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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
17.07.2012

Revision der EN-Flugtestnorm abgeschlossen

Die Revision der EN-Norm für Gleitschirm-Flugtests (EN 926-2) ist in einer letzten Sitzung der zuständigen Arbeitsgruppe WG 6 in Zürich abgeschlossen worden. Dabei wurden die Einsprüche behandelt, die zu dem seit Herbst 2011 fertigen Revisionsentwurf innerhalb der Einspruchsfrist eingegangen waren.
Die wichtigsten Ergebnisse:

- Das Testverfahren für die Prüfung des Verhalten bei der Ausleitung von Steilspiralen wurde erheblich verschärft. Die Ausleitung erfolgt nun nach zwei voll entwickelten Steilspiral-Umdrehungen, also zwei Umdrehungen ab dem Moment, wo der Schirm aus der Einleitphase in die voll entwickelte Steilspirale übergeht. Bisher wurde nach zwei Umdrehungen einschließlich der Einleitphase ausgeleitet. Dieses neue Testverfahren hat bereits beim Sicherheitstest LTF-A- und B-Schirme des DHV Anwendung gefunden. Die Erfahrungen dort haben gezeigt, dass anspruchsvolles/kritisches Spiralverhalten mit dieser Testmethode sehr zuverlässig erkannt werden kann.

- Ebenso wie in den deutschen Lufttüchtigkeitsforderungen (LTF) wird auch für die EN 926-2 ein Toleranzfeld für seitliche Einklapper eingeführt. Dieses ist jedoch mit +/-2,5% der Spannweite erheblich kleiner, was bedeutet, dass die Vergleichbarkeit der Testeinklapper steigt. Zudem wird, wie in den LTF, die Deformation der eingeklappten Fläche von der Eintrittskante bis über die Hinterkante vorgeschrieben.

- Das Ergebnis des „LTF-Runden-Tisches“ vom Dezember 2011 bezüglich Verwendung von Faltleinen bei Einklapper-Tests wurde übernommen und in einem Punkt, verschärft. Faltleinen dürfen ausschließlich bei Schirmen der Klasse EN D als Einklapphilfe verwendet werden. Sie sind, ausgenommen einer Cross-Leine, die diagonal zur Einklapp-Gegenseite führt, für die Klassen A-C nicht zulässig.

- Die Flächentiefe von frontalen Einklappern muss mindestens 50% betragen (bisher 30%).

- Die bisherige generelle Schulungstauglichkeit von Gleitschirmen der Klasse EN-B wird eingeschränkt.

- Eine differenziertere Bewertung des Startverhaltens wird eingeführt.

Die LBA-anerkannten Prüfstellen (Air Turquose, DHV, EAPR) haben vereinbart, dass die Neuerung der EN-926-2 (deren faktische Umsetzung noch bis ins Jahr 2013 dauern wird) schnellstmöglich in die deutschen LTF übernommen werden sollen. Hierüber wird bei der nächsten Sitzung des „LTF-Runden-Tisches“ beraten werden.

Die DHV-Mitarbeiter Hannes Weininger und Karl Slezak haben die EN-Revision in allen fünf Arbeitsgruppensitzungen begleitet. Die Revision der Norm wurde von allen Teilnehmern sehr ernsthaft im Sinne einer verbesserten Gerätesicherheit vorangebracht. Eine Aufweichung des Teststandards, z.B. durch Streichung von Manövern wie seitliche Einklapper, wie es z.Zt. im Motorschirmbereich diskutiert wird, oder Abschaffung der Klassifizierung wurde von keiner Seite gefordert. Insgesamt kann man mit dem Ergebnis, das eine Verschärfung der Testvorschriften bei den Haupt-Unfallursachen Einklapper und Steilspirale bedeutet, zufrieden sein.