Deutscher Hängegleiterverband e.V.

Geräteportal

PAPILLON Bodyguard 7

Sicherheitsklasse 2
PAPILLON Bodyguard 7

Bewertung Extremflugverhalten

Sicherheitsklasse 1 Sicherheitsklasse 2 Sicherheitsklasse 3 Sicherheitsklasse 4 Sicherheitsklasse 5
Seitliche Einklapper
Wegdrehen
Vorschießen
Höhenverlust
Sinkgeschwindigkeit
Gegenklapper
Verhänger
G-Last
Frontale Einklapper
Drehung
Geschwindigkeit (Öffnungsverhalten)
Piloteneingriff (Öffnungsverhalten)
Verhänger
Höhenverlust
Sinkgeschwindigkeit
Steilspirale
G-Last
Vsink nach 720°
Vsink maximal
Verhalten nach Freigeben der Bremsen
Nachdrehen
Höhenverlust für Ausleitung
Sicherheitsklasse 2
Pilotenanforderung:
Fähigkeiten, die in der Flugausbildung vermittelt werden.
Flugerfahrung nach Ausbildungsende.

Beschreibung Geräteverhalten

Startvorbereitungen: einfach
Startverhalten: ausgewogen, verzögertes Steigen, leichtes Führen erforderlich, gutes Feedback in der Aufziehphase, geringes Abfangen erforderlich, verlangsamt vor dem Scheitelpunkt, einfache Kontrollphase, geringe Geschwindigkeit
Seitliche Einklapper: Gerät klappt nicht flächentief, Einklapper mit geringer Dynamik, Wegdrehen insgesamt 90°-180°, (1), moderates Wegdrehen, mäßiges Vorschießen 45°-60° (2), mäßiger Höhenverlust 30-39 m, (2), geringe Sinkgeschwindigkeit 10-14 m/s, (1), , , G-Last < 2,5 G, (1)
Frontale Einklapper: Gerät klappt flächentief, mäßiges Abkippen 30-45°, geringes Vornicken < 30°, geringe Dynamik, keine Drehung, (1), , symmetrische Wiederöffnung, , , sofortiges Anfahren, , mäßiger Höhenverlust 30-39 m, (2), geringe Sinkgeschwindigkeit 10-14 m/s, (1)
Steilspirale: moderate Steigerung von Vsink, sehr geringe G-Last < 3 G, (1), Vsink nach 720° < 14 m/s, (1), Vsink max. mäßige Sinkgeschwindigkeit < 18 m/s, (2), Nach Freigeben der Bremsen, Erhöhung Vsink < 6 m/s, (2), Nachdrehen insgesamt 90°-180°, (1), Höhenverlust für Ausleitung mäßig 30-60 m, (2)
B-Leinen-Stall: normaler Kraftaufwand, mäßiges Abkippen 15°-30°, mäßiges Vornicken 15°-30°, stabile Sinkphase, , , sofortiges Anfahren, 6-8 m/s, Höhenverlust bei Ausleitung < 20 m
Ohren anlegen: Einleitung einfach, ruhige Flugphase, , , Ausleitung selbständig schnell, Vsink unbeschleunigt 2,5-3 m/s, Vsink beschleunigt 3,5-4 m/s, Vunbeschleunigt 0-3 km/h geringer als Vtrimm, Vbeschleunigt 3-5 km/h höher als Vtrimm
Steuerverhalten: ausgewogen, Steuerweg 75 cm, Steuerdruckzunahme sehr deutlich spürbar, Abriss erfolgt nach längerer, deutlich spürbarer Ankündigung

Bemerkung

Startvorbereitungen:

Die Startvorbereitungen waren sehr einfach. Die Tragegurte waren sehr übersichtlich. Durch die markierten Steuergriffe und Tragegurte in grün für rechts und rot für links war das Aufnehmen der Gurte gerade beim schirmzugewandten Einhängen sehr einfach. Die Leinen waren übersichtlich und leicht zu sortieren.

Start:

Beim Vorwärts- sowie Rückwärtsaufziehen benötigte der Schirm einen deutlichen Anfangsimpuls und kontinuierliches, leichtes Führen der A-Gurte bis zum Zenit. Am Ende der Steigphase neigte der Schirm dazu, stark zu verlangsamen, um ein Überschießen zu verhindern. Dies führte aber auch zu einem Hängenbleiben der Kappe. Dies musste vom Piloten durch aktives Führen verhindert werden. Die Stabilisierungs- und Kontrollphase war einfach. In der Beschleunigungsphase blieb der Schirm ebenfalls gerne etwas hinter dem Piloten. Hier sollte auf eine lineare Beschleunigung und Belastungszunahme geachtet werden, um die Startstrecke nicht zu stark zu verlängern.

Flug und Handling:

Der Papillon Bodyguard war gut gedämpft und die weiche Kappe machte einen stabilen Eindruck. Der Pilot erhielt dabei Feedback über Turbulenzen oder Steigen über die Tragegurte und Steuerleinen. Gerade die Tragegurte zeigten Luftbewegungen deutlich an. Der Steuerdruck war moderat und nahm zum Abriss hin deutlich zu. Das Handling über die Steuerleinen war gedämpft bis ausgewogen. Die Steuerleinen erzeugten bei Zug sehr viel Auftrieb. Bei einseitigem Ziehen führte dies zu einem Hebeln im Gurtzeug, was zu einer Körpergewichtsverlagerung auf die Kurvenaußenseite führte. Hier sollte zur Kurvensteuerung das Körpergewicht immer mit auf die gewünschte Kurvenseite verlagert werden.

Seitlicher Einklapper:

Unbeschleunigt zeigte der Schirm unspektakuläre Reaktionen auf seitliche Einklapper. In der Simulation war die Hinterkante sehr stabil. Bei simulierten Einklappern war die Knicklinie stets beim in der Mitte liegenden Spannband. Die Hinterkante blieb lange gefüllt, bzw. füllte sich sehr rasch wieder. Dies senkte die Dynamik der Reaktionen deutlich. Mit Spezialtechnik (zwei Hände) waren flächentiefe Einklapper an die Messfeldobergrenze und steiler Knicklinie möglich. Auch hier blieben die Reaktionen im Rahmen der Safety Class 2. Der Schirm klappte weich und war meist sanft nach weniger als 90° Wegdrehen wieder komplett geöffnet. Insgesamt drehte der Schirm weniger als 180° weg.
Beschleunigt zeigte der Schirm ähnliche Reaktionen auf seitliche Einklapper. Das Vornicken und Wegdrehen erfolgte schneller und die geklappte Fläche war erst wieder nach 120° geöffnet. Insgesamt drehte der Schirm maximal 180° weg.
Der Schirm ließ sich einfach mit der Steuerleine nach dem Klappen stabilisieren und auf Kurs halten. Auch eine Reaktion mit dem hinteren Tragegurt war gut möglich.

Frontaler Einklapper:

Unbeschleunigt und beschleunigt zeigte der Schirm sehr gutmütige Reaktionen auf frontale Einklapper. Auch hier war die Knicklinie der Einklapper stets in der Nähe des Spannbandes. Der hintere Teil der Kappe blieb lange gefüllt. Bei flächentiefen Einklappern war die Hinterkante sehr schnell wieder gefüllt. Dies sorgte für einen schnellen Übergang in den Normalflug. Bei 100 % Frontklapper öffnete meist die Mitte zuerst. Die Ohren folgten leicht verzögert.

Strömungsabriss:

Der Schirm besaß 12 cm Leerweg und einen effektiven Steuerweg von 75 cm. Der Steuerdruck war moderat und nahm zum Abriss hin deutlich zu. Vor dem Strömungsabriss erfolgte eine deutliche Druckerhöhung. Die Strömung riss gleichmäßig am ganzen Flügel ab. Hier zeigte der Schirm vor allem durch plötzlichen Druckabfall beginnenden Strömungsabriss. Beim asymmetrischen Strömungsabriss verhielt sich die Druckzu- und -abnahme ähnlich. Der Schirm kündigte den Strömungsabriss zusätzlich mit einem Verbiegen der Kappe vom Außenflügel beginnend an.

B-Stall:

Problemlos

Ohrenanlegen:

Problemlos

Steilspirale:

Der Schirm erreichte für seine Klasse eher hohe Fliehkräfte. Bei passiver Pilotenhaltung, bei der das Körpergewicht in der Spirale nach außen gedrückt wird, leitete der Schirm innerhalb von 180° nach dem Freigeben der Bremsen aus. SAT Spirale war möglich.

Fullstall:

Strömungsabriss ohne Wicklung schwer erfliegbar. Abrissankündigung kurz und ohne Verbiegen des Schirmes.
Für Fullstall keine Spezialtechnik nötig. Auf Grund langer Steuerwege war ein Wickeln der Bremsleinen empfehlenswert.
Ruhige Rückwärtsflugphase möglich - Steuerleinenhaltung dafür bei einem Gleitschirm dieser Klasse weit oben.

Bewertung

Sicherheitsklasse 2

Gleitschirme dieser Klasse zeigen ein einfaches Verhalten bei den getesteten Flugmanövern: seitliche Einklapper, frontale Einklapper, Steilspirale.
Einfach heißt, dass die Reaktionen des Gerätes bei den betreffenden Manövern mit moderater Dynamik erfolgen und/oder einen mäßigen Höhenverlust verursachen.

Piloten, welche die Grundtechniken zur richtigen Reaktion bei den betreffenden Manövern erlernt haben und beherrschen, sollten in der Lage sein, die Kontrolle zu behalten und den Höhenverlust zu begrenzen. Bei Geräten dieser Klasse sind normalerweise keine kritischen Folgereaktionen zu erwarten, die besonders schnelle und gezielte Piloteneingriffe erfordern würden.

Die sichere Handhabung des Gleitschirms verlangt die normalen Kenntnisse und Fähigkeiten, wie sie in der Flugausbildung vermittelt werden. Die Abstiegshilfen sind mit den üblichen Standardtechniken ohne Besonderheiten durchführbar. Weil es auch bei Gleitschirmen mit einfachem Extremflugverhalten im Einzelfall zu dynamischeren Reaktionen kommen kann, ist zusätzliches Training, wie Groundhandling und Sicherheitstraining, empfehlenswert.