X
Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
11.04.2018

Unfall in Portugal

Am Montag, den 9.4.2018, war es in einem Küsten-Fluggelände nahe Lissabon zu einem tragischen Unfall gekommen. Nach den momentan vorliegenden Informationen war eine Gleitschirmpilotin an der Wasserlinie gelandet und von der Brandung aufs Meer gezogen worden. Zwei weitere Gleitschirmflieger, die ihr zu Hilfe kamen, sind bei der Rettungsaktion im Meer ums Leben gekommen, genauso wie die gewasserte Pilotin. Alle Verunglückten waren österreichische Staatsbürger. Wir haben den portugiesischen Partnerverband des DHV, den FPVL, um Infos gebeten. Hier die Antwort des Präsidenten Antonio Fernandes:

Eine Gleitschirm-Pilotin ist direkt an der Wasserlinie gelandet und die Brandung hat ihren Schirm erfasst. Sie wurde auf das Meer hinausgezogen. Zwei andere Piloten versuchten ihr Hilfe zu leisten. Alle drei starben im Meer. Die Empfehlung ist, alle Piloten darüber zu informieren, dass es tödlich gefährlich ist, auf nassem Sand zu landen. Nasser Sand heißt, dass die Wellen diesen Bereich einmal erreicht haben und wieder erreichen können, besonders im Winterhalbjahr, wenn Wind und Seegang stark sind. Wird der Gleitschirm einmal von starker Brandung erfasst, ist man chancenlos. Eine Rettungsweste ist bei einer Wasserung im offenen Meer sehr nützlich, in der Brandung hilft sie nichts. 

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist, die Piloten darüber zu informieren, dass die Bergung eines in der Brandung gelandeten Gleitschirmfliegers bei rauer See vom Ufer aus nicht möglich ist. Jeder, der das tut, begibt sich in tödliche Gefahr. Und jeder Pilot, der in diesem Bereich wassert, muss sich im Klaren sein, dass ihm vom Ufer aus nicht geholfen werden kann. Es ist hart das zu sagen, aber wie der aktuelle Unfall erneut beweist, ist Hilfeleistung hier sehr wahrscheinlich tödlich für die Helfer.

Wenn sich ein Pilot in dieser Situation befindet, ist die einzige Möglichkeit zu überleben, sich so schnell wie möglich vom Gurtzeug zu trennen und zu fliehen, bevor man sich in den Leinen verwickelt.  
Es ist nicht gefährlich, an der Küste von Lissabon zu fliegen, wir machen das den ganzen Winter über. Aber man muss sehr gut auf das Meer aufpassen. Unsere Ratschläge für das Fliegen an unseren Küsten:

- Kenne die Gezeiten, du musst wissen, ob sie steigen oder sinken. Sei besonders vorsichtig bei Flut.
- Lande niemals auf nassem Sand!
- Wenn eine Landung auf nassem Sand oder in der Brandung nicht zu verhindern ist, öffne die Gurte des Gurtzeugs vor der Landung und bringe dich sofort in Sicherheit. Vergiss deine Ausrüstung! Versuche niemals diese zu bergen, du wirst dabei sterben.
- Wenn du nicht aus dem Gurtzeug/den Leinen kommst; schneid alles mit einem Cutter durch. Du solltest nie ohne ein gutes Cutmesser an der Küste fliegen und selbst damit ist es sehr schwierig, sich in der Brandung zu befreien.
- Das ist jetzt hart zu sagen: Wenn du einen Gleitschirmflieger in der Brandungszone bei rauer See siehst, setze sofort einen Notruf ab, aber geh nicht ins Wasser, um zu helfen. Die Chancen, dass du erfolgreich bist, sind gering, die Chance, dass du stirbst, ist groß!

Es war ein sehr trauriger Tag für die ganze Paragliding Community