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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Regina Glas moderiert souverän den Sportlertag.
XComputing - Stefan Ungemach mit Details
Lufträume
Gut gelaunte Teilnehmer
Ferdinand Vogel gibt Tipps zum effizienten XC-Fliegen.
Verblasene Thermik
Abrisspunkt versus Abrisskante
Navigation

XC-Sportlertag 2022

Text Benedikt Liebermeister, Fotos Ewa Korneluk

Der Sportlertag erfüllt zwei Funktionen. Zum ersten die Ehrung der Deutschen Meister im Streckenfliegen von Gleitschirm und Drachen. Zum zweiten ein Event für alle XC-Interessierten, auf dem man die Besten aus den eigenen Reihen feiert und eine Menge Erkenntnisse mit nach Hause nimmt.

Zu den Erkenntnissen

Speed is our limit“ stellte Ferdinand Vogel in den Raum. Er muss es wissen, denn schon früh flog der 31jährige Deutsche Rekorde – 274 km FAI – und ist seit Jahren Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. Damit die Geschwindigkeit angemessen ist und große Strecken ermöglicht, hat er eine Reihe von Tipps parat. Kardinaltugend beim Streckenfliegen ist die Geduld. Jeder Flug hat seine Bastelstelle. Zu erkennen, hier muss ich mich reinhängen, notfalls länger im Nullschieber verharren, bis wieder etwas durchzieht und nicht ungeduldig weiterfliegen, hat schon manchen Rekord gerettet. Viel Gewicht hilft viel, ist nur bedingt richtig. Gerade bei Thermikbeginn und in den Abendstunden kann das Quäntchen Steigen des größeren Schirms entscheidend sein.

Hoch, höher, am höchsten! Da ist was dran, aber die richtig großen Aufgaben lassen sich so nur schwer fliegen. Abrisspunkte fliegt Ferdinand hoch an, Abrisskanten funktionieren auch knapp über Grat. Im Frühjahr steigt Thermik gut von unten raus, die Luft oben ist trocken, doch im Sommer sollte der Pilot hoch bleiben, die Luft oben ist feuchter.

Piloten in der Luft sind hervorragende Thermikmarker. Nach Möglichkeit nicht als erster losfliegen. Fällt der erste regelrecht vom Himmel, rechts oder links von ihm im 30 ° Winkel probieren. Bei markierter Thermik oben draufsetzen, nicht unter dem Schirm ankommen. Vorsicht vor dem Mittagsloch. Entsteht, wenn der Talwind einsetzt, denn er zerfetzt erstmal die Bärte, dauert dann, bis der Thermiknachschub wieder stark genug ist.

Wenn der Wind alles verbläst. Aber wo bläst er die Thermik an den Flanken der Südseiten hin? Ferdinand hat in Bassano die Erfahrung gemacht, oft an die Hangkanten in den hinteren Leebereich. Das bedeutet ein dementsprechend sportliches Aufdrehen.

Wie gleiche ich Nicken aus und nehme Thermik im Geradeausflug am besten mit? Am besten mit dem Beschleuniger arbeiten. Kommt der Schirm nach vorne, langsam lösen, wandert er nach hinten dann mit Gefühl wieder treten. Ferdinand hat bei Nova Versuchsreihen angestellt, wie effektiv Nicken über hintere Ebene und über die Bremse ist. Nicht nur mit Nova-Schirmen. Dabei zeigte sich, dass die Bremse ein Wölbungsprofil erzeugt, das eher leistungsfördernd wirkt. Nicken über die Tragegurte erzeugt schnell einen zu hohen Anstellwinkel und sollte deshalb impulsartig erfolgen.

XComputing, klingt nicht nur anspruchsvoll, ist es auch. Dahinter verbirgt sich Gerätetechnik für den Streckenflug. Stefan Ungemach brachte Licht ins Dunkel. Früher waren die XC-Funktionen der Varios für den Streckenflug überschaubar. Steigen, Höhe, Speed, Windrichtung und die Aufzeichnung. Doch heute fliegen wir mit einem taktischen Flugcomputer, der folgende Funktionen erfüllt: Lufträume, Navigation, Flugverlauf, FAI-Assistent, Thermiklayer/Skyways, Live-Wetter, Schichtenanalyse und OGN/Teamflug.

Allein die Auswahl der aktuellen Hardware lässt einen schwindlig werden. Da wären die All-In-One-Instrumente mit Farbbildschirm wie Skytraxx 3.0/4.0, Naviter Oudie/Hyper, Compass C-Pilot und und und…Dann S/W-Kombivarios mit GPS und Aufzeichnung, z.B. XCTracer maxx/s usw. Dazu kommen externe Sensoren mit Aufzeichnung (Stodeus GPSBip/UltraBiP etc.) und zu guter Letzt GPS-Tracker wie Spot InReach mini/Explorer/Messenger und andere.

Je nach Gerät ist die Darstellung der Lufträume eine andere. Oudie und Skytraxx unterscheiden nach ICAO-Klassen. Relevanz ist für XC-Track ausschlaggebend. In 3D erscheint der Luftraum bei Sys’Evolution.

Beim Skytraxx überdeckt das vollflächige Alarmfenster den kompletten Anzeigenbereich, zum Glück bietet die intuitive Schalt- oder Wischoption schnelle Abhilfe. Wegschalten mit Handschuhen gestaltet sich beim Oudie oder Navigator schwierig.

Punkt für Punkt ging Stefan Ungemach die Vorzüge der taktischen Flugcomputer durch, hatte zu jedem eine fundierte Einschätzung und gab wertvolle Tipps zu Funktion und Handling. 

„Technologie bringt Euch nicht weiter“, sagte er zum Ende, „macht den Streckenflug aber einfacher und effizienter. Dabei ist weniger mehr, denn Technik ist nicht Selbstzweck.“

The winner is....

Zum Höhepunkt des Sportlertages. Die Ehrung der Deutschen Meister 2022 im Streckenfliegen, der Pilotinnen und Piloten, die ein Jahr unermüdlich um den Sieg gekämpft haben. Ein paar Zahlen zu den beeindruckenden Leistungen: 5.493 Piloten reichten 131.367 Flüge ein; davon 2.421 über 100 km und 226 über 200 km. 15 Piloten flogen über 300 km (11 Gleitschirm und 4 Drachen). Das größte FAI gelang Tim Huber mit 305 km von der Grente bei den Gleitschirmen und Jochen Zeyher bei den Drachen mit 309 km vom UL-Flugplatz Forst. Erwähnenswert – Fabian Buhl flog an zwei Tagen hintereinander ein 300er FAI vom Col d’Izoard in insgesamt 23 Stunden. Am weitesten flog Konrad Görg in Brasilien/Balenegro mit 483 km. Flüge außerhalb Europas gehen nicht in die Wertung zur Deutschen Meisterschaft ein.

 Der DHV-Vorsitzende Bernd Böing und Sportvorstand Jonas Böttcher gratulierten, die Sportler zollten gebührend Beifall. Regina Glas führte durchs Programm. Gut vorbereitet hatte sie zu jedem Sportler eine kleine Geschichte parat und bereitete außergewöhnliche Flüge detailliert auf.

Sieger Deutsche Streckenflugmeisterschaft 2022

Deutsche Meister HG flexibel: Roland Wöhrle, Markus Ebenfeld
Deutsche Meister GS overall: Tim Huber, Markus Anders, Christian Schugg
Deutsche Meister HG starr: Reinhard Pöppl, Jochen Zeyher, Markus Baisch
Deutsche Meister GS standard: Markus v. Mallinckrodt, Johannes Jacobi, Eberhard Linckh
Deutsche Meisterinnern HG: Corinna Schwiegershausen, Tina Weikard
Deutsche Flachlandwertung HG: Jochen Zeyher, Roland Wöhrle, Reinhard Pöppl
Deutsche Flachlandwertung GS: Johannes Jakobi, Matthias Wehrle, Markus Henninger
Deutsche Meister Tandem GS: Stefan Lauth
Deutsche Meister GS sport: Werner Schütz, Felix v. Mallinckrodt, Ulrich Scheller
Deutsche Meisterinnen GS: Ramona Eckert, Brigitte Kurbel, Anja Kohlrausch
Deutschlandpokal GS: Johannes Jakobi, Matthias Wehrle, Georg Rauscher
Turmdrachen: Udo Widmayer, Konrad Lüders
Floater HG: Georg Schumacher
Verein HG: Delta Club Bavaria Ruhpolding
1. Bundesliga HG: 1. Wolkenkratzer, 2. Drachen- und Gleitschirmfliegerclub Südschwarzwald, 3. Drachenfliegerverein Spaichingen
2. Bundesliga HG: 1. Luftsportvereinigung Greiling, 2. Deltaclub Wiehengebirge, 3. Drachenflieger Bayr. Rigi
Funcup HG: Konrad Lüders, Winfried Oswald
Junior und Newcomer GS: Christian Schugg
Funcup GS: Daniel Gut, Arndt Becker
1. Bundesliga GS: 1. bodenlos, 2. Drachenfliegerclub Hohenneuffen, 3. DGCW Neidlingen
2. Bundesliga GS: 1. Schrattenbach Flieger, 2. Drachenfliegerclub Ingolstadt, 3. Drachen- und Gleitschirmfliegerclub Südschwarzwald
Verein GS: Hochfelln-Flieger Bergen