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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Hanggliding Challenge 2019 in Greifenburg

Bericht von Valentin Panzenböck:
Fotos: Valentin Panzenböck

Hanggliding Challenge 2019

Steck Dir ein Ziel und erreiche es

Vor acht Wochen habe ich mir das Sprungbein beim Klettern gebrochen, Fliegen ist für die nächsten Monate nicht möglich und die diesjährige Challenge leider auch nicht. Meine Pläne ändern sich mit einem Anruf von Tilo.

Tilo: Servus Valentin bist dieses Jahr wieder dabei?
Ich: Leider nein, bin verletzt muss auf nächstes Jahr warten.
Tilo: Ist doch egal. Kannst ja einfach so vorbeikommen und den Rückholer machen.
Ich: Ich denk darüber nach.

Ich überlegte nicht lange. Da ich sowieso im Krankenstand bin, habe ich Zeit und nur der Gedanke löst Erinnerungen an die letzten zwei Male aus. Noch nie zuvor hatte ich bei einem Bewerb so viel Spaß, Freude, tolle Gespräche und nette Leute kennengelernt. Ich nehme Kontakt zu Regina auf und erkläre ihr meine Situation und frage nach, ob ich mithelfen kann. Natürlich gibt es immer etwas zu tun und somit ist die Reise fix.

Drachenflieger erkennt man immer
Die Challenge beginnt erst Montag abend, aber einen Tag früher anzureisen schadet nicht. Über die WhatsApp Gruppe habe ich schon eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Fabian hat sich bereit erklärt, mich mitzunehmen. Wir treffen uns das erste Mal an der Tankstelle. Schwer zu finden ist er nicht. Wie alle anderen Drachenflieger auffällig mit dem großen Paket auf dem Autodach. Man findet auf Anhieb ein gemeinsames Thema: Drachenfliegen. Alle möglichen Dinge werden besprochen, was fliegst du, wie lange, wie oft?  Fabian fliegt das erste Mal bei der Challenge mit. Er ist natürlich neugierig und ich kann ihm schon einiges erklären. Die Fahrt ist somit sehr kurz und unsere Vorfreude steigt mit jeder Minute. Am Campingplatz angekommen sind schon einige da. Kaum geht man Richtung Landeplatz, sieht man schon viele bekannte Gesichter und jedes Mal ist es eine Freude sich wieder zu sehen.

Die Challenge beginnt
Ich bekomme die Möglichkeit auch ohne Wertungsflug auf den Startplatz zu fahren und Höhenluft zu schnuppern. Für mich geht es zwar nicht über Startplatzhöhe, aber nur der Aufwind im Gesicht tut schon gut. Am Abend geht es für alle Piloten zur Einschreibung.  Wettbewerbsleiterin Regina begrüßt alle Teilnehmer und man sieht schon das Strahlen und die Vorfreude in ihrem Gesicht. Mit dabei sind 6 Frauen und 32 Männer. Das Team wird vorgestellt: Regina Glas (Teamchefin Drachennationalteam), Peter Cröniger (DHV-Ausbildungsvorstand), Markus Baisch (Deutscher Meister Starrflügel), Kajo Clauß (Flex-Nationalteam), Andreas Rieck (DHV-Auswerter), Blacky Schwarz (Akropilot aus Österreich), Carlo Baisch (Vater von Markus) und ich. Regina macht schnell klar, dass es hier vor allem um Freude am Fliegen und ums Lernen geht und sich jeder ein vernünftiges, erreichbares Ziel setzen sollte. Anschließend wird von Peter eine Einweisung für den Ausweichlandeplatz gemacht, da es am Campingplatz doch immer wieder eng werden kann. Danach folgt die Einweisung ins GPS: Erstellen eines Task's, eingeben der Wendepunkte usw. Jeder hilft jedem, einige kennen sich ja doch schon aus.

Hilfe über Landesgrenzen hinaus
Ganz kurzfristig kommt Toni, der Schweizer Liga-Chef für ein paar Tage vorbei, um das Challengekonzept kennenzulernen und mitzuhelfen. Er hat gleich einen Koffer Ersatzvarios dabei. Das zeigt den Zusammenhalt, wo Landesgrenzen einfach total in den Hintergrund rücken und Freundschaften gepflegt werden. 

Die Fahrt zum Startplatz ist einfach, entweder man fährt selbst oder man nimmt den Bus, der direkt vor dem Camp wegfährt und auch genügend Platz für Drachen hat. Je früher, umso gemütlicher ist das Aufbauen und man ist fertig, bevor die meisten oben ankommen. Spätestens um 11:30 sollte man präpariert sein, denn kurze Zeit später pfeift Regina zum Briefing.

Talquerungen gibt es heute nicht. Die Aufgabe ist so gesetzt, dass die Piloten sich nicht weit von Start- und Landeplatz entfernen müssen. So muss am ersten Tag keiner Angst haben vor einer Außenlandung oder langem Warten auf einen Rückholer. Vor allem die Streckenflugneulinge können ganz entspannt fliegen und trotzdem einige Kilometer hinter sich bringen. Geübtere Piloten können die Aufgabe auch zweimal fliegen, die schnellste Zeit zählt am Ende. Die Startzeit kann jeder selbst wählen und somit ist auch fürs Erste das Fliegen in großen Pulks nicht notwendig, für einige sicher angenehmer. Wer vor dem Start noch Fragen hat, egal welcher Art, kann sich darauf verlassen, dass diese beantwortet werden. 

Peters legendäre Videoanalyse
Fast alle Starts und Landungen werden gefilmt, um sie am Abend zu analysieren. Den Erzählungen zufolge waren die Bedingungen in der Luft sehr wechselhaft. Von sehr zerrissener Thermik mit wildem hin und her Geschaukel in den Einstiegshöhen, bis zu ruhigem Kurbeln etwas weiter oben war alles dabei. Am Abend gibt es die legendäre Videoanalyse mit Peter Cröniger. Dieser Part vor 3 Jahren hat meine Starts und Landungen um einiges sicherer gemacht. Peter ist eine richtige Koryphäe auf dem Gebiet und hat für nahezu jedes Problem oder Frage eine plausible Antwort parat. Besonders durch seine lockere Art und seinen Schmäh, schafft er es immer wieder in einer gemütlichen Atmosphäre wichtige Punkte in Sachen Sicherheit zu vermitteln. Alle die schon öfter dabei waren, können anhand der Videos feststellen, dass die Starts und Landungen sich wirklich im Gesamten sehr verbessert haben. 

Blackys positive Lebenseinstellung
Auch Corinna Schwiegershausen kommt vorbei, um gemeinsam mit den teilnehmenden Mädels zu fliegen. Die Wetterfrösche sagen bessere Bedingungen als am Vortag. Die Aufgabe wird heute etwas länger und es gibt zwei Startzeiten. Pulkfliegen ist angesagt. Mir hat es immer total Spass gemacht mit anderen zu kreisen. Klar, Aufmerksamkeit ist gefragt, aber in der Regel schaut jeder auf jeden und damit ist das Kreisen mit teils bis zu 15 anderen Drachen ein richtig tolles Gefühl. Es geht im Drautal hin und her mit Talquerung zum Weissensee. Alles mit großen Zylindern, so kann jeder den besten Weg für sich wählen. Der Einstieg ist nicht leicht, aber wer mal oben ist, hats einfacher. Diana musste sich erstmal tief ausgraben, aber sie schafft alle Wendepunkte und meistert auch die Talquerung. Sie jubelt im Ziel. Also kämpfen lohnt sich, vorbei ist es erst wenn man am Boden steht.

Nach dem Debriefing am Abend mit Markus und Kajo, hält Blacky einen kurzen Vortrag. Es geht darum mit Rückschlägen oder speziellen Situationen/Gefühlen fertig zu werden bzw. diese zu vermeiden. Im Schulungsraum wird danach noch fleißig diskutiert und von persönlichen Erfahrungen berichtet. 

Kaiserschmarrn oder Ente
Blackys Wetterbriefing: Hammerthermik, Basis über 4000. Markus grinst: Heute fliegen wir 130 km in die Dolomiten. Weltmeister Alex Ploner hat zum Kaiserschmarrn eingeladen, berichtet Regina. Ich blicke in erstaunte und auch entsetzte Gesichter. Kajo und Corinna erklären noch ganz genau, wo sich die wichtigen Bärte auf der Strecke. Susanne hat den Braten jedoch gerochen und glaubt an einen Witz. Denn wer sich den Wetterbericht genau angesehen hat, konnte erkennen, dass von sehr starkem Nordwind die Rede ist, der im Laufe des Nachmittags bis an den Talboden durchgreifen wird. Jetzt wird die richtige Aufgabe präsentiert: Freies Fliegen im Gleitwinkelbereich mit letzter Landung bis 14:30 Uhr. Jeder bekommt eine kleine Plastikente mit Windfähnchen dran und am Landeplatz wird ein kleines Plantschbecken in der Position aufgestellt. Das Entlein muss aus mindestens 100m Höhe über dem Becken abgeworfen werden. Der Abstand zum Becken wird in Schritten gemessen. Danach wird die Landeeinteilung und Landung bewertet. Man kann die Erleichterung und Freude im Gesicht der Piloten sehen. So wird aus einem nicht streckenflugtauglichen Tag doch noch ein richtig toller spannender Flug. Andreas bastelt dafür ein spezielles Auswertesystem und es gibt eine professionelle Ergebnisliste.

Während Markus und Kajo im Debriefing die besten Flüge der Vortage vergleichen, geben Toni, Regina und Corinna einer anderen Gruppe Tipps, wie man Thermik findet und richtig zentriert. Anschließend trifft man sich am Landeplatz zu einer Pilotenparty mit Freigetränken und Siegerehrung des Ententasks. Bis spät in die Nacht werden Erfahrungen ausgetauscht, Freundschaften geknüpft und verstärkt und das Wichtigste: viel gelacht.

Am letzten Tag verwehrt der starke Nordwind einen weiteren Flug und es geht zur Siegerehrung:

Tilo Düpmann gewinnt vor Wolfgang Tiefenbacher und Philipp Reis. Bei dem Frauen siegt Susanne Schönecker vor Midori Onuki und Diana Hasenfuß. Bester Junior auf Rang 6 ist David Baumgartner (18). Mehr Infos auf www.dhv.de/Piloteninfos/Wettbewerb/Drachen 

Fazit
In den letzten 3 Jahren Challenge habe ich in vielen Bereichen sehr viel dazu gelernt. Ich bin sowohl beim Starten, Landen als auch Fliegen sicherer geworden. Egal welches Detail man wissen will, man findet immer jemanden der einem helfen kann. An dieser Veranstaltung teilzunehmen kann ich wirklich sehr empfehlen. Egal wo das Können jedes einzelnen liegt, hier dabei zu sein ist immer wieder eine tolle Erfahrung, auch als Betreuer. Ich bin mit einer unbeschreiblichen Vorfreude Richtung Greifenburg gefahren und freue mich noch mehr auf das nächste Mal. Der Umgang miteinander, der Spass den man dabei hat, die entspannte Stimmung, das alles habe ich noch nie in einem anderen Bewerb so erlebt. Wenn man nach Hause fährt ist es jedesmal ein komisches Gefühl. Man fährt nicht nur weg von Freunden, vielmehr fühlt es sich fast wie eine Großfamilie an.

Valentin Panzenböck