort dosiert Fahrt aufnehmen, den Drachen unter Kontrolle bringen, auf die Winde zufliegen und das Restseil ausklinken!“

Danach kann ich je nach Höhe entscheiden, ob ich weiter auf die Winde zufliege und auf der hindernisfreien Schleppstrecke lande oder mit entsprechender Landeeinteilung z.B. am Startplatz lande. Andere Landemöglichkeiten müssen ebenfalls vor dem Start überprüft werden, da über die Saison durch Veränderungen des Bewuchses im Umfeld der Schleppstrecke (z.B. Maisfelder) sonst folgenschwere Überraschungen die Folge sein könnten.

Die oben skizierte gedankliche Vorbereitung benötigt nur wenig Zeit und führt mit hoher Wahrscheinlichkeit im „Ernstfall“ auch unter Zeitdruck zu den richtigen Entscheidungen.


Immer sichere Landungen!

DHV-Schleppfachmann HG

Edward Lenzen