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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Die Drachen-Liga zu Gast bei der Österreichischen Staatsmeisterschaft 2002

Die deutschen Ligapiloten sind der Einladung der Österreicher gefolgt und treffen sich an dem langen Pfingstwochenende, in Bramberg am Wildkogel. Hier finden gleichzeitig 4 Wettkämpfe statt: Der (traditionelle)Wildkogelpokal, die Österreichischen Staatsmeisterschaften, die Salzburger Landesmeisterschaften und eben ein Teil der Deutschen Liga. Dann gab es natürlich auch noch die Österreichische und internationale Starrflügler Wertung und eine Internationale Damenwertung. Es sollte eine lange Siegerehrung werden, für leider wetterbedingt nur zwei Wertungsdurchgänge.

Diese beiden Durchgänge haben es allerdings in sich und der Pinzgauer Spaziergang verwandelt sich für zwei Tage in eine Hochgeschwindigkeitsrennstrecke.

Für den Freitag sind die Bedingungen sehr günstig vorhergesagt und das Pilotenkomitee entschliest sich für ein 132,3 km flaches Dreieck. Viel zu kurz wie sich herausstellen sollte.

Der Wildkogelstartplatz liegt am westlichen Ende des Pinzgaus kurz vor dem Gerlospass

in der Nähe der berühmten Krimmler Wasserfälle. Hier wird üblicherweise früh gestartet , weil am Nachmittag gerne mal der sogenannte "Bayrische Wind", ein Nordwind, das Starten erschwert oder unmöglich macht.

Deshalb ist das gesamte Feld auch schon früh in der Luft und es wird nach dem

Airstartverfahren mit nur einer Zeit gestartet. Punkt 13:15 Uhr machen sich die

99 Teilnehmer fast zeitgleich auf den Weg, zur ersten Wende - Richtung Gerlos Paß. Die Passauer Hütte in den Leoganger Steinbergen ist die nächste Boje und wird von den meisten Teilnehmern problemlos umrundet.

Mit Schnittgeschwindigkeiten von über 50 km/h rast ein Großteil der Piloten um die

dritte Wende, das Hundsteinhaus östlich vom Zeller See. Wer dort hoch genug ist und

die Situation rechtzeitig erkennt, kann dann schon in den Endanflug - 43 km.

Die Pinzgauer Kette zwischen der Schmittenhöhe und Wildkogel bietet ein zusammen- hängendes Aufwindband. Wer zu spät seine Geschwindigkeit erhöht, verliert nicht nur wertvolle Minuten, sondern hat dann noch Probleme seinen Drachen in der Mindesthöhe über die Ziellinie zu fliegen. Einige Piloten nutzen absichtlich den Abwind am berüchtigten Paß Turn um Höhe abzubauen.

Erster im Ziel ist der Schweizer Martin Härri auf seinem Litespeed, knapp gefolgt von Manfred Ruhmer. Mit über 62 km/h im Durchschnitt sind die beiden sogar schneller als der beste Starrflügler: kein anderer als der Kössener Lokalmatador Toni Raumauf, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 61,79 km/h.

Was ein Rennen!!!

In der deutschen Liga unterstreicht Bob Baier wieder mal seine Leistung und w Fünfter. Auch Gerald Woll, Thomas Rauch und Semo Schweier gehören zu den schnellen Deutschen.

Am Samstagnachmittag wird die Annäherung einer Störung mit Gewittern erwartet, und man entscheidet sich für eine kurze Aufgabe. Ein 110,4 km FAI - Dreieck mit den Wenden, Wilder Kaiser (Gaudeamushütte) und Schmittenhöhe (Bergstation) stehen auf dem Taskboard. Wieder wird ein Airstart durchgeführt und wieder entwickelt sich der Tag grandios.

Der erste Schenkel führt geradewegs über den Hahnenkamm, vorbei an Kitzbühel ins Kaisergebirge. Kaum Zeit die Ehrfurcht erregende Kulisse der schroffen Felsen des Wilden Kaisers zu geniessen, die Hetzjagdgeht weiter, in Richtung Zell am See. Wer in weniger als 3 m/s kurbelte, verliert wertvolle Zeit.

Auf dem zweiten Schenkel entscheidetd die richtige Route über die Geschwindigkeit. Viele Piloten meiden die direkte Route über das Kitzbühler Horn. Es gilt als thermisch nicht besonders gut. Jedoch einen Einschnitt weiter steht der Viermeter-Bart, die Fahrkarte zurück ins Pinzgau. Von der Schmittenhöhe nach Bramberg ist dann nur noch Geradeausfliegen am Speedlimit angesagt. Toni Raumauf schießt als erster über die Ziellinie, wieder mit über 60km/h im Durchschnitt, vor Wolfram Dunst und Manfred Trimmel.

Manfred Ruhmer fliegt als erster "Flexibler" ins Ziel, gefolgt von Gerolf Heinrichs und Martin Härri, auch in Weltrekord-Geschwindigkeit unterwegs. (Leider nicht nach FAI-Regeln dokumentiert.)

Schnellster Ligapilot ist Bob Baier (Vierter), dicht dahinter Oliver Barthelmes (als Sechster).

Rosi Brams hat Pech mit schlechten Batterien und leider auch kein Backup-GPS und kann daher nicht einmal die erste Wende dokumentieren. Ihr wird hoffentlich trotzdem dieser unglaublich schöne Flug in Erinnerung bleiben.

In der Ligawertung baut Bob Baier seinen Vorsprung weiter aus. Oliver Barthelmes rückt

auf den zweiten Platz vor . Thomas Rauch festigt seinen dritten Rang.

Aufgrund der verregneten Folgetage stand damit auch schon das Endergebnis fest

Manfred Ruhmer gewinnt wieder die Österreichische Staatsmeisterschaft und gleichzeitig den Internationalen Wildkogelpokal. Bei den Starren gewinnt überlegen Toni Raumauf. Der Tiroler ist der Österreichische Hoffnungsträger bei die Starrflügler-WM in den USA.

Corinna Schwiegershausen ist "Beste Dame" im Gesamtfeld und führt gleichzeitig in der Ligawertung.

Oliver Barthelmes

Liga-Ergebnisse nach bisher 6 Durchgängen:

1. Bob Baier 5638 Punkte

2. Oliver Barthelmes 4886 Punkte

3. Thomas Rauch 4607 Punkte

4. Gerald Woll 4542 Punkte

5. Jörg Bajewski 4331 Punkte

6. Klaus Dreyer 4326 Punkte