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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
01.02.2022

Sackflug-Vorfälle bei Kälte

In den vergangenen Wochen sind zwei Vorfälle mit Sackflügen im Abflug bei kalter Luft gemeldet worden. Mit Glück blieben die Piloten bei der Landung mit hohem Sinken unverletzt.
Es ist bekannt, dass tiefe Temperaturen sich negativ auf die Sackflug-Neigung mancher Gleitschirme auswirken können. Typisch ist die Ausprägung des Sackfluges als „Bahn-Sackflug“, mit noch vorhandener geringer Vorwärts-Komponente und einem Sinken von 5-7 m/s.

Meist ist es ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die einen Sackflug verursachen können.
- Tiefe Temperatur (um oder unter 0° Celsius).
- Wenn die Gleitschirmkappe im Startlauf und beim Abheben noch leicht hinter dem Piloten hängt.
- Eine feuchte/nasse Schirmkappe.
- Trimmzustand zu langsam (Leinenlängen-Toleranzen am oder über dem dafür vorgesehenen Limit), das zeichnet sich oft schon durch ein über Wochen allmählich schlechter werdendes Aufzieh-Verhalten ab, die Kappe hängt stärker.
- Ausgeprägte Faltenbildung am Obersegel, z.B. durch lange Lagerung im eng gepackten Zustand.
- Auch Schnee, der ins Innere der Kappe gelangt ist (z.B. nach einem Startabbruch), kann sich durch sein Gewicht negativ auswirken.

Insgesamt scheint es an kalten Tagen besonders wichtig zu sein, den Schirm im Startlauf nicht in eine Position leicht hinter dem Piloten zu bringen. Das wird durch Überbremsen/zu frühes Loslassen der A-Gurte/der Kappe durch zu schnelles Beschleunigen „davonlaufen“, verursacht. GleitschirmfliegerInnen sollten darauf achten, dass die Kappe im Startlauf direkt über ihnen steht, Pilot und Kappe homogen und gleichmäßig beschleunigen und bei Abheben/Abflug nicht mehr als notwendig angebremst wird.
War der Schirm längere Zeit eng gepackt, sollten die entstandenen Falten durch mehrfaches Aufziehen der Kappe etwas geglättet werden. Schnee sollte aus der Kappe vor dem Start entfernt werden.
Einer der betroffenen Piloten hat dem DHV das Video des Vorfalls zur Verfügung gestellt. Danke dafür.
Ein älterer Fachartikel beschreibt die Problematik ausführlich.

Karl Slezak
DHV-Sicherheit und Technik