X
Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
03.05.2004

Mike Küng übertrifft Höhenrekord mit Gleitschirm

Tiroler gleitet in Stratosphäre - Neue Marke liegt bei 10.100 Metern. Chieming - Der österreichische Extrempilot "Mad" Mike Küng hat am Freitag morgen einen neuen Höhenrekord mit dem Gleitschirm aufgestellt. Mit einer Höhe von exakt 10.100 Metern überbot er dabei die von ihm gehaltene bisherige Bestmarke um 830 Meter.

Sein Rekordflug führte ihn bis an den Rand der Stratosphäre, eine extrem kalte, sauerstoffarme Luftschicht, die ab etwa neun Kilometern Höhe beginnt und sich bis auf 50 Kilometer erstreckt.

Die Unternehmung war äußerst strapaziös: "Die Temperatur lag bei unter minus 60 Grad, auf mir bildete sich eine zentimeterdicke Eisschicht. Ich habe leichte Erfrierungen an den Lippen und Fingern erlitten", berichtete Küng.

"Mit der Aktion befanden wir uns total am Limit. Mein Ballonfahrer Charles Kunow verkraftete die unwirtlichen Bedingungen relativ gut, aber mein Kameramann im Korb hat sein Bewusstsein verloren. Ihm geht es aber schon wieder gut". Es habe etwas mit dessen Sauerstoffsystem nicht gestimmt, erklärte Küng-Sprecherin Ines Sattler.

Um in die eisigen, sauerstoffarmen Höhen zu gelangen, benutzte der Extremsportler einen Heißluftballon. Beim Aufstieg hing er an einer speziellen Vorrichtung, in der sich der zusammengefaltete Schirm befand.

"Solche Geschichten sollte man nicht zu oft im Leben machen", sagte Küng. Die Aktion sei wegen der großen Höhe "schon ein bißchen Raubbau an der eigenen Gesundheit". Entsprechend sei auch sein Zustand nach der Landung - mit Sprachstörungen und Einschränkungen im Bewegungsablauf - gewesen.

Das Erlebnis der großen Höhe entlohnte den Gleitschirmathleten allerdings für die Strapazen: "Das ist der eigentliche Grund, warum wir das machen. Der Himmel ist schon mehr schwarz als blau, der Horizont krümmt sich. Der gigantischte Blick, den man sich vorstellen kann. Soche Grenzerfahrungen sind emotional wahnsinnig intensiv, das vergißt man nie mehr."

Nachdem er sich ausgeklinkt hatte, versuchte er mit Hilfe von speziellen Manövern so schnell wie möglich wieder in weniger lebensgefährliche Gefilde zu kommen, denn im Gegensatz zu Fallschirmabwürfen öffnet sich ein Gleitschirm sofort. Der Tiroler mußte also mit Spiralflügen und dem Deformieren des Gleitsegels die Sinkgeschwindigkeit erhöhen, um wieder in tiefere Lagen zu kommen, in denen die Bedingungen weniger widrig sind.

Küng hält bereits die vergangenen zwei Höhenweltrekorde mit dem Gleitschirm und nimmt für sich in Anspruch, als erster Athlet mit einem unmotorisierten Paragleiter den Ärmelkanal überquert zu haben.

Ein erster Anlauf, am Donnerstag, mußte abgebrochen werden. Im Zuge von Kummunikationsproblemen mit der Flugsicherung wurde der weitere Aufstieg bei etwa 8.000 Metern untersagt.

Text und Fotos: Ines Sattler