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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Junior Fun Cup 2003 - gemeinsam mit Spaß zu mehr Sicherheit!

Bilder zum Junior Fun Cup findet Ihr unter http://www.dhv-jugend.de/bilder/funcup.htm

Nach dem Auftakt youth goes Bezau im Mai, der trotz Wetterpech als voller Erfolg zu verbuchen war, stand Anfang August mit dem Junior Fun Cup in Greifenburg der zweite große Event der DHV-Jugend auf dem Programm. 35 junge Pilotinnen und Piloten aus ganz Deutschland trudelten schließlich am Samstag, dem 2. August in Greifenburg ein, um gemeinsam viel fliegen zu gehen, andere junge Flieger kennenzulernen und sich selbst in Theorie und Praxis fliegerisch weiter zu entwickeln.

Als Erfolg zu werten ist der Ansatz der DHV-Jugend, Drachen- und Gleitschirmflieger zusammen zu diesem Event einzuladen, wenn sich auch diesmal (nur) zwei Jungs und zwei Mädels mit ihrem Drachen auf den Weg nach Kärnten gemacht hatten.

Auf Betreuerseite standen bereit: Andy Kohn, vielen bekannt als Initiator der Webseite schlechtflieger.de, der seinem Spitznamen aber keine Ehre macht, dafür als Student der Luft- und Raumfahrt umfassende theoretische Kenntnisse in die Waagschale wirft und Tobias Schreiner, Mitarbeiter der DHV-Jugend und in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge Gewinner der Juniorenwertung der deutschen Streckenflugmeisterschaft.

Eine besondere Bereicherung erhielt der Fun Cup durch den ehrenamtlichen Einsatz von Stefan Hörmann, der regelmäßig auf lahmeente.de und im DHV-Forum seine Wetterprognosen für uns Flieger bereitstellt. Stefan stand bereitwillig jeden Morgen als erster auf, schlug sich mit mangelhafter Technik herum und schaffte es trotzdem, uns jeden Tag pünktlich um viertel nach neun mit einem detaillierten Wetterbericht für unsere Region zu versorgen, der einen Kachelmann vor Neid erblassen ließe. Außerdem beantwortete er auch außerhalb der Meteo-Briefings geduldig alle wetterspezifischen Fragen der Teilnehmer, trug mit seinen Kenntnissen zum Gelingen der allabendlichen Besprechungen des Flugtages bei und kommentierte eifrig die zu beobachtenden Wetterphänomene - doch dazu später mehr.

Der Sonntag, offizieller Beginn des Fun Cups, begrüßte uns mit Kaiserwetter. Für die Piloten begann der Tag mit einer ausführlichen Landeplatz- und Gebietseinweisung. Einige der Teilnehmer waren noch nie im Gebirge geflogen, so dass zunächst am Landeplatz und später am Startplatz eine Erläuterung der Talwindsysteme und der Besonderheiten alpinen Fliegens obligatorisch war. Um niemanden zu überfordern, stand als Flugaufgabe für diesen Tag "Allgemeines Einfliegen und das Gebiet kennenlernen" auf dem Programm. Abends, nachdem alle Teilnehmer glücklich gelandet waren und sich im Badesee die verdiente Abkühlung verschafft hatten, fiel der Startschuss zur gemeinsamen Eröffungsparty. Der DHV-Jugend, unterstützt durch viele ehrenamtliche Helfer und das Campingplatz-Team um Franz Mandl, gelang es, eine Party zu organisieren, die sichtlich nach dem Geschmack der Junior- und Ladies-Challenge-, sowie der Fun Cup-Piloten war. DJ "TJ", extra angereist aus dem Berchtesgadener Land heizte den Gästen bis ein Uhr morgens ein. Herzlichen Dank an die freiwilligen Helfer, die im Anschluss noch geholfen haben, das Chaos zu beseitigen!

Das heiße Sommerwetter, das den Fiesch-Reisenden Basishöhen um die 5000m bescherte, bestimmte unser Programm an den beiden Folgetagen: "Perfekt Zentrieren" hieß das erklärte Ziel. Das System ist so simpel wie erfolgreich: Einer von uns markierte so lange die ersten 300m des Startbartes, bis möglichst viele Teilnehmer es an die Basis geschafft hatten. Durch ständigen Funkkontakt mit dem Piloten in der Luft, wie auch zum Betreuer am Boden, gelang es, dass fast jeder an diesen beiden Tagen den Startplatz mal aus der Vogelperspektive gesehen hat.

Abends versuchten wir in der Theorieeinheit "Perfekt Aufmörteln" das Gelernte zu festigen, und mit theoretischen Background mehr aus dem Erlebten herauszuholen. Anhand von Modellbergen und -bärten verschafften sich die Teilnehmer das nötige Basiswissen für die kommenden Tage.

Für die Fortgeschrittenen bestand auch die Möglichkeit, sich einmal an einer Toplandung zu versuchen. Nachdem einer von uns Betreuern gelandet war, das Landefeld gecheckt und für gut befunden hatte und mit Funk bereitstand, konnte es schon losgehen. Dass schließlich aber ein Dutzend Leute die Landung auf dem Gipfel erfolgreich und sicher geschafft hatten, verblüffte selbst uns ein wenig.

Nach drei hervorragenden, sehr heißen Flugtagen in Folge mit wenig Wind, hoher Basis und sehr guten Steigwerten, sorgte an den Folgetagen weniger das Fliegen, als mehr das Wetter selbst für interessante und spannende Erfahrungen. Prognostizierten wir beim täglichen Briefing am Startplatz gegen viertel nach elf noch ein zwar kurzes, aber doch sicheres Fenster für einen schönen Flug, machten uns zunächst die sich türmenden Wolken und kurz darauf das dezent näher rückendeDonnergrollen doch klar, dass an diesem Tag am Startplatz mehr zu lernen sein würde, als in der Luft. Dank der neuen Hütte am Weststart waren wir dann auch großteils im Trockenen, als die Gewitterzelle sich direkt über uns entlud - ein Erlebnis der besonderen Art.

Auch in den Folgetagen hatten wir mit schnell aufziehenden Überentwicklungen zu kämpfen, die nur kurze Flüge möglich machten. Immer interessanter wurden dafür die Ausführungen unseres Wetter-Spezialisten Stefan zum Erlebten.

Spontan entschlossen sich einige der FunCupper, die die kluge Entscheidung getroffen hatten, bei der hohen Labilität einen Ruhetag einzulegen, ein Beach-Volleyball-Turnier für alle auf die Beine zu stellen. Gesagt, getan, und so wurde bis in die Abendstunden hinein gebaggert, gepritscht und geschmettert. Die großzügige Bierspende von Geburtstagskind Andy sorgte dafür, dass das Finale deutlich an Unterhaltungswert gewann...

DHV-Vorsitzender Charlie Jöst hatte es sich auch dieses Jahr nicht nehmen lassen, die Junior- und Ladies-Challenge und den Fun Cup persönlich zu besuchen und in seinem Gepäck befand sich auch heuer wieder reichlich Filmmaterial für einen abwechslungsreichen und äußerst kurzweiligen Filmeabend. Dass Charlie auch ein Herz für die Kleinen hat, bewies er mit einem "Familien-Filmeabend" am Folgetag, der sich nicht nur beim ganz kleinen Nachwuchs großer Beliebtheit erfreute. Außerdem hatte Charlie freilich seine Kamera im Gepäck und war eifrig beschäftigt, neues Material zu sammeln, genauso wie im Übrigen die Schlechtfilmer-Crew um Markus Gesierich (bekannt aus Filmen wie z.B. "Starten, Steuern, Beten"), der sich von Ronny Sarholz bis zum bitteren Ende im Tandem herumschaukeln ließ, ständig mit der Kamera live am Geschehen war.

Das Video wird es übrigens in Kürze auf der DHV-Jugend-Seite zum Download geben!

Verbandsarzt Ecki Schröter machte sich Donnerstag abend auf den Weg nach Greifenburg, um allen anwesenden Piloten in Sachen "Erste Hilfe" Nachhilfe zu erteilen. Auch auf die besonderen Gefahren beim Drachen- und Gleitschirmfliegen aus medizinischer Sicht ging Ecki ein und stieß dabei bei seiner Zuhörerschaft auf reges Interesse; das Zelt war zum Bersten gefüllt und viele nutzten auch nach dem Vortrag noch die Gelegenheit, Fragen zu stellen und kompetent Auskunft zu erhalten. Ein herzliches Dankeschön dafür, besonders, weil Ecki keinen Urlaub hatte, sondern sich gleich nach seinem Vortrag wieder ins Auto setzen musste um pünktlich den Frühdienst im Krankenhaus antreten zu können.

Leider hatten wir an den letzten beiden Tagen kein Wetterglück mehr. Die Verhältnisse waren zwar stabiler geworden, dafür hatte in der Höhe kräftiger Nordwind eingesetzt. So hofften wir am Freitag auf gute Verhältnisse, als plötzlich ein kleiner Dust-Devil das Gras vorm Start hochwirbelte und kurz darauf der Nordwind über den Startplatz pfiff, dass einige der aufgebauten Drachen ohne ihren Besitzer abhoben. Dass daraufhin kein offizielles Fliegen mehr stattfindet, versteht sich für einen "Fun Cup", der ja gerade den Spaß am Fliegen vermitteln will, von selbst.

Nachdem wir den geplante Punktlandebewerb nordwindbedingt absagen mussten (Stefans Ansage von 82 km/h gemessenen Böen sprachen eine deutliche Sprache), wurde es am letzten Vormittag für unsere Mädels und Jungs nochmal ernst. Extrem-Running-Contest oder auf deutsch "in Vierergruppen gegeneinander den Schirm aufziehen und dann im Laufschritt mit offener Kappe eine ca. 100m lange Strecke zurücklegen" war die Aufgabe. Beim Start um acht Uhr morgens stand einigen die Grillparty des Vorabends noch deutlich ins Gesicht geschrieben. Gestartet wurde im K.O.-System wobei sich jeweils die zwei Besten für die nächste Runde qualifizierten. Nach einem spannenden Stechen im Finale stand dann schließlich Till Gudelius als glücklicher Gewinner des von Advance gestifteten Fanjo-Kites fest.

Als es schließlich ans Abschied nehmen ging, hatten die Teilnehmer des Fun Cup für Andy und Tobi noch eine Überraschung parat. Feierlich überreichten sie den beiden ein T-Shirt, auf dem vorne die beiden bei der (Briefings-)Arbeit und auf der Rückseite die gesamte Teilnehmergruppe abgedruckt war. Einige konnten sich schließlich gar nicht voneinander trennen und machten auf ihrer Heimreise gen Norden gemeinsam noch einige der am Weg liegenden Fluggebiete unsicher.

Fazit: Wir glauben, dass wir mit unserem Konzept, die Leute zusammen zu bringen, gemeinsam Fliegen zu gehen, Spaß am Fliegen zu fördern und dabei die Kenntnisse in Theorie und Praxis zu verbessern auf dem richtigen Weg sind. Nur wenn es eine Gemeinschaft der jungen Pilotinnen und Piloten gibt, wird unser Sport auch für (Noch-)Nichtflieger attraktiv. Und so geht es in diesem Sinne weiter beim Walk&Fly 2003 im Xeis.

Tobias Schreiner