Fluggebietsführer von Annecy

Text und Bilder von Kai Ehrenfried

Koordinatenliste und Gleitschirmdoppelsitzer- und Drachentauglichkeit

Val Pellouse
Die Überbleibsel eines alten Skigebietes nutzen heute die Gleitschirm- und Drachenpiloten. Im wahrsten Sinne des Wortes liegt das Fluggebiet abseits der Piste. Von Arvillard folgt man der Zufahrtsstraße in das Val Pellouse. Ein Zwischenstopp wird am Ortsausgang von Le Molliet eingelegt, um sich den Landeplatz in Ruhe einzuprägen. Bitte respektiert, dass der Landeplatz in der Vegetationsphase bis zum ersten Schnitt nicht zur Verfügung steht. Die örtlichen Bauern sind auf das Heu angewiesen. Die glücklichen Kühe und Senner verwandeln die Milch in Tomme de Savoie oder Reblochon. Der Startplatz auf der alten Piste ist riesig, die Thermik durch die Nordwestausrichtung gemach.
Fluginfos: LP: N 45°26´22,79´´ O 6°08´24,33´´ SP: N 45°25´10,13´´ O 6°10´10,61´´ GS-Dosi: sehr gut HG: gut

Allevard
Das alte Bäderstädtchen am Ende des Gelontals hat einen mit etwas Patina behafteten Charme. Ein netter Marktplatz mit verschiedenen Bars verspricht entspanntes Apreflying zu jeder Tageszeit. Drei verschieden ausgerichtete Startplätze stehen zur Verfügung. Am Stausee befinden sich die zwei Landeplätze. Über dem Stausee soll nur mit größerer Höhe geflogen werden, da sonst der örtliche Fluglehrer und das Energieversorgerunternehmen EDF rot sieht! Wasserlandungen kamen leider schon vor. In Allevard gibt es einen Campingplatz, Supermarkt und einige nette Geschäfte in den verwinkelten Gassen der Altstadt.
Fluginfos: LP W: N 45°22´37,35´´ O 6°03´18,07´´   GS-Dosi: sehr gut   HG: relativ kurz, Anflug anspruchsvoll
LP Damm: N 45°23´09,39´´ O 6°04´02,90´´ GS-Dosi: sehr gut
SP NW: N 45°23´40,04 ´´ O 6°06´22,51´´ GS-Dosi: sehr gut
SP SW: N 45°23´29,85´´ O 6°06´53,60´´ GS-Dosi: gut
SP SO: N 45°23´06,26´´ O 6°02´19,17´´ GS-Dosi: sehr gut

St Hilaire
Jeder denkt, warum hier dies weltbekannte Fluggelände erwähnt wird? Es ist der Einstieg bei der Kombination von zwei bis drei Fluggeländen, die bei einem Tagesausflug beflogen werden können. Die Ostkante in St Hilaire liefert an windschwachen Tagen früh Aufwind. Entlang der imposanten Kalkflanken fliegt man nach Lust und Laune Richtung Norden oder Süden. Die steile Drachenrampe erinnert fast an einen Klippenstart. Ist die Sonne über den Zenit gewandert, bieten sich im Anschluss die Fluggelände Allevard, Val Pellouse, Chamaux oder L´Ebaudiaz auf dem Rückweg an den Lac d´Annecy an. Bei schwachem Wind um West lohnt der Weg zum Lac de Aiguebelette. Der Flug entlang der Crete Richtung Norden bis zum Dent du Chat alias Katzenzahn und zurück entlohnen für die zusätzlichen Kilometer.
Fluginfos: LP: N 45°18´07,64´´ O 5°54´22,77´´ SP: N 45°18´24,35´´ O 5°53´15,84´´ GS-Dosi: gut
HG-LP: N 45°18´02,54´´ O 5°54´34,20   HG: Sehr steile Rampe südlich vom Gleitschirmstartplatz

Semnoz
Reicht die Basis auf ca. 2.200 Meter MSL, verspricht der Start am Semnoz einen ungewöhnlichen Einstieg in den letzten Teil der kleinen Seerunde. Der ambitionierte Pilot versucht nach dem Start im Hangaufwind und in der Thermik ca. 400 bis 500 Meter Startüberhöhung herauszufliegen. Mit dieser Höhe macht er sich auf den Weg zum Roc des Boeufs. Gekennzeichnet wird die Kante meist schon durch soarende Piloten, die gerade den Lac de Annecy gequert haben. Der Weiterflug vom Roc des Boeufs nach Doussard zum Hauptlandeplatz erfolgt nach dem Schema der kleinen Seerunde. Steuert der Pilot den Landeplatz vom Fluggelände Semnoz in Viuz la Chiesaz an, findet sich eine Bar im Ort. In dieser kann man sich die Zeit, bis der letzte Fliegerkollege gelandet ist, vertreiben.
Fluginfos: LP: N 45°48´45,66´´ O 6°03´07,08´´ SP: N 45°48´17,22´´ O 6°05´42,28´´ GS-Dosi: gut   HG: Landeplatz steigt an, Hanglandetechnik

Fenetre 7
Von Albertville fährt man im Iseretal ein paar Kilometer Richtung Süden. Der Startplatz liegt an der südwestlich ausgerichteten Hangflanke auf der linken Seite. Ideale Wetterbedingungen findet der Pilot bei geringem Südwestwind und schwachen thermische Verhältnissen vor. Ist die Thermik stark, spürt man dies am Startplatz noch nicht, die Landung wird aber durch den starken Talwind anspruchsvoll. Das Hitzetief der hohen Berge um Bourg St. Maurice saugt dann kräftig. Am Startplatz ist man meist alleine, der Großteil der Pilotenschar hängt am Lac de Annecy in der Luft. Die Pizzeria direkt am Landeplatz tut ihr Übriges zur Sache.
Fluginfos: LP: N 45°39´01,55´´ O 6°26´´24,97´´ SP: N 45°39´01,55´´ O 6°28´02,89´´ GS-Dosi: befriedigend HG: gut

Le Grand Bornand
Circa eine Stunde Fahrzeit braucht man vom Südende des Lac de Annecy nach Le Grand Bornand. Die Seilbahn bietet günstige Tagestickets und man ist mit einmal Umsteigen recht flott am Startplatz. Oben am Gipfel des Mont Lachat ist die Aussicht auf die etwas östlich gelegene Arraviskette genial. Schwache Südlagen stellen ideale Wetterbedingungen dar. Nordwind mag das Fluggelände nicht. Die Thermik am Mont Lachat ist zuverlässig, so dass nachmittags zur Nordwestseite der Arraviskette gequert werden kann. Bitte beachtet das unscheinbare Stahlseil seitlich am Landeplatz bei der Seilbahn!
Fluginfos: SP: N 45°57´33,69´´ O 6°28´35,78´´ GS-Dosi: befriedigend HG: Kein Transport möglich
LP Nähe Seilbahn: N 45°56´27,35´´ O 6°25´56,70´´ GS-Dosi: Kabel!
LP im Talverlauf: N 45°56´08,32´´ O 6°27´40,61´´

Sambuy
2017 wurde der enge Startplatz grundsaniert. Entstanden ist ein optimal geneigter Startplatz, an dem jeder Pilot die Startlehrmeinung des DHVs ausleben kann. Die Seilbahn fährt recht gemütlich nach oben und hat wie in Le Grand Bornand günstige Tagestarife. Oben erwartet den Pilot eine grandiose Aussicht über die Savoier Alpen. Selten sind mehr als fünf Piloten am Startplatz, so dass es am Sambuy sehr entspannt zugeht. Der kleine Kiosk am Startplatz bietet einige Snacks und Getränke….Entschleunigung ist angesagt. Ein besonderes Erlebnis hatten wir in der Gruppe bei einem Gleitflug über den Col de Thamie bis in das Iseretal. Ein erfahrener Pilot fliegt vor und schaut nach seinen nachfliegenden Entchen. Landemöglichkeiten gibt es vor dem Col de Thamie reichlich.
Fluginfos: LP: N 45°43´25,29´´ O 6°17´56,41´´ SP: N 45°42´15,32´´ O 6°16´25,59´´ GS-Dosi: befriedigend HG: Transport nicht möglich

Marlens
Ein Katzensprung von Doussard entfernt ist das nach Süden ausgerichtete Fluggelände am Col de Epinne. Das Gelände eignet sich besonders vormittags bis mittags und produziert zuverlässig Hangaufwind, der thermisch durchsetzt ist. Der Startplatz ist etwas eng und steil. Gegenseitige Hilfe trägt zum reibungslosen Startablauf bei. Am Landeplatz betreibt Patrick Berod einen kleinen Fliegershop mit angegliedertem Restaurant und Café. Nach dem Essen sind dann als Dessert die Nachmittagsfluggebiete Bisanne Nord, Fenetre 7, L´Ebaudiaz, Chamaux, Val Pellouse oder Allevard angesagt.
Fluginfos: LP: N 45°45´45,78´´ O 6°20´29,15´´ SP: N 45°46´38,44´´ O 6°20´21,76 GS-Dosi: weniger gut HG: schlecht

Signal de Bisanne
Der Ausflug zum Signal de Bisanne sollte bei Kaiserwetter unternommen werden. Der Wind muss natürlich passen. Hoch über dem Städtchen Ugine ist der Ausblick auf den Mont Blanc überwältigend. Die Arraviskette liegt nordwestlich. Das Fluggelände in Marlens kommt dem Pilot aus 1.800 Meter winzig vor. Zwei Start-und Landeplätze stehen für Süd-und Nordwind zur Verfügung. Will man eine Pause einlegen, bietet sich Beauford mit einigen Cafés an. Mein Tipp ist die Patisserie gegenüber vom großen Parkplatz. Fliegt man abends vom Nordstart in das Tal bei Ugine, stehen 1.500 Meter zum Abgleiten zur Verfügung.
Fluginfos: Bisanne Süd LP: N 45°43´17,11´´ O 6°33´11,47´´ SP: N 45°44´49,95´´ O 6°30´26,17´´ GS-Dosi: sehr gut HG: sehr gut
Bisanne Nord LP: N 45°43´42,31´´ O 6°25´07,29´´ SP: N 45°44´49,85´´ O 6°30´16,17´´ GS-Dosi: sehr gut HG: sehr gut

Montlambert
Das Fluggelände mit dem Marterpfahl heißt es oft im deutschen Sprachgebrauch. In Montlambert kann durch die Südausrichtung schon früh gestartet werden. Bis zu einem gewissen Grad ist das Fluggelände gegen Nordwind abgeschirmt. Vor ca. 4 Jahren wurde ein Parkplatz vor dem Dorf für die Piloten angelegt, um das Konfliktpotential mit den Anwohnern zu entschärfen. Der Club der fliegenden Indianer bittet die Piloten um Landedisziplin. Im September sind Einschränkungen beim Flugbetrieb durch die Jagd am Wochenende hinzunehmen. Montlambert dient auch als Einstieg für Flüge Richtung Chamonix. Als Zwischenstopp zum nächsten Fluggelände bietet sich der Sprung ins kalte Wasser am Lac de Carouge an. Dort findet der durstige Pilot ein nettes Strand Café.
Fluginfos: LP: N 45°32´28,71´´ O 6°07´03,40´´ SP: N 45°33´11,50´´ O 6°06´16,58 GS-Dosi: gut HG: schlecht, da weit zum Tragen und kurzer Landeplatz

Chamoux
Mit etwas Glück gelingt der Sprung von Montlambert mit Thermikunterstützung über der Ebene zum gegenüberliegenden Fluggelände Chamoux. Der neu angelegte Parkplatz gegenüber vom Landeplatz weist sogar einen Bereich für biwakierende Gäste aus. In Chamoux ist die Thermik eher schwach und überschaubar. Deshalb findet sich die eine oder andere Flugschule dort mit ihren Schülern ein. Man fliegt im Hangaufwind entlang der langen Hangflanke Richtung Landeplatz. Bei labilen Wetterlagen kann in Chamoux oft noch geflogen werden, wenn in den umliegenden Fluggeländen die Wolken schon deutlich nach oben quellen. Chamoux ist ein nettes Dörfchen mit einer Boulangerie und einer alten französischen Bar. Der Start- und Landeplatz ist für Drachenpiloten sehr gut geeignet.
Fluginfos: LP: N 45°32´26.01´´ O 6°12´51,38´´ SP: N 45°31´46,39´´ O 6°15´09.09´´ GS-Dosi: sehr gut HG: sehr gut

Col de Sapenay
Am Nordende des Lac de Bourget befindet sich das Fluggelände am Col de Sapenay. Scheint die Sonne, liefert die nach Westen ausgerichtete Kalkkante verlässlichen Aufwind. Die eingelagerte Thermik darf leider nicht bis in unendliche Höhen ausgekurbelt werden. Es besteht im Fluggelände eine Höhenstaffelung, die nach Süden hin immer niederer wird. Der Grund dazu ist der Flugplatz in Chambery. Das Fluggelände ist durch den riesigen Landeplatz für Drachenpiloten besonders attraktiv.
Fluginfos: LP: N 45°49´41,21´´ O 5°49´46,53´´ SP: N 45°49´19,85´´ O 5°51´59,06´´ GS-Dosi: gut HG: sehr gut

Lac de Aiguebelette
Das Wasser des Sees hat die gleiche Farbe wie der Lac de Annecy. Der Flugbetrieb verteilt sich an der langen Hangkante Richtung Norden. Schwache Wetterlagen um West sind die idealen Voraussetzungen, um dem Fluggelände einen Besuch abzustatten. Ausflüge in die vorgelagerte Ebene sind von der Kante aus gut machbar. Sowohl nach Süden, als auch nach Norden gibt es Luftraumbeschränkungen. Die anfliegenden Jets sind dort je nach Windverhältnissen im Queranflug zum Flugplatz in Chambery. Der Landeplatz hat für den Naturschutz eine gewisse Bedeutung. Nach der Landung wird der Schirm in der ausgewiesenen „Zone de Pilage“ (Abbauplatz) eingepackt. Am nahen See befindet sich eine kleine Strandkneipe. Der Café au Lait kann mit einem Sprung ins Wasser kombiniert werden.
Fluginfos: LP: N 45°34´35,17´´ O 5°48´02,46´´ SP: N 45°36´07,71´´ O 5°48´26,34´´ GS-Dosi: gut HG: schlecht, da Hindernisse am Landeplatz

Montagne du Sulens
100 Meter Startüberhöhung im Fluggelände von Marlens reichen, um die etwas nördlich gelegene riesige Graskuppe zu bestaunen. Nach mitunter vielen Autokilometern ist an schwachwindigen Tagen Walk and Fly am Sulens angesagt. Am Gipfel kann in fast alle Windrichtungen gestartet werden, was das Fluggelände für Wanderausflüge mit dem Gleitschirm so beliebt macht. Vom Tal sind es satte 800 Höhenmeter, die es nach oben zu laufen gilt. Die Mitnahme von Wasser und etwas zu Essen ist ratsam, Einkehrmöglichkeiten gibt es leider keine.
Fluginfos: LP: N 45°49´18,91´´ O 6°20´01,54´´ SP: N 45°49´15,12´´ O 6°21´53,92´´ GS-Dosi: gut HG: nein, da walk and fly

L´Ebaudiaz
Für mich persönlich eines der schönsten Gelände in den Savoier Alpen. 1.300 Höhenmeter stehen dem Piloten zur Verfügung. Vor 14 bis 15 Uhr braucht man nicht am Startplatz zu sein, sagen die Buschtrommeln der Locals. Eine gute Wetterkenntnis ist für das Fluggelände von großem Vorteil, da die Auffahrt 17 km bergauf führt. Bitte meidet den An- und Abflug vom Flugplatz Albertville, die PPL-Piloten sind euch dafür dankbar. Oberhalb der Baumgrenze verbringt ein Bauer den Sommer mit seinen 150 Milchziegen. Der Besuch im Käsekeller der Ferme ist Pflichtprogramm beim Besuch in L´Ebaudiaz. Frischer Ziegenkäse, Baguette und ein Glas Vin de Savoi nach der Landung, was will man mehr?
Fluginfos: LP: N 45°39´40,00´´ O 6°21´57,00´´ SP: N 45°36´22,48´´ O 6°22´47,68´´ GS-Dosi: gut HG: Landeplatz zu klein, siehe Alternativlandeplatz
Alternativlandeplatz HG: N 45°38´01,87´´ O 6°20´58,27´´ Achtung: Vor Benutzung Bauer gegenüber fragen