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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

USA-Nationals Quest Air 2019 - Florida

Airtribune/Blog/Ergebnisse

Berichte von den Pre-Worlds in Quest/Florida (13. - 20. April 2019)


27. April 2019 - 101 km assigned area task!
Bei 20 km/h Südostwind bot der heutige Tag ein paar Besonderheiten im Quest-Wettbewerb. Der neutralisierte Task wurde im Nachhinein doch gewertet, und zwar so, wie die Ursprungsaufgabe des Tages gewesen ist. Also wurden die beiden Piloten, die die Änderung nicht mitbekommen hatten, voll gewertet, und alle anderen hatten halt einen Umweg geflogen. Besser als 0 Punkte für die ganze Arbeit :) Dann wurde heute eine Aufgabe gestellt, die dreimal dieselbe Wende nacheinander mit verschiedenen Radien hat. Nachdem wir „Center“ mit 400m durchflogen, wurden uns offen gelassen, in welche Richtung wir rausfliegen, um den 15km Radius um dieselbe Wende zu erreichen, wonach wir wieder 15km nach „Center“ zurückfliegen mussten, um wieder den 400m Radius zu klicken. Eine Art „Assigned Area Task“, sowie Lukas Etz das schon vor langer Zeit bei unseren Wettbewerben versuchen wollte. Es sollte das Pulkfliegen vermeiden und Piloten kreativen Spielraum lassen.
Allerdings war der Tag heute blau, und es ging die längste Zeit kaum über 1300m hoch - klar, dass man im Pulk wesentlich schneller und sicherer unterwegs ist! Mein Timing war heute so gut, dass ich Glück hatte und mit dem Führungspulk mithalten konnte. Nicht jeden Tag segelt man nach 101km mit 4 Minuten Abstand zum Tagessieger Jonny Durand als 8. über die Ziellinie! Trotz einem Mega-Gegenwind auf den letzten 30km! Keine Ahnung, wie ich da mithalten konnte, trotz meiner geringen Flächenbelastung. Und klar, die letzten acht Kilometer hat es mich hochgerissen ohne Ende, das Steigen hörte einfach nicht mehr auf! Ich habe bestimmt 40 Minuten in Quest gebraucht, bis ich mal sinkende Luft gefunden hab und landen gehen konnte. Luxusprobleme!

Dieser Wettbewerb hat gezeigt, dass die WM im kommenden Jahr sehr gut organisiert sein wird. Es ist unglaublich, was die freiwilligen Helfer alles geleistet haben, und wie viele Leute hier zwei Wochen lang involviert waren, um insgesamt über 150 Piloten in beiden Wettbewerben in die Luft zu bringen! Die neuen Besitzer von Quest, oder „Wilotree Park“, wie es jetzt heisst, geben sich große Mühe, alles zu renovieren und so bequem wie möglich für uns Piloten zu machen. Die Sicherheitsbeauftragten waren für uns Safety Komitee immer ansprechbar und nahmen unsere Bedenken ernst, wenn es um die Windrichtung oder Stärke beim Schlepp ging.
Es ist auch klar, dass es eine Marathon-WM wird, auf die wir uns alle gut vorbereiten müssen. Wir sind 10 von 14 Tagen geflogen, jeder Flug hat mindestens 4 Stunden gedauert. Die Belohnung ist es, wenn man zurück in Quest landet, seinen Drachen an die Leine legt und am nächsten Tag in kürzester Zeit wieder am Start steht - bequemer geht es kaum!

Ich freue mich, wenn wir nächstes Jahr hier mit Starrflügeln, Frauen und Sportklasse einen Event wie 2006 zelebrieren dürfen!

PS: noch ein anderer Bonus, ich war gestern auf dem Titelbild des „Orlando Sentinel“, der größten Tageszeitung von Orlando, mit Flugfoto und schönem Artikel vertreten. Wunderbar, wenn wie so schöne Werbung für unseren Sport machen können!
Viele Grüße aus Quest
Corinna


26. April 2019 -  Ruhetag, Gewitter und böiger Westwind
Dem Protest zum 4. Task wurde stattgegeben und der Tag wird annulliert! Die Organisatoren haben den Fehler gemacht, die Piloten nicht deutlich genug über den eingefügten Wendepunkt zu informieren (es gab kein neues Taskbriefing oder Taskboard am Start), und eine Justierung der Radien im Nachhinein führt zu unfairen Verschiebungen in der Gesamtwertung. Jonny hatte diesen Tag gewonnen, es wird ihn die meisten Punkte kosten.

25. April 2019 - 5. Durchgang -109 km um 4 WP
Der fünfte gute Tag in Folge sah besser aus als alle anderen, denn endlich gab es Wolken! Mit einer Basis von 1600 m kann man deutlich bequemer über das Flachland fliegen. Es wurde eine rechteckige Aufgabe Richtung Norden und Westen gestellt, mit dem dritten Leg genau gegen den Wind.
Nach einem turbulenten Schlepp traf ich Wolfi Siess, Jonny, Philippe Michaud, Davis und einige andere am Startradius. Wir schossen unter den Wolken dahin und klickten die ersten beide Wendepunkte recht schnell ab. Danach drehte der Wind Richtung West und blies uns ins Gesicht, eine Abschattung über der dritten Wende verlangsamte und, einige Piloten landeten.
Als wir endlich die dritte Wende nehmen konnten (die Jonny leider knapp verpasst hatte), war eine gute Phase gerade zu Ende, so dass unser kleiner Pulk von mittlerweile nur noch sieben Piloten in den Überlebensmodus überging. Eine Gruppe war uns vorausgeflogen, aber wir konnten sie nie ganz einholen. Manchmal passt das Timing des Tages einfach nicht perfekt!
Als die letzte Wende überstanden war und es mit Rückenwind Richtung Quest weiterging, fanden wir zusammen noch ein paar schwache Thermikblasen, in denen ich leichter Pilot am schnellsten aufsteigen und deshalb auch früher als die anderen abfliegen konnte.
Ich landete als 8. im Ziel, mein bisher bestes Tagesrgebnis in diesem Wettbewerb! Zac Majors gewann den Tag und flog fast eine Stunde schneller als ich um den Kurs, es gibt noch viel zu lernen!

24. April 2019 - 109 km Green Swamp
109 km um den großen „Green Swamp“, den grünen Sumpf voller Alligatoren, sollte ein leichtes sein, wenn wir Wolken und das vorhergesagte gute Steigen gehabt hätten. Leider fand ich erst nach der halben Strecke Wolken und gutes Steigen vor, bis dahin war es ein Kampf, denn ich fand stärkeres Sinken in großen Bereichen als Steigen.
Irgendwie konnte ich mich doch noch um die komplette Strecke mogeln und flog abends als letzte ins Ziel. Wenigstens keinen Drachen auf-und abbauen heute!
Jonny Durand gewann den Tag, es gibt jedoch Diskussionen, weil die Aufgabe verändert wurde, nachdem das Pilotenbriefing schon gelaufen war, und zwei Piloten den neuen Wendepunkt nicht mitbekommen haben.
Es war auf jeden Fall ein sicherer Flug, denn wir hatten die ganze Strecke über genug Landefelder in Reichweite. Sehr gutes Training für die WM im nächsten Jahr!
Corinna

23. April 2019 - 100 km um 4 WP

Die Frage des Tages war, in welche Richtung wir schleppen würden. Anfangs sah der Wind nach leichtem Südost aus, obwohl ONO vorhergesagt war. Wir beschlossen, dem Südost zu trauen, doch schon nach kurzer Zeit kamen deutliche Rückenwindphasen auf. Da ich im Safety Komitee bin, sprachen mich mehrere Piloten mit ihren Bedenken an, also forderten wir nach Absprache mit Jeremy, dem Safety Director, den Organisator auf, die Schlepprichtung zu ändern. Es sollte sich zeigen, dass der Schlepp Richtung Osten die deutlich sicherere Entscheidung war, alle kamen gut in die Luft, ich war erleichtert!Ich liess mir Zeit bis kurz vorm Start um zu entscheiden, ob ich fliegen kann - ich fühlte mich gut, und da ich im Gurtzeug auf dem Bauch liege, drückt es während des Fluges nicht auf die Bisse am Rücken! Bobby setzte mich an einer Stelle ab, wo ich leider nicht Wegsteigen konnte, aber ich erreichte den Bart, der unser Ticket für den Kurs werden sollte. Zusammen mit Zippy, Nene Rotor und Söhnen, Jonny Durand und weiteren Toppiloten gingen wir auf Kurs. Wieder war es blau, das Steigen war recht weit auseinander, und es gab saftiges Sinken dazwischen. Zweimal war ich fast mehr in der Wiese als in der Luft, aber beide Male haben mich ein paar Glücksgeier gerettet! Obwohl ich den Drachen eigentlich nur in die Thermik stellte und dann fliegen liess, konnte ich tatsächlich die meiste Strecke mithalten. Natürlich half es mir sehr, dass ich wirklich schnell steige mit geringer Flächenbelastung, und dass die Topleute nicht die letzte Höhe auskreisen, so dass Jonny und Phil oftmals vor mir abflogen und mich dann in die nächste Thermik lockten. Erst 5km vor Ziel dachte ich, game over. Ich hab eine wirklich schlechte Spur erwischt, und obwohl Quest zum Greifen nahe war, wäre ich nicht mehr über die Bäume gekommen. Zum Glück bin ich dem richtigen Vogel gefolgt, der mir ein paar Meter mehr gezeigt hat, so dass es gereicht hat. Klar, die letzten 4km gab es nur noch Steigen - Murphy´s law! Nach einer guten Landung war ich sehr ko und freute mich, dass sofort Leute kamen, um meinen Gurt zum Auto zu bringen und den Drachen für morgen zu vertauen. Der große Vorteil, wenn man hier in Ziel fliegt - man muss am nächsten Tag nicht aufbauen! Ich kann noch nicht glauben, dass ich in meinem Zustand in die Top 10 geflogen bin - ich kann mich nur wirklich für alle Hilfe bei den anderen Piloten und vor allem auch der wunderbaren Bodencrew bedanken! Und natürlich bei denjenigen, die dieses tolle, neue RX Pro - Segel genäht haben - ich war heute bei etwa 85% Kraft und konnte meinen Flügel trotzdem sicher ins Ziel schaukeln!

22. April 2019 - 105 km um 3 WPG
Gestern musste ich leider einen Tag pausieren. Nachdem ich in der Nacht von Schüttelfrost, Fieber und Muskelschmerzen geplagt wurde, habe ich am Morgen zwei merkwürdige Stellen auf meinem Rücken entdeckt, die extrem weh taten. Ich dachte erst, ich bekomm eine Grippe, aber als die Stellen am Rücken immer mehr weh taten, bin ich zu Raul Guerra, einem Doc aus Ecuador, gegangen. Er meinte, es sähe aus wie Spinnenbisse! Ohne weitere Erklärungen meinten die meisten Leute hier, das könnten wirklich Spinnenbisse sein, und es sei besser, gleich in eine Klinik zu fahren.Ich hatte zwar meinen Drachen aufgebaut, aber jedesmal, wenn ich aufstand, war mir schwindelig, und ich hatte keine Kraft. Also Tag für mich over und in eine Klinik. Die erste Anlaufstelle meinte, sie hätten 4-5 Stunden Wartezeit, da ich kein „Notfall“ sei. Die zweite Praxis meinte, ich sollte in die Notaufnahme ins Krankenhaus fahren. Dort hab ich dann geschlagene zwei Stunden gewartet, Schmerzen gelitten, bis ich endlich drankam, und die Ärzte mir dann nochmehr Schmerzen zufügten. Sie konnten sich nicht einigen, was genau es war, aber sie schlossen Spinne aus, weil es in Florida angeblich keine Giftspinnen gäbe. Hmm, aus erster Hand weiss ich, dass hier einiges herumspringt, was giftig ist. Aber ich hatte keine Energie, um mit den beiden zu diskutieren, also gab ich nach und nahm brav Antibiotika und antivirale Tabletten.Mein Teamkollege Kevin Dutt gewann den Tag und setzte sich an die erste Stelle des Wettbewerbs - er ist in Bestform! Es war kein leichter Tag, blau mit ca 1300m Arbeitshöhe, viele flogen mehr als 5 Stunden. Derweil hab ich 5 Stunden mit Krankenhauskram verbracht, als ich zu Hause ankam, flogen die ersten gerade ins Ziel! Selbst in einer Apotheke wartet man mindestens eine halbe Stunde, bis sie die Rezepte bearbeitet haben… Wenigstens konnte ich letzte Nacht besser schlafen und habe die Infektion, oder was immer es ist, „ausgeschwitzt“. Heute morgen konnte ich wieder mit zum Flugplatz, auch wenn ich noch nicht sicher war, ob ich fliegen würde oder nicht.
Viele Grüße von Corinna

21. April - Ein neuer Wettbewerb
Kaum war ein Wettbewerb beendet, starteten wir mit neuem Wetter und neuer Aufgabe in den nächsten Wettbewerb, die Quest Air Nationals! Das ist Training wie für eine EM oder WM, 14 Tage Wettbewerb  am Stück ist die beste Vorbereitung auf die kommende WM.

Im Begrüßungsbriefing bin ich im Safety Committee geblieben - die vorgestellte Aufgabe von 100km um zwei Wendepunkte klang hervorragend, vor allem, weil die Basis deutlich höher und dafür der Wind geringer sein sollte. Fast das gesamte Feld von nurmehr 40 Piloten startete mit der ersten Zeit um 14.00 Uhr. Da wir im Blauen flogen, blieben wir in einem Führungspulk von etwa 20 Piloten bis ins Ziel zusammen! Ich landete nur 3 Minuten nach dem schnellsten Piloten, meinem Teamkollegen Kevin Dutt. Weil John Simon sechs Leading Point mehr als Kevin bekam, gewann er den Tag knapp vor Kevin. Ich bin froh, mit einem Ergebnis über 900 Punkte in den nächsten Wettbewerb gestartet zu sein!

Die Aufgabe führte uns mit Seiten-Rückenwind nach Süden bis kurz vor Avon Park, dann ein letztes Gegenwindeg nach Norden zum Flugplatz von Wales. Es gab ein spannendes Finish, denn drei Führungspiloten, unter anderem Jonny Durand, flogen zu tief ab für den starken Gegenwind und mussten nochmal aufdrehen, deshalb konnten wir sie im Zielanflug überholen. Manchmal hilft es, auf Sicherheit zu bauen und ein paar Kreise mehr zu drehen, wie ich es meistens mache… heute war einer dieser seltenen Tage!

Die Woche verspricht, jeden Tag ein Flugtag zu werden, ich berichte weiter!
Viele Grüße von Corinna