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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
15.06.2005

Warnung vor Schlepp mit motorisiertem Gleitschirm

Der Gedanke, einen Gleitschirm per F-Schlepp mit einem anderen motorisierten Gleitschirm auf Höhe zu schleppen, klingt bei flüchtiger Betrachtung sehr interressant. Scheinen doch die Geschwindigkeitsunterschiede beider Fluggeräte kein Thema mehr zu sein, wie es bei herkömmlichen Schleppflugzeugen der Fall ist. Bei genauer Betrachtung bietet diese Schleppmethode jedoch eine Besonderheit, die sehr schnell fatal enden kann.
Wenn man eine Schleppleine an einem Gleitschirmpiloten anbringt und diesen nach vorne zieht, erhöht sich der Anstellwinkel des Gleitschirmes und die zugeführte Energie wird in Höhe umgesetzt. Somit erst einmal keine Gefahr für den geschleppten Piloten.
Anders sieht es aus für den schleppenden Piloten. Da die Schleppleine auch hier auf Pilotenebene angebracht ist, wird der Pilot abgebremst und der Anstellwinkel seines Gleitschirmes wird kleiner, Auftrieb und Widerstand werden kleiner und der Gleitschirm schießt nach vorne. Gleichzeitig wird dadurch der Zug an der Schleppleine verstärkt, der geschleppte Gleitschirm steigt hoch, der weiter erhöhte Wiederstand bremst den vorderen Piloten weiter ab. Dies führt ohne Zutun der Piloten unweigerlich zum Frontstall des schleppenden Gleitschirmes. Dämpfend in diesem System wirkt einzig die Pendelwirkung des schleppenden Piloten unter seinem Gleitschrim. Je schwerer dieser ist, desto höher die Nickdämpfung. Diese reicht aber auch bei einem schweren Trike nicht aus, um dieses instabile System an einem thermischen Tag zu stabilisieren.
Auch die aktiv eingreifenden Piloten können den Widerstand ihrer Gleitschirme nur in einer Richtung beeinflussen. Eine Widerstandsreduzierung ist über die Bremsleinensteuerung nun mal nicht möglich.
Fazit: Schlepps mit einem motorisierten Gleitschirm kann mit zwei aktiv fliegenden Piloten an einem ruhigen Herbsttag funktionieren. Kommen jedoch Höhenverschiebungen der beiden Schirme durch Thermik oder Turbulenzen hinzu, wird die Grenze in der Kontrollierbarkeit sehr schnell überschritten und ein Absturz ist nur eine Frage der Zeit. Der DHV führt deshalb keine Erprobung für diese Schleppart durch.