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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
14.08.2006

Bahnsackflug bei Regen

Vor zwei Wochen ereignete sich ein Unfall mit einem Swing Mistral 4, ausgelöst durch einen Dauersackflug bei einem Flug im Regen. Bericht des DHV siehe hier.
Sackflüge, verursacht durch Regenschauer, mit Gleitschirmen der verschiedensten Hersteller, sind in der Vergangenheit immer wieder bekannt geworden.

Die Fa. SWING hat umgehend reagiert und Versuche mit feuchten bzw. künstlich beregneten Gleitschirmkappen durchgeführt. Die ersten Ergebnisse hat SWING in einer Zusammenfassung dargestellt.

Karl Slezak
DHV-Ausbildung/Sicherheit


Ergebnisse der Untersuchung von SWING
Bei normalen Flugbedingungen im Rahmen der Betriebserlaubnis sind keinerlei Sackflugtendenzen bei den aktuellen Modellen der SWING Produktpalette erkennbar.

Ausgelöst durch einen Unfall hat SWING mit Unterstützung des DHV und Dr. Stefan Müller (Aerolabs AG) umfangreiche Versuchsreihen und Simulationen durchgeführt um diese Problematik des Bahnsackfluges bei Regen enger einzugrenzen.

Generell gibt es zwei unterschiedliche Gründe warum ein Gleitschirm bei Regen in den Sackflug gehen kann:

1. Die eine Gefahr besteht darin, dass sich bei längerem Fliegen im Regen das Kappengewicht erhöht und sich dadurch der Schwerpunkt sowie der Anstellwinkel verschiebt, weshalb es in der Folge zum Strömungsabriss kommen kann. Hierbei ist zu sagen, je mehr Wasser ein Schirm aufnimmt (ältere Schirme tun das mehr, da sie über die Zeit die wasserabweisende Beschichtung verlieren) und je näher sich ein Schirm konstruktions- und alterungsbedingt an der Sackfluggrenze befindet, umso weniger Wasseraufnahme und somit auch Gewichtsveränderung ist nötig um den Schirm in den Sackflug zu bringen.

2. Es kann passieren, dass bei einsetzendem Regen auf dem Obersegel eines Gleitschirmes genau so viele Wassertropfen haften bleiben, dass fast die ganze Oberfläche des Schirmes davon betroffen ist aber dennoch keine geschlossene Wasserfläche vorliegt. Dabei wird die Oberfläche durch die Tropfenbildung so rau, dass sich die Strömung ablöst. Dieses Phänomen ist schon seit langem auch aus der Drachen- und Segelfliegerei bekannt. Je neuer ein Schirm ist (die Tropfen werden bei neueren Schirmen weniger schnell vom Tuch aufgesaugt), je mehr Tropfen auf dem Obersegel haften und je größer diese Tropfen sind, umso größer ist die Gefahr dass es dabei zum Strömungsabriss kommen kann. Diese Vermutungen konnten wir auch durch Praxisversuche und Computersimulationen rekonstruieren. Diese Art des Sackfluges konnte in der Vergangenheit immer mal wieder unabhängig von Schirmtyp, Material und Hersteller beobachtet werden. Da das Phänomen zwar äußerst selten ist aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann, versuchen wir nun durch umfangreiche Grundlagenforschung die genaue Ursache für die Tröpfchenbildung auf dem Obersegel zu ergründen. Gleichzeitig suchen wir nach technischen Lösungen, wie z.B. Oberflächenbehandlung des Tuches, um das Sackflugrisiko bei Regen zu minimieren.

Für beide Fälle gilt, dass sich erst die Steuer- und  Bremswege deutlich verkürzen und dann der Sackflugzustand, meist durch eine Brems- oder Anstellwinkeländerung, z.B. von einer Böe oder einer Thermikablösung, ausgelöst wird.

Wenn neuere Kenntnisse vorliegen werden wir diese umgehend mitteilen.

SWING Flugsportgeräte GmbH
Günther Wörl
Geschäftsführer
www.swing.de