Text Benedikt Liebermeister, Fotos Ewa Korneluk
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Konstruktive, harmonische Tagung im oberbayerischen Lenggries
Lenggries, besser das Brauneck, ist der Ausgangspunkt für einen Klassiker in den Bayerischen Alpen. Das Karwendeldreieck. Früher allein den Drachen vorbehalten, wird es seit den späten 90iger Jahren auch regelmäßig von Gleitschirmen geflogen. Die Route: vom Brauneck über die Jachenau ins Karwendel. An Mittenwald vorbei nach Seefeld, die Nordkette über Innsbruck zum Achensee. Ab hier wird es schwierig, meist gegen Nordwind zurück ins Isartal, abgerundet mit einem Schlenker zum Blomberg. 120 bis 130 Kilometer in atemberaubender Landschaft liegen dann hinter dem glücklichen XC-Piloten.
Deshalb ist Lenggries eine würdige Location für die DHV-Jahrestagung. Zu Beginn die Ehrung der erfolgreichen Nationalmannschaften.
Tim Grabowski errang bei der WM der Starren in Mazedonien die Silbermedaille, ebenso das deutsche Team und sein Teamkollege Robert Bernat holte Bronze. Robert war vor Jahren schon Mitglied in der GS-Nationalmannschaft.
Auch die Gleitschirmflieger ließen sich nicht lumpen, Torsten Siegel gewann in Portugal den Titel des Vizeeuropameisters. Da wäre noch viel mehr drin gewesen. Ferdinand Vogel lag bis zum letzten Tag auf Platz eins und rutschte unglücklich auf den Vierten ab.
Der DHV-Vorsitzende Charlie Jöst eröffnete den offiziellen Teil der DHV-Jahrestagung. Klaus Tretter von den Lenggrieser Gleitschirmfliegern und Bürgermeister Werner Weindl begrüßten die Delegierten. 30jähriges Clubjubiläum und Brauneck als Flieger-Hotspot sprechen für sich.
Wenn schon Lenggries, dann richtig: Schuhplattln als Einstimmung auf die Versammlung. Das Publikum zollte begeistert Beifall.
Der offizielle Teil begann mit der Feststellung der Regularien. Die Versammlung war beschlussfähig, die Tagesordnung wurde angenommen, das Protokoll 2017 genehmigt und Petra Aichele zur Protokollführerin gewählt. Da die Delegierten im Vorfeld schriftliche Tätigkeitsberichte erhalten haben, hoben die Vorstände, die ihre Tätigkeit rein ehrenamtlich ausüben, nur die Besonderheiten hervor.
„Rekordbesuch bei den Regionalversammlungen“, zeigte sich der Vorsitzende Charlie Jöst erfreut. Das interessante Vortragsprogramm sowie die erfolgreiche Werbung im Vorfeld seien dafür verantwortlich. Gelungen war unter anderem die Diskussionsrunde mit Moderator Björn Klassen. Auf seine Frage „Warum der DHV der weltweit größte Verband sei“, habe er länger nachgedacht. Wesentlich dazu beigetragen habe die Trennung von Vorsitz und Geschäftsführung, die Beibehaltung der Musterprüfpflicht sowie die konsequente Ausrichtung des DHV als Pilotenverband.
Der Sommer 2018 war der heißeste seit Wetteraufzeichnung, gibt Geschäftsführer Robin Frieß zu bedenken. Klimawandel sei nicht zu leugnen, Starkwindböen im Flachland können die Regel werden. Der DHV stellt diesbezüglich Forschungen an. Delegiertengeschenk war ein Cutmesser. Mehrere tragische, tödliche Unfälle in der Brandung beim Küstensoaren setzten ein alarmierendes Signal. „Meidet nassen Sand“, gab Robin Frieß den Delegierten mit auf den Weg. Außerdem bat er die Piloten, ehrlich den eigenen Könnensstand zu hinterfragen und dementsprechend die fliegerischen Ziele zu setzen.
„Der neue, das bin ich“, stellt sich der zweite Vorsitzende Bernd Böing vor. Sein erster offizieller Termin war ein Münzwettbewerb des Bundesverwaltungsamt für Münzen. Aus drei Entwürfen wurde die nächste 10 Euro Sammlermünze zum Thema „Luft bewegt“ ausgewählt. Bernd Böing hatte das Motiv Drachen mit Gleitschirm bevorzugt, durchgesetzt hat sich Gleitschirm in alpiner Kulisse. Ein exquisites Sammlerstück. Im April 2019 erhältlich, Details dazu im Info 215. Traditionell ist der zweite Vorstand der Jugend verbunden und er bat Jonas Böttcher die DHV-Jugend Events 2018 vorzustellen. Auch Windentechnik liegt ihm am Herzen, zusammen mit Windenexperte Andi Schoepke erläuterte er die neueste Entwicklung.
„Gelände braucht unser Sport“, fordert Sicherheits- und Geländevorstand Roland Börschel. Deshalb lobt der DHV 20.000 Euro Zulassungsprämie aus. Außerdem fördert der Verband die Zulassung von Elektrowinden, dort läge die sichere Zukunft des Windenschlepps, betonte der Vorstand. Gute Nachrichten bei der Geländesanierung. An der Hochries und am Tegelberg haben die Vereine gemeinsam mit der Bergbahn hervorragende und vor allem nachhaltige Arbeit geleistet. Rettungsgeräte garantieren Sicherheit. Doch nur wenn die Rettung geworfen wird und sie groß genug ist, gab Roland Börschel zu Bedenken.
Ausbildungsvorstand Peter Cröniger hebt die erfreuliche Entwicklung im Gleitschirmsport hervor. Tagesaktuell 2000 neue A-Scheine in 2018. Doch leider stehen dem auch gut 1.500 Kündigungen entgegen. „Hier müssen wir tätig werden“, forderte er, „das Werkzeug heißt Aus- und Fortbildung“. Spannend war die Fluglehrerfortbildung in diesem Jahr. Der Mental-Workshop mit einer jungen Psychologin und zum Teil alteingesessenen Fluglehrern war extrem produktiv. Start- und Landetraining ist essentiell und könnte auch die Geländeproblematik entschärfen.
„Früher war die Devise: Mangelndes Training wird durch Wahnsinn ersetzt. Doch die aktuelle Mitgliederumfrage zeigt, dass Fortbildung und Training immer häufiger angenommen werden“, stellte Sicherheitsreferent Karl Slezak fest. Er freute sich, die Rangliste der drei besten Flugschulen Deutschlands vorzustellen: Freiraum, Pappus, Paragliding Westerwald.
Sportvorstand Klaus Tretter stellte die Jahr für Jahr erfolgreiche Arbeit der Teamchefs Regina Glas und Harry Buntz heraus. Zu erwähnen ist auch Konrad Lüders, der mit viel Engagement die Drachenliga organisiert. Gerade hier ist viel Unterstützung notwendig. Die sportlichen Erfolge sprechen für sich, die Gleitschirm- und Drachensportler sind international gut aufgestellt.
Re-Akkreditierung war 2018 das große Thema in der DHV-Musterprüfstelle. „Sechs Tage waren die DAkks-Prüfer im Haus, die Audits sind durch und bestanden“, zog Technikvorstand Dieter Münchmeyer Bilanz. Die zweite deutsche Musterprüfstelle EAPR hat die Akkreditierung nicht verlängert und musste die Zulassung nach LTF am 1.8.2018 einstellen. „Hersteller teilen dem DHV mit: Wir kommen zu euch, nicht weil ihr die Norm so auslegt, sondern obwohl ihr sie so auslegt“, schloss der Technikvorstand seinen Bericht ab.
Finanzvorstand Dirk Aue stellte das Geschäftsjahr 2017 vor. Rund 51.000 Euro Unterschuss, bei 95.000 Euro genehmigtem Verlust ein erfreuliches Ergebnis. Die neue Geschäftsstelle wird sich in etwa 17 Jahren durch Einsparung der Raumkosten amortisiert haben. Eine Punktlandung auch bei den Baukosten, die Planung wurde nur um 0,86 % überschritten. Ausblick: Die Hochrechnung für 2018 (Stand 9/2018) ergibt einen Gewinn von ca. 16.000 Euro.
Die Kassenprüfer Andrea Hermesdorf und Henry Maek gaben einen ausführlichen Prüfbericht ab. Uneingeschränkt empfahlen sie die Entlastung des Vorstands. Die anschließende Aussprache war offen und lebhaft. Die Delegierten leisteten daraufhin der Empfehlung der Kassenprüfer einstimmig Folge. Die Kasse 2018 prüft Andrea Hermesdorf unterstützt von Erhard Diedrich.
Einstimmig bestätigten die Delegierten Charlie Jöst als 1. Vorsitzenden. Auch der Sportvorstand stand zur Wahl, Klaus Tretter wurde ebenso einstimmig wiedergewählt.
Mit einer Gegenstimme genehmigten die Delegierten den Wirtschaftsplan 2019, der 50.000 Euro Gewinn ausweist.
Ort der Hauptversammlung 2019: am 30.11. Gunzenhausen in Bayern. 2020 wird die JHV in Sasbachwalden stattfinden.
Konstruktiv und intensiv tagten der Vorstand und die Delegierten, verdient war der Sturm aufs reichhaltige Buffet. Gestärkt waren sie bereit für die DHV-Party mit Open End. Top Act war die Band Reverend Lovejoy mit Sicherheitsreferent Karl Slezak.
