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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
06.06.2011

Problem offene Beingurte bei verkleideten Gurtzeugen - Zwischenstand

Im April war es zu einem tödlichen Unfall gekommen, weil der Pilot übersehen hatte, dass die Beingurte seines verkleideten Gurtzeugs unverschlossen waren. DHV-Bericht hier Unfallbericht hier. Der DHV hatte angekündigt, sich mit Herstellern und den LBA-anerkannten Prüfstellen um eine Verbesserung der Sicherheit bei verkleideten Gurtzeugen zu bemühen.

Zwischenstand
Der DHV hat in einem Schreiben an betroffene Hersteller, den Herstellerverband PMA und die Prüfstellen angeregt, eine technische Lösung für das Problem zu finden. Diese sollte verhindern, dass ein Verschluss von Frontcockpit und Beinsack bei offenen Beingurten möglich ist. Zudem sollte erreicht werden, dass die LBA-anerkannten Prüfstellen vereinbaren, künftig nur noch solchen Gurtzeugen eine Musterprüfbescheinigung auszustellen, die eine solche technische Lösung aufweisen.
Drei Hersteller haben inzwischen an der Problematik gearbeitet.

Advance hat beim neuesten mustergeprüften Modell Impress 3 bereits eine technische Lösung für das Problem umgesetzt. Die Firma arbeitet zudem an einem Nachrüst-Update für die im Betrieb befindlichen Gurtzeuge Impress 2+.


Beim neuen Advance Impress 3 muss die Schließe von Beinsack/Frontcockpit mit einem Verbindungsgurt (im Bild rot) zu einer Schließe des Get-Up-Systems verbunden werden. Sonst lassen sich Beinsack/Frontcockpit nicht einhängen. Mit dieser Verbindung ist eine Beinschlaufe gesichert, der Pilot kann auch bei offenen Get-Up-Schließen nicht mehr aus dem Gurtzeug herausfallen.

Woody Valley (X-Alps GTO): Die Rausfallsicherung bzw. Get-Up Schließerinnerung besteht beim X-Alps GTO darin, dass der Spinnacker-Schäkel, welcher das Cockpit verschließt, an der linken Schließe des Get-Up Gurtes angebracht ist.
So ist es schon mal notwendig die Get-Up Schließe in die Hand zu nehmen, wenn das Gurtzeug verschlossen wird. Der Pilot wird also schon mal an diesen Verschluß erinnert.
Sollte er trotzdem vergessen diese Schnalle zu verschließen, dann verhindert das Gurtband, welches zum Spinnacker-Haken geht, mit dem das Cockpit verschlossen wurde, ein Herausfallen aus dem Gurtzeug.
Der Pilot hängt dann zwar relativ tief und im Schritt schmerzhaft, aber er fällt nicht aus dem Gurt. (Angaben von Woody Valley)
 

Lösung von Woody Valley beim X-Alps GTO

Skywalk wird bei seinem Gurtzeug Range 2 eine technische Änderung vornehmen, die in Kürze der DHV-Prüfstelle zur ergänzenden Musterprüfung vorgestellt werden soll. Die Lösung von Skywalk: Werden die Beingurte des T-Lock-Systems nicht geschlossen, hängen Beinsack und Frontcockpit so tief unten, dass ein Start nicht möglich ist. Erst mit Verschluss von Beingurten und Brustgurt werden Beinsack/Frontcockpit in eine startfähige Position gezogen.

Maßgeblich beteiligt an der Lösung der Hersteller für die Rausfall-Problematik dürfte DHV-Mitglied Stefan Ungemach gewesen sein. Stefan hatte sich mit einer skizzierten Idee an den DHV gewandt. Der DHV hatte Stefans Vorschlag an die PMA gesandt, mit der Bitte um Weiterleitung an alle Gurtzeug-Hersteller.

Der DHV möchte sich bei den genannten Herstellern dafür bedanken, dass sie das Sicherheitsproblem ernst genommen und umgehend reagiert haben.

Karl Slezak
DHV Referat Sicherheit und Technik