X
Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Peter Rummel
Michael Gebert
Michael und Supporter Christian
Peter und Supporter Martin

Red Bull X-Alps

Interview zur X-Alps Teilnahme 2007 mit Peter Rummel und Michael Gebert


Erst einmal unsere Gratulation zur Teilnahme an den X-Alps 2007. Ganz so selbstverständlich ist es ja wohl nicht, überhaupt erst mal als Teilnehmer nominiert worden zu sein.
Die diesjährige Route, die entweder fliegend oder zu Fuß zurück gelegt werden muss, führt ab dem 23. Juli vom Krippenstein (A) über den Dachstein (A), die Marmolada (I), den Eiger (CH), den Mont Blanc (F) und den Mont Gros (F) bis nach Monaco. Nahe der Kleinen Scheidegg in der Nähe vom Eiger wird der Wendepunkt entweder durch Touch and Go oder zu Fuß gequert.
Über Live-Tracking kann mittels ständig übermittelter GPS-Daten laufend die aktuelle Position der Piloten mitverfolgt werden. 
Die komplette Flugausrüstung muss auch während der Passagen, die zu Fuß zurückgelegt werden, vom Piloten mitgeführt werden.
Hilfe und Unterstützung erhält jeder Pilot von seinem Supporter.
Mehr Infos gibt es im Internet unter www.redbullxalps.com oder auf euren Seiten www.paragliding-tegernsee.de/xalps (Peter) und www.naturwild.de (Michael).
 
 


Was treibt euch  dazu, einen Wettbewerb mitzumachen, der einen sowohl psychisch als auch physisch nicht nur an, sondern wahrscheinlich manchmal sogar über die eigenen Grenzen bringt?
Peter: Mal sehen ob es soweit kommt. Die eigenen Grenzen zu erfahren war schon immer etwas, das mich reizt. Inwieweit ich diese Grenzen überschreiten werde, kann ich noch nicht sagen. Solange mein Gefühl stimmt, werde ich an die Schwelle des für mich Machbaren gehen. Eine solche Strecke fliegend und zu Fuß klingt doch interessant oder? Aber auch wie gut bin ich im Vergleich zu den anderen Teilnehmern. Das rauszufinden wird interessant.
Michael: Einerseits reizt mich die Art des Wettbewerbes, man muss alle Entscheidungen bezüglich Wetter, Route, Startplatz usw. selbst treffen. Andererseits ist es einfach auch eine interessante Erfahrung, seine eigenen Grenzen kennen zu lernen, was man wohl in einem Wettbewerb grundsätzlich auch versucht.


Was bringt ihr für Voraussetzungen mit, die euch helfen, die zu erwartenden körperlichen und mentalen Strapazen zu meistern?
Peter: In erster Linie eine sehr gute Grundlagenausdauer, die ich in den letzten Monaten ausgebaut habe und genug alpine Erfahrung, fliegerisch wie auch zu Fuß. Außerdem gebe ich nicht bei den ersten Schwierigkeiten auf, sondern beiße mich durch - es kann ja nur besser werden.
Michael: Da ich mein bisheriges Leben nicht gerade auf dem Sofa verbracht habe und mich  natürlich jetzt für diesen Wettbewerb auch noch mal speziell vorbereitet habe, denke ich, dass ich ganz gut gewappnet bin. Ein Vorteil ist sicher auch, dass ich von der letzten Teilnahme weiß, wie es sich anfühlt, wenn man mal 16 Stunden am Stück läuft.
Mental meine ich, dass ich von Haus aus nicht ganz schlecht ausgestattet bin und mich nicht so schnell von irgendwelchen Tiefschlägen aus der Fassung bringen lasse. Natürlich hat man bei der Länge und den Strapazen dieser Veranstaltung immer wieder seine ganz tiefen Phasen, aber da muss man dann versuchen, sich selbst wieder herausziehen oder auch auf die psychologischen Fähigkeiten des Supporters  vertrauen.


Wie habt ihr euch auf diesen Wettkampf vorbereitet? Ist es mit dem Trainieren der körperlichen Fitness und dem fliegerischen Können „getan“ oder steckt noch mehr dahinter?
Peter: Das Training ist eine Seite, aber das alleine reicht nicht aus. Die logistische Seite nimmt genauso viel Zeit in Anspruch. Das beginnt bei der Routenplanung und umfangreichem Studium des Kartenmaterials, das mir zum Glück von Garmin Deutschland zur Verfügung gestellt wird. Dann auch die richtige Kleidung auswählen, die sehr leicht und effektiv sein soll. Zusammen mit Gore Windstopper bin ich auf die Firma Salomon gestoßen, die mich mit superleichten Klamotten ausgestattet hat. Das größte Problem waren aber die Schuhe. Mit meinen derzeitigen Laufschuhen war nicht viel los. Blasen waren das Ergebnis. Auch da hatte Salomon die richtige Idee und aus deren Erfahrungen konnten Sie mir die richtigen Schuhe geben - und was soll ich sagen, bis jetzt hat’ gepasst.
Auch die Schirm- und Gurtzeugwahl ist so ein Thema: leicht ist ja klar, aber der Flieger muss dir taugen. Nach etlichen Tests habe ich mich für den Ozone Mantra2 entschieden, unter diesen Schirm fühle ich mich wohl und kann die Leistung die er bietet auch abrufen. Was das Gurtzeug anbelangt vertraue ich da auf Pierre von SupAir, ich bekomme das Gurtzeug nächste Woche.
Mit einem Freund zusammen habe ich meine Webseite für die Xalps gebaut, das nimmt auch sehr viel Zeit in Anspruch. Ich glaube aber, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir wollen ja tagesaktuell berichten, das muss alles vorbereitet sein, denn während des Rennens ist da keine Zeit mehr. Und es kommen noch ein paar mehr Dinge dazu, die wichtig sind und viel Zeit in Anspruch nehmen, mal sehen ob’s dann so klappt.
Michael: Die körperliche Fitness und ein gewisses fliegerisches Können ist wohl Grundvoraussetzung. Darüber hinaus ist gerade bei diesem Wettbewerb eine Unmenge an organisatorischer Arbeit zu erledigen. Einerseits speziell in Bezug auf den Wettbewerb wie z.B. Routenplanung, Kartenmaterial, Wetterberichte, Ausrüstung, usw.. Andererseits kommt die `Marketing´ Arbeit dazu, die nicht zu unterschätzen ist.  Da wir mit sehr vielen Sponsoren zusammenarbeiten und es nicht so ist, dass man einfach alles geschenkt bekommt, muss man auch dort einiges an Gegenleistung erbringen (siehe auch www.naturwild.de). Dafür habe ich glücklicherweise in meinem Supporter Christian einen perfekten Mann, der sich um all diese Geschichten kümmert und ich mich weitestgehend auf meinen Part konzentrieren kann.


Was wird euch eurer Einschätzung nach die größten Probleme bereiten? Welches Wetter kommt euren Stärken am ehesten entgegen, welche Witterungsverhältnisse wünschst ihr euch am wenigsten?
Peter: Müdigkeit, das ist ein so lähmender Zustand und man übersieht wichtige Dinge oder trifft falsche Entscheidungen. Solange das Wetter zum Fliegen taugt, ist mir alles recht. Am wenigsten wünsche ich mir so grenzwertige Wettersituationen, bei denen nur die mit dem größten Wahnsinn in die Luft gehen.
Michael: Bei diesem Rennen ist es schwierig, das `größte´ Problem zu bestimmen, da es einfach so viele Unbekannte gibt. Mit am schwierigsten ist es erfahrungsgemäß den jeweils folgenden Tag richtig einzuschätzen, soll man auf einen Berg, lohnt es sich zu fliegen, oder bleibt man gleich im Tal?  Streckentechnisch denke ich, dass die Dolomiten wohl für einige Überraschungen sorgen werden, sowohl wegen der Route, als auch wegen der Bedingungen. Genauso schwierig wird es dann wohl auch in Frankreich werden.
Ich denke mal, dass ich bei wechselhaften Bedingungen die besten Karten hab, gut fliegen und dazwischen immer mal wieder einen schönen Spaziergang…


Wie wichtig sind eure Supporter für euch? Was seht ihr als deren wichtigste Aufgaben?
Peter: Martin ist die Schnittstelle für alle Informationen. Er muss filtern, was zu mir kommt, um entsprechend taktische Entscheidungen treffen zu können. Außerdem lege ich auf seine Einschätzungen großen Wert. Wenn nichts mehr geht, muss er mich aufmuntern, sollte ich zu frech werden, muss er mich bremsen. Außerdem sollte er immer gute Laune haben, sonst wird’s fad
Das mit dem Kochen müssen wir noch üben.
Michael: Viel wird es auch am Supporter liegen, wie der Wettbewerb läuft. Zusätzlich zu seinen ganzen Aufgaben kommt dazu, dass er  mit den dann manchmal merkwürdigen Launen meinerseits auskommen muss.  Es ist für uns beide ein absoluter Grenzgang, beide müssen wir mit extrem wenig Schlaf auskommen und beide, etwas mehr noch bei mir, haben wir mit der totalen körperlichen Erschöpfung zu kämpfen. Trotzdem sollte er immer ´gutgelaunt´ für mich da sein. Viel wird dabei sicher auch vom persönlichen Verhältnis abhängen wie gut diese Geschichte verläuft.

 

Vielen Dank für das Interview, wir wünschen Euch für den kommenden Wettbewerb viel Erfolg

 

Richard Brandl