Deutscher Hängegleiterverband e.V.

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Buzz Z6 ML

Sicherheitsklasse 4
Buzz Z6 ML

Bewertung Extremflugverhalten

Sicherheitsklasse 1 Sicherheitsklasse 2 Sicherheitsklasse 3 Sicherheitsklasse 4 Sicherheitsklasse 5
Seitliche Einklapper
Wegdrehen
Vorschießen
Höhenverlust
Sinkgeschwindigkeit
Gegenklapper
Verhänger
G-Last
Frontale Einklapper
Drehung
Geschwindigkeit (Öffnungsverhalten)
Piloteneingriff (Öffnungsverhalten)
Verhänger
Höhenverlust
Sinkgeschwindigkeit
Steilspirale
G-Last
Vsink nach 720°
Vsink maximal
Verhalten nach Freigeben der Bremsen
Nachdrehen
Höhenverlust für Ausleitung
Sicherheitsklasse 4
Pilotenanforderung:
Fähigkeit, Störungen im Ansatz zu erkennen, durch gezielte Reaktionen zu verhindern, bzw. deren Auswirkungen zu minimieren.
Fortgeschrittene Flugerfahrung.

Beschreibung Geräteverhalten

Startvorbereitungen: anspruchsvoll
Startverhalten: ausgewogen, gleichmäßiges Steigen, kein Führen erforderlich, gutes Feedback in der Aufziehphase, geringes Abfangen erforderlich, verlangsamt vor dem Scheitelpunkt, einfache Kontrollphase, geringe Geschwindigkeit
Seitliche Einklapper: Gerät klappt flächentief, moderate Dynamik, Wegdrehen insgesamt 90°-180°, (1), , deutliches Vorschießen 60°-75° (4), großer Höhenverlust 40-49 m (3), geringe Sinkgeschwindigkeit 10-14 m/s, (1), , , G-Last < 2,5 G, (1)
Frontale Einklapper: Gerät klappt flächentief, deutliches Abkippen 45-60°, mäßiges Vornicken 30-45°, moderate Dynamik, keine Drehung, (1), , symmetrische Wiederöffnung, , , sofortiges Anfahren, , sehr geringer Höhenverlust 20-29 m, (1), sehr geringe Sinkgeschwindigkeit < 10 m/s, (1)
Steilspirale: schnelle Steigerung von Vsink, hohe G-Last 4-4, 5 G, (3), Vsink nach 720° < 14 m/s, (1), Vsink max. hohe Sinkgeschwindigkeit < 22 m/s, (3), Nach Freigeben der Bremsen, Erhöhung Vsink < 3 m/s, (1), Nachdrehen insgesamt 90°-180°, (1), Höhenverlust für Ausleitung gering < 30 m, (1)
B-Leinen-Stall: normaler Kraftaufwand, mäßiges Abkippen 15°-30°, mäßiges Vornicken 15°-30°, stabile Sinkphase, , , verzögertes Anfahren, < 3 s, 6-8 m/s, Höhenverlust bei Ausleitung < 20 m
Ohren anlegen: Einleitung einfach, ruhige Flugphase, , , aktive Ausleitung erforderlich, Vsink unbeschleunigt 2,5-3 m/s, Vsink beschleunigt 3,5-4 m/s, Vunbeschleunigt 0-3 km/h geringer als Vtrimm, Vbeschleunigt 3-5 km/h höher als Vtrimm
Steuerverhalten: ausgewogen bis wendig, Steuerweg 80 cm, Steuerdruckzunahme spürbar, Abriss erfolgt nach längerer, deutlich spürbarer Ankündigung

Bemerkung

Startvorbereitung:

Die Startvorbereitungen des OZONE Buzz Z6 SM waren für einen Low-B Schirm anspruchsvoll.
Der Schirm wies eine fast komplette unummantelte Beleinung auf. Hinzu kam dass die A und C Ebene sowie die Galerieleinen die gleiche Farbe Rot besaßen. Dies erschwert gerade Wenigfliegern und Einsteigern die Übersicht. Die dünnen Galerieleinen neigten ebenfalls zum Verdrillen und Verknoten. Ohne penible Sortierarbeit kam es bei den Testflügen immer zu kleinen Leinenverknotungen. Die B-Ebene ist beim Schirm durch ummantelte Leinen in blauer Farbe gekennzeichnet. Die Brems-Stammleinen sind im unteren Teil ebenfalls ummantelt in der Farbe Gelb. Im oberen Teil der Stammleine sowie in den Galerieleinen sind wieder unummantelte Leinen in der Farbe Rot verbaut.

Start:

Das Startverhalten war einfach. Die Kappe benötigte nur wenig Impuls, um spurtreu und selbstständig ohne Verzögerung über den Piloten zu steigen. Im Zenit musste die Kappe leicht abgefangen werden. Die Abhebegeschwindigkeit war spürbar gering. Das Feedback der Kappe zum Steigvorgang war gut zu interpretieren.

Seitliche Einklapper:

Das Einklappverhalten des Ozone BuzzZ6 ML war sehr weich. Der Schirm ließ sich leicht an die Messfeldobergrenze klappen. Sehr steile Einklapptiefen kamen in der Simulation nicht vor. Je höher die Einleitungskraft, desto flächentiefer wurden die Einklapper. In Spannweitenrichtung wurden sie kaum größer. Impulsiv eingeleitete Einklapper öffneten zu Beginn Zelle für Zelle und im Stabilobereich impulsiv ohne Dynamikgenerierung. Der Schirm hatte seine Knicklinie beschleunigt sowie unbeschleunigt markant auf der Höhe des in der Mitte liegenden Spannbandes. Dies dämpfte die Dynamik der seitlichen Einklapper.
Unbeschleunigt nickte der Schirm nach simulierten Einklappern maximal 60° mit moderater Dynamik vor. Somit lag er deutlich an der Grenze zur nächst höheren SafetyClass 4. Der Schirm war nach 135° Wegdrehen komplett geöffnet. Danach drehte der Schirm offen noch 45° weiter. Somit drehte der Schirm insgesamt maximal 180° weg. Der Höhenverlust lag unter 45 m.
Beschleunigt nickte der Schirm nach simulierten Einklappern maximal 65° mit moderater Dynamik vor. Somit lag er an der Untergrenze der SafetyClass 4. Der Schirm war nach 135° Wegdrehen komplett geöffnet und drehte danach noch 45° weiter. Insgesamt drehte der Schirm maximal 180° weg. Die Öffnung erfolgte bei beschleunigten Einklappern zügiger. Der Höhenverlust lag unter 40 m.
Die Öffnung erfolgte bei allen seitlichen Einklappern sanft Zelle für Zelle. Bei impulsiv eingeleiteten Einklappern öffnete ab und zu der letzte Teil im Stabilobereich impulsiv ohne Dynamikgenerierung.
Der Schirm ließ sich nach Einklappern mit der Steuerleine auf Kurs halten. Zum Stoppen der ersten Vornickbewegung war ein deutlicher Steuerleinenzug notwendig. Um mit einem 60 % gehaltenen Einklapper geradeaus zu fliegen, war ein moderater und konstanter Steuerleinenzug notwendig. Die Rolldämpfung war hoch. Obwohl sich am hintersten Tragegurt keine extra Griffe oder Schlaufen befanden, ließ er sich gut über diesen Tragegurt steuern sowie nach Einklappern auf Kurs halten.


Frontale Einklapper:

Unbeschleunigte Frontklapper öffneten bis zu einer Einklapptiefe von 50 % (so wie es in der Musterprüfung getestet wird) problemlos und gleichzeitig-zügig über die gesamte Spannweite. Hier lag der Höhenverlust bei nur 20m. Bei großen Frontklappern öffnete der Schirm ebenfalls zügig von der Mitte beginnend. Die Außenflügel blieben länger eingeklappt und dämpften das eher zügige Anfahren und Vornicken. Sobald die Mitte des Flügels geöffnet war, begann sich die Strömung wieder anzulegen und der Schirm ging schnell in den Flug zurück. Somit lag der Höhenverlust auch hier bei unter 30m.
Beschleunigte Frontklapper öffneten von der Mitte aus zuerst. Die Ohren öffneten minimal verzögert. Sobald die Mitte des Flügels geöffnet war begann sich die Strömung wieder anzulegen und der Schirm ging schnell in den Flug zurück. Somit lag der Höhenverlust bei maximal 30m.
Allgemein war das Frontklapperverhalten sehr gutmütig. Die Sinkwerte lagen unbeschleunigt und beschleunigt deutlich unter 10m/s.

Flug und Handling:

Hier machte die Flächenbelastung, anders als bei den anderen getesteten Schirmen, einen großen Unterschied:
Nach dem Abheben fiel bei 95 kg Startgewicht sofort der sehr geringe Steuerdruck auf. Dieser ermöglicht lange ermüdungsfreie Thermik- und Streckenflüge und vermittelt ein sehr angenehm ruhiges Fluggefühl. Piloten, die jedoch gern mal beherzt in die Steuerleinen greifen könnten dazu verleitet werden die Steuerleinen schnell einmal zu tief zu ziehen oder allgemein mit zu viel Steuerleinenzug zu fliegen. Die Drehfreudigkeit des Schirmes ist ausgewogen und der Schirm zeigte einen Flachdreher Charakter. Dennoch ließ sich der Schirm mit nur wenig Steuerweg zügig in die Kurve pilotieren. Schräglage verlangte noch etwas Gewichtsverlagerung. Der geringe Steuerdruck verleitete von Anfang an bei der Kurveneinleitung viel Steuerweg zu verwenden.
Bei 105 kg Startgewicht sah das Ganze deutlich anders aus. Die Steuerdrücke waren von Anfang an höher und der Schirm deutlich wendiger. Man benötigte auch viel weniger Steuerweg, was den Arbeitsbereich eher in den gewohnten, höheren Bereich verschob. Der Flachdreh-Charakter blieb, jedoch fiel es deutlich leichter, dem Schirm etwas Schräglage zu verleihen.
Der Schirm wies bei beiden Flächenbelastungen eine gute Rolldämpfung auf und blieb so bei langen Gleitstrecken spurtreu auf Kurs. Die Nickdämpfung fiel dafür deutlich geringer aus. Hier musste der Pilot des Öfteren minimal eingreifen, um leistungsmindernde Pendelbewegungen zu unterbinden. Thermik und Turbulenzen zeigte der Schirm sehr gut über die Tragegurte an. Trotz der erhöhten Nickbereitschaft zog der Schirm aktiv in Aufwinde hinein. Die Nickfreudigkeit bleib jedoch vor allem beim Thermikfliegen ein treuer Begleiter. In der Thermik selbst spürte man die gute Rolldämpfung was die Schräglagenkonstanz positiv beeinflusste. Der Beschleuniger war leichtgängig und effektiv. Die Beschleunigung erfolgte gefühlt nur mit Geschwindigkeitszunahme ohne starkes Graben. Der BuzzZ6 ließ sich gut über die hintere Ebene aktiv fliegen.

Strömungsabriss:

Bei 95 kg und bei 105 kg Startgewicht hatten die Steuerleinen einen Leerweg von 20 cm und einen effektiven Steuerweg von 80 cm.
Beidseitig zeigte der Schirm bei 95 kg einen beginnenden Strömungsabriss durch eine nur spürbare Steuerdruckzunahme zum Abriss hin an. Kurz vor dem Abriss nahm der Steuerdruck nicht noch zu. Er blieb konstant und der Abriss erfolgte mit leichter Verzögerung. Des Weiteren zeigte der Schirm einen Strömungsabriss visuell durch Abknicken der Außenflügel und somit durch ein Verbiegen an.
Bei 105 kg nahm der Steuerdruck sehr deutlich zu und wurde markant hart bevor die Strömung abriss. Nach dem Abriss ging der Steuerdruck beinahe komplett zurück. Zusätzlich verbog sich die Kappe. Hier zeigte sich der Schirm eine gute Strömungsabriss-Toleranu und gutmütiges Strömungsabriss-Verhalten.
Sackflug leitete der Schirm unabhängig von der Flächenbelastung selbstständig und durch einen geringen Nachlassimpuls der Steuerleinen aus. Allgemein erhöhte sich der Steuerdruck auf dem Weg zum Strömungsabriss bei 95 kg kaum, 105 kg sehr deutlich. Erst kurz vor dem Abriss kam es auch bei 95 kg zu einer deutlichen Erhöhung des Drucks. Die Strömung am Schirm riss am Außenflügel zu erst ab. Einseitig war der Effekt der geringen Steuerdruckerhöhung bei 95 kg noch deutlicher. Die Kombination von geringen Druck, frühes Abreißen im Außenflügel sowie verbiegen der Kappe benötigt in turbulenten Bedingungen einen Piloten ohne Drang zum tiefen Steuerleinen ziehen. Die ozonetypische hohe Strömungsabrisstoleranz der letzten Modelle war beim BuzzZ6 ML immernoch vorhanden, aber deutlich geringer ausgeprägt.

Steilspirale:

Mit gelöster Außenbremse ließ sich der Schirm gut in die Spirale pilotieren. Die Geschwindigkeitsaufnahme war langsam. War die Außenbremse zur Spiraleinleitung auf Zug, blieb der Schirm im steilen Kreisen und wollte nicht in die Spirale abkippen. Die Ausleitung erfolgte bei passivem Pilotenverhalten selbstständig und schnell. So drehte der Schirm bei 95 kg Startgewicht 120° nach, ohne dabei die Sinkgeschwindigkeit nach dem Freigeben der Steuerleinen zu erhöhen. Es erfolgte auch kein weiterer Höhenverlust. Der Schirm ging direkt in den Steilkreis über. Bei 105kg Startgewicht drehte der Schirm ebenfalls nur 120° nach und erhöhte die Sinkgeschwindigkeit nach dem Freigeben der Steuerleinen um weniger als 3m/s. Der Höhenverlust nach dem Freigeben lag bei weniger als 30m. Wie immer sollte die Spirale unter fachkundiger Anleitung erlernt und korrekt aktiv ein- und ausgeleitet werden.

Ohrenanlegen:

Die Ohren ließen sich problemlos anlegen. Die eingeklappten Flügelteile entleerten nur geringfügig. Allgemein blieben die Ohren sehr ruhig. Bei großen Ohren mussten die eingeklappten Flügelteile aktiv vom Piloten geöffnet werden.

B-Stall:

Problemlos

Fullstall:

Der Schirm begann zuerst am Außenflügel mit dem Strömungsabriss. Dies führte zu einem leichten Verbiegen beim Abriss. Mit dem Schirm konnte ein Einsteiger-Stall problemlos geflogen werden. Der Flyback war einfach zu finden und gut zu halten. Ein leichter Freigabeimpuls der Steuerleinen ließ den Schirm wieder in den Normalflug übergehen, ohne dabei die Steuerleinen vollständig freigeben zu müssen.

Bewertung

Sicherheitsklasse 4

Gleitschirme dieser Klasse zeigen ein anspruchsvolles Verhalten bei einem oder mehreren der getesteten Flugmanöver: seitliche Einklapper, frontale Einklapper, Steilspirale.
Anspruchsvoll heißt, dass die Reaktionen des Gerätes bei den betreffenden Manövern mit großer Dynamik erfolgen und/oder einen großen Höhenverlust verursachen.

Es werden erhöhte Anforderungen an Geübtheit und Reaktionsschnelligkeit des Piloten gestellt. Die Grundtechniken zur richtigen Reaktion sind bei den betreffenden Manövern nicht mehr ausreichend um die Kontrolle zu behalten und größeren Höhenverlust oder kritische Folgereaktionen zu vermeiden. Der Pilot sollte über ausreichende Fähigkeiten verfügen, Störungen im Ansatz zu erkennen und diese durch schnelle und gezielte Reaktionen zu verhindern, bzw. deren Auswirkungen zu minimieren.

Die sichere Handhabung des Gleitschirms verlangt fortgeschrittene Flugerfahrung und regelmäßiges, zusätzliches Training, wie Groundhandling und Sicherheitstraining. Die Abstiegshilfen können teilweise Fähigkeiten verlangen, die über das Beherrschen der Standardtechniken hinaus gehen und spezielles Training erfordern. Gleitschirme dieser Klasse sind für Einsteiger und Wenigflieger nicht geeignet.