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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Aufstieg zum Start
Foto: Red Bull
Boxi beim Thermikschnüffeln
Foto: Red Bull
Hans hält alles für die X-Alps Homepage fest
Foto: Red Bull
grün: Kaspar Henny, blau: Walter Holzmüller, hellblau: Buhara Arif Kemal, rot: Boxi
Boxis Route

16.7.03 Drama im Pinzgau

Der Aufstieg in der morgendlichen Hitze wird durch die schattenspendenden Bäume der Wildkogel Ostseite etwas erleichtert. Ich treffe Kim Czismazia, Freundin und Supporterin von Will Gadd, die über die Organisation per Telefon herauszufinden versucht, wo der Kanadier herumirrt - weit kann er laut GPS-Daten nicht sein. Es ist eine freundliche Begegnung ohne Konkurrenzdenken, die Stimmung unter den Teilnehmer  ist ausgesprochen gut und so erkundigen wir uns nach dem Wohlbefinden und wünschen uns viel Glück und natürlich freuen wir uns auf ein Wiedersehen in Monaco.

Oben am Wildkogel angekommen, kommt Hans mit Wasserballast, Brotzeit und seiner Flugausrüstung vom Lift herübergeschnauft- fix und fertig schaut er aus, dabei konnte er sich, im Gegensatz zu mir den Luxus der Wildkogelbahn leisten, dafür hatte er fast 30 kg zu schleppen. Sein Cap verliert er beim Wasserschöpfen am Speichersees am Wildkogel.

Wir versuchen gleichzeitig vor einer Abschattung gegen 12 Uhr 30 zu starten, was uns aber irgendwie nicht sofort gelingt, und so sind wir gezwungen etwas zu warten. Es sieht vom Wetter her eigentlich gut aus heute, aber als wir gegen 1 Uhr rausstarten, hilft auch kein Fluchen während des Abtauchens - verbittert lande ich 300 m über Neukirchen in einer Almwiese - der Frust ist so groß, das ich nicht einmal den Helm wegschleudern mag. Hans erfüllt seine Pflicht als Supporter, trennt sich von seinem Nullschieber über der Mittelstation und kommt zu mir runter.

Viel sprechen wir nicht miteinander, dass wir wieder rauf müssen ist uns beiden  klar. Ein Bergbauer oberhalb meint, wir könnten ihm doch ein wenig bei der Heuernte helfen und als ich ihm antworte, dass ich eigentlich nach Monaco möchte, wird mir klar, wie gegensätzlich unsere Interessen doch sind. So erstaunt es mich um so mehr, als er in seinen Jeep steigt und uns auffordert, einzusteigen. Leider kann ich das Angebot nicht annehmen, aber für Hans ist es eine willkommene Hilfe. Ich sprinte wieder den Berg hoch, um nicht zu viel Zeit zu verlieren.

Oben angekommen, versuche ich erneut mein Glück und kann es wiederum kaum fassen - es geht nur runter. Verzweifelt fliege ich übers Tal auf die Nordhänge zu und finde mich in einem Nuller 200m über Grund. Fast schon abwesend kreise ich eine Stunde lang über dem Grat und entschließe mich letztendlich, das leere Wartezimmer zu verlassen. Ich versuche auf die nächste Prallwand zu fliehen. Dort kann ich zwar wieder aufsoaren, aber bei Krimml befinde ich mich bereits wieder am Boden. Fassungslos packe ich mein Zeug zusammen, lege alle überflüssige Ausrüstung für Hans hinter eine Leitplanke an der Gerlosstrasse, und gebe Hans Bescheid, dass ich zu Fuß über den Gerlos gehen werde. Ich sehe einen Schirm mit dem X-alps Branding gegen 4 Uhr vom Wildkogel kommen, der Walter, wie ich später erfahre. Er konnte an diesem Tag noch bis kurz vor Innsbruck fliegen.

An der Passhöhe entscheide ich mich 400 hm den Hang links aufzusteigen, um nicht bergab gehen zu müssen, da jetzt die Füße auch anfangen, Blasen zu kriegen. Die angekündigte Kaltfront lässt sich nicht verleugnen und so beobachte ich das Wetter und warte eine halbe Stunde. Der anschließende Gleitflug über fünf Kilometer war das Risiko in keinster Weise wert, trotzdem bin ich froh, diese Abkürzung genommen zu haben. Die Füße schmerzen wie die Hölle und als es zu regnen beginnt, beende ich bereits um 9 Uhr den frustrierenden Wettkampftag. Von Jana, meiner Frau, erfahre ich, dass Käschpi die Schweizer Grenze passiert hat, d.h. er ist ca. zwei Tage voraus- na gut Nacht denn. Gegen 11 Uhr besucht mich Jana, sie versorgt meine geschundenen Füße und bringt spezielle Diabetikereinlagen (für offene Füße) mit.

Hans:

An diesem Tag denke ich daran Boxi zu sagen, dass er lieber aufgeben sollte, damit er sich nicht weiterhin so blamiert. Vom Streckenfliegen hat man heute, an einem relativ guten Tag, kaum etwas vom Boxi gesehen. In den letzten beiden Tagen hat Boxi viel Glück gehabt, dass ihm nichts passiert ist.