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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Morgendlicher Anruf bei Jana
Foto: Red Bull
Foto: Red Bull
Heiße Höschen auch bei den X-Alps

21.7.03 Jetzt wird's hart!

Bereits in der Nacht lässt das schwere Gewitter mit starkem Regen die Aussicht auf einen guten Flugtag schwinden. Dafür können wir uns so richtig Zeit beim Frühstücken lassen. Dann muss der Hans nochmal mit der Gondel runter, um die Regenklamotten von Gore Tex zu bringen. Um 11 Uhr startet Hans am Startplatz neben der Gondel raus und säuft ab. Ich warte noch etwas und lande dann aber unmittelbar wieder am vorderen Startplatz ein. Der geplante Termin mit Guido, der mit dem Heli zum Filmen kommen sollte, wird abgesagt. Inzwischen warte ich auf blaue Lücken in der Wolkendecke. Gerade einmal 10 min scheint die Sonne in den Hang als schon wieder eine Wolkenschicht von Nordwesten hereindrückt- schnell raus jetzt, besser wird's nicht mehr heute. Ich kann Höhe gutmachen, verliere aber dabei mein Vario und fliege zwischen den Wolkenfetzen rüber nach Brischeru - ich lande am vordersten Eck des Kessels oben ein, als eine tiefe Wolkenwand von Westen hereindrückt. Kurz nach der Landung ruft Hans aufgeregt an und meldet stürmische Böen bei Brig - ich beruhige ihn und mache mich zu Fuß auf den Weg zu den kleinen Hütten von Brischeru. Perfektes Timing, gerade als ich um Unterschlupf bei einer Schweizerin in der Hütte bitte, geht draußen schon wieder die Welt unter. Ich werde mit bestem Käse und Schinken versorgt und sie kocht sogar noch einen frischen Kaffee für mich. Nach einer Stunde ist der Spuk wieder vorbei und ich verabschiede mich. Den Hans schicke ich in die Stadt, mit der Bitte um einen Walkman und einer Best of AC/DC-Kassette, während ich losmaschiere. Beim Aufstieg zum Westgrat des Gredetschtals treffe ich eine folgenschwere Fehlentscheidung. Um die immer nasser werdenden Füße zu schonen, starte ich wissentlich aus dem Lee in die Ostseite. Der Start scheint problemlos, aber bereits kurz danach falle ich in die berüchtigten Luftlöcher. Wie ein Hampelmann muss ich am Schirm ziehen, um ihn offen zu halten und einzig die Senkrechte Felswand gibt mir ein paar Meter mehr Luft unterm Hintern, als ich ins Leere falle. Erst kurz oberhalb von Brig beruhigt sich die Hexenküche wieder und ich fliege wie ein geprügelter Hund wieder Richtung Westen. Regenfahnen hängen herab und ich lande kurz vor Visp neben einer großen Überführung. Sofort lege ich den nassen Schirm unter die Brücke und versuche mit meinem T-Shirt die Kappe zu trocknen. Nach dem Schauer bereite ich mich für einen größeren Fußmarsch vor. Der Weg durchs Rhonetal ist endlos, wie schön wäre es, sich einfach mit dem Boot den Fluss entlang treiben zu lassen, aber das wurde noch kurz vor dem Rennen verboten. Nach 3 Stunden nutze ich ein kurzes Sonnenloch, um den Schirm zu trocknen, danach laufe ich erleichtert weiter. Als es dunkel wird, zeigen die Wolken die erwartete Kaltfront an - Zeit, sich wasserdicht anzuziehen und den Walkman mit der passenden Kapelle zu aktivieren. Vor 6 Jahren hatte ich die Jungs in Sydney life erlebt und die Stimmung war großartig, mit Hells Bells tauche ich in die Front und wanke vom Sturm gebeutelt  zwischen den Blitzen und dem dröhnenden Bass des Gewitters die Landstrasse entlang. Der Fernverkehr sorgt für akrobatische Tanzeinlagen wie side step in den Randstreifen mit anschließender Unterbodenwäsche.

Gegen 1Uhr morgens beruhigt sich das Wetter, auch die Landstrasse gehört

wieder mir ganz alleine und die Sterne funkeln zwischen den abziehenden Wolken. Gegen 3 Uhr lege ich mich aufs Ohr.

Hans:

Nach dem Start verliere ich gleich mal 50 Höhenmeter und kralle mich an einen Wolkenfetzen ein. Ich sehe Boxi am drüberen Startplatz Kühboden einlanden und flieg hinüber. Unterhalb angekommen schnüffle ich solange nach Thermik bis ich in den Talauswärtswind komme der mich nicht einmal an den Landeplatz fliegen lässt.

Boxi will mich nochmal heraufschicken, um ihm seine Regenhose zu bringen, weil ich ihm in der Eile zwischen Tal- und Bergfahrt zwei Regenjacken mithochgebracht habe. Auf dem Fußmarsch zurück zum Bus  treffe ich Papa Herfurt und wechsle in der Eile nur ein paar Worte mit ihm.

 Zum Glück wird's im Westen etwas schwärzer, so dass Boxi startet und mir das nervige Bahnfahren erspart bleibt. Ich fahre nach Brig, um einzukaufen. Natürlich ist gerade Mittagspause. So halte ich Ausschau nach Boxis Boomerang, dem Wetter und dem Talwind. Endlich haben die Geschäfte offen, Boxi sitzt  auf der Alm und es schüttet. Kaum hat man nach einer Stunde fragen Ösen und Batterien gekauft und geht erleichtert zum Auto, ruft Boxi an und will Walkman, AC/DC Kassette und eventuelle Warnung von  Talwindböen und die Batterien braucht er nicht mehr, weil er das Vario verloren hat. Was will er denn noch alles? Immerhin im 3. Plattenladen fand ich noch eine AC/DC Kassette, von welcher der Ladenbesitzer schon gar nichts mehr wusste.

Zum erstenmal räume ich den ganzen Bus aus, um mehr Platz und ein System in das Chaos zu bringen. Boxi hat seine Sachen immer irgendwo  fallen lassen. Zum Glück haben wir ein gutes Gedächtnis, so dass wir nie lang suchen mussten.

Während Boxis Nachtmarsch durch die Gewitter koche ich und da das Futter um 5 Minuten noch nicht fertig ist, hatscht er weiter. So gibt's für ihn noch Essen auf Räder.