Achim Joos und Uli Wiesmeier: Von Annecy nach Bayern im Biwakflug
„Biwakfliegen“. Jeder Gleitschirmpilot hat schon mal was davon gehört oder gelesen. Ausprobiert, haben es nur die wenigsten. Schade eigentlich. Gut, es gab mal eine Zeit, da haben einem die unförmigen und überdimensionalen Packsäcke eher einen Schrecken eingejagt, als dass sie einen animiert hätten damit durchs Gebirge zu wandern. In dieser Epoche hat sich die fliegende Biwakgemeinde mehr und mehr auf Sherpas oder Mulis reduziert. Jetzt hat die Schlepperei ein Ende. Freudenfest unter den Bandscheiben. Einige Hersteller waren fleißig und es wurde mächtig abgespeckt. Wandern und fliegen mit weniger als 10 kg auf dem Buckel, ohne in irgendeiner Weise auf Sicherheit, Leistung oder Komfort zu verzichten. Das schaut doch ganz nach einer Renaissance im Biwakfliegen aus?! Zwei alte Hasen, die sich sehr über diese Entwicklung freuen, sind Altmeister Uli Wiesmeier und Big bird Achim Joos. Zwar haben die Beiden nach einer mit dem Worldcup Gesamtsieg gekrönten Wettkampfkarriere die Speedarms an den Nagel gehängt,ihre Leidenschaft für die vielleicht schönste Sportart der Welt brennt jedoch heller denn je. Allerhöchste Zeit um die Stoppuhr mal wieder gegen die Wanderschuhe zu tauschen, meinten sie, und beschlossen kurzerhand, gemeinsam einen großen Biwakflug zu machen. Die Spielregeln waren schnell definiert. Mit dem Wetter von West nach Ost. Von A nach B und nur zu Fuß und in der Luft. Gepennt wird im Schlafsack und angereist mit dem Zug. 3 Wochen Zeit und alles unter der Devise „Pilgern statt hetzen“. Also wo ist A und wo soll B sein? Wiesmeier:“ Zugegeben, die Versuchung war groß am Meer zu starten um dem X-Alps Tross, der zur selben Zeit unterwegs ist, auf gleicher Strecke entgegen zu fliegen/wandern. Nur, wie groß wäre die Gefahr, dass wir bis zur ersten Wende am Mont Blanc in der nicht selten von Norden blasenden Bise den Spaß am Fliegen verlieren …? Zu groß“.
Die Entscheidung fiel auf Annecy. Ein guter Startplatz in doppelter Hinsicht. Weit genug im Westen und zugleich die Heimat von einem der Väter von „Vol Bivouac“ Pierre Bouilloux.
Und das Ziel ? Gibt es etwas Schöneres als nach einer solchen „Reise“ von über 500 km Luftlinie, im wahrsten Sinne des Wortes zuhause anzukommen…? Nein. Und da der eine in Murnau am Staffelsee und der andere in Berchtesgaden am Watzmann wohnt, wird es je nach Wetter, Lust und Laune zwei Zieloptionen geben. Joos: “Mit unserer Schirmwahl (1-2) wollen wir zusätzlich unterstreichen, dass bei uns der Spaß an erster Stelle steht und jeder Hobbypilot diese Spielform des Gleitschirmfliegens im individuell zugeschnittenen Maßstab jederzeit selbst erleben kann. Die Schar der Mountainbikefahrer die schon mal eine TransAlp gefahren sind, wächst von Jahr zu Jahr. Wieso sollte unser Sport nicht bald einen ähnlichen Biwak-Hype erleben?“ Schön wär’s und die Gesundheitsministerin würde sich bestimmt ebenso darüber freuen…
Infos: www.Turnpoint.de
Achim und Uli haben für ihren Trip diese Ausrüstung gewählt:
Schirm: Gradient Delite DHV 1-2
Rettung: InCase 2.0
Wendegurtzeug: SupAir Altirando
Teleskopstöcke: Leki Carbon
Funktionskleidung: Marmot
Schlafsack: Marmot
Vario: Renschler Solario